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Autor Thema: Ökonomen halten das EEG für ineffizient  (Gelesen 14589 mal)

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Offline PLUS

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Ökonomen halten das EEG für ineffizient
« am: 17. April 2012, 16:51:31 »
Deutsche Ökonomen halten das EEG für ineffizient und fordern einen Wechsel bei der Förderung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung von Wirtschaftswissenschaftlern im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und der WirtschaftsWoche.

Zitat
Ein Großteil der Ökonomen bewertet die Förderung durch das EEG als nicht kosteneffizient
Das EEG regelt die Förderung von Strom aus erneuerbaren Quellen. Für die verschiedenen Stromarten aus klimafreundlichen Quellen, wie z. B. Photovoltaik, Windkraft oder Biomasse, wird jeweils eine technologiespezifische Mindestvergütung pro Kilowattstunde gezahlt. Zudem wird der Strom aus erneuerbaren Energien vorrangig in das Netz eingespeist. An dieser Art der Förderung wird kritisiert, dass es nicht zum Wettbewerb zwischen den verschiedenen Stromarten kommt und ineffiziente Technologien, wie z. B. Photovoltaik, gefördert werden. Somit fehlen Anreize, möglichst effizient und kostengünstig Strom zu produzieren. Auch in den Antworten der Ökonomen spiegelt sich eine kritische Haltung gegenüber der Kosteneffizienz der EEG-Förderung wider. Die überwiegende Mehrheit der Experten hält die Förderung durch das EEG nicht für ein geeignetes Instrument, um den Anteil erneuerbarer Energien kosteneffizient zu erhöhen. 38 von 72 Experten antworten diesbezüglich mit einem klaren „Nein“, weitere 22 Ökonomen mit „Eher nein“. Nur jeder achte befragte Professor sieht die EEG-Förderung als eher kosteneffizientes Instrument an.
Kein einziger Befragungsteilnehmer ist eindeutig der Meinung, dass das derzeitige System kosteneffizient sei.
Ergebnisse des IW-Expertenvotums - Bericht der IW Consult GmbH
PS
An dieser Art der Förderung wird kritisiert, dass es nicht zum Wettbewerb zwischen den verschiedenen Stromarten kommt und ineffiziente Technologien, wie z. B. Photovoltaik, gefördert werden.

.. und der \"tödliche\" Erfolg setzt sich fort. Der teuer bezahlte nicht erzeugte EE-Strom zeigt das mit steigender Tendenz:

Zunehmend sind Abschaltungen von Windrädern wegen unzureichender Speicher und Netze notwendig. Bezahlt muss der nicht erzeugte Strom gemäß § 12 EEG von den Verbrauchern trotzdem. Nach dem PV-Extremausbau werden künftig auch Solar-Anlagen abgeschaltet werden.
Was für ein Irrsinn, für nicht erzeugten Strom müssen die nicht privilegierten Verbraucher auch noch bezahlen. Das soll rechtmäßig sein!? Das gibt es nur im \"sonnigen\" Deutschland. EEG³![/SIZE]

Offline superhaase

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Ökonomen halten das EEG für ineffizient
« Antwort #1 am: 18. April 2012, 08:00:55 »
Zitat
Original von PLUS
An dieser Art der Förderung wird kritisiert, dass es nicht zum Wettbewerb zwischen den verschiedenen Stromarten kommt und ineffiziente Technologien, wie z. B. Photovoltaik, gefördert werden.
Offenbar haben die Herren Ökonomie-Professoren noch nicht mitbekommen, dass die Photovoltaik zum Preisbrecher der zukünftigen Stromversorgung wird, wie der Unternehmensberater Roland Berger und das Prognos-Institut neulich festgestellt haben.

