Original von Netznutzer
So ein Blödsinn; 40 ct teuerer PV-Strom verdrängt Mittags 2 ct teuren konventionellen Strom und trägt zur Preissenkung bei?
@NN
Tatsächlich sinken durch die EEG- Strommenge die
Großhandelspreise für konventionell erzeugten Strom.
Wie kommen Sie denn darauf, dass für die heutige Mittagsspitze ohne die EEG- Strommenge aus Wind und Sonne der
Großhandelspreis für konventionell erzeugten Strom bei 20 EUR/ MWh bzw. 2 Ct/ kWh gelegen hätte, so dass
2 Ct/ kWh teurer konventioneller Strom verdrängt worden sei?
Solche Großhandelspreise wären zwar wünschenswert, stehen jedoch aufgrund der merit-order- Preisbildung insbesondere bei ausschließlich konventioneller Stromerzeugung nicht zu erwarten.
Es ist immer die jeweils
teuerste konventionelle Stromerzeugungseinheit, die noch zur Bedarfsdeckung erforderlich ist,
preisbestimmend.
Durch die EEG- Strommenge waren heute mittag jedoch
weniger teure konventionelle Stromerzeugungseinheiten zur Bedarfsdeckung erforderlich als ohne diese EEG- Strommenge.
Deshalb werden ja gerade teure Gas-, aber auch zunehmend Steinkohlekraftwerke aus dem Markt gedrängt, wie unter anderem der RWE Power- Vorstand berichtet.
Es ist nicht anzunehmen, dass heute Mittag um 12 Uhr
ohne EEG- Strommenge eine konventionelle Stromerzeugungseinheit mit 20 EUR/ MWh
preisbestimmend gewesen wäre.
Wäre es heute Mittag tatsächlich dazu gekommen, dass sogar (alle) konventionellen Stromerzeugungseinheiten, deren Strom zu 20 EUR/ MWh bzw. 2 Ct/ kWh dem Markt zur Bedarfsdeckung zur Verfügung standen, durch EEG- Strom verdrängt worden wären, nicht mehr benötigt worden wären, dann hätte der Großhandelspreis für konventionell erzeugten Strom dadurch bedingt
unter 20 EUR/ MWh gelegen.
In diesem Fall hätte wohl die EEG- privilegierte stromintensive Industrie etwas zu feiern gehabt.
Allein durch den merit- order- Effekt der EEG- Stromeinspeisung kommt es nicht nur zeitweilig zu niedrigen Großhandelspreisen, sondern zeitweise sogar zu
negativen Strompreisen im Großhandel.
Den wirtschaftlichen Vorteil daraus ziehen freilich nur die Stromkunden, die nur gering oder gar nicht an der EEG- Umlage beteiligt werden. Für diejenigen Stromkunden, die die EEG- Umlage komplett zu finanzieren haben, wird es hingegen eine immer teurere Veranstaltung.
Deshalb ist es gerade wenig nachvollziehbar, wieso gerade durch die EEG- Einspeisung die
EEG- privilegierte stromintensive Industrie aus Deutschland vertrieben werden soll, die den größten Vorteil daraus zieht.
Die
Großhandelspreise für konventionell erzeugten Strom sinken dadurch.
Natürlich steigt dadurch im Gegenzug die EEG- Umlage. Aber die wird ja nun gerade nicht von allen gleichermaßen getragen, die sich im Großhandel eindecken.
Zudem hat die stromintensive Indutrie seit langem die Möglichkeit, entweder selbst Kraftwerke zu errichten oder Kraftwerksscheiben zu erwerben, um ihren eigenen Bedarf kostengünstiger zu decken, wenn ihnen die merit-order- Großhandelspreise nicht mehr schmecken.
Vielleicht bietet ihnen ja jemand Kraftwerksscheiben mit Strombezugskosten von 20 EUR/ MWh an, weil er meint, seinen Strom anderweitig nicht teurer losschlagen zu können bzw. eine günstigere Auslastung seiner Stromerzeugungseinheit zu erreichen, die andernfalls aus dem Markt verdrängt würde, fast nur noch im Dezember/Januar morgens zwischen 07:00 und 09:00 Uhr zum Zuge käme und produzieren würde.
Durch die
sinkenden Großhandelspreise für konventionell erzeugte Strommengen werden konventionelle Stromerzeugungseinheiten zunehmend
unrentabel.
Die Stromkonzerne werden genau darüber zu entscheiden haben, ob sie Kraftwerksscheiben von konventionellen Stromerzeugungseinheiten, die sonst nur noch wenig nachgefragt werden, auf den Markt werfen, um eine bessere Auslastung zu erreichen, oder aber diese Stromerzeugungseinheiten statt dessen komplett vom Markt nehmen. RWE Power geht davon aus, zukünftig Steinkohleblöcke komplett vom Markt zu nehmen, weil es sich besser rechnet.
