Aus der "Landeszeitung", 27.09.2006
Protest gegen Gaspreis wächst
E.ON-Kunden wollen gegen Energieriesen klagen oder Versorgung selbst in die Hand nehmen
(jm Lüneburg) Im Landkreis Lüneburg wächst der Widerstand gegen die Preispolitik von E.ON Avacon. Etwa 80 verärgerte Kunden versammelten sich im Dorfgemeinschaftshaus in Ochtmissen, um sich von der Verbraucherinitiative gegen die Gaspreise informieren zu lassen.
Außer vor Gericht zu ziehen, wägen die Gas-Rebellen auch ab, die Versorgung selbst in die Hand zu nehmen. Jörg Hartung und Thomas Wiegand, Gründer der Verbraucherinitiative, zeigten, welche Wege den Verbrauchern zur Wehr gegen die Gaspreise offen stehen. „Der erste Schritt ist in jedem Fall, die Berechtigung des Preises und der Erhöhung anzuzweifeln“, erläutert Wiegand. So mache sich der Kunde auch nicht strafbar, wenn er die geplante Erhöhung zum 1. Oktober nicht zahle, sondern weiterhin nur den bisherigen Preis.
Wer bezüglich der Formulierungen unsicher sei, könne sich an Musterbriefen orientieren. „Früher oder später wird der Streit mit dem Unternehmen vor Gericht führen“, ist Hartung sich sicher. Zwei Möglichkeiten dazu wägte die Lüneburger Anwältin Silke Jaspert-Stecher ab: „Der Kunde kann warten, bis er von E.ON verklagt wird, muss dann allerdings eventuelle Kosten alleine tragen.“ Einen Vorteil biete daher die Sammelklage. „Der Streitwert von allen Klägern summiert sich, die Kosten werden jedoch geteilt. Durch den größeren Streitwert geht die Klage vor das Landgericht, die Instanz des Amtsgerichts kann somit ausgelassen werden“, erläutert Jaspert-Stecher. Problem einer Sammelklage sei jedoch, dass sich nur Kunden mit dem gleichen Tarif zu einer Klagegemeinschaft zusammenschließen könnten.
„Momentan leisten wir jedoch nur Widerstand“, betont Wiegand, „die Lösung des Problems ist das nicht. Optimal wäre, eine Alternative zur Avacon zu haben.“ Die Idee dazu hat er bereits: Eine von Bürgern gegründete Genossenschaft, welche die Gasversorgung selbst in die Hand nimmt. „In Bremen und Delmenhorst gibt es die bereits. Bürger gründen eine Genossenschaft, melden sich bei der Bundesnetzagentur an und kaufen Gas ein“, erklärt Wiegand. Um das Gas durch die Netze der Energieversorger zu leiten, müsse zwar eine Gebühr gezahlt werden, doch das Gesamtpaket könne für den Verbraucher günstiger sein. Eine Kalkulation werde die Initiative bis zum nächsten Treffen in November anstreben. Problem dieser Idee: Verwaltung und Gaskauf müssen selbst organisiert werden.