Wie meist, denken Wirtschaftler nur kurzfristig - längstens quartalsweise ;) - und verursachen so Weltwirtschaftskrisen oder verkennen Chancen, die sich ergeben, wenn man an langfristige Investitionshorizonte denkt.
So ist ein Wettbewerb zwischen den verschiedenen Öko-Stromarten nicht sinnvoll, weil dadurch nur die momentan billigste Stromart ausgebaut würde und alle anderen auf der Strecke bleiben und gar nicht die Chance erhalten, wettbewerbsfähig zu werden.
Die PV ist hierfür das beste Beispiel. Sie hätte keine Chance gehabt, wird aber die effizienteste und billigste Stromart sein.
Gerade die ineffizienten Technologien müssen besonders gefördert werden, wenn man annimmt, dass sie sehr effizient werden können und ein großes Potential haben. Genau das trifft auf die PV zu.
Ich kann gar nicht verstehen, wie man das heute noch verkennen kann.

Der Ruf nach den angeblich effizienteren Quotenmodellen ist inzischen längst als Irrtum entlarvt: Weltweit haben Quotenmodelle bisher nicht zu einem annähernd vergleichbaren Erfolg geführt, sondern sogar zu ineffizienterem und teuererem Ökostrom geführt.

Auch Ökonomie-Professoren müssen offenbar noch viel lernen und sollten erst mal über ihren Tellerrand gucken.

ciao,
sh
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Offline RR-E-ft

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Ökonomen halten das EEG für ineffizient
« Antwort #2 am: 18. April 2012, 10:46:34 »
Will man die ökonomische Effizienz des EEG bewerten, so hätte man wohl die Frage zu stellen, mit welchem finanziellen Einsatz ein bestimmter Zweck befördert und ein bestimmter Erfolg erreicht wird.

Dann müsste man zunächst die Frage stellen, welcher Zweck überhaupt verfolgt wird und welches Ziel erreicht werden soll.

Handelt es sich um ein Instrument zur indirekten Förderung der deutschen Solarindustrie, wie vielfach zu Grunde gelegt wird, dann stellt sich die Frage, ob dieses Ziel überhaupt erreicht werden kann.

Der existenzbedrohende Druck, der auf der deutschen Solarindustrie lastet, rührt wohl weniger von der Herabsetzung der EEG- Vergütung, denn von der Lage auf dem Weltmarkt, namentlich der starken Konkurrenz der chinesischen Massenfertigung und der Überproduktion her.

Will der Staat die deutsche Solarindustrie schützen und fördern, kämen Schutzzölle auf EU- Ebene sowie direkte Staatshilfen aus Steuermitteln in Betracht, so dass die von direkten Staatshilfen unterstützten verbliebenen deutschen Solarunternehmen mit ebenfalls mit direkten Staathilfen unterstützten chinesischen Wettbewerbern auf dem Weltmarkt konkurrieren.

Mal abgesehen von den Größenklassen der chinesischen Produktion und den daraus resultierenden Skaleneffekten ginge es darum, welcher Staat seine eigene Solarindustrie besser direkt unterstützt.  

Das EEG fragt schon nicht danach, woher die montierten Anlagen stammen.
Gefördert wird also auch der Absatz chinesicher Staatsunternehmen.

Liegt das Problem der deutschen Solarindustrie in den weltweiten Überkapazitäten, ist wohl klar, dass der deutsche Markt diese Überkapazitäten jedenfalls nicht wie ein Schwamm aufsaugen kann.

Liegt der Zweck  in der Förderung der deutschen Solarindustrie, so ist man wohl tatsächlich schnell bei der gleichen Problematik, wie sie der Kohlepfennig- Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu Grunde lag.

Zudem stellt sich die Sinnfrage, wenn die deutsche Solarindustrie im Zuge der globalen Konsolidierung der Branche verschwindet, wofür einiges spricht, und nur noch chinesische Module in Deutschland installiert werden.

Spätestens dann, wenn fast ausschließlich nur noch Module aus chinesischer Massenfertigung installiert werden,  wäre klar, dass das EEG vornehmlich den Absatz chinesischer Staatsunternehmen fördert, die ihrerseits bereits vom chinesischen Staat direkte Hilfen erhalten.

Die Frage ist doch, welchen Zweck man noch sinnvoll fördern kann, wenn infolge der weltweiten Überkapazitäten die Modulpreise jetzt bereits deutlich unter den Herstellungskosten liegen, wie allenthalben zu lesen ist.

