Energiepreis-Protest > Erdgas Schwaben
Erdgas Schwaben
RuRo:
Berichterstattung Augsburger Allgemeine vom 25.10.06
Hohe Gasrechnungen sorgen weiter für Ärger
Erdgas Schwaben räumt in Einzelfällen Pannen ein
Von unserem Redakteur Klaus Köhler
Augsburg
Wegen der Umstellung auf ein neues Abrechnungsverfahren wird der Energieversorger Erd-gas Schwaben von einer Protestwelle überrollt (wir berichteten). An der Änderung, die in den Wintermonaten für einen Teil der Kunden zu deutlich höheren Zahlungen führt, hält das Unternehmen fest, bietet aber Rentnern, Alleinerziehenden und anderen Gruppen, die den Mehrbetrag nur schwer aufbringen können, Teilzahlung in den folgenden Monaten an.
Wer die höheren Abschlagrechnungen nicht bezahlen kann, sollte sich unter unserer Servicetelefonnummer 08 21/90 02-459 melden. Wir suchen eine Lösung, verspricht Erdgas-Schwaben-Geschäftsführer Klaus-Peter Dietmayer. Die Wartezeiten der vergangenen Woche, als die Kunden nicht durchkamen, sollen nicht mehr auftreten. Nach wie vor rufen viele Kunden an, sobald sie mitgeteilt bekommen, wie viel sie in den kommenden Monaten fürs Erdgas zahlen sollen.
Der Hintergrund: Das Unternehmen hat bislang immer im Herbst die Zähler abgelesen, stellt aber auf ein rollierendes System um, bei dem in jedem Monat ein Teil der Kunden seine Jahresabrechnung erhält. Durch diese Entzerrung soll, so Dietmayer, auch der Kundenservice verbessert werden. Doch zunächst einmal müssen die Kunden, deren Zähler in wenigen Monaten erneut abgelesen wird, deutlich mehr bezahlen, denn im Winter werden gut 75 Prozent des Erdgases verbraucht.
Am stärksten klettern die Abschlagzahlungen für Kunden, deren nächste Abrechnung Ende Februar ansteht, und zwar theoretisch um 56 Prozent, so Erdgas Schwaben. In der Praxis allerdings müssen etliche Kunden deutlich mehr bezahlen, wie auch viele Zuschriften an unsere Zeitung zeigen.
Die krassesten Fälle: Meine bisherigen Zahlungen betrugen 289 Euro. Jetzt muss ich bis einschließlich Februar 597 Euro bezahlen, schreibt ein Leser aus Langweid. Einem anderen Erdgas-Schwaben-Kunden aus Gersthofen, der erst im Juli auf Gasheizung umgestiegen ist, sollten fortan monatlich 416 Euro abgebucht werden - eine glatte Verdoppelung im Verhältnis zu meiner bisherigen Ölrechnung, schreibt er. Auf seinen Protest hin wurde allerdings die Abschlagzahlung auf 180 Euro monatlich reduziert.
Eine Änderung verspricht Erdgas Schwaben auch im Fall von Manfred Gmeiner und zwei weiteren Familien aus einem Neubaugebiet in Buchloe. Für ihre energiesparenden Häuser, die sie im Sommer bezogen haben, sollten sie mehr als 300 Euro im Monat bezahlen. Von unserem bisherigen System können nur Durchschnittswerte angesetzt werden. Die sind für ein gut gedämmtes Haus aber zu hoch, so Dietmayer. Zudem sei - auch in weiteren Fällen - durch einen Abrechnungsfehler die Mehrwertsteuer zweimal aufgeschlagen worden. Das wird natürlich korrigiert.
Eine Korrektur der jüngsten Preiserhöhung ist allerdings nicht in Sicht. Es sei offen, ob die Gaspreise zum 1. Januar dem gesunkenen Ölpreis folgen und zumindest die anstehende Mehrwertsteuererhöhung aufgefangen werden kann, sagt der Erdgas-Schwaben-Chef.
