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Neues EEG Umlage Wälzungsmodell - Papier der SPD Fraktion

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superhaase:

--- Zitat von: PLUS am 17. Juli 2013, 20:16:55 ---Sie können hier klicken und direkt lesen oder sich beim Hauptgeschäftsführer des VKU Herrn Reck  erkundigen. Ich bin nicht deren Sprecher!
--- Ende Zitat ---
Danke für den Link!

Die Ökostromauktionen sollen also laut diesem Papier nach dem von mir oben schon vorgestellten Modell der Versteigerung von Stromkontingenten aus neu zu errichtenden Anlagen geschehen:

--- Zitat ---Eigenschaften der vorgeschlagenen Auktion von EE-Kapazitäten
- Es erfolgt eine mengenbasierte Auktionierung von Erneuerbaren-Energien-(EE)-
Vergütungsrechten. Diese wird zentral organisiert und mündet in der Auszahlung einer
leistungsbasierten Förderung (€/MW) für bezuschlagte EE-Projekte.
- Ausschreibungen werden solange durchgeführt, bis die jeweiligen EE-Technologien die
Marktparität erreicht haben.
- Die EE-Förderung ist technologiedifferenziert und regionalisierbar. Die Förderhöhe wird
in der Auktion bestimmt und über die Finanzierungsdauer ausgezahlt.
- EE vermarkten ihre Erzeugung zukünftig als aktive Marktakteure am Strommarkt (reine
Direktvermarktung).
- Die Kostenwälzung erfolgt auf Basis des Stromverbrauchs.
- Der europäische CO2-Markt bleibt im iEMD erhalten und unterstützt durch seine
Preiswirkung langfristig die Integration der EE in den Strommarkt.
--- Ende Zitat ---

Auch die Vorschläge für den Kapazitätsmarkt finde ich auf den ersten Blick ganz vernünftig:

--- Zitat ---Eigenschaften des vorgeschlagenen Strom- und Leistungsmarktes
- Der Strommarkt bleibt als ein zentraler Marktplatz für Erzeuger und Nachfrager
erhalten. Er koordiniert effizient die kurzfristigen Einsatzentscheidungen aller Anbieter
und Nachfrager von Strom.
- Die Investitionssignale aus dem Energy-Only-Markt (EOM) für Strom müssen ergänzt
werden, daher wird ein Leistungsmarkt flankierend zum EOM eingeführt.
- Der Leistungsmarkt ist als umfassender Kapazitätsmarkt ausgestaltet, der auf Basis
von handelbaren Leistungszertifikaten funktioniert.
- Die Nachfrager nach Strom sind auch Nachfrager von gesicherter Leistung. Kunden
(bzw. ihre Vertriebe/Beschaffer) decken ihren Leistungsbedarf im Voraus durch den
Einkauf von Leistungszertifikaten ab. Leistung wird damit über die gesamte
Wertschöpfungskette integriert bewirtschaftet und optimiert.
- Technisch flexible Verbraucher können Kosten für die Leistungsvorhaltung einsparen,
in dem sie ihren individuellen Beitrag zur Leistungsvorhaltung (d. h. zur Höchstlast)
reduzieren. Nachfrageflexibilität wird hierdurch ökonomisch attraktiv.
--- Ende Zitat ---

Freilich bleibt weiterhin das Problem, dass der Strommarkt nach bisherigem Modell (Strombörse), der ja beibehalten werden soll, bei zunehmendem Anteil von EE-Strom mit Grenzkosten gleich Null nicht mehr funktionieren wird. Hierfür muss auch noch eine Lösung gefunden werden.

PLUS:

--- Zitat von: superhaase am 18. Juli 2013, 07:27:40 ---Die Ökostromauktionen sollen also laut diesem Papier nach dem von mir oben schon vorgestellten Modell der Versteigerung von Stromkontingenten aus neu zu errichtenden Anlagen geschehen: ..
--- Ende Zitat ---
@supperhaase, dann können Sie sich doch gleich neben der Solaristenvertretung noch als VKU-Sprecher bewerben. ;)

Nein, das VKU-Konzept ist schon aus einem einzigen Grund nicht akzeptabel. Die Energiewende ist eine staatliche Gemeinschaftsaufgabe, die so zu finanzieren ist, wie eben staatliche Gemeinschaftsaufgaben, aus Haushaltsmitteln. Die Bürger sind nach ihrer Leistungsfähigkeit daran zu beteiligen. Der Stromverbrauch, bzw. präzise der von Stadtwerke & Co. gelieferte Strom, ist dafür kein Maßstab. Das Konzept schont die Mitglieder der VKU. Was für einen Beitrag leisten eigentlich diese. Milliardengewinne, die nicht einmal für die Energiewende sondern zweckentfremdet verwendet werden. Milliardeneinnahmen aus den sogenannten Konzessionsabgaben und die Quersubventionen davor nicht vergessen ... usw. usf...

Wenn ich an die Mitglieder des VKU denke,  fallen mir daher ganz andere Verbesserungsvorschläge ein.
PS - Apropos Vorschläge für den VKU. Unglaublich welche Blüten die EE treiben. Heute in meiner Tageszeitung zu lesen:

--- Zitat ---Die Kraft des Urins
Britische Forscher machen sich für die Verwendung menschlichen Urins als Energiequelle stark. Ein Team von der Uni Bristol will damit erfolgreich ein Handy betrieben haben. Der Forscher Ioannis Ieropoulos glaubt, mit Urin könnten ganze Badezimmer versorgt werden – vom Rasierer bis hin zur Beleuchtung. Für die Stromgewinnung wurden Spezialbatterien eingesetzt, die beim Zerfall der Mikroben des Urins an Kohlenstoff-Anoden Strom ableiten konnten. Viel Saft bietet der Prototyp aber noch nicht.
--- Ende Zitat ---
Stadtwerke könnten ja dann bald lukrativ öffentliche Toiletten betreiben, die ja überall fehlen. Mit der Stromausbeute wäre dann sogar Gratispinkeln möglich, wenn die Kommunen auf eine Konzessionsabgabe verzichten. ;)

Agnitio:
Da hier sowieso komplett vom Thema abgekommen wurde, will ich noch ein bisschen Verwirrung stiften mit einem aktuellen Link: http://www.iwr.de/news.php?id=24114


--- Zitat ---Der Forschungsbericht weist darauf hin, dass die Europäische Kommission in ihrem 2011 erschienenen Grünbuch „Ein Rahmen für die Klima- und Energiepolitik bis 2030“ die Kosten für die erneuerbare Energien überschätzt habe. Das DIW hat festgestellt, dass beispielsweise die Kapitalkosten für die Photovoltaik bereits heute zum Teil unterhalb der Werte liegen, die die Kommission für das Jahr 2050 erwartet. Dabei rechnet die Kommission in ihren 2011 erstellten Szenarien, die von einem Anstieg der Kernkraftwerksleistungen von derzeit 120 auf über 140 Gigawatt ausgingen, die Kosten von Atomstrom ziemlich klein. „Weder in Europa, noch an einem anderen Ort dieser Welt ist jemals ein Atomkraftwerk unter marktwirtschaftlichen Bedingungen gebaut worden. Lediglich die Formen der staatlichen Subventionierung unterscheiden sich“
--- Ende Zitat ---

Ich finde es nicht zielführend am Ende wieder bei der Grundsatzdiskussion zu landen, ob "wir" überhaupt erneuerbare wollen oder nicht. Das muss jeder für sich selbst festlegen. Anschließend muss jeder selber schauen, ob er bereit ist dafür 5-9 Cent auszugeben. Und dann kann man wieder die Diskussion beginnen, ob man denn nicht an diesen Kosten was tun kann, ohne mit dem Hammer die Bestandsanlagen zu zerdeppern. Und los.

PLUS:

--- Zitat von: Agnitio am 19. Juli 2013, 09:48:17 ---Da hier sowieso komplett vom Thema abgekommen wurde, will ich noch ein bisschen Verwirrung stiften
--- Ende Zitat ---
Falsch @Agnitio, wir sind beim Thema und richtig, Sie wollen "verwirren".

 Wer da beim Thema wieder die abgegriffene Atomkarte zieht, sollte zuerst selbst überlegen, ob er damit nicht vom Thema abkommt und nur ablenken und "verwirren" will.

--- Zitat von: Agnitio am 19. Juli 2013, 09:48:17 ---Ich finde es nicht zielführend am Ende wieder bei der Grundsatzdiskussion zu landen, ob "wir" überhaupt erneuerbare wollen oder nicht.
--- Ende Zitat ---
Wer führt denn überhaupt eine solche Grundsatzdiskussion!? Wo?  Im SPD-Papier? Hier im Forum? Es geht doch um eine gelungene Wende und nicht um einen Salto mortale (italienisch Todessprung)! Sicher, preisgünstig, verbraucherfreundlich, effizient und umweltverträglich soll die Versorgung sein. @Agnitio, nach was sieht es denn bisher aus?

--- Zitat von: Agnitio am 19. Juli 2013, 09:48:17 ---Anschließend muss jeder selber schauen, ob er bereit ist dafür 5-9 Cent auszugeben.
--- Ende Zitat ---
@Agnito, da sind Sie jetzt nicht nur vom Thema, sondern weit von der Wirklichkeit abgekommen. Bei "5-9 Cent" gäbe es diese Diskussion und das SPD-Papier nicht.
PV-Strom kostet in der Spitze immer noch mehr als 50 ct/kWh.  2011 betrug die EEG-Vergütung für Photovoltaik rund 8 Milliarden Euro beziehungsweise durchschnittlich 40,16 Cent pro kWh. Wie sieht das wohl 2013 aus? Wie hoch ist die nutzbare Stromausbeute. Für wieviel Milliarden Euro Aufwand? Sicher keine 5 - 9 ct/kWh im Schnitt, da bin ich mir sehr sicher.

PS Die Autoren des SPD-Papiers wollen EE-Strom möglichst "werthaltig vermarkten". Da steht zwar "vermarkten", aber nicht dem Marktwert entsprechend. Ob das dann wirklich etwas mit "Markt" zu tun hat muss beim Lesen des weiteren Textes doch stark bezweifelt werden. Man will offensichtlich weiter die Preise für Strom hochhalten und weiter treiben. Welche Klientel man im Auge hat und deren Pfründe man sichern will, zeigt auch die Schlussbemerkung. Das Papier geht zu Lasten und nicht zu Gunsten der Energieverbraucher!

--- Zitat ---Schlussbemerkung
Für die EEG-Anlagenbetreiber bleibt das Regime aus Anschlussanspruch, Einspeisungsvorrang und fester Vergütung erhalten. Damit bestehen verlässliche Rahmenbedingungen fort. Soweit EE-Anlagen zusätzliche Plichten (z.B. Systemdienstleistungen) erhalten sollen, wird dies innerhalb des EEG geregelt. Soweit der Ausbau in anderer Form mit dem Netzzubau synchronisiert werden soll, kann dies in EEG und EnWG geregelt werden.
--- Ende Zitat ---

RR-E-ft:
Durch das EEG entstehen Differenzkosten.

Zu diesen stellt sich die Frage, ob man diese nicht - als Beihilfe- zukünftig aus dem Haushalt decken kann, weil dies die Frage nach Nachlässen für die energieintensive Industrie und die Wirtschaft ingsgesamt erübrigen würde, ebenso die Mehrwertsteuerproblematik und die Problematik, dass die Kosten derzeit unabhängig von der persönlichen Leistungsfähigkeit der Stromkunden umgelegt werden.

Mit einer solchen Beihilfe verbundewn wäre die Frage der Genehmigungsfähigkeit etwa mit Rücksicht darauf, dass das EEG den Warenverkehr mit Elektrizität und den Wettbewerb innerhalb der EU beeinträchtigen kann, wenn dadurch 20 Prozent des Stromabsatzmarktes in Deutschland gegen Stromlieferungen aus dem EU- Ausland abgeschottet werden, insbesondere auch gegen Stromlieferungen mit zertifizierter Herkunft aus regenerativen Energien; das EEG zudem zugleich einen großen Einfluss auf die Großhandelspreise hat. Der große Einfluss auf die Letztverbraucherpreise entfiele, wenn die Differenzkosten aus dem Haushalt gedeckt würden.

Im weiteren geht es um die Beschränkung der Differenzkosten andererseits.
Die Differenzkosten werden beeinflusst von den eingespeisten EEG- Strommengen sowie den staatlich festgesetzten und garantierten Vergütungen für die Anlagenbetreiber einerseits und den Vermarktungserlösen andererseits.

