Original von PLUS
Warum haben wir in D dann trotz des \"preissenkenden Effekt\" die höchsten Strompreise?
Sie haben noch immer nicht den Unterschied zwischen Börsenpreisen und Verbraucherpreisen verstanden. Hier mal eine Kurzbeschreibung zu den unterschiedlichen Kosten und Preisen in diesem Umfeld:
Stromgestehungskosten:
Das sind die Kosten die die erzeugte kWh unter Einberechnung aller Fix-
und variablen Kosten (ohne externe Kosten) tatsächlich kostet.
Grenzkosten:
Das sind nur die variablen Kosten zu denen jedes einzelne Kraftwerk den
Strom am Spotmarkt (Day-Ahead) anbietet.
Börsenpreis am Spotmarkt:
Dieser Preis bildet sich nach dem prognostizierten Verbrauch nach der
Merit-Order der für jedes Kraftwerk gemeldeten Grenzkosten.
Börsenpreis am Terminmarkt:
Dieser Preis entsteht aus dem spekulativen Handel der Teilnehmer am
Terminmarkt für einen bestimmten Zeitpunkt. Marktteilnehmer sind dabei
nicht nur Stromerzeuger und Stromversorger, sondern auch Banken und
andere Spekulanten.
Verbraucherpreis:
Die Stromversorger kaufen den Strom auf Termin und auch am Spotmarkt
ein. Daraus erzeugen sie mit den Netzkosten, Steuern und Abgaben einen
Preis für den Verbraucher. Dabei gibt es im Endverbrauchermarkt
sogenannte Marktverteidiger und Marktangreifer.
Die Marktverteidiger sind überwiegend die Grundversorger in einem
Versorgungsgebiet. Sie besorgen sich den Strom überwiegend über den
Terminmarkt verteilt über mehrere Jahre. In einem steigenden Markt ist
das ein gutes und sicheres Geschäft. Fällt jedoch der Markt dann haben
sie auf Termin die Energie zu teuer eingekauft. Sie versuchen dann mit
Preisgarantien und langen Vertragsbindungen diese hohen Preise
abzusichern.
Die Marktangreifer sind dagegen häufig reine Handelsunternehmen mit
geringen Kosten. Sie kaufen die Energie überwiegend am Spotmarkt,
und/oder mit kurzlaufenden Kontrakten am Terminmarkt. Dadurch haben sie
am Endverbrauchermarkt einen Vorteil und können diesen Vorteil zur
Gewinnung von neuen Kunden einsetzen. Dies tun sie einmal indem sie
kurzlaufende Stromverträge ohne Preisgarantie anbieten, und für
Neukunden auch noch Prämien und Boni zahlen. In den Vergleichslisten
findet man diese dann auch vorwiegen auf den vordersten Rängen. Ziel ist
es unter den ersten 5-10 zu sein. Der Kunde wählt dann nicht unbedingt
den günstigsten, sondern den günstigsten mit den passenden Bedingungen
wie Mindestlaufzeit, Kündigungsfrist, Bewertung.
Der Strommarkt ist derzeit sehr schwer für die Marktverteidiger. Sie
haben sich in den letzten Jahren den Strom zu teuer eingekauft. Durch
die steigende EEG-Einspeisung werden aber die Preise an der Börse nahezu
konstant gehalten. Und die Differenz zwischen Termin- und Spotmarkt
bleibt. So gibt es immer mehr Anbieter die in die Rolle des
Marktangreifers schlüpfen und neue günstige Tarife anbieten. Auch heute
kann man die kWh (ohne mtl. Grundkosten) für unter 18 ct/kWh kaufen. Wer
das nicht tut muss sich nicht über hohe Preise beschweren. Wettbewerb
entsteht nur durch regelmäßige Überprüfung der Angebot und Wechsel zu
Anbieter mit dem günstigsten Preis zu angemessenen Bedingungen.
Die Preise an der Strombörse sind nicht so unterschiedlich zwischen D und z.B. F, das Sie ja gerne als Beispiel bringen. Das können Sie regelmäßig an der EEX sehen wenn Sie die Gebietspreise betrachten. Dennoch gibt schon hier einen drastischen Unterschied. Während in D ein Wettbewerb durch eine Unzahl von Versorgern gibt, ist es in Frankreich das Unternehmen EdF das sowohl die Erzeugung als auch die Versorgung dominiert. Dabei ist es so, dass die Preisbildung für die Erzeugung nicht an der Börse nach Merit-order erfolgt, sondern vom Staat jedes Jahr festgelegt wird. Die Ausgangsbasis für die Verbraucherpreise in Frankreich ist als das Preisdiktat des Staates. Dies ist schlimm für EdF da damit auch der Gewinn limitiert ist. Deshalb beschwert sich EdF auch immer wieder darüber. In D ist der Gewinn bei der Erzeugung allein davon abhängig wo in der Merit-Order das Kraftwerk steht und wie welcher Preis für das teuerste produzierende Kraftwerk gilt.