Die Förderung bewirkt dann ja nicht mehr, dass durch den geförderten Absatz und Skaleneffekte die Herstellungskosten und somit die Marktpreise sinken, wenn  die Marktpreise infolge der Überkapazitäten bereits  deutlich unter den Herstellungskosten liegen.

Solarworld-Chef Asbeck sagt, die Chinesen verkaufen die Module bereits zu Preisen, die sogar 30 % unter deren eigenen Herstellungskosten liegen.

Zitat
Einen Seitenhieb gegen die chinesische Photovoltaik-Konkurrenz konnte Asbeck aber auch in diesem Interview nicht unterdrücken. Er erneuerte seinen Vorwurf, dass es „keinen fairen Wettbewerb“ gebe und China einen „Industriekrieg“ begonnen habe. So habe die Regierung in Peking die chinesischen Photovoltaik-Unternehmen im vergangenen Jahr mit mehr als 20 Milliarden Euro unterstützt, sagte Asbeck. „Mit diesem Geld bieten die Firmen ihre Produkte zu Dumpingpreisen an – teilweise 30 Prozent unter den eigenen Kosten.

Man muss doch mal die Frage nach der wirtschaftlichen Vernunft stellen.

Die in Deutschland geförderten Produktionskapazitäten könnten sich infolge einer globalen Marktbereinigung als stranded investments erweisen. Auf dem Weltmarkt werden sie nicht mehr benötigt.

FirstSolar in Frankfurt/ Oder

Man könnte natürlich auch daran denken, mit einer \"Kleiderabgabe\" und kleinen finanziellen  Umlage  den Aufbau einer auf dem Weltmarkt konkurrenzfähigen deutschen Textilindustrie zu verfolgen.
Auch an jede in Deutschland verkaufte Jacke und Socke gehört ein Mindestanteil Plauener Spitze....

Offline superhaase

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Ökonomen halten das EEG für ineffizient
« Antwort #3 am: 18. April 2012, 13:55:13 »
@RR-E-ft:
Diese von Ihnen recht treffend dargestellte Problematik besteht in der Tat.
Das ist auch eine Art von Dilemma.
Wenn man nun in Deutschland schlussfolgert, dass man die PV-Förderung sofort komplett einstellt, und diesem Beispiel dann höchstwahrscheinlich viele andere Länder gleich folgen, dann ist auch nichts erreicht, wenn der PV-Markt dann praktisch auf einen Schlag komplett zusammenbricht und die Weiterentwicklung und auch Kostensenkung endet.

Wie kommt man nun über die nächsten paar Jahre, bis die weitere Entwicklung und Kostensenkung in der PV-Industrie eine ausreichende Wettbewerbsfähigkeit für einen ausreichend großen ungeförderten Markt erreicht hat?

Zitat
Original von RR-E-ft
Die Frage ist doch, welchen Zweck man noch sinnvoll fördern kann, wenn infolge der weltweiten Überkapazitäten die Modulpreise jetzt bereits deutlich unter den Herstellungskosten liegen, wie allenthalben zu lesen ist.

Die Förderung bewirkt dann ja nicht mehr, dass durch den geförderten Absatz und Skaleneffekte die Herstellungskosten und somit die Marktpreise sinken, wenn die Marktpreise infolge der Überkapazitäten bereits deutlich unter den Herstellungskosten liegen.
Diese Schlussfolgerung ist m.E. nicht ganz richtig.

In der jetzigen Phase gibt es ein große Menge an Überkapazität, die wohl hauptsächlich durch die agressive Expansionspolitik der Chinese verursacht ist und dazu geführt hat, dass teilweise die Hersteller unter den eigenen Herstellungskosten abverkaufen und Teile der Produktion stilllegen.
Insbesondere betrifft das Produktionsanlagen älterer Technik, die teurer produzieren. Meines Wissens gibt es aber durchaus auch in Europa (z.B. Centrosolar) moderne Modulfabriken, die auch auf dem jetzigen Preisniveau noch nicht unter den Herstellungskosten verkaufen müssen.

