Forum des Bundes der Energieverbraucher

Autor Thema: Nahrungsmittel und Bioenergie  (Gelesen 87711 mal)

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline nomos

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 2.448
  • Karma: +0/-0
Nahrungsmittel und Bioenergie
« Antwort #165 am: 19. April 2008, 22:02:49 »
Zitat
Original von Sukram
Hab\' eben  was zum \"Euch-Aufregen\" im Videotext aufgeschnappt:
Die Schweiz importiert gerade zollfrei über 2000 t Kartoffeln.
Aus Ägypten.
GENAU- dem Land mit den nur noch 400 qm Anbaufläche pro Muselmenschen & bei (offiziell) auch nur noch 1,75% Bevölkerungswachstum p.a. ...
tschüüü-hüüüs...
    @Sukram was hat der aufgeschnappte Videotext  mit dem Thema zu tun oder was bezweckt der Hinweis? In der Schweiz protestieren die Kartoffelbauern wegen der billigeren Konkurrenz gegen den Import.

    Die ägyptischen Kartoffelbauer wollen eine Chance auf dem europäischen Kartoffelmarkt und die sollen sie haben. Man sollte dabei nicht die Schweizer vorführen, die Deutschen exportieren auch ägyptische Kartoffeln und sicher nicht weniger.
siehe z. B. hier[/list]

Offline Netznutzer

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 1.524
  • Karma: +4/-4

Offline userD0010

  • Gelöschte User
  • Forenmitglied
  • Beiträge: 1.590
  • Karma: +6/-16
  • Geschlecht: Männlich
Nahrungsmittel und Bioenergie
« Antwort #167 am: 20. April 2008, 14:47:58 »
Nomos / Sukram
\"aus dem Land mit den nur noch 400 qm Anbaufläche pro Muselmenschen & bei (offiziell) auch nur noch 1,75% Bevölkerungswachstum p.a. ...\"

ein weiteres Verbrechen (gegen wen auch immer), wo doch die Kartoffel nicht nur DAS beliebteste Nahrungsmittel der Muselmanen ist, sondern mit dem Export dieser ägyptischen Kartoffeln vermutlich auch die Existenzgrundlage aller Frittenbuden-Betreiber entlang des Nils gefährdet oder vielleicht sogar zerstört ist.
Vielleicht aber wird die Schweiz im Gegenzug Fondue-Käse in das Land der Pharaonen liefern, damit ein sinnvoller Ausgleich geschaffen ist.


Offline redbluewitch

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 194
  • Karma: +0/-0
Nahrungsmittel und Bioenergie
« Antwort #169 am: 21. April 2008, 09:43:21 »
Raj patel, früher Weltbank, WTO und UN, über steigende Lebensmittelpreise, deren ökonomische und politische Ursachen

\"There are two kinds of stories that we can tell about the food prices. One is an economic story, and that’s a story about a perfect storm of poor harvests and a demand for meat in developing countries, which is diverting grain, and the high price of oil, which is driving up food—farm inputs, and at the same time, the biofuels boom, the process of growing fuels in order—sorry, growing food in order to burn it rather than eat it. All of these are economic factors that are driving up the price of food.
...
.\"

die Preisbildung bei Lebensmitteln wird vom Produzenten bis zum Händler  am Beispiel Kaffee veranschaulicht:

\"The price of coffee is absolutely a function of the way the food system works today. If you look at the path that coffee takes from the field to our cups, you will see that the farmers get paid a pittance. The processors get paid a little bit more, sort of twenty, thirty cents a kilo. The grain exporters get paid a little bit more, sort of fifty, sixty cents a kilo. But by the time it gets processed and turned into instant coffee, it’s nearer $30 a kilo. And the people who make the most money out of that process are the coffee processors, the big international coffee traders, companies like Nestle, for example. And that’s indicative of the way the food system works in general.\"

http://www.democracynow.org/2008/4/16/stuffed_and_starved_as_food_riots

Offline superhaase

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 4.098
  • Karma: +7/-6
  • Geschlecht: Männlich
Nahrungsmittel und Bioenergie
« Antwort #170 am: 21. April 2008, 10:40:30 »
@ redbluewitch:

Jaja, der IWF und die Weltbank  :D
Jahrelang verfolgten sie eine rein marktwirtschaftlich orientierte Politik - oft zugunsten der reichen Länder.
Nun schreien sie um Hilfe und nach Änderung der Prioritäten im Welthandel und in der Agrarpolitik.