RuRo:
dazu weiter:
Kunden können sich wehren
Die Wut der Energieverbraucher auf ihren Versorger wächst. Müssen sie jede Erhöhung klaglos hinnehmen?
Nein, sagt Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher. Da der Verbraucher bislang nicht wechseln kann, dürfen die Preise nicht unbillig sein. Peters: Der Verbraucher kann in solchen Fällen den Erhöhungsbetrag um ein Viertel kürzen. Musterbriefe gibt es beim Bund der Energieverbraucher (www.energieverbraucher.de) und bei den Verbraucherzentralen. Verweigert der Kunde einen Teil der Preiserhöhung und zieht der Versorger vor Gericht, muss er dort seine Kalkulation offenlegen.
Gilt das auch für die höheren Abschlagsbeträge, die durch die Umstellung bei Erdgas Schwaben die Kunden treffen?
Peters: Die Umstellung ist rechtens, aber der Verbraucher kann eine Begründung für den höheren Abschlagsbetrag fordern und verlangen, dass dieser zum Beispiel aufgrund eines anderen Verbrauchsverhaltens reduziert wird.
Darf der Kunde eine Einzugsermächtigung widerrufen?
Grundsätzlich ja. Der Kunde sollte dann aber den angemessenen Betrag pünktlich überweisen. Ist im Vertrag eine Einzugser-mächtigung festgeschrieben, sollte der Kunde diese auf einen bestimmten Betrag begren-zen, rät Peters.
Wann können Erdgas-Kunden den Versorger wechseln?
Theoretisch ist das bereits seit dem 1. April dieses Jahres möglich. Doch von wenigen Ausnahmen in Hamburg und Berlin abgesehen, gibt es keine Anbieter, die außerhalb ihres Gebiets Gas an Privatkunden liefern. Daran wird sich auch so bald nichts ändern, befürchtet Aribert Peters.
Müssen Erdgas-Kunden, die ihre Abschlagzahlung kürzen oder Preiserhöhungen nicht in vollem Umfang zahlen, damit rechnen, dass ihnen der Gashahn zugedreht wird?
Die Versorgung von Kunden, die Zahlungen kürzen, darf nicht eingestellt werden, betont Aribert Peters. Wird eine solche Maßnahme angedroht, sollte sofort eine einstweilige Verfügung beim Amtsgericht beantragt werden.
Können sich auch Mieter gegen höhere Erdgaspreise wehren? Normalerweise ist der Vermieter Vertragspartner des Gasversorgers. Er ist aber verpflichtet, die Betriebskosten niedrig zu halten. Mieter sollten ihn auffordern, etwas gegen die Preiserhöhung zu unternehmen. köh
RuRo:
Augsburger Allgemeine - Regionalausgabe Nördlinger Nachrichten - vom 26.10.06
Hoher Abschlag schockt die Erdgas-Kunden
Heizkosten steigen für sechs Monate um rund 75 Prozent - Einzelhandel fürchtet Einbußen beim Weihnachtsgeschäft
Von Christina Zuber
Nördlingen/Oettingen
Mich hat fast der Schlag getroffen. - Ich finde das schon kriminell. So lauten Kommentare von Nördlingern, denen die Erdgas Schwaben einen um bis zu 75 Prozent erhöhten Gasabschlag für die nächsten Monate berechnet. Um die Spitzen bei der Abrechnung im Herbst zu entzerren, und weil es ein neues Computerprogramm erfordere, müsse ein Teil der Erdgas-Kunden in Nördlingen und Umgebung diesen Abschlag, der sich aus dem durchschnittlichen Verbrauch der heizungsintensiven Wintermonate errechnet, zahlen - so die Auskunft bei der Erdgas Schwaben.
