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Autor Thema: ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben  (Gelesen 24409 mal)

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Offline RR-E-ft

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Offline svenbianca

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #1 am: 23. Februar 2008, 19:48:34 »
gerade das Beispiel England ist lustig. Dort herscht knallharter Wettbewerb.....

Steuern 5% beim Strom nicht knapp 41% wie bei uns. Darum bereinigt kann sich ja jeder ausrechnen wie teuer der Strom dort ist......

Offline RR-E-ft

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #2 am: 25. Februar 2008, 15:44:16 »
@svenbianca

GB ist bekanntlich eine Insel, Deutschland nicht.

Warum vergleichen Sie nicht einfach einmal die steuer- und abgabenbereinigten deutschen Strom- und Gaspreise mit denen in Polen, Littauen, Tschechien ?

Der wettbewerbsanaloge Preis richtet sich nach den Grenzkosten. Deshalb hängt die Markrgerechtigkeit eines Strompreises stark von der Erzeugungsstruktur und den Grenzkosten der Stromerzeugung ab.

Hierzulande kommt viel Strom aus abgeschriebenen Kohle- und Atomkraftwerken, deren Stromerzeugungskosten unter 15 €/ MWh liegen.

Fakt ist, dass Vattenfall Europe in Berlin und Hamburg die überzogene Strompreise absenken musste, nicht anders bei E.ON Thüringer Energie AG und den Stadtwerken Jena- Pößneck GmbH.

Fakt ist auch, dass es in Frankreich einen derartig drastischen Anstieg der Letzverbraucher- Strompreise in den letzten Jahren nicht gab. Welche Erklärung haben Sie denn dafür?

Offline svenbianca

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #3 am: 25. Februar 2008, 16:32:07 »
Auch Frankreich ist lustig. Der Markt ist dort noch nicht ansatzweise so weit geöffnet wie in Deutschland. Die Preise sind sehr stark politisch motiviert, können also schlecht als Vergleich benutzt werden.

Polen, Litauen etc. kann man gerne heranziehen, natürlich muss man dann auch Lohnniveau, Ausfallzeiten etc. mit hinzuziehen.

Wieviel Prozent des monatlichen Einkommens gehen denn weg für den Strom? Stand Mai 2005

Slowakei 7,5%, Litauen 6,1% Tschechien 3,75% EU-weit 2% Deutschland 1,9%

Quelle Eurostat

Da Sie ja auf dasselbe Niveau wollen, müssen wir die Preise also verdreifachen, wir arbeiten daran........

Was ich nicht verstehen will ist immer dieses Gerede von abgeschriebenen Kraftwerken, als wenn dies was Unrechtes wäre. Sollte ein Rechtsanwalt, der seine Einrichtung bereits bezahlt hat anders behandelt werden, als ein Neuling, der alles auf Pump gekauft hat?

Anders gefragt. Wenn die Betreiber neue Kraftwerke bauen, sollen Sie dafür dann höhere Strompreise bekommen? Man hat sich doch bewußt politisch dafür entschieden, nicht mehr Preise nach dem Kostenprinzip wie früher zu machen, sondern marktpreise. Die Mechanismen sind ja bereits lang und breit hier diskutiert worden (Grenzkosten etc.). Jetzt kann man darüber streiten, ob die großen 4 Kapazitäten zurückhalten um die Kosten hochzuhalten oder nicht (da bin ich ja auf Ihrer Seiten, das es so etwas nicht geben darf). Aber ich kann nicht ständig die Konzerne kritisieren für eine politisch gewollte Börse und seinen Konsequenzen.

Und ich habe schon oft gesagt. Warum baut denn keiner Kraftwerke? Warum hat die Trianel ihr Projekt auf Eis gelegt? Weil es in Deutschland nicht so einfach ist, eins zu bauen. Man hat alle gegen sich und verdienen darf man damit auch nichts. Es warnen alle vor der Versorgungslücke. Wir werden Stromimportland wenn wir so weiter machen. Dann machen die anderen das Geschäft.......

Offline RR-E-ft

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #4 am: 25. Februar 2008, 16:39:17 »
@svenbianca

Dass Sie daran arbeiten, glaube ich gern.

Ich meine jedoch, dass die Strompreise von den Erzeugungskosten und nicht vom Lohnniveau abhängen. Wenn man von einem einheitlichen Markt ausgeht, so kümmert dieser sich herzlich wenig um das Einkommensniveau. Schließlich zahlen auch hierzulande Vorstandsvorsitzende von Dax30- Unternehmen das gleiche für ihren privaten  Strombezug wie Hartz- IV- Empfänger.

Der Nachfrage eines privaten Haushalts fehlt es regelmäßig an der Preiselastizität. Auch die Gesamtnachfrage ist relativ starr.