Hersteller der Produktionsanlagen forschen und entwickeln ständig an der Effizienzsteigerung und somit Kostensenkung.

Es ist nun sicherlich so, dass etliche Produktionsanlagen älterer Technik aufgrund des Preisdrucks wohl in ihrer jetzigen Form nicht mehr in Betrieb gehen können. Umrüstungen sind manchmal möglich, um wieder wettbewerbsföhig zu werden, manchmal hilft auch wohl nur noch die endgültige Stilllegung und Abschreibung.

Andererseits kommen immer wieder weiter verbesserte Produktionsanlagen auf den Markt, so dass die PV-Herstellungskosten immer weiter sinken werden.
Natürlich nur, sofern nicht alle Investitionen komplett eingestellt werden, weil weltweit alle ihre Förderprogramme schlagartig beenden, so dass der Absatzmarkt komplett einbricht.

Die jetzige Situation scheint eine Art politische Industrieschlacht zu sein, die - so der Vorwurf der europäischen und amerikanischen Solarindustrie - von den Chinesen geführt wird, um eine Vormachtstellung zu erreichen und die europäische und amerikanische Konkurrenz in den Ruin zu treiben.

Dass in dieser Phase sowohl europäische als auch chinesische PV-Hersteller \"draufgehen\" werden, ist allen klar.

Wenn Produktionsanlagen in der Kosteneffizienz nicht mehr mithalten können und der besitzende Hersteller aufgrund mangelnder finanzieller Mittel nicht nachrüsten oder in kosteneffizienteren Erstatz investieren kann, weil er schon eine immense Schuldenlast vor sich her schiebt und nicht mehr kreditwürdig ist, dann geht er pleite.
Das heißt aber z.B. nicht, dass die bestehenden Fertigungsstätten für alle Zeit vom Markt verschwunden sind.
Die Anlagen oder ganze Produktionsstätten können auch von einem Konkurrenten ohne die Schuldenlast aus der Konkursmasse herausgekauft werden und stehen dadurch für eine weitere Modernisierung und einen weiteren Betrieb wieder zur Verfügung - ohne finaziellen Ballast und somit wieder kostengünstiger.

Damit ist die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer weiteren Förderung grundsätzlich schon beantwortet:
Sie kann sinnvoll sein, weil mit weiteren Kostensenkungen zu rechnen ist, auch wenn derzeit eine große Überkapazität an nicht mehr wettbewerbsfähigen PV-Produktionsanlagen im Weltmarkt vorhanden ist.
Die Kostensenkung ergibt sich dadurch, dass die ineffizienten Anlagen durch effizientere verdrängt werden, wobei auch vorübergehend zeitweise ein Abbau von Produktionkapazitäten erfolgen kann.

Ebenso wie in der Automobilindustrie wird sich in der PV-Industrie bei weiter sinkenden Modulkosten zunehmend auch eine Produktion vor Ort rechnen, im Vergleich zu einem Transport der Produkte um die halbe Welt. Ansätze in dieser Richtung sind schon zu erkennen.

Es ist sicher sehr, sehr schwierig, in der jetzigen Phase des Umbruchs und der extremen Marktsituation die richtige Politik zu machen.

Für mich ist es aber ganz offensichtlich, dass eine sofortige komplette Beendigung der deutschen EEG-Förderung der PV als alleinige Maßnahme nicht zum Ziel führt, das da heißt: Die PV soll zu einer wettbewerbsfähigen Stromquelle gemacht werden.

Eine starke Senkung der PV-Einspeisevergütungen, wie jetzt geplant, zur Kostendämpfung und zum Verlangsamen des deutschen Zubaus halte ich allerdings für unumgänglich.
Der deutsche Markt für Freilandanlagen scheint ja angesichts der geplanten EEG-Novelle nahezu komplett zu Erliegen zu kommen, was man so hört. Ich begrüße das.