Naja, immerhin positiv, dass sie scheinbar (zumindest indirekt) ihre Fehler eingestehen.
Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.....

@Netznutzer:
wer ist denn nun hier die Linkschleuder - nomos oder ich?  :tongue:

Ich muss nun auch keine Links mehr hier reinstellen, denn den Links von nomos mit den neuesten Texten kann ich größtenteils zustimmen. Sie tragen fast ausnahmslos zu einer sachlichen und m.E. richtigen Analyse der Lebensmittelkrise bei.
Kaum einer dieser Texte nennt mehr die Bioenergienutzung als die Hauptursache für steigende Preise und Hunger. Sie wird oft gar nicht mehr an erster Stelle genannt. (Das war vor kurzem noch anders)
Obwohl sie natürlich im Zusammenwirken mit den anderen Ursachen eine verschärfende Wirkung hat, wird der Bioenergienutzung von den meisten Seiten eine Berechtigung im Nachrang hinter der Nahrungsmittelproduktion eingeräumt.
Dabei ist es natürlich durchaus denkbar, dass bei weiter stark wachsender Weltbevölkerung und steigendem Wohlstand und somit steigendem Verbrauch \"veredelter\" Nahrungsmittel in absehbarer Zeit keine Überschusskapazitäten mehr für die Bioenergie zur Verfügung stehen könnten. Aber davor behüte uns Gott, denn das hieße, dass jedes Jahr mit kleineren Missernten sofort eine weltweite heftige und langdauernde Nahrungsmittelkrise und Hungerkatastrophen nach sich ziehen würde, weil keine Reservekapazitäten zur Verfügung stünden. Käme dann eine weltweite Rationierung z.B. des Fleisch- oder Milchkonsums, um dem Problem Herr zu werden? Keine schöne Vorstellung. Aber nun wieder zurück in die Gegenwart.

Nun wäre es an der Politik, diese Nachrangigkeit der Bioenergie und eine garantierte Nachhaltigkeit bei der Erzeugung derselben gemäß den neuesten Erkenntnissen zu manifestieren.
Die EU scheint da mit Ihrer bisherigen Verweigerung der Bevorzugung einheimischer Bioenergieerzeugung und eines wenigstens vorübergehenden Importverbots (zumindest bis die Lebensmittelkrise gelöst ist und eine nachhaltige Erzeugung in den Entwicklungsländern garantiert werden kann) den Ernst der Lage noch nicht richtig erkannt zu haben.
Ebensowenig wird auf Entscheidungsebene bisher eine langfristige Abschaffung von Exportsubventionen oder ein Exportverbot für subventionierte Lebensmittel diskutiert. Es ist sicher richtig, kurzfristig durch Abschaffung von Flächenstilllegungen in der EU die Lebensmittelproduktion für den Weltmarkt schnell zu steigern, um die Preise wieder etwas zu drücken und die Krise zu lindern. Langfristig ist das aber keine Lösung. Langfristig müssen subventionierten Exporte beendet werden, sonst wird die Lage auf Dauer nur noch schlimmer werden.
Hoffen läßt wenigstens die Aussage auf EU-Komissionsebene, dass man lieber die Bioenergieziele verfehlen wolle, als sie gegen soziale und ökologische Ziele durchzusetzen.

ciao,
sh
8) solar power rules

Offline AKW NEE

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 913
  • Karma: +0/-0
    • http://www.villa-13.de
Nahrungsmittel und Bioenergie
« Antwort #171 am: 21. April 2008, 13:06:23 »
@ nomos

Das Wort hier bedeutet für mich, der Ort, an dem die wir uns befinden.
Zitat
Energienetz - Forum des Bundes der Energieverbraucher » Energiepolitik » Erneuerbare Energie » Nahrungsmittel und Bioenergie »

An diesem Ort ist der Aspekt der effizienten Nutzung der Energie im Zusammenhang mit der Beurteilung der Bioenergie vernachlässigt worden, dabei bleibe ich. Weil dieser Aspekt auch bei der täglichen Umsetzung keine Rolle spielt, kommt es zu den unerträglichen Folgen, die unter anderem Sie hier beschreiben.