Bisher werden die EEG- Strommengen von den ÜNB über die Börse vermarktet.
Der Strom wird dadurch an der Börse zu Graustrom.
Die ÜNB haben kein gesteigertes Interesse daran, diese Strommengen zu einem möglichst hohen Preis zu vermarkten.

Der durchschnittliche Vermarktungserlös lag im Februar 2013 noch bei 43,94 EUR/ MWh bzw. 4,394 Ct/ kWh.
Der durchschnittliche Vermarktungserlös lag im Juni 2013 nur noch bei 27,63 EUR/ MWh bzw. 2,763 Ct/ kWh.

Siehe hier: http://www.eeg-kwk.net/de/file/Vermarktungsmengen_Prg-7_Abs-1_Nr-2_Juni_2013.pdf

Die gesamte EEG- Strommenge hatte bei Vermarktung über die Börse im Juni 2013 also nur noch einen durchschnittlichen Wert von knapp 2,8 Ct/ kWh.

Umso geringer die durchschnittlichen Vermarktungserlöse ausfallen, um so größer sind die Differenzkosten.

Der SPD- Vorschlag zielt darauf ab, die EEG- Strommengen nicht mehr von den ÜNB an der Börse vermarkten zu lassen, sondern diese den Stromvertrieben zuzuteilen, damit diese die EEG- Strommengen auf eigenes wirtschaftliches Risiko vermarkten. Dahinter steckt wohl der Gedanke, dass die Stromvertriebe aus diesen Strommengen neue Ökostrom- Produkte kreiren, die sie höherpreisig am Markt platzieren.

Bisher decken sich sog. Ökostromlieferanten oft mit Graustrom an der Börse ein und peppen diesen mit recht kostengünstigen Ökostromzertifikaten zu Ökostrom auf.

Die Stadtwerke Jena liefern laut Eigenwerbung ab 01.07.13 allen Kunden, auch grundversorgten Stromkunden, ausschließlich Ökostrom.
Wenn alle Grundversorger so verfahren wollten, würden sich wohl bloß die Preise für die Ökostromzertifikate verteuern.

Das EEG billigt den Anlagenbetreibern ohne jedes Risiko den Absatz der erzeugten Strommengen zu den staatlich festgesetzten und garantierten Vergütungen zu.

Im Wettbewerb müssten die Anlagenbetreiber ihr Vermarktungsrisiko selbst tragen. Fraglich, ob die Anlagenbetreiber bei einer Direktvermarktung ihres Stroms im Juni 2013 höhere durchschnittliche Erlöse erzielt hätten als eben jene 2,8 Ct/ kWh.

Würde man die Anlagenbetreiber - ohne Rücksicht auf einen etwaigen Vertrauensschutz - zukünftig vor die Aufgabe stellen, ihren erzeugten Strom selbst zu vermarkten, werden dadurch keine Bestandsanlagen zerdeppert. Die bereits am Netz befindlichen Anlagen würden wohl weiter wie bisher Strom erzeugen und einspeisen. Allein die Erlöse der Anlagenbetreiber würden geringer ausfallen, was deren Gewinne schmälert.

Dabei darf man wohl nicht vergessen, dass von Gewinnschmälerungen aufgrund gesunkener Börsenpreise auch alle Betreiber konventioneller Stromerzeugungsanlagen betroffen sind.

Wettbewerblich bedenklich erscheint es deshalb, wenn man die EEG- Anlagenbetreiber diesbezüglich von allen Risiken freistellt,
die konventionellen Stromerzeuger aber genau diese wirtschaftlichen Risiken tragen lässt.   

Fraglich ist natürlich, ob dann, wenn die EEG- Stromerzeuger das Vermarktungsrisiko selbst zu tragen hätten, noch genügend weiterer Zubau erfolgt.

Andererseits  werden bisher auch noch weiter konventionelle Stromerzeugungsanlagen etwa in Süddeutschland bei Abschalten der Atomkraftwerke benötigt. Auch dabei stellt sich die Frage, ob ein hinreichender Zubau etwa an flexiblen Gaskraftwerken in Süddeutschland angesichts der von den Erzeugern zu tragenden Vermarktungsrisiken noch gewährleistet ist.

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