Offline svenbianca

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #5 am: 25. Februar 2008, 17:08:11 »
aber Mitarbeiter im Kraftwerk Deutschland verdienen doch mehr als die in Polen oder? Das hat doch Auswirkungen auf den Erzeugungspreis.Das gleiche gilt für das Netz. Nokiamitarbeiter in Rumänien verdienen keine 2 Euro die Stunde. Wenn das alles keine BEdeutung hätte, würde wohl keine Firma abwandern. Der Netzbereich und damit verbundene Kosten sind natürlich auch Lohnabhängig. Im Übrigen sind die Netzkosten im europäischen Vergleich bei Berücksichtigung der Verbräuche eher gering. Auch da zitiere ich gerne die EU-Kommission 4. Benchmarking-Bericht 2005.

absolute Belastung eines Haushaltes mit Netzentgelten:

Deutschland 193 Euro. Frankreich 212 Euro, Österreich 253 Euro, Norwegen  486,00 Euro.

Durch die massive Senkung der Entgelte werden die Werte heute geringer sein in Deutschland.

Gleichzeitig muss man auch die Versorgungssicherheit betrachten. Wieviele Ausfälle pro Kunden hat Deutschland, wieviel in Polen....... Deutschland liegt auch da weit vor allen europäischen Ländern. Natürlich kann man überlegen ob das nötig ist. Sparen wir ein paar Euro ein und fahren die Sicherheit etwas runter oder lassen wir es so gut wie es ist. Die Frage möchte ich nicht gar nicht beantworten.

Offline ESG-Rebell

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #6 am: 26. Februar 2008, 17:04:35 »
Zitat
Original von svenbianca
aber Mitarbeiter im Kraftwerk Deutschland verdienen doch mehr als die in Polen oder? [...] Nokiamitarbeiter in Rumänien verdienen keine 2 Euro die Stunde.
Dieser Vergleich würde nur dann nicht gewaltig hinken, wenn in jedem Kraftwerk etwa 4 Mio. Mitarbeiter mit Handpumpen die Elektronen in die Leitungen drücken würden (250 W Dauerleistung/Arbeiter, 100% Wirkungsgrad, 24h Schichten) ;)

Bei einer Manufaktur, wie der Nokia-Handy-Herstellung, fliessen die Lohnstückkosten direkt in den Endpreis ein. Bei einem Kraftwerk bleiben die Lohnkosten aber fast konstant; egal ob es gerade mit 500 MW oder 1000 MW Leistung fährt.

Zitat
Original von svenbianca
Gleichzeitig muss man auch die Versorgungssicherheit betrachten. Wieviele Ausfälle pro Kunden hat Deutschland, wieviel in Polen....... Deutschland liegt auch da weit vor allen europäischen Ländern.
Das sind alles Altlasten im positiven Sinne aus früheren Zeiten. Die Profitmaximierer sparen doch schon jeden Euro bei der Instandhaltung. Bis unsere Netze aber auf das polnische Niveau verfallen sind, dauert es schon noch ein paar Jahre ...

Gruss,
ESG-Rebell.

Offline svenbianca

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #7 am: 26. Februar 2008, 17:49:54 »
wenn bei uns eine MWH 15 Euro kostet, was kostet Sie denn in Polen?

Die Versorgungssicherheit ist nach wie vor am höchsten, weit vor allen anderen. Leider will man das nicht mehr. Zumal die Netzkosten, wie geschrieben, bei uns eher gering sind im Vergleich zu unseren Nachbarn, dazu antwortet aber keiner, passt ja leider auch nicht in das hier vielzitierte Loblied \"Alles Abzocker - überall auf der Welt ist es besser\"

Offline RR-E-ft

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« Antwort #8 am: 26. Februar 2008, 18:14:26 »
@svenbianca

Marktbeherrschung wo und wie? Kosten der Stromerzeugung in D siehste hier.

Wenn alle Einnahmen aus den Netzentgelten bis auf eine angemessene Verzinsung gem. § 7 StromNEV tatsächlich in die Stromnetze investiert würden, würde sich wohl auch niemand aufregen.

Wer die Gesamteinnahmen aus den Netzentgelten mit den Netzinvestitionen vergleicht, wird indes wohl ein anderes Bild sehen. Und die Netze sind laut BNetzA bald an der Grenze. Wenn es erst einmal in Folge zu Blackouts kommt, ist doch die gesamte Statistik über Netzausfälle Makulatur. Dann nützt es etwa einem Elektrostahlwerk oder einer Glashütte auf Strombasis wenig, dass gestern der Stromversorgung noch relativ sicher war.  Tatsächlich ist es so, dass die Ausfallzeiten in Deutschland seit Jahren signifikant zunehmen.

Offline svenbianca

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #9 am: 26. Februar 2008, 23:09:27 »
ja in Deutschland läuft schon einiges schief...

auf nach Florida, die zeigen wie es geht!!!!