Offline superhaase

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 4.098
  • Karma: +7/-6
  • Geschlecht: Männlich
Nahrungsmittel und Bioenergie
« Antwort #172 am: 21. April 2008, 14:15:04 »
Scheinbar wurde der Biospritanbau schon zurückgefahren, oder wie kann das sonst sein?  :D
Schließlich wurde indirekt auch für den Milchpreisanstieg der Biosprit verantwortlich gemacht (weil Futtermittel teurer würden und die Bauern vor allem in den USA weniger Milch und dafür mehr Biosprit erzeugt hätten, weil es sich besser rentieren würde usw.)

Nee, es ist irgendwie anders.... eher wie ein typischer Schweinezyklus.... als Elektroingenieur sagt man dazu auch Regelschwingung (Hunting) ;)
Aus dem Handelsblatt:

Zitat
Die deutschen Molkereien rechnen nun mit Preissenkungen in der ganzen Branche. \"Ich gehe davon aus, dass das auf breiter Ebene kommen wird\", sagte der Geschäftsführer des Milchindustrieverbands, Michael Brandl, am Montag in Berlin. \"Es ist ein erheblicher Preisverfall da\", sagte er. Das Angebot sei größer als die Nachfrage, und es gebe Exportschwierigkeiten durch weniger Preisstützung sowie den starken Euro. Die hohen Milchpreise in den vergangenen Monaten hätten die Milchbauern dazu animiert, mehr Milch zu produzieren.
Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) warnt angesichts der deutlichen Preissenkungen vor einer Existenznot der Milchbauern. \"Das bedeutet für die Bauern, dass es wieder Probleme gibt auch für die Existenzen kleiner und mittlerer Betriebe\", sagte Seehofer am Montag in Berlin. Er befürchte, dass die Einkaufspreise wieder auf das Niveau vor den Preiserhöhungen vom vergangenen Jahr zurückgingen.
8) solar power rules

Offline superhaase

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 4.098
  • Karma: +7/-6
  • Geschlecht: Männlich
Nahrungsmittel und Bioenergie
« Antwort #173 am: 22. April 2008, 07:40:21 »
8) solar power rules

Offline Cremer

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 5.185
  • Karma: +2/-0
  • Geschlecht: Männlich
    • http://www.cremer-kreuznach.de
Nahrungsmittel und Bioenergie
« Antwort #174 am: 22. April 2008, 08:02:43 »
Der weltweite Anstieg der Mais- und Getreibepreise führte dazu, dass ein starker Rückgang beim Anlagenneubau für Biogas, auch wegen Preissteigerungen für Investitionskosten, geführt hat.

Die landwirtschaftlichen Anlagen stehen unter den gegenwärtigen Bedingungen an der Grenze zur Unwirtschaftlichkeit.

Im Herbst ist eine Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes geplant.

http://www.neue-energieanbieter.de/data/uploads/20080313_biogasverordnung.pdf

Man spricht von einer kleinen Erhöhung der Vergütungssatze.

Bin auch mal gespannt wie sich die neue vom Bundeskabinet verabschiedete Biogaseinspeiseverordnung und Gesetzesinitiativen zur Förderung der erneuerbaren Wärmeerzeugung auswirken wird.
MFG
Gerd Cremer
BIFEP e.V.

info@bifep-kh.de
www.bifep-kh.de
gerd@cremer-kreuznach.de

Offline superhaase

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 4.098
  • Karma: +7/-6
  • Geschlecht: Männlich
Nahrungsmittel und Bioenergie
« Antwort #175 am: 23. April 2008, 08:28:03 »
Zitat
Original von Cremer
Die landwirtschaftlichen Anlagen stehen unter den gegenwärtigen Bedingungen an der Grenze zur Unwirtschaftlichkeit.
...
Im Herbst ist eine Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes geplant.
Man spricht von einer kleinen Erhöhung der Vergütungssatze.
Man kann nur hoffen, dass der Unsinn mit den kleinen Biogasanlagen auf den Bauernhöfen aufhört und durch eine Erhöhung der Vergütungssätze nicht wiederbelebt wird. Diese Anlagen erzeugen Strom mit den üblichen schlechten Wirkungsgraden, und die Abwärme wird praktisch nicht genutzt.
Das ist Verschwendung der wertvollen Resource Biomasse.
Keine neuen Biomassekraftwerke bzw. Kraftwerke ohne KWK!

