Original von nomos
... Die Technologie im Reagenzglas ist ja schön und gut, nennenswerte Mengen an \"Bio\"-Sprit können aber nur durch die von Ihnen genannten \"großindustrieelen Umsetzung\" gedeckt werden und dann ist es eben vorbei mit der so tollen Problemlösung. Die Probleme kommen dann erst.
Das ist wieder die für Sie typische Schwarz-Weiß-Malerei. :rolleyes:
Keiner hier hat behauptet,
und das wiederhole ich zum x-ten Mal, dass mit der Bioenergie der gesamte Bedarf gedeckt werden kann/soll und alle Energieprobleme der Zunkunft gelöst wären. Für Biosprit hat das ebensowenig jemand propagiert.
Hören Sie doch einfach mal unvoreingenommen und ideologiefrei zu, ohne immer alles zu verabsolutieren!
Die Bioenergie wird/soll in Zukunft einen Beitrag zu einem Energie-Mix leisten. Nicht mehr und nicht weniger.
Und das kann sie sehr wohl, ohne Hunger oder Lebensmittelknappheit zu verursachen. Es fordert doch auch niemand, den Lebensmittelanbau zugunsten von Bioenergie zurückzufahren.
Was ich und viele andere vertreten ist, dass Überschusskapazitäten, die für den Lebensmittelanbau nicht benötigt werden, für die Bioenergie genutzt werden. Und da gibt es z.B. in Europa riesige ungenutzte Potentiale, wie auch die EU-Komission erklärt hat. Deshalb soll z.B. auch die Abschaffung der Flächenstilllegungen in einigen Wochen beschlossen werden, was ein Schritt in die richtige Richtung ist. Wenn die Überschusskapazitäten für Bioenergie genutzt werden, dann braucht es keine Flächenstilllegungen mehr, und es braucht auch keine Agrarsubventionen für diese Flächen mehr. Ganz nebenbei kann die EU auch die Exportsubventionen abschaffen und so den Entwicklungesländern die Chance zur Eigenversorgung und landwirtschaftlichen Entwicklung geben. Nur so ist das Problem in den Griff zu kriegen.Das muss natürlich geordnet und mit entsprechenden Aufbauhilfen für die Entwicklungsländer geschehen. (Im Übrigen habe ich mir das nicht selbst ausgedacht, nicht dass Sie mir wieder \"Träumerei\" oder \"Wolkenkuckucksheim\" oder dergleichen vorhalten. :evil: Wann, wenn nicht jetzt, könnte man das fordern und auch durchsetzen?)
Insofern ist es überhaupt verwunderlich, warum Sie nicht die Flächenstilllegungen (Brachprämien) als Hauptursache für die Lebensmittelkrise benennen? Das wäre nach Ihrer Logik doch zu allererst zu verurteilen!Allerdings würde ich auch da widersprechen, denn das würde Ursache und Wirkung verwechseln. Schließlich wurden die Brachprämien eingeführt, weil zu viele Überschüsse produziert wurden - und trotz der Brachprämien gab es viele jahre keine Preisexplosion und keine drohende weltweite Hungerkatastrophe. Und trotz der Brachprämien exportiert die EU immer noch hochsubventionierte Lebensmittel und zerstört die Landwirtschaft in den Entwicklungsländern.
Es ist eben meist etwas anders, als es auf den ersten Blick scheint.
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Wenn die USA heute die Hälfte der Maisernte in Sprit unmwandelt, dann fehlt dieser Mais auf dem Weltmarkt. Bisher wurde er zu günstigen Preisen verkauft. Für viele Menschen ist das die Grundnahrung, das macht die Tortillas für diese Menschen unbezahlbar. Das ist nur ein Beispiel unter vielen. Wie kann man solche Fakten ignorieren?
Das ignoriert doch auch keiner, zumindest AKWNEE und ich nicht.
Dass die Biosprit-Politik der USA mehr Probleme aufwirft, als sie löst, ist unter Fachleuten wohl weltweit unbestritten. Auch die bisherige Biosprit-Politik der EU ist nicht richtig durchdacht und gelinde gesagt suboptimal (z.B. die Gleichzeitigkeit von Brachprämien und Bioenergieprämien - hirnrissig das).
Trotzdem haben Sie das mit dem Mais und den Tortillas nicht richtig verstanden, aber da habe ich Sie ja schon weiter vorne im Thread darauf hingewiesen. Auch der von Ihnen damals verlinkte Artikel erläutert, dass das eigentliche Problem darauf zurück geht, dass die USA jahrzehnte lang mit subventionierten Maisüberschussexporten die Maisproduktion in Mittelamerika kaputt gemacht haben. Dass die nun sehr plötzliche Nutzung der Überschüsse zur Biospriterzeugung (die mit Mais außerdem auch noch als ökologisch inerffizient/kontraproduktiv angesehen wird) und damit die plötzliche Exportverringerung z.B. in Mexico die Preise hochtreibt, ist nur möglich, weil dort keine ausreichende Eigenproduktion mehr vorhanden ist.