Flankierend sollte aber m.E. kurzfristig über Unterstützung oder Schutzmaßnahmen (z.B. Zölle, noch niedrigere Einspeisevergütungen für nicht-europäische PV-Produkte nach dem Vorbild Italiens) der einheimischen PV-Industrie entschieden werden, wenn man denn eine europäische Sparte dieser Zukunftstechnik über die kritischen nächsten paar Jahre stärken will.
Ich glaube aber nicht, dass alle europäischen Hersteller vom Markt verschwinden werden, auch wenn man keine Schutzzölle einführt.

Außerdem ist zu bedenken, dass PV-Modulhersteller nur ein Glied in einer langen Kette sind. Die Hersteller von PV-Produktionsanlagen kommen z.B. weiterhin nicht aus China, sondern aus Europa. Die chinesischen PV-Modulhersteller oder Zellenhersteller kaufen also durchaus wieder in Europa ein. Ebenso ist ein erheblicher (und aufgrund des Modulpreisverfalls auch zunehmnder) Teil der Wertschöpfung dann auch wieder vor Ort bei Installationsbetrieben und bei den Anlagenbetreibern zu sehen, die hier dann Steuern zahlen. Auch dieser Teil der Kosten wird über das EEG gefördert.
Selbst wenn also alle PV-Module zukünftig nur noch aus China kämen, hieße das nicht, dass das gesamte EEG-Geld nach China fließt und nur noch chinesische Modulhersteller damit gefördert würden.

ciao,
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Offline RR-E-ft

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Ökonomen halten das EEG für ineffizient
« Antwort #4 am: 18. April 2012, 14:23:34 »
Es bestehen erhebliche Überkapazitäten. Diese schaffen den mörderischen Druck.

Das Problem löst sich wohl nicht dadurch, dass die Produktionsanlagen aus der Insolvenzmasse von Konkurrenten billig ersteigert und weiterbetrieben werden.
Denn die würden dann - aufgrund ihrer Entschuldung - noch billiger produzieren und den Druck für die anderen noch vergrößern.

So ein Problem löst sich bei einer Marktbereinigung regelmäßig dadurch, dass Produktionsanlagen dauerhaft stillgelegt werden, bis über eine Angebotsverknappung wieder sichergestellt ist, dass die Gleichgewichtspreise  soweit steigen, um zumindest die Herstellungskosten decken zu können.

Die im Markt verbleibenden Produktionsanlagen, vornehmlich wohl solche in China, werden in den nächsten Jahren wohl planmäßig Anstrengungen unternehmen, um die Herstellungskosten weiter zu senken.
Ob diese aufgrund Forschung und Entwicklung sowie Skaleneffekte weiter erwartbaren sinkenden Herstellungskosten dann jedoch noch gegenüber dem derzeitigen Marktpreisniveau zu geringeren Marktpreisen führen werden  oder aber wieder steigende Marktpreise nur die Monopolrendite der chinesischen Hersteller steigern wird, bleibt abzuwarten.

Gemessen am Weltmarkt und seinen Problemen ist von Deutschland aus wohl wenig auszurichten, insbesondere wenn der chinesische Staat nach Aussage von Solarworld- Chef Asbeck jährlich 20 Mrd. EUR zuschustert, weil das Reich der Mitte die strategische Bedeutung der Solarwirtschaft für seine zukünftige Entwicklung erkannt hat. Es steht jedenfalls nicht zu erwarten, dass Deutschland das von Asbeck beschriebene Streben der Chinesen nach einer Monopolstellung aufhalten könnte oder gar selbst in der Lage wäre, mit einem VEB Deutsche Solarwerke eine solche globale Monopolstellung zu begründen.

Natürlich gibt es auch gerade ein Wettrennen um Flächen und Zeitpunkte von Neuinstallationen. Diese Situation wird- wie jede Subvention - natürlich auch zur Steigerung der Margen etwa der beteiligten Installatuerfirmen genutzt.
Schließlich kann die Party bald aus sein und man muss noch jeden Euro wo geht, mitnehmen.

