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Autor Thema: ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben  (Gelesen 26878 mal)

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Offline svenbianca

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #15 am: 27. Februar 2008, 14:41:40 »
ich schreibe dagegen, weil es keine Beweise für eine Zurückbehaltung gibt, sonst hätte das Kartellamt längst etwas unternommen. Behauptungen kann jeder schreiben. Wenn jemand handfeste Beweise dafür hat, soll er strafanzeige stellen und die Gerichte das klären lassen.

Ich habe doch nicht gesagt, die Produktionskosten bestimmen den Preis, das wurde doch auch gar nicht erwünscht bei Einführung der Strombörse.

Anderes Beispiel aus dem aktuellen Focus:
Bestimmte Getreidearten sind 2007 um 100% teurer geworden, da die Nachfrage für Biomassekraftwerke so hoch ist. Warum? Sind die Produktionskosten des Bauern teurer geworden (wohl nicht um 100%). Nein die Nachfrage liegt über dem Angebot. Und so ist es beim Strom leider auch. Also neue Kraftwerke bauen um dem entgegenzuwirken. Hessen blockt zur Zeit alles. Im Saarland wurde es auch abgesagt. Atomkraftwerke werden stillgelegt aber nicht ersetzt. Wie soll da das Angebot steigen?

@ RR-E-ft
Atomkraftwerke haben ja auch eine besondere Bedeutung. Evtl gibt es 2009 eine neue Regierung unter schwarz-gelb die sich klar zur VErlängerung ausgesprochen hat. Wer würde dann eine Drosselung nicht im Auge haben, das könnte viel Geld bedeuten.

Wir können natürlich alles mit Sonne und Wind (ah die Spargelmasten will ja auch keiner) und Biomasse (wie bereits geschrieben zum Teil 100% höhere Preise für den Rohstoff in einem Jahr)  machen nur macht das den Strom nicht gerade billiger. Vielleicht noch mehr Strom einsparen, wäre auch eine Möglichkeit.

Offline RR-E-ft

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #16 am: 27. Februar 2008, 14:47:42 »
@svenbianca

In jedem Wettbewerbsmarkt mit vollständigem Wettbewerb entsprechen die Marktpreise den Grenzkosten (Grenzkostenregel).

Die Börsenpreise richten sich auch nach den Grenzkosten der Stromerzeugung, allerdings nach der merit order- Regel und unter der Bedingung, dass an der Börse nur ein Teil des Gesamtmarktvolumens gehandelt wird. Würde das Gesamtmarktvolumen über die Börse gehandelt, könnte sich dort ein niedrigerer Preis einstellen, der näher an den Grenzkosten der gesamten Stromerzeugung liegt.

Die Drosselung der Atomkraftwerke bedeutet schon jetzt viel Geld, weil der dadurch getriebene Strompreis Zusatzgewinne verschafft, die weit über den Einnahmeausfällen liegen, die man durch den Stillstand der Anlagen erleidet. Die verdübelte Situation rechnet sich gerade für RWE wohl bestens. Das bestreitet auch gar keiner. Der Stillstand der Atomkraftwerke lohnt sich.

Offline AKW NEE

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #17 am: 27. Februar 2008, 15:01:44 »
Zitat
Nein die Nachfrage liegt über dem Angebot. Und so ist es beim Strom leider auch.

Es wird also in Deutschland mehr Strom nachgefragt, als angeboten wird. Ist mir neu, aber wenn Sie es schreiben, wird es wohl so sein.

Um das AKW Wyhl zu bauen hat der damalige Ministerpräsident Filbinger ähnliches behauptet. Um es für die dortige Bevölkerung erlebbar zu machen, wurde damals während eines Fußballspiels der Strom abgedreht.

Offline RR-E-ft

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #18 am: 27. Februar 2008, 15:04:35 »
Hat auch EnBW Atomstromproduktion gedrosselt?


Zitat
Allerdings lässt EnBW den Meiler, der auch Strom fürs Netz der Deutschen Bahn liefert, offenbar seit Frühjahr 2007 mit verminderter Leistung laufen. In einigen Monaten lag die Stromproduktion nach FR-Informationen um 50 Prozent unter dem Maximalwert. Folge: Auch dadurch wird Reststrommenge gespart; das Kraftwerk kann länger am Netz bleiben.

