@ElCattivo
Das Energiewirtschaftliche Institut an der Uni Köln (EWI) wird von der Energiewirtschaft getragen und finanziert, wie etwa einer Pressemittilung der Präsidentin des OLG Düsseldorf im Zusammenhang mit der Berufung von Prof. Ehricke als Richter des dortigen Kartellsenats zu entnehmen war.
Das haben wir nicht vergessen.
Ockenfels sehe die Preiserhöhungen vielmehr als Folge der zusätzlichen Kosten, die den Versorgern mit dem Emissionshandel entstehen. Seit 2005 müssten Energie- und Industrieunternehmen im Rahmen des Europäischen Emissionshandels ihren CO2-Ausstoß mit Verschmutzungszertifikaten unterlegen, deren Preis sie in ihre Kalkulationen einbezögen.
Wenn der Kölner Professor den Preisanstieg an der Börse hauptsächlich auf die Kosten für CO2- Zertifikate zurückführt, so wissen wir, dass es solche zustätzlichen Kosten rein tatsächlich gar nicht gab, es sich vielmehr um rein kalkulatorische Opportunitätskosten handelte.
Windfall profits in Höhe von ca. 5 Mrd EUR oder auch Manna, das vom Himmel gefallen zu sein scheint, also ein "Wunder" in biblischem Ausmaß:
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/3/0,1872,3977219_4088064_TB,00.htmlWir haben nicht vergessen, dass Untersuchungen des Bundeskartellamtes wegen der Einpreisung der unentgeltlich zugeteilten Zertifikate noch nicht abgeschlossen sind.
Der Börse selbst als reiner Handelsplattform ist sicher kein Vorwurf zu machen.
Es lässt sich aber die berechtigte Frage stellen, ob der Börsenpreis, der nur einen kleinen Marktausschnitt widerspiegelt, mit dem Preis gleichgesetzt werden darf, der sich in wirksamen Wettbewerb beim Aufeinandertreffen des gesamten verfügbaren Angebotes (Kraftwerkskapazität) und der gesamten zeitglichen Nachfrage bilden würde. Immerhin sind Angebot und Nachfrage auf dem gesamten deutschen Elektrizitätsmarkt relativ stabil und weniger volatil. Der Gleichgewichstpreis sollte sich deshalb woanders einstellen.
Das VIK-Gutachten von Prof. Hirschhausen TU Dresden kommt zum Ergebnis, dass Kapazitäten zurück gehalten wurden und die Börsenpreise zeitweise um 30 Prozent niedriger gelegen hätten, wenn es eine Verknappung durch Angebotszurückhaltung nicht gegeben hätte.
Die Konzerne, die anbieten, zukünftig ihr gesamtes Angebot ausschließlich über die Börse zu handeln, gehen wohl selbst nicht davon aus. Es steht zu erwarten, dass dieser Wettbewerbspreis weniger volatil wäre und insgesamt niedriger läge.
Dann stellt sich die berechtigte Frage, ob nicht etwa darin, dass man den Börsenpreis allen außerbörslichen Handelsaktivitäten zugrundelegt, das Ausnutzen einer marktbeherrschenden Stellung darstellt.
Dafür gibt es keinen Grund. Und es sieht nun einmal so aus, als wenn dadurch der Strom insgesamt etwa doppelt so teuer verkauft wird (5- 6 Ct/ kWh), als er von den Konzernen zum Großteil an der Börse angeboten wird (ca. 2,5 Ct/ kWh).
Somit bietet man den direkten Handelspartnern doch wohl den Strom fast nur noch etwa doppelt so teuer an, als man ihn sonst der Börse angeboten hätte, oder?
Ergebnis ist eine wundersame Traumrendite, da die Preise die Kosten der Stromproduktion weit übersteigen. Und diese Traumrenditen führen dann dazu, dass die Gewinne der Energiekonzerne wundersam in für den Rest der Wirtschaft albtraumhafte Höhen steigen.