Offline superhaase

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« Antwort #5 am: 18. April 2012, 14:31:42 »
Sie halten also eine sofortige Beendigung der PV-Förderung über das EEG für die momentan richtige Maßnahme?
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Offline RR-E-ft

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« Antwort #6 am: 18. April 2012, 14:36:19 »
Wenn man noch etwas für die deutsche Solarindustrie tun wollte, würde man wohl sofort auf eine direkte staatliche Förderung derselben umzustellen haben.
Man würde jedenfalls auszuschließen haben, dass chinesische Wettbewerber weiter wie bisher und in zunehmendem Maße in den Genuss dieser Förderung kommen.

Die Welt wird uns möglicherweise ewig dankbar sein, dass wir mit dem EEG die notwendige Initialzündung für die moderne chinesische Solarindustrie geschaffen hatten.
Vielleicht wird sie auch das vergessen.

Offline superhaase

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« Antwort #7 am: 18. April 2012, 14:55:34 »
Wie gesagt geht ja nur ein Teil des EEG-Geldes nach China. Die Chinesen kaufen deutsche (europäische) PV-Herstellungsanlagen.
Dann gibt es noch die deutschen Installateure und Anlagenbetreiber und deutsche Banken, Wacker Chemie (Silizium), wo ein erheblicher Teil des EEG-Geldes landet.
Weiterhin gibt es duchaus auch noch deutsche Module auf dem Weltmarkt - die auch in Deutschland immer noch installiert werden.

Die Darstellung, dass alle Module aus China kommen und dass das gesamte EEG-Fördergeld für PV nach China geht, ist offensichtlich eine Übertreibung.

Ist daher nicht, wie vorgesehen, ein sanfter Ausstieg aus der Förderung durch eine regelmäßige starke Senkung der Einspeisevergütung, und insbesondere der beschleuinigte Ausstieg aus der Förderung großer Freilandanlagen in Deutschland (die den höchsten Anteil an chinesischen Modulen aufweisen) besser und eher angemessen?

Vielleicht wird die Welt den Chinesen dankbar sein, dass sie mit öffentlichen Geldern (20 Mrd. € im Jahr) die PV so gepusht haben und zum endgültigen Durchbruch verholfen haben.
Vielleicht wird man das aber auch vergessen. ;)
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Offline RR-E-ft

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« Antwort #8 am: 18. April 2012, 15:01:46 »
Unzweifelhaft führen die Fördersätze und das Wettrennen auch dazu, dass Intallateurfirmen kurzfristig eine Konsumentenrente abschöpfen.
Die nehmen eben höhere Preise als sie sonst nehmen würden bzw. könnten.
Ob das irgendwie dem Klima nutzt, wage ich nicht zu beurteilen.
Nachhaltige Wertschöpfung ist damit wohl nicht verbunden.

Nochmals:

Wenn man noch etwas für die deutsche Solarwirtschaft tun wollte, hätte man wohl sofort auf deren direkte staatliche Förderung umzustellen.
Die Chinesen fördern ihre Solarwirtschaft laut Asbeck bereits mit 20 Mrd. EUR jährlich.
Die brauchen für ihre moderne Solarwirtschaft keine weiteren Fördermilliarden aus Deutschland.


Zitat
Original von superhaase


Vielleicht wird die Welt den Chinesen dankbar sein, dass sie mit öffentlichen Geldern (20 Mrd. € im Jahr) die PV so gepusht haben und zum endgültigen Durchbruch verholfen haben.
Vielleicht wird man das aber auch vergessen. ;)

Asbeck als Mann vom Fach wirft den Chinesen predatory pricing vor.

Die Chinesen investieren demnach gezielt Geld in ihre moderne Solarwirtschaft, um eine globale Monopolstellung zu begründen.
Dieses Geld holen sie sich später über die Monopolrente vielfach wieder zurück.
Nur weil sich die Volksrepublik kommunistisch nennt, verzichten die jedenfalls nicht auf die Marx´sche Monopolrente.
Da darf man dann gern Danke sagen, sofern man es nicht vergessen hat.