Cornelia Benesch, Pressesprecherin der Erdgas Schwaben in Augsburg, erklärt die Hintergründe. Bisher hätten alle Kunden im Oktober ihre Gasabrechnung erhalten. Das habe zu großen Belastungen des Personals gerade in dieser Zeit geführt. Auch die Service-Telefone seien dann wegen der Kundenanfragen zu den Rechnungen immer überlastet gewesen, das wolle man im Sinne der Kundenfreundlichkeit ändern. Jetzt sei eine Programm-Umstellung bei der Abrechnung notwendig geworden, das neue SAP-gestützte System verlange jetzt unter anderem, dass die Abrechnungstermine übers Jahr verteilt werden. Rund ein Drittel aller Kunden der Erdgas Schwaben haben mit der aktuellen Jahresabrechnung ihren neuen Abschlag für einen Zeitraum von weniger als einem Jahr bekommen. Da in diese Zeit die kältesten Monate des Jahres fallen, erhöht sich der tatsächliche Verbrauch pro Monat. Es trifft aber nicht alle Kunden. Pressesprecherin Benesch erklärt: Die Einteilung geht nach Straßen oder ganzen Vierteln, damit die Zähler-Ableser effizient arbeiten können. Die An-kündigung sei für die Kunden zwar kurzfristig gekommen, räumt sie ein, wirbt aber gleichzeitig um Verständnis für die Abschlagserhöhung. Das ist eine einmalige Sache, quasi eine Baustellen-Zeit. Wer besonders hart betroffen ist, solle sich auf jeden Fall an die Erdgas Schwaben wenden, so Benesch weiter. Es gibt für jeden Fall eine Lösung. Die Service-Hotline ist 09081/8705-759.
Empört ...
Auf wenig Verständnis treffen die Argumente des Monopol-Gasanbieters bei vielen Verbrauchern. Brigitte Schäffler aus Baldingen zum Beispiel ist empört. Sie soll statt rund 150 Euro jetzt knapp 250 Euro im Monat zahlen. Die Begründung mit dem Service-Telefon ist doch an den Haaren herbeigezogen, findet sie. Sie werde den neuen hohen Abschlag auf keinen Fall zahlen, sondern ihre Einzugsermächtigung widerrufen. Ich werde schriftlich mitteilen, dass ich dem Unternehmen lediglich gestatte, den bisherigen Abschlag einzuziehen, so die Baldingerin. Besonders ärgert sie sich, dass die Erdgas-Kunden unterschiedlich behandelt werden, denn nicht alle Gas-Abnehmer werden zu neuen Zeitpunkten abgerechnet. Nur weil ich in Baldingen wohne, trifft es mich, vermutet sie. Sie verlangt von der Erdgas Schwaben, dass sie weiter den Jahresdurchschnitt über zwölf Monate berechnet, die Vorleistung ist doch in den kalkulierten Abschlagspreisen schon enthalten, die Erdgas Schwaben macht dadurch doch keinen Verlust, ist sie überzeugt. Ich bin zwar wütend, aber im Endeffekt wahrscheinlich hilflos ausgeliefert.
Keine Rücklage möglich
Elmar Singer aus Nördlingen ist ebenfalls sauer. Sein Abschlag erhöht sich von 172 auf 298 Euro. Er habe mit seiner neuen Heizung sogar weniger Gas als im vergangenen Jahr verbraucht, erzählt er. Wenn ich das mitrechne, dann ist das jetzt eine Steigerung von 100 Pro-zent. Am meisten wurmt ihn, dass die neuen Abschläge von heute auf morgen mitgeteilt wurden. So kurzfristig kann doch niemand Rücklagen für die Heizkosten bilden, findet er.
Für viele ganz hart
Der Nördlinger VdK-Vorsitzende Günter Wernhard verweist auf die Situation vieler Rentner. Das wird für viele sicherlich ganz hart. Der Erdgas Schwaben ist wohl nicht bewusst, was sie da anrichtet, sagt er. Gerade im Nördlinger Altbaubestand wohnten viele Rentner oder Witwen mit kleinen Einkommen in gasbeheizten Wohnungen. Aber auch auf dem Land treffe es viele.