Offline AKW NEE

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #10 am: 27. Februar 2008, 13:06:17 »
Gute Reise

Offline AKW NEE

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #11 am: 27. Februar 2008, 13:41:02 »
@ svenbianca

Wenn ich diesen Satz lese,

Zitat
\"Das teuerste am Netz befindliche Kraftwerk bestimmt an der Strombörse den Preis.\" Soll heißen: Relevant für den Preis ist einzig und allein das teuerste Kraftwerk, das zur Produktion der nachgefragten Menge benötigt wird. Wenn die großen Konzerne ihr Angebot an der Strombörse also zurückhalten und erst gar nicht auf den Markt bringen, schnellt der Preis nach oben - und der Endkundenpreis steigt.

wird mir deutlich, dass bei der Bestimmung des Strompreises Angebot und Nachfrage nicht den Preis bestimmen, auch spielen nicht die Kosten eine entscheidende Rolle, sondern die Gewinnerwartung scheint das alleinige Kriterium zu sein.

Offline svenbianca

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #12 am: 27. Februar 2008, 13:52:34 »
aber ihr tut ja so, als wenn die Konzern sich dies so ausgesucht haben. Und natürlich hat es mit Angebot und Nachfrage zu tun. Ist das Angebot riesig kommen erst gar keine teuren Gaskraftwerke dazu und somit fällt der PReis. Wie bereits oben geschrieben bin ich doch auf Ihrer Seite, dass man auf jeden Fall unterbinden muss, dass absichtlich Kapazitäten zurückgehalten werden, damit der Preis künstlich hoch ist. Aber wer schaltet denn die Atomkraftwerke ab und verhindert Neubauten von KRaftwerken, damit mehr Angebot da ist? Doch nicht die Versorger. Wer benötigt 10 Jahre für Baugehmigungen von Kuppelstellen ins Ausland, damit mehr Wettbewerb herscht? Warum bauen so wenige Investoren neue KRaftwerke in Deutschland?

Offline AKW NEE

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #13 am: 27. Februar 2008, 14:18:17 »
@ svenbianca

Ob Sie es wollen oder nicht, Sie schreiben den beschiss schön. es geht doch nicht darum was wäre wenn, sondern was ist. Es ist, dass nicht die tatsächlichen Produktionskosten den Preis bestimmen.

Sie schreiben:
Zitat
Und natürlich hat es mit Angebot und Nachfrage zu tun. Ist das Angebot riesig kommen erst gar keine teuren Gaskraftwerke dazu und somit fällt der PReis.
Hier ist und bleibt Ihre Wunschvorstellung Vater Ihres Gedankens.

Zitat
dass man auf jeden Fall unterbinden muss, dass absichtlich Kapazitäten zurückgehalten werden, damit der Preis künstlich hoch ist.
Hier beschreiben Sie wie die Abzocke läuft. Wer ist hier wohl mit man gemeint, der etwas unterbinden soll? Tatsache ist, es wird, von wem auch immer, nichts unterbunden.
Wenn aber, wie Sie schreiben, der Preis künstlich hochgehalten wird, heißt es doch auch bei Ihnen, dass der Strompreis tiefer sein könnt. Er könnte hier in Deutschland, nicht in England, Florida usw., tiefer sein. Wenn ich Sie da richtig verstanden habe, weiß ich nicht, warum Sie vorher so heftig dagegen geschrieben haben.

Offline RR-E-ft

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #14 am: 27. Februar 2008, 14:27:20 »
@svenbianca

Der neue RWE- Chef Großmann hat gesagt, mann könne den Betrieb von Biblis so steuern, dass man mit der Restlaufzeit über die nächste Bundestagswahl kommt.... Man sieht sich also durchaus  in der Lage, das Angebot gezielt zu steuern. Im Übrigen geht aus der Verfügung des Bundeskartellamtes gegen RWE hervor, dass man die Börsenpreise nicht ohne weiteres mit den Preisen gleichsetzen kann, die sich bei wirksamen Wettbewerb herausbilden würden.

Dong will in Lubmin ein Kohlekraftwerk bauen und die dortigen Menschen machen sich deshalb Sorgen um den Tourismus. In Ensdorf sollte ein Kohlekraftwerk gebaut werden. Die Bevölkerung war dagegen. Nun wird in Ensdorf wohl auch gar keine Kohle mehr gefördert, weil die DSK den Bergbau einstellt.... Ob das mit der CO2- Abscheidung je funktioniert, weiß keiner.

Die Energiewirtschaft will bei der Stromerzeugung für den nächsten Investitionszyklus wohl einfach so weitermachen wie in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts... Zukunftsweisend ist das nicht gerade. Und möglicherweise rechnen sich Kohlekraftwerke in naher Zukunft gar nicht mehr.

Fakt ist, dass die deutschen Energiekonzerne in den letzten zehn Jahren die Milliardenbeträge nicht in Kraftwerke und in die Netze investiert haben, sondern in weltweite Finanzbeteiligungen und nun auch in Aktienrückkaufprogramme (E.ON 7,5 Mrd. EUR, RWE 2,5 Mrd. EUR).

Aktienrückkaufprogramme offensichtlich deshalb, weil man keine bessere Verwendung für das gehortete Kapital hat.

Gesonderter Strommarkt in Deutschlands  Südwesten mit Hochpreiszone?

Hochpreiszone haben die schon längst, aber wohl aus ganz anderen Gründen.

 

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