Energiepolitik > Erneuerbare Energie
Nahrungsmittel und Bioenergie
redbluewitch:
--- Zitat ---Ein Anlass hierfür mag die Nutzung der Bioenergie sein, dies spricht aber nicht gegen die Technologie, sondern gegen die Marktordnung.
--- Ende Zitat ---
so ist das, Technik an sich ist immer ethisch neutral, das Problem ist, dass eine auf die Ausbeutung und Verwertung \'knapper Ressourcen\' aufgebaute Ökonomie die Technik (genauer auch diese Technik) losgelöst von sozialen und ökologischen Nachhaltigkeitskriterien mißbraucht. Die Realität in einer von Profitmaximierung beherrschten Ökonomie sieht leider so aus, dass aus dieser Technik (wie aus jeder) eine Ware gemacht wird, aus der lediglich maximaler Profit zu holen ist. Das verdrängt alles andere - Mensch und Natur - was dem im Wege steht, weil es weniger oder gar kein Profit abwirft. Dh eine Kritik der geltenden Wirtschaftsordnung ist notwendig, weil in meinen Augen die Biofuels-Technologie nur dann vertretbar ist, wenn die damit verbundene Produktionsweise global in einen Rahmen gesetzt wird, der sozialökologische Nachhaltigkeitsstandards einhält
Jean Ziegler spricht sich, so wie ich seinen Aufruf verstanden habe, nicht gegen \'biofuels\' an sich aus, sondern gegen die Verhältnissen, unter denen sie produziert werden: Und diese Realität sieht leider oft nun mal so aus:
\"Agroenergy monocultures are linked to accelerated climate change, deforestation, the impoverishment and dispossession of local communities, bio-diversity losses, human rights abuses, water and soil degradation, loss of food sovereignty and food security.\"
http://www.biofuelwatch.org.uk/
bei \'biofuels\' ist es mit der \'Globalisierung\'. Es geht nicht um ihre Ablehnung, sondern um der Art und Weise, wie sie bislang realisiert wurde. Das geht aber nicht ohne eine kritische Auseinandersetzung mit der geltenden Wirtschafts- u Finanzordnung
--- Zitat ---Und die Selbstversorgung muss das Ziel sein um sich unabhängig von den Schwankungen an den globalen Nahrungsmittelmärkten zu machen.
--- Ende Zitat ---
das sehe ich auch so. Wobei diese Unfähigkeit zur \'Lebensmittelsicherheit\' nur indirekt auf die Korruption lokaler Eliten zurückzuführen ist. Primär ist auch hier die herrschende Wirtschaftsordnung dafür verantwortlich gewesen, v.a. in Gestalt der vom Westen kontrollierten Institutionen wie Weltbank oder IWF, die Ländern wie Haiti den so genannten \'Freihandel\' und so die Öffnung ihrer Märkte aufgezwungen haben, mit der Folge, dass die lokale Landwirtschaft zerstört wurde. Aber das wissen Sie ja!
egn:
--- Zitat ---Original von redbluewitch
\"Agroenergy monocultures are linked to accelerated climate change, deforestation, the impoverishment and dispossession of local communities, bio-diversity losses, human rights abuses, water and soil degradation, loss of food sovereignty and food security.\"
--- Ende Zitat ---
So einfach darf man es sich auch nicht machen. Denn die gleichen Ansprüche müssten dann auch für die Nahrungsmittelproduktion gelten. Dies würde aber letztlich zu erheblichen Einbußen bei den Erträgen führen und letztlich zu mehr Hunger.
superhaase:
@ AKW NEE: Danke für Ihre Worte! Ich hab mir eine Antwort auf terbecks letztes Posting verkniffen (wie schon öfters), weil ich die Agressionen nicht weiter anheizen möchte. Wir haben ja schon gesehen, wohin das führt. :(
Zum Thema Haiti:
Vor allem die WHO und die Weltbank tragen einen großen Anteil an der Situation in Haiti. Sie hatten Haiti in der Vergangenheit gezwungen, Importzölle auf Reis zu senken bzw. aufzuheben. Dadurch wurde für die einheimischen Bauern der Reisanbau unrentabel, da (zum Teil subventionierte) Reisimporte in den Markt drückten. Nun ist Haiti auf Reisimporte angewiesen und den explodierenden Weltmarktpreisen (die vor allem wegen Missernten und langfristig abnehmernder Reisproduktion aufgrund falscher Politik in asiatischen Ländern zustanden kamen) ausgeliefert.