Auf der Versorgerseite hat es EdF in Frankreich auch wieder leicht. EdF hat einen festgesetzten Erzeugerpreis, während in D der Strom überwiegend über den Terminmarkt abgewickelt wird. In der aktuellen Situation liegen die Preise am Terminmarkt regelmäßig über dem Sportmarkt, was auch logisch ist da über die Prämie das Risiko abgesichert ist. Diese Prämie schiebt sich der Verkäufer am Terminmarkt ein. Und schon hat wieder jemand mit verdient. Der Versorger hat jetzt seinen Strom am Terminmarkt eingekauft, jetzt muss er noch die Netzkosten drauf rechnen. Dadurch dass eis eine Vielzahl vomn Netzgebieten gibt kassiert jeder Netzbetreiber Zoll. Das ist bei EdF auch nicht so. Denen gehört auch noch das ganze Netz. Das reduziert erheblich die Kosten.
Ab diesem Punkt kommen dann die Steuern und Abgaben. Die Konzessionsabgabe ist wie die Netzgebühren nichts anderes als ein Zoll. Dazu wird von der Gemeinde nicht einmal eine Leistung erbracht. EdF hat wohl auch diesen Zoll nicht zu bezahlen. Dann kommen wir von der Energiesteuer. Diese wird überwiegend in die Rentenkasse abgeführt und hat mit Energie eigentlich gar nichts zu tun. Man hätte den Betrag auch über die Mehrwertsteuer erheben können, was ehrlicher gewesen wäre. Und dann kommt noch die EEG-Umlage, die zum Umbau der Energieversorgung eingeführt wurde. Man mag über die Verwendung uneinig sein, sie ist aber eine brauchbare Möglichkeit um in einem Wettbewerbsmarkt eine Umstrukturierung zu finanzieren. Zum Schluss kommt noch die Umsatzsteuer.
Warum kostet bei EdF die kWh nur 13 ct/kWh statt wie bei uns 25 ct/kWh?
Nach
E-Control setzen sich die Preise von D und Frankreich in 2010 folgendermaßen zusammen:
D F
Erzeugung 36 % 9,00 ct/kWh 30 % 3,9 ct/kWh
Verteilung 24 % 6,00 ct/kWh 35 % 4,55 ct/kWh
Abgaben 24 % 6,00 ct/kWh 21 % 2,73 ct/kWh
Umsatzsteuer 19 % 4,75 ct/kWh 15 % 1,95 ct/kWh
Den Wert für die Umsatzsteuer für D habe ich von 16 auf 19 % korrigiert.
Man sieht, dass Erzeugung und Verteilung in D viel teuerer ist. Dies liegt wie schon oben beschrieben an dem Monopol von EdF und der staatlichen Preisvorgabe. Bei den Abgaben dürfte die Energiesteuer und die EEG-Umlage die Differenz ausmachen. Und natürlich ist die Umsatzsteuer auf den Gesamtpreis auch noch eine erhebliche Differenz.
Auf dem ersten Blick scheint der Staat sich sehr zurück zu halten. Allerdings ist die
Steuern- und Abgabenquote in Frankreich insgesamt höher als in D. D.h., das was die Verbraucher hier bei den Stromkosten einsparen, das wird ihnen an anderer Stelle genommen um ähnliche Aufgaben zu finanzieren wie in D.
Deutlich höhere Strompreise erwartet ja auch der EU-Kommissar Günther Oettinger. Er bereitet die Deutschen auf eine weitere Preisrunde beim Strom vor und spricht von zwei Cent pro Kilowattstunde und meint damit die Kosten für den Netzausbau. Das hat jetzt mit der EEG-Einspeisung gar nichts zu tun, aber mit den EE wohl schon. Aber ja, wir sind dafür ja auch Solarweltmeister am 49/50 nördlichen Breitengrad. Das macht den Deutschen ganz sicher keiner mehr nach! 
Die Kosten die Öttinger meint sind die Netzausbaukosten im Hochspannungs- und Höchstspannugnsnetz der ÜNBs hauptsächlich für Offshore-Wind und den Ausbau des europäischen Energiehandels. Dies hat genau nichts mit dem Solarweltmeister Deutschland zu tun, denn die PV wird dezentral eingespeist und braucht allenfalls im Niederspannungs- und Mittelspannungsnetz geringfügige Erweiterungen.