Hilmar Brückner aus Marktoffingen soll zum Beispiel in Zukunft mehr als das Doppelte seines bisherigen Abschlags zahlen. Zu viel für den 67-jährigen Rentner: Wo soll man das denn hernehmen? Am Telefon der Erdgas Schwaben wurde er gefragt, wie viel er denn höchstens zahlen könne. Mündlich hat er jetzt eine rund 30-prozentige Erhöhung für die nächsten fünf Monate vereinbart.
Die Einbußen für Privathaushalte von mehreren hundert Euro in den nächsten Monaten werden auch den Einzelhandel treffen, befürchtet Ralf Lehmann, Sprecher des Arbeitskreises Handel im Nördlinger Marketingverein. Die Änderung kam viel zu kurzfristig und definitiv zum falschen Zeitpunkt, sagt Lehmann. Ich befürchte negative Konsequenzen fürs Weihnachtsgeschäft. Gerade das letzte Quartal ist für den Einzelhandel erfahrungsgemäß das umsatzstärkste. Ein weiterer Nördlinger Einzelhändler malt schwarz. Da sparen die Leute doch an den Geschenken. Die Methoden der Erdgas Schwaben sind schon fast kriminell. Nach den Monaten mit erhöhtem Abschlag müsse man ja weiter den üblichen Durchschnitt bezahlen, nicht etwa den geringen tatsächlichen Verbrauch in den Sommermonaten. Ein Wechsel zu einem anderen Anbieter sei auch fast nicht möglich, vor allem nicht so kurzfristig, ärgert er sich über die Monopol-Macht.
Die Stadt Nördlingen habe gegen die Abschlagserhöhung interveniert, sagt Stadtkämmerer Bernhard Kugler. Die großen Gebäude wie Hallenbad und Turnhallen werden sowieso monatlich abgerechnet. Mit einem neuen Abrechnungssystem könne er sonst gar nicht planen.
Nicht in Oettingen
In Oettingen ist die Firma Thüga Lieferant für Erdgas. Hier sei nicht geplant, das Abrechnungssystem umzustellen, heißt es bei der Thüga.
RuRo:
Tja, die Abende werden länger und kälter, da bin ich schon mal versucht, auf der EGS-Webseite rumzustöbern.
Absatzstruktur im Jahr:
11.000.000.000 kWh - puh, sind das viele Nullen - okay, sind ja auch 75.000 Kunden - jetzt werden die Nullen schon weniger :roll:
Also, wenn ich jetzt die Zahl mit den vielen Nullen nehme und mit einer Preisdifferenz von 1,7 Ct/kWh netto, mal nehme, kommen da vor dem Komma immer noch ganz schön viele Nullen raus - 187.000.000,00 €/Jahr
In Anbetracht dieser vielen Nullen, frage ich mich ernsthaft, ob die Null-Variante nicht das einzig Richtige ist. Stände ich auf der Versorgerseite, würde ich alle Unbilligkeitseinwände lächelnd beiseite legen - Peanuts.
RuRo:
Aus der Augsburger Allgemeinen - Wirtschaftsteil vom 21.12.06
Mehrwertsteuer frisst Gaspreis-Senkung auf
Augsburg (köh). Der größte Gasversorger in der Region, Erdgas Schwaben, gibt den sinkenden Einkaufspreis für die umweltfreundliche Energie zum 1. Januar an seine Kunden weiter. Durch die Mehrwertsteuererhöhung bleibt die Gasrechnung für die meisten Haushalte dennoch unverändert oder steigt sogar leicht an. Ohne Steuererhöhung bräuchten Kunden mit einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden (kWh) nach Berechnungen des Unternehmens 32 Euro weniger im Jahr zahlen - durch die Steuer fällt die Rechnung um zwei Euro höher aus. Erst bei höheren Verbräuchen gibt es eine leichte Entlastung. Bei anderen Versorgern wie den Stadtwerken Augsburg wird eine Preissenkung zum 1. Januar ebenfalls von der Mehrwertsteuererhöhung aufgefressen.
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