Und wenn RWE Power davon ausgeht, zukünftig Steinkohleblöcke komplett vom Markt nehmen zu können, dann kann es ja wohl mit der Stromlücke durch den Atomausstieg nicht weit her sein.... Oder?
Der Wahnsinn hat durchaus Methode:
Wenn die EEG- Strommenge die gesamte konventionelle Stromerzeugung verdrängt, streben die
Großhandelspreise für konventionell erzeugten Strom gegen Null.
Der Letztverbraucherstrompreis bestünde dann fast nur noch aus Netzkosten und perfide hoher EEG- Umlage.
Allerdings sinken ja die EEG- Vergütungssätze und irgendwann zuvor würde wohl jemand die Reißleine ziehen.
Es soll aber auch welche geben, die meinen, dass dann, wenn die gesamte Stromnachfrage erst einmal aus regenerativen Stromerzeugungsanlagen gedeckt werden wird, die nicht mehr gefördert werden und die vollständig abgeschrieben sind, der Strompreis nur noch aus den Netzkosten besteht, die EEG- Umlage sich ja auch erledigt hätte. Dann, so die vage Hoffnung, fahren die nächsten Energieverbrauchergenerationen die Rendite für ihre heute teuer bezahlte EEG- Umlage ein. Mit der EEG- Umlage von heute würde also quasi schon der preisgünstige Strom von Übermorgen mitbezahlt. Ob diese Rechnung aufgehen kann? Und wenn ja, für wen?
Perfide erscheint indes auch schon die merit- order- Preisbildung für konventionell erzeugte Strommengen.
Angenommen wir hätten nur konventionelle Stromerzeugung, zudem nicht nur die sichersten Atomkraftwerke der Welt, sondern tatsächlich beherrschbare und sichere, die abgeschrieben sind und deshalb mit 15 EUR/ MWh gut auskommen, könnten hierüber stetig 90 Prozent unseres jeweiligen Strombedarfs decken und müssten für die restlichen zehn Prozent Strombedarf jeweils auf moderne Gaskraftwerke zurück greifen, die nur mit 80 EUR/ MWh auskommen, so würden die Großhandelspreise für die gesamte konventionelle Strommenge nach merit- order- Preisbildung stetig bei 80 EUR/ MWh liegen. Durchschnittlich 0,9 * 65 EUR/MWh würden dabei unsere Stromer für sich verbuchen und rein gar nichts unternehmen, um an diesen für sie vorteilhaften Verhältnissen etwas zu ändern, sondern immer weitere Laufzeitverlängerungen für die Altmeiler verlangen, wegen des gesamtvolkswirtschaftelichen Nutzens. Sie gehören ja schließlich auch zur Volkswirtschaft und innerhalb der Volkswirtschaft geht doch kein Geld verloren, jedenfalls wenn man nicht gerade wie E.ON und RWE verstärkt im Ausland investiert, um sich neue Wachstumsmärkte zu erschließen.
Niemand findet sich bereit, in neue Stromerzeugungsanlagen (zB. Gaskraftwerke) zu investieren, wenn er mit diesen gegen abgeschriebene Altanlagen, zum Beispiel alte Atomkraftwerke, konkurrieren muss.
Am profitabelsten arbeitet ausgerechnet derjenige, der die ältesten Anlagen im Bestand hat und diese bei Volllast immer weiter tuckern lässt.
Investitionen und Innovationen werden gebremst, bis die immer profitableren Altmeiler irgendwann nach 60 oder 100 bzw. 120 Betriebsjahren doch mal allen um die Ohren fliegen....
Das Marktversagen scheint in die eine wie in die andere Richtung vorprogrammiert, weil das Gewinnstreben - anders als sonst auf einem Markt - geradewegs ins Nirwana führt.
Die Liberalisierung hat bisher nichts erbracht, so scheint es. Möglicherweise wäre eine Art verstaatlichter VEB Energiekombinat doch besser, meint etwa Herr Dr. Krawinkel von VZBV. Hohe Deckungsbeiträge aus Altanlagen flössen geradewegs in Investitionen für Neuanlagen. Das Gemeinwohl wäre das vorrangige Ziel.
Aber: An der Deutschen Bahn AG sieht man andererseits, wie Vater Staat bei steigenden Preisen den Milliardengewinn für sich beansprucht, die Züge dann bei Kälte, Wind oder Sonne (grundsätzlich: bei Wetter) nicht fahren, die Berliner S-Bahn plötzlich wirtschaftlich auf dem Zahnfleisch kraucht, weil auf Verschleiß gefahren wurde....
Wenn wir frei nach Oettinger erstmal den Energieverbrauch jedes Jahr stetig um 1,5 Prozent senken, kommen wir in hundert Jahren vielleicht schon ganz ohne Energie aus.