ciao,
sh
8) solar power rules

Offline redbluewitch

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 194
  • Karma: +0/-0
Nahrungsmittel und Bioenergie
« Antwort #176 am: 23. April 2008, 09:47:05 »
einige aktuelle Hinweise

\"Jahrelang hat die Weltbank durch eine ungebremste Kreditvergabe für den Bau von Autobahnen, thermischen Kraftwerken und agroindustriellen Anlagen ihre Kun- den dazu gedrängt, mehr Treibhausgase in die Atmosphäre zu schicken. Mindestens ebenso tragen Global Player wie Cargill, Walmart und andere eine gehörige Verantwortung für die fortschreitende Klimaerosion.\"

Indonesien wäre seinen Regenwald bald los

Weltagrarbericht

Forderung nach lokaler statt globaler Landwirtschaft

Weltbank und IWF wollen ein Problem lösen, das sie mitverursacht haben. Und das sie nicht verstehen

Offline AKW NEE

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 913
  • Karma: +0/-0
    • http://www.villa-13.de
Nahrungsmittel und Bioenergie
« Antwort #177 am: 23. April 2008, 09:47:15 »
@ superhaase

Zitat
Man kann nur hoffen, dass der Unsinn mit den kleinen Biogasanlagen auf den Bauernhöfen aufhört und durch eine Erhöhung der Vergütungssätze nicht wiederbelebt wird. Diese Anlagen erzeugen Strom mit den üblichen schlechten Wirkungsgraden, und die Abwärme wird praktisch nicht genutzt.
Das ist Verschwendung der wertvollen Resource Biomasse.
Keine neuen Biomassekraftwerke bzw. Kraftwerke ohne KWK!

So pauschal ist Ihre Aussage nicht haltbar. Hier in Lüchow-Dannenberg gibt es einige Biogasanlagen auf Bauernhöfen. Mit der Abwärme werden die Dörfer mit Wärme versorgt.

Offline superhaase

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 4.098
  • Karma: +7/-6
  • Geschlecht: Männlich
Nahrungsmittel und Bioenergie
« Antwort #178 am: 23. April 2008, 09:56:46 »
@AKW NEE:
Sicher gibt es solche Anlagen. Das ist auch gut so.  :]
Aber ist das der Normalfall gewesen? Ich denke nicht.
In der Vergangenheit wurden sehr viele Anlagen ohne nennenswerte Abwärmenutzung gebaut.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich da momentan keine belastbaren Zahlen hierzu habe, nur zusammengeschusterte Erfahrungen und Angelesenes......

Das Vergütungssystem muss weiter in Richtung KWK optimiert werden.
Besser, man schafft die garantierte Einspeisevergütung für Anlagen ohne einen bestimmten Mindest-KWK-Faktor ganz ab.
Mal schaun, was letztendlich beschlossen wird....
8) solar power rules

Offline redbluewitch

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 194
  • Karma: +0/-0
Nahrungsmittel und Bioenergie
« Antwort #179 am: 28. April 2008, 09:04:40 »
Es geht um Profite, nicht um Umweltschutz

Zitat
Die Anfang April 2008 publizierte Stellungnahme des SRU umreißt die Interessengruppen mit klaren Worten: »Es entsteht ein neuer stark wachsender Wirtschaftszweig um die Wertschöpfungskette Agrokraftstoffe. Die Zulieferer, so insbesondere die Landwirtschaft, profitieren von den höheren Preisen. Die Automobilindustrie wird im Rahmen des sogenannten ›Integrierten Ansatzes‹ von Anpassungs-, Innovations- und Investitionskosten für leichtere und effizientere Fahrzeuge entlastet. Diese Akteure haben sich am Runden Tisch ›Biokraftstoffe‹ mit der Bundesregierung zusammengefunden.«

Eine neue Industrie garantiert gigantische Profite

SRU = Sachverständigenrat für Umweltfragen

 

Bund der Energieverbraucher e.V. | Impressum & Datenschutz