Das ist ein Beispiel von vielen, in denen die WHO, der IWF und die Weltbank mit ihrem Credo eines freien Handels viele Entwicklungs- und Schwellenländer in Probleme stürzen. Die USA und die EU haben es bisher immer geschafft, den freien Handel fast ausschließlich zu ihren Gunsten durchzusetzen. Ein erzwungener \"freier\" Handel mit subventionierten Waren ist jedoch totaler Unfug - er ist für die (Land)-Wirtschaft in den Entwicklungsländern oft zerstörerisch.
Jedes Land hat m.E. das Recht, sich gegen die Einfuhr subventionierter Waren zu wehren.
Eines der größten Probleme unserer Zeit ist das katastrophale Zusammenwirken der Subventionspolitik der westlichen Welt und der Finanz- und Handelspolitik der WHO, des IWF und der Weltbank.
Sehr interessant bezüglich der Reiskrise ist folgender Artikel der schweizer Wochenzeitung vom Mai 2006 (!):
Der Reis wird knapp
Die Lebensmittelkrise hat sich also schon lange angekündigt, und auch in diesem Artikel wird ausdrücklich auf die fatale Politik von WHO, IWF und Weltbank hingewiesen. Von Biosprit hat in diesem Zusammenhang damals noch kein Mensch gesprochen. Die aktuelle Lebensmittelkrise gäbe es auch ohne Biosprit.
Wie ich schon gesagt hatte, hat die Biospritpolitik (vor allem der USA) die Situation allerdings verschlimmert. In der Biospritpolitik muss schon umgedacht werden. Trotzdem ist Biosprit bzw. Bioenergie im richtigen Rahmen sinnvoll und notwendig.
ciao,
sh
PS:
Ich seh grad, dass redbluewitch und ich uns in den Argumenten zeitlich überschnitten haben. Wie man sieht liegen wir in vielen Bereichen sehr nahe beisammen - ich bin nämlich auch kein Raubtierkapitalist ;)
redbluewitch:
--- Zitat ---So einfach darf man es sich auch nicht machen. Denn die gleichen Ansprüche müssten dann auch für die Nahrungsmittelproduktion gelten. Dies würde aber letztlich zu erheblichen Einbußen bei den Erträgen führen und letztlich zu mehr Hunger.
--- Ende Zitat ---
ich meine nicht, dass die Aktivisten von zB biofulewatch es sich zu einfach machen
http://www.biofuelwatch.org.uk/background.php
Ich habe eher den Eindruck, dass Sie es sich zu einfach machen. Was schlagen Sie vor, alles dabei zu belassen?
egn:
--- Zitat ---Ich habe eher den Eindruck, dass Sie es sich zu einfach machen. Was schlagen Sie vor, alles dabei zu belassen?
--- Ende Zitat ---
Was ich vorschlage kann man weiter oben lesen.
Wenn man deren Webseite liest könnte man fast meinen sie wird von den heutigen Energiekonzernen gesponsert um sich die Konkurrenz durch Energiepflanzen vom Halse zu halten. Auch wenn in jedem der Artikel sicher auch immer ein Körnchen Wahrheit steckt so ist der Schluss daraus den Anbau von Energiepflanzen zu stoppen meiner Meinung nach falsch.
Mir kommt die Kampagne die dort betrieben wird so vor wie \"Atomkraft Stop - Nein Danke\". Es wird opponiert ohne irgendwelche Lösungswege für die Probleme die mit dem Anbau von Energiepflanzen gelöst werden sollen, aufzuzeigen.
Wir haben heute in der Welt eine ganze Reihe von Problemen:
- Klimaänderung
- steigender Energiebedarf
- Bevölkerungswachstum in bestimmten Regionen
- Nahrungsmittelknappheit in bestimmten Regionen
- ...
Die Ursachen dafür sind vielfältig und die Patentlösung gibt es nicht. Es gibt viele kleine Lösungen die machbar sind und aber neben positiven Auswirkungen auch negative haben. Es kann nicht immer die reine Lehre verfolgt werden sondern es müssen immer auch Kompromisse geschlossen werden.
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