Offline superhaase

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Ökonomen halten das EEG für ineffizient
« Antwort #9 am: 18. April 2012, 15:18:53 »
Wenn alle Länder so handeln: Wo werden dann morgen, nach der sofortigen Umstellung auf direkte Subventionen noch PV-Anlagen installiert, die die subventionierten Hersteller verkaufen könnten?

Die mit deutschen Steuergeldern subventioniert produzierten Module gehen dann womöglich alle ins Ausland, wo die Sonne stärker scheint.
Was hat dann die deutsche Stromversorgung davon?
Was ist mit der Energiewende?
Was haben der deutsche Steuerzahler und der deutsche Stromverbraucher von den im Ausland installierten Modulen, die nach ihrer Abschreibung noch viele Jahre Strom zu einem Grenzkostenpreis von nahezu 0 ct/kWh erzeugen werden?

Es geht ja beim EEG in erster Linie nicht um die deutsche Solarindustrie, das EEG ist eben kein Nationalindustrie-Fördergesetz.

Daher müssen m.E. die Frage der EEG-Förderung mit ihren Zielen und die Frage eines evtl. gewollten Schutzes der deutschen Solarindustrie, und hiervon offensichtlich auch nur der Zellen- bzw. Modulhersteller, getrennt diskutiert werden.

Das Ziel des deutschen EEG ist der Umbau der deutschen Stromversorgung hin zur Nachhaltigkeit, bei gleichzeitig initiierter Anschubfinanzierung mittels garantierten Stromabnahmepreisen für neue Stromerzeugungstechniken, die sich ohne das EEG gegen die bereits etablierten und auch subventionierten konv. Energien nicht in Deutschland durchsetzen könnten.
Von einer deutschen PV- oder Windanlagenindustrie ist meines Wissens im EEG bisher nicht die Rede.
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Offline RR-E-ft

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« Antwort #10 am: 18. April 2012, 15:25:28 »
Zitat
Original von superhaase
Die mit deutschen Steuergeldern subventioniert produzierten Module gehen dann womöglich alle ins Ausland, wo die Sonne stärker scheint.
Was hat dann die deutsche Stromversorgung davon?
Was ist mit der Energiewende?
Was haben der deutsche Steuerzahler und der deutsche Stromverbraucher von den im Ausland installierten Modulen, die nach ihrer Abschreibung noch viele Jahre Strom zu einem Grenzkostenpreis von nahezu 0 ct/kWh erzeugen werden?


Es macht doch ökonomisch wie ökologisch den meisten Sinn, wenn die Anlagen dort installiert werden, wo sie die meiste Energieernte erbringen.

Dann lasst eben den Finanzminister zB. zwei Jahresproduktionen deutscher Solarhersteller zu derzeit günstigen Marktpreisen  aufkaufen.
Wenn später wegen steigender Energiepreise Leute zum Sozialamt kommen, bekommen sie aus dem staatlichen Modullager ein Modul in die Hand gedrückt,
das sie sich vors Fenster hängen können, von einem Hartz-IV- Handwerker (in einer Fördermaßnahme Beschäftigten)  installieren lassen müssen.  
Dazu den Merkzettel \"Die Sonne schickt keine Rechnung\". Dann kommt die Förderung punktgenau da an, wo sie am nötigsten gebraucht wird. ;)

Offline asbit

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« Antwort #11 am: 18. April 2012, 16:22:24 »
Ich habe einen sehr interessanten Beitrag zur Energiewende im Netz gefunden, der genau die Fehler aufzeichnet, welche hier schon annähernd zur Sprache gekommen sind, zusammenfasst und auch Schlüsse werden gezogen.

Von Dr. Ing. Günter Keil
Er arbeitete bis zu seiner Pensionierung 2002 in leitender Funktion im Bundesforschungsministerium

Energiewende am Ende

Offline superhaase

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« Antwort #12 am: 18. April 2012, 16:45:38 »
Ja mei, der Herr Keil: :rolleyes:
Das EEG fördert \"technisch ungeeignete Methoden der Stromerzeugung\"?

Na da sind wir aber mal auf seinen vierten Teil gespannt, in dem er die Lösung aller Fragen anhand der Entwicklungen im \"Rest der Welt\" erläutern will.

