Original von nomos
Der Artikel ist so aktuell wie damals und wäre auch für die heutigen Koalitionsverhandlungen hilfreich.
Dieser Artikel ist leider Unsinn.
Der Autor tut so, als ob die Zertifikatemengen unverrückbar festgeschrieben wären. Nur dann, würde seine Aussage stimmen, dass das EEG keine Wirkung auf den CO2-Ausstoß hat, weil die freigesetzten Zertifikate von anderen billig gekauft werden könnten.
Aber wie gesagt ist das eine Milchmädchenrechnung, denn die Zertifikatemengen sind nicht unverrückbar festgelegt.
Ich verstehe gar nicht, wie man so einen offensichtlichen Denkfehler begehen kann, wenn man sich Professor nennen darf. :rolleyes:
Amüsant ist auch der Widerspruch des Autor zu sich selbst:
Einerseits sagt er, dass die Kosten für die CO2-Vermeidung zu niedrig seien, um erneuerbare Energien einzusetzen, diese würden sich einfach nicht lohnen.
Andererseits sagt er unmittelbar danach, dass durch die Verteuerung der Energiepreise wegen des EEG Arbeitsplätze vernichtet werden und die Wirtschaft zuhrunde geht.
Die logische Folge ist aber nun, wenn man erneuerbare Energien vorantreiben muss, die CO2-Vermeidungskosten über höhere Zertifikatepreise anzuheben, damit sich die erneuerbaren Energie lohnen, was im gleichen Maße die Energie teurer machen würde.
Die Alternative wäre sonst nur, ein bisschen die Effizienz zu steigern und Wärmedämmung zu betreiben. Das bringt wohl soger kurzfristig erst mal mehr CO2-Vermeidung, das ist richtig, aber wir bleiben weiter am Tropf der fossilen Energien - ein Umbau zu erneuerbaren Energien würde lange Zeit nicht stattfinden. Es muss aber beides gleichzeitig geschehen, so wie es derzeit auch geschieht. Es ist eben nicht das Beste, das Geld ausschließlich dahin zu lenken, wo es kurzfristig den größten Effekt hat. Man muss schon auch ein bisschen vorausplanen, wenn das Wohl des Volkes und die Nachhaltigkeit im Blick hat.
Wenn man also den Zertifikatehandel nicht auch gleichzeitig mit dem EEG abschafft, dann muss zum Erreichen desselben Ziels das gleiche Geld aufgewendet werden - nur halt über die Zertifikatpreise statt über EEG-Umlage. Das wird für die Wirtschaft keinen Cent billiger.
Wie sollte es auch?
Man kann neue Kraftwerke und Technologien nicht aus dem Hut zaubern.
So oder so muss das irgendwie bezahlt werden.
Ob nun per EEG oder mittels Zertifikaten, ist Jacke wie Hose.
Mit dem EEG kann der Staat allerdings die Gelder gezielter in bestimmte Technologien lenken, mit den Zertifikaten hat er Null Einfluss über die Richtung.
Da aber nun die Wirtschaft gewohnt ist, sehr kurzfristig zu denken und zu Handeln (meist nur von Quartalsbericht zu Quartalsbericht), können so kaum langfristige Entwicklungen vernünftig vollzogen werden.
Wirklich nachhaltig handelt die freie Wirtschaft leider selten freiwillig.
So hätten Biogas und Photovoltaik lange Zeit keine Chance zur Weiterentwicklung, weil Anfangs zu teuer.
Warum man aber für eine Vollversorgung aus Ökostrom auf diese Technologien angewiesen ist, ist klar.
Um eine parallele und frühzeitige Entwicklung hier voranzutreiben, ist das EEG das bessere Instrument.
Richtig angewendet sind EEG und Zertifikatehandel ein gutes Gesamtkonzept, das sowohl kurzfristige als auch langfristige Aspekt gleichermaßen berücksichtigen kann.
Wie Zeus weiter oben richtig anmerkte ist es nicht immer das beste, wenn der Staat seine Lenkungsmöglichkeiten komplett aufgibt.
Das neoliberale Credo \"der Markt macht alles richtig\" stimmt nun mal nicht.
Mit den richtigen Instrumenten die Kräfte eines Marktes dorthin zu lenken, wo man hin will, das ist die Kunst.
Mit dem EEG ist das recht gut gelungen, wie sich bisher gezeigt hat.
Auch wenn das für den Herrn Professor aus Berlin nicht einleuchtend ist, so gibt ihm die Realität der letzten Jahre nicht recht. Auch ein Professor kann irren. Es sind auch nicht alle Professoren derselben Meinung.
ciao,
sh