Diese kurzsichtige und unüberlegte Politik ist eine Katastrophe, und trägt zur Lebensmittelkrise bei und verschärft diese.
Diese Politik hat hier auch keiner verteidigt. Keiner hat auch solche Fehlentwicklungen wie die Urwaldrodungen für Palmöl oder Zuckerrohr verteidigt.
Die Hauptursachen für die Lebensmittelkrise sind jedoch, neben einigen Missernten der letzten Jahre, der enorme Nachfrageanstieg (für Tierfutter wegen vor allem in Asien steigendem Milch- und Fleischkonsum; die EU importiert z.B. auch seit wenigen Jahren Unmengen an Soja, um das totale Tiermehlfütterungsverbot seit der BSE-Krise in der Schweinemast ausgleichen zu können, während das Tiermehl nun verbrannt wird - auch eine Form der Bioenergienutzung, aber äußerst ineffizient das Ganze; weniger Fleisch essen würde also hier auch helfen, sowohl den Entwicklungsländern, wie auch den Gesundheitssystemen der reichen Länder
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) und die mangelnde Eigenproduktion in den Entwicklungsländern aufgrund der katastrophalen Subventionspolitik der letzten Jahrzehnte.
Nochmal zusammengefasst:
Ich verteidige nicht die politischen Fehler der Vergangenheit, weder in der Agrarpolitik noch in der Biospritpolitik.
Ich widerspreche nur der hier von Ihnen und anderen vertretenen Meinung,
Bioenergie sei die Hauptursache der Lebensmittelkrise, Bioenergie sei unmoralisch, oder Bioenergie sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wie so eine Dumpfbacke bei der UNO ganz hirnlos gesabbelt hat.Bei Ihrem abschliessenden Wunsch habe ich den Eindruck, dass sie die hohen Preise geradezu herbeiwünschen, Hauptsache Ihrer Ideologie hilft es zum Durchbruch. Sorry, aber Energie und Lebensmittel sind kein Luxus, sondern Lebensgrundlagen für Menschen, die weder verschwendet noch der Ideologie geopfert werden dürfen. Energie und Lebensmittel müssen bezahlbar bleiben, nicht nur für Reiche oder eine Oberklasse!
\"Bezahlbar bleiben\" ist ein dehnbarer Begriff.
Energie wird ganz zwangsläufig teurer werden, ohne die Erneuerbaren Energien (zu denen auch die Bioenergie in angemessenem Umfang gehört) noch viel teurer, und das immer schneller.
Man sollte eher so formulieren: \"Der lebensnotwendige Energiebedarf muss bezahlbar bleiben.\" Dies kann auch erreicht werden, indem bei steigenden Energiepreisen (die m.E. unvermeidbar sind) der Energiebedarf gesenkt wird. Nur so wird ein Schuh draus.
Lebensmittel müssen für alle bezahlbar bleiben, auch in den Entwicklungsländern, keine Frage. Hier muss international drastisch umgesteuert werden, wie ich schon mehrfach sagte und wie es auch viele fordern. Mit einem Verbot der Bioenergienutzung wird allerdings gar nichts verbessert werden.
Ferner muss man schon sagen, dass gerade in Deutschland viele Lebensmittel bisher viel zu billig waren - auch vor allem wegen der Subventionen. Es ist schon äußerst fragwürdig, wie man überhaupt 1 kg Fleisch beim Discounter für weit unter 10 Euro anbieten kann. Bei dem Produktionsaufwand an Futter, Energie usw. Von einer Ethik oder artgerechten Haltung mag ich gar nicht erst anfangen....
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Insofern ist ein gewisser Preisanstieg durchaus sinnvoll. Auch für die Entwicklungsländer, da damit deren eigene Landwirtschaft wieder auf die Beine kommen kann.
Wie gesagt ist der derzeitige plötzliche Preissprung natürlich katastrophal und zu stark.
Aber Lebensmittelpreise wie vor 5 Jahren kann man der Weltgemeinschaft nicht wünschen. Auch und gerade den Entwicklungsländern und der dortigen Bevölkerung nicht.
\"Immer nur billig\" erzeugt halt auch mehr Probleme, als es löst.
@AKW NEE:
Freut mich, dass Ihnen meine Gesellschaft angenehm ist!
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ciao,
sh