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Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert

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RR-E-ft:
Eine an das Netz angeschlossene PV- Anlage produziert - positive Börsenpreise vorausgesetzt- immer "im Geld".
Eine konventionelle Stromerzeugungsanlage, die Strom produziert zu Zeiten, in denen der aktuelle