Ich geb schon mal einen vorsichtigen Tipp ab: Atom.  :tongue:

Zitat
RR-E-ft:
Es macht doch ökonomisch wie ökologisch den meisten Sinn, wenn die Anlagen dort installiert werden, wo sie die meiste Energieernte erbringen.
Ökologisch zunächst ja.
Aber ökonomisch für Deutschland?
Wenn man alle Faktoren berücksichtigt?

Wenn alle Staaten ausschließlich auf das Modell der subventionierten PV-Modulhersteller umschwenken:
Wird es dann noch vorwärts gehen bzgl. Kostendruck und Kostensenkung?
Wird es dann womöglich einen reinen Subventionswettlauf geben?
Wird noch in neue und effizientere Technik investiert werden, statt nur die eigenen Absatzzahlen durch höhere Subventionen zu sichern?

Ich bin überzeugt, dass solche direkten Subventionen noch wesentlich ineffektiver sind.

Ich bezweifle übrigens auch stark, dass sich ein Monopol in der PV-Modulproduktion, das sich China einmal geschaffen haben könnte, ausnutzen lässt, um dann eine \"Monopolernte\" in Form von überhöhten Preisen einzufahren. Wenn die Technik einmal da ist und immer billiger wird, dann ist es für alle Unternehmer der Welt kein Problem, bei anziehenden Preisen selbst eine Modulfabrik hinzustellen und damit Gewinn zu machen. Insbesondere, wenn die Fertigungskosten im Vergleich zu den Materialkosten und Transportkosten an Bedeutung verlieren und eine Fertigung nahe am Absatzmarkt auch Vorteile bringt. Die Personalkosten spielen z.B. in der modernen PV-Modul-Massenproduktion keine besonders große Rolle.

ciao,
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Offline RR-E-ft

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« Antwort #13 am: 18. April 2012, 17:51:08 »
@sh

Das EEG war kein Selbstzweck. Es ging um eine Initialzündung. Es sollte eine sonst nicht bestehende Nachfrage nach Modulen geschaffen werden, die Investitionen in Produktionsanlagen ermöglicht, wobei durch eine Lernkurve und Skaleneffekte die Herstellungskosten dieser Produktion sinken sollten, so dass sich die Sache mittelfristig ohne künstliche Anreize wirtschaftlich trägt.... Soweit die Idee.

Erreicht wurden nun weltweite Überkapazitäten, die bewirken, dass die Marktpreise teilweise 30 % unter den günstigen Herstellungskosten moderner chinesischer Solarfabriken liegen, wobei es sich um Kampfpreise handeln soll. Es ist nicht wirklich ersichtlich, welche Förderung in einer solchen Situation noch irgendwie Einfluss auf diese absolut im Keller befindlichen Marktpreise haben sollte, so dass diese noch weiter sinken. Die Marktpreise liegen doch derzeit schon auf einem  für die Branche derart mörderisch niedrigem  Niveau, dass sie wirtschaftlich untragbar sind und eine Marktbereinigung durch dauerhafte Vernichtung bestehender Produktionsanlagen erfordern, wenn nicht alles kollabieren soll.
Es geht um Kapitalvernichtung zur Abwendung sonst drohender noch größerer wirtschaftlicher Schäden, siehe eindrucksvoll FirstSolar in Frankfurt/ Oder.  

Goethe hätte wohl gedichtet \"Ein Sumpf zieht am Gebirge hin, verpestet alles schon Errungene.\"

Offline superhaase

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« Antwort #14 am: 18. April 2012, 18:02:36 »
Zitat
Original von RR-E-ft
Die Marktpreise liegen doch derzeit schon auf einem  für die Branche derart mörderisch niedrigem  Niveau, dass sie wirtschaftlich untragbar sind und eine Marktbereinigung durch dauerhafte Vernichtung bestehender Produktionsanlagen erfordern, wenn nicht alles kollabieren soll.
Und die Streichung erhöhter garantierter Einspeisevergütungen würde also verhindern, dass der PV-Markt vollends kollabiert?
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