Das Ziel einer möglichst preisgünstigen Energieversorgung gem. § 1 EnWG lässt sich so sicher nicht erreichen, oder?
Bisher gibt es lediglich Indizien für eine künstliche Preistreiberei an der EEX, die weiterer Untersuchungen bedürfen. Ebenso kann das Gutachten aus Köln sicher nicht den Entlastungsbeweis erbringen:
Ockenfels beschränkt sich auf eine theoretische Untersuchung.
Der berühmte und so oft gerade von Ihnen geschmähte Elfenbeinturm (zu Köln)?
Hirschhausen bezieht sich auf empirische Daten und somit nicht auf reine Theorie.
Die Marktmacht gegenüber Stadtwerken wird außerhalb der Börse ausgelebt:
Quelle: Allgemeine Zeitung
"Einkauf verteuert Strompreis"
Vom 15.03.2007
...
.. 2006 sei die Rheinhessische noch bei den günstigsten Anbietern gewesen, jetzt müsse sie eben nachziehen, da sich der Einkauf verteuert habe. Hintergrund sei der erzwungene Wechsel beim Einkauf von Handelspartnern zum Börseneinkauf....
Nach alldem resultieren die o. g. Traumrenditen der Stromproduzenten und deren Gewinne nicht auf einem funktionierendem Wettbewerb und hervorragender unternehmerischer Leistung, sondern aus bestehenden Marktstrukturen.
Eine gewisse Hysterie besteht auf allen Seiten.
Schließlich geht es um Milliardenbeträge.
Politiker leben davon, populär zu sein.
Die Diskussion ist zu versachlichen.
Prof. Hirschhausen hat dazu m. E. einen guten Beitrag geleistet:
http://www.netzeitung.de/wirtschaft/wirtschaftspolitik/582711.htmlZum Zwecke der Allgemeinverständlichkeit und wegen der Sendezeit notwendig verkürzt und verknappt hat es ZDF Frontal 21 auf den Punkt gebracht:
http://www.zdf.de/ZDF/download/0,5587,5000167,00.pdfGenauso unbedarfte Politiker versuchen sich für eine Verlängerung der AKW- Laufzeiten stark zu machen mit dem Argument, der Strom wäre dann preisgünstiger.
Was sagen Sie zu diesen kompetenten Volksvertretern?
Nach dem Preisbildungsmechanismus an der EEX ist es indes egal, ob nur das letzte Kraftwerk ein modernes Gaskraftwerk mit Herstellungskosten von 50 EUR/ MWh ist oder aber der gesamte Strom ebenso teuer produziert wird. Darauf, dass Strom in abgeschriebenen AKWs weit billiger zu Kosten unter 17 EUR/ MWh produziert wird, kommt es demnach gar nicht mehr an, weil der Wettbewerb so vortrefflich funktioniert.
Nur die Gewinne der Konzerne würden bei einer zügigen Ersetzung des Kraftwerksparks gegen teurere Kraftwerke natürlih zusammenschrumpfen.
Die so populären Politiker verteidigen also lediglich die Gelddruckmaschinerie der Enrgiekonzerne, oder?
Beispiel für Marktmacht:
E.ON stellt infolge erheblich gesunkener Großhandelspreise Preissenkungen in Aussicht.
E.ON Thüringen kündigt indes gerade mittelständischen Unternehmen die Stromlieferungsverträge zu Ende September und bietet ohne Begründung ab 01.10.2007 um 100 Prozent erhöhte Strompreise an, Bindefrist für die Annahme dieses Angebotes eine Woche.
Hat der betroffene überraschte Unternehmer innerhalb der Frist etwa eine Chance, sich einen Marktüberblick zu verschaffen, konkurrierende Angebote einzuholen, wenn es solche gäbe?
@Cremer
Fachleuten wie ElCattivo kann man nicht mit einem einzelnen SPIEGEL- Beitrag kommen. :wink: