Original von RR-E-ft
Wenn Strom aus abgeschriebenen PV- Anlagen zu beliebig preiswerten Stromerzeugungskosten in das Netz eingespeist wird, dann gebührt dem Einspeiser wohl der Marktwert dieses eingespeisten Stroms.
Jener Marktwert liegt indes nicht bei den beliebig geringen Stromerzeugungskosten abgeschriebener Anlagen, [...]
[...]
In beiden Fällen fällt der vom Anlagenbetreiber über lange Zeit für sich selbst so generierte Gewinn nicht unerheblich aus.
Genauso wie es heute keinen unmittelbaren und zwingenden Vorteil aus den denkbar beliebig geringen Stromerzeugungskosten abgeschriebener Atomkraftwerke erbringt, erbringt es zukünftig für die Allgemeinheit keinen unmittelbaren und zwingenden Vorteil durch die denkbar beliebig geringen Stromerzeugungskosten abgeschriebener PV- Anlagen am Netz.
Der Effekt würde sich wie aufgezeigt in denkbar beliebig geringen Großhandelspreisen nur dann erbringen, wenn die Nachfrage entsprechend merit-order-Preisbildung irgendwann vollständig aus solchen abgeschriebenen PV- Anlagen mit denkbar beliebig geringen Stromerzeugungskosten abgedeckt würde.
Dass dies jemals der Fall sein sollte, steht erntshaft zu bezweifeln.
Naja, bei 110 GWp an PV mag es schon ab und an dazu kommen.

Aber das ist gar nicht Vorraussetzung, damit sich der PV-Strom senkend auf die Preisbildung auswirkt.
Er tut dies ja heute schon, indem er Kraftwerke am teueren Ende aus dem momentanen Markt drängt.
Ich denke, dass es keinen Unterschied macht, ob der PV-Strom gesetzlich Vorrang genießt, oder ob er aufgrund seiner Grenzkosten von nahezu Null von den Erzeugern unbedingt in den Markt gedrückt wird, solange er nur mehr als Null Cent für die kWh erzielen kann.
Der preisdämpfende Effekt bleibt also auch über das Ende der Förderung hinaus erhalten.
Zu den Zeiten, zu denen Wind und Sonne gemeinsam mehr als den augenblicklichen Lastbedarf leisten, wird der momentane Großhandelsstrompreis auf nahezu Null sinken (vielleicht auf die geschätzten Verschleißkosten von Windkraftanlagen?), wodurch das obige Szenario mit dem billigen Heizstrom in Erscheinung treten wird.
Problematisch wird das ganze dann allerdings hinsichtlich der technischen Netzstabilität, da man mit Windkraftanlagen und PV-Anlagen z.B. keine ausreichenden Kurzschlussströme bereitstellen kann und dergleichen.
Aber das ist ein anderes Thema und dafür wird man wohl auch noch Lösungen finden.
Bei Lichte betrachtet wäre es mit den PV- Anlagen nicht anders als derzeit mit den Atomkraftwerken:
Die hohen Investitionskosten wurden sozialisiert, die hohen Gewinne am langen goldenen Ende des wirtschaftlichen Nutzungszyklus werden hingegen vollständig privatisiert.
Und ein solcher Umstand wäre zu kritisieren.
Wenn man im Ansatz richtig davon ausgeht, dass die Atomstromer von ihren satten Gewinnen am goldenen Ende einen Teil an die Gesellschaft zum weiteren Umbau zur Verfügung stellen sollen (Fondslösung), dann müsste man ein solches auch für PV- Anlagenbetreiber für die Zeit nach Vollamortisation wohl auch vorsehen.
Das ist natürlich ein Aspekt, der diskussionswürdig ist.
Es lässt sich aber hier wohl ganz einfach eine gesetzliche Lösung finden, die man als angemessen bezeichnen kann.
Die einfachste wäre eine Abschöpfung eines größeren Teils der Gewinne mit einer Sondersteuer auf Gewinne aus ehemals geförderten PV-Anlagen.
Es ist auch anderes denkbar. Schwierig wäre das nicht.
Indes gebe ich zu bedenken, dass die Gewinne von privaten Häuslebesitzern so gigantisch nicht sein werden. Ein paar hundert Euro im Jahr an ersparten Stromkosten, wenn man den Eigenverbrauchsanteil von typischen Altanlagen (z.B. 5 kWp) mit 40% (was hoch ist) ansetzt: 2000 kWh/a · 0,22 €/kWh = 440 €/a. Hinzu kommt dann eine Einspeisung von 3000 kWh/a · 0,05 €/kWh = 150 €/a. Macht also etwa 590 € im Jahr.
Bei Landwirten mit großen Anlagen sieht das natürlich schon wieder anders aus. Da kommen wohl schon erhebliche Beträge zusammen, obwohl hier der Eigenverbrauch vernachlässigbar ist.
Gleiches gilt für große Freilandanlagen.
Ob sich aber eine Abschöpfung dieser Gewinne lohnt und wirklich gerechtfertigt ist, ist sicher diskutabel.
Denkbar und vor allem einfach wäre auch eine garantierte weitere Einspeisevergütung in sehr niedriger Höhe, die gerade so viel Gewinn beim Betreiber lässt, dass er die Anlage nicht verschrottet, wenn mal ein Modul oder ein Wechselrichter ersetzt werden muss.
Damit könnte sich eine Art negative EEG-Umlage ergeben.
Aber das hätte auch den Nachteil, dass sich dann neue Anlagen nur schwer rentieren, wenn es nur wenig Eigenverbrauch gibt. Das würde den Zubau wieder bremsen.
Wenn allerdings aus irgendwelchen Gründen ein Bremsen des Zubaus auch ohne Förderung erwünscht ist, dann kann man das hierüber erreichen.
Denkbar ist sehr viel.
Was erforderlich oder vorteilhaft sein wird, muss sich zeigen.
Eine gewisse Flexibilität sollte man sich dabei erhalten.
Selbst Überkapazitäten bei der installierten Leistung führen nicht zwingend zu geringen Großhandelspreisen.
Denn solche Überkapazitäten haben wir in Deutschland ja schon bisher.
Ein Teil davon befindet sich in der sog. \"Kaltreserve\", deren Aufbau Kapital verschlang, welches nunmehr totes Kapital darstellt, soweit deren Leistung nicht abgefragt wird.
Hier vergleiche Sie fälschlicherweise Überkapazitäten an Kraftwerken mit erheblichen Grenzkosten mit Überkapazitäten an quasi grenzkostenfreien Kraftwerken.
Überkapazitäten von Kraftwerken mit Grenzkosten nahe Null werden freiwillig nie vom Netz gehen, solange sie noch einen Cent Überschuss produzieren.
Daher wirken sich solche Überkapazitäten ganz sicher auf den Strompreis aus. Das ist so klar wie das Wasser in einem Abklingbecken.
Der geförderte Aufbau von Überkapazitäten führt bei Lichte betrachtet wohl zur Kapitalvernichtung.
Man kann jeden Euro nur einmal ausgeben.
Niemand fordert oder erwartet, dass man Überkapazitäten mittels Förderung aufbauen wird.
Das wäre natürlich grober Unfug.
Die Förderung wird natürlich vorher beendet.
Der Zubau wird aber solange weitergehen, solange im freien Markt genügend Absatzmöglichkeiten bestehen.
Wie ich schon andeutete, werden sich hier sicher auch neue Märkte für Strom erschließen (Wärmemarkt, Elektromobilität, Methanolerzeugung, H2-Erzeugung etc.). Sicher dann mit einem angepassten und langsameren Tempo.
Das wird sich dann auch finden, das muss man heute noch nicht bis ins Detail planen.
Alle diese Überlegungen sprechen jedoch nicht dagegen, die PV noch wenige Jahre (2 bis 3?) bis zur Erreichung der Wettbewerbsfähigkeit weiter zu fördern (unter strikter Vermeidung einer erneuten Überförderung).
ciao,
sh