Der Energieexperte des Öko-Instituts Darmstadt, Stephan Kurth, hält die lange Absenkung der Stromproduktion für ungewöhnlich. \"Normalerweise liegt die Auslastung bei AKW bei 90 Prozent\", kommentierte er. EnBW wollte zu den einzelnen Monatsdaten aus Wettbewerbsgründen nicht Stellung nehmen. Es hieß nur, alle Anlagen des Konzerns würden \"wirtschaftlich optimiert gefahren\".

Das würde bedeuten, dass dem Markt durch die Atomlobby ganz gezielt Stromerzeugungskapazitäten vorenthalten werden, selbstredend mit Folgen für die Strompreise. Wirtschaftlich optimierte Fahrweise ist eine blumige Umschreibung dafür, dass die Strompreise durch ein künstlich verknapptes Angebot nach oben getrieben werden können, was der Branche Zusatzgewinne verschafft, gewinnmaximierendes Verhalten unter Verstoß gegen § 1 EnWG.

Deutschland braucht eine dezentrale, demokratisisierte Stromerzeugung um die Marktmacht der Konzerne zu brechen. Energieeffiziente Verbrauchsgeräte, gut gedämmte Häuser mit Blockheizkraftwerken usw. in der Fläche, dazu ein intelligentes Stromnetz.

Sonst wird es immer wieder geschehen, dass zentrale Stromerzeugungskapazitäten in gewinnamximierender Weise zu Lasten der Verbraucher gefahren werden.

Offline Wasserwaage

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #19 am: 27. Februar 2008, 15:19:05 »
\"Verstoß gegen § 1 EnWG\"

nee nee.... atom=böse weil umwelt und so weiter, also verminderung der produktion wg. § 1 EnWG => Umwelt! *lol* so ist das mit der sichtweise und dem zielkonflikt.
gott lobe den tag an dem es soweit ist, dass ich mir prepaidkarten mit strom von jedem x-beliebigen anbieter überall kaufen kann um sie dann in meinen zähler zu schieben.

Offline RR-E-ft

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #20 am: 27. Februar 2008, 15:24:25 »
@Wasserwaage

Wenn derzeit Angebot bewusst verknappt wird, ist das keine Lapalie.

Gerade wenn die \"Umweltschützer\" gedrosselt werden und dadaurch CO2- emmitierende Kraftwerke zum Einsatz kommen, sind die Preiseffekte durch die Einpreisung der Verschmutzungsrechte wohl um so dramatischer. Es kommt zur klassischen Hebelwirkung.

Offline svenbianca

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #21 am: 27. Februar 2008, 16:27:40 »
@ RR-E-ft
wenn es doch alles so eindeutig und belegbar ist, warum erstatten Sie dann keine Anzeige?

Offline RR-E-ft

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« Antwort #22 am: 27. Februar 2008, 16:31:47 »
@svenbianca

Ich lese andauernd \"Anzeige\".

Was meinen Sie denn?

Meinen Sie, dass das nicht nur gegen geltendes Recht verstößt, sondern sogar strafbar im Sinne der Strafgesetze sei, womöglich Razzia, Verhaftung und Bild- Berichterstattung zur Folge haben kann/ sollte ?!
Soweit ich weiß, ist Profitmaximierung an sich nicht strafbar.

Offline svenbianca

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #23 am: 27. Februar 2008, 16:47:17 »
Wenn Preise so offensichtlich manipuliert werden gehen doch die Kartellämter und die Börsenaufsicht dagegen vor. Es gab ja auch umfangreiche Durchsuchungen. Von tatsächlichen Ergebnissen ist ja noch nichts zu hören. Vielleicht ist es ja doch nicht so eindeutig.........

Offline RR-E-ft

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #24 am: 27. Februar 2008, 16:57:00 »
@svenbianca

Wenn Erzeugungskapazitäten tatsächlich bewusst zurück gehalten werden (Drosselung der Stromproduktion in AKW), hat das wohl entsprechende Auswirkungen auf die Großhandelspreise für Strom.

Nur kann ich nicht erkennen, dass es sich zugleich um eine Börsenmanipulation im Sinne der entsprechenden Vorschriften handeln sollte.

Es besteht doch bisher schon gar keine gesetzliche Verpflichtung, Stromerzeugungskapazitäten voll auszuschöpfen, erzeugte Strommengen überhaupt an der Börse anzudienen und feilzubieten....

Sonst wäre es wohl nicht möglich, dass viele Stromerzeugungskapazitäten in der Kaltreserve stehen. Sonst wäre es ja für Stromerzeuger auch nicht möglich, den erzeugten Strom außerbörslich zu handeln.

Brauchen wir womöglich neue Gesetze ?!

Ist nicht etwa die gesamte Strompreisbildung an der Börse eine rechte Lügengeschichte, weil sich die Preise durch strategisches Marktverhalten auf Anbieterseite erheblich  beeinflussen lassen ?

Offline svenbianca

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #25 am: 27. Februar 2008, 17:12:36 »
wer hat denn die Börse gewollt und die Bedingungen dafür aufgestellt?

Offline Wasserwaage

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #26 am: 27. Februar 2008, 17:13:02 »
\"Ist nicht etwa die gesamte Strompreisbildung an der Börse eine rechte Lügengeschichte, weil sich die Preise durch strategisches Marktverhalten auf Anbieterseite erheblich beeinflussen lassen ? \"

und ist es nicht evtl auch so, dass die börsenpreise noch weniger mit irgendwelchen gestehungskosten zu tun haben seitdem die banken und broker die strombörse für sich entdeckt haben?!

und ist es nicht so, dass der aktienmarkt genauso funktioniert?!
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Offline RR-E-ft

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« Antwort #27 am: 27. Februar 2008, 17:30:34 »
@svenbianca

Interessante Frage, wer die Börse gewollt und deren Regeln aufgestellt hat. Kennen Sie so jemanden? Ich war es sicher nicht und auch keiner, der von mir demokratisch gewählt wurde. Vielleicht mal bei den Gesellschaftern der EEX nachfragen....

@wasserwaage

Nach einem Bericht im aktuellen SPIEGEL, darüber, was die Ölpreise treibt, stellt sich die Frage, ob eine Börse überhaupt einem Marktplatz gleicht oder viel eher mit einem Spielcasino und Zockerparadies zu tun hat.

Will man einen liberalisierten Marktplatz für Energie, so sollte dieser tatsächlich wie ein Markt ausgestaltet werden und funktionieren und eben nicht wie eine Zockerbude. Man hätte wohl Regeln aufzustellen über die Andienung von Stromerzeugungskapazitäten und zum anderen den Einfluss von Spekulationen weitestmöglich auszuschließen.

Während an der EEX nur ein geringer Teil des gesamten Marktvolumens gehandelt wird, soll das Handelsvolumen an der Nymex um den Faktor 15 größer sein, als das Marktvolumen der tatsächlichen Warenströme. Deshalb sollen auch die Ölnotierungen an der Nymex weniger das Ergebnis des Zusammenspiels von tatsächlichem Angebot und Nachfrage nach Rohöl aufgrund  elementarer Marktdaten, sondern vielmehr das Ergebnis von wilden Spekulationen und einer bestehenden Spekulationsblase sein.

Die gesamte Weltwirtschaft in der Hand von Zockern. Da erscheint es ungerecht, dass man in Baden Baden und anderswo Spielsüchtige vom Betrieb ausschließt, die viel weniger Schaden anrichten können.

Und wollen wir wirklich amerikanische Verhältnisse auf unserem Energiemarkt? Mal abgesehen davon, dass der Steuerzahler nun auch noch dafür aufkommen soll, wenn sich die Banker verzockt haben...

Marktwirtschaft sieht anders aus.
Da haftet jedenfalls kein Steuerzahler für das Gezocke.

Aber nochmals:

Die Börse ist nicht mit dem Großhandelsmarkt für den Erstabsatz von Elektrizität in Deutschland  indentisch.

Offline redbluewitch

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #28 am: 03. März 2008, 15:19:48 »
apropos Gezocke, was ich aber eher als kriminelles Handeln bezeichnen würde

subprime in a nutshell

http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/20080303_subprime_in_a_nuttshell.pdf

Offline Wasserwaage

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ZDF: Wie die Konzerne die Strom- und Gaspreise hochtreiben
« Antwort #29 am: 03. März 2008, 16:34:53 »
\"Die Börse ist nicht mit dem Großhandelsmarkt für den Erstabsatz von Elektrizität in Deutschland indentisch.\"

das kommt wohl darauf an wie man diesen markt definiert.

sicherlich sind börse und großhandelsmarkt nicht identisch. aber die preise sind es größtenteils. den 1. hat der börsenpreis einfluss auf den otc-preis, ansonsten würde es zu verstärkten arbitrage-geschäften führen, die dann wiederum für den ausgleich sorgen. 1. warum sollte ein erzeuger den strom günstiger als an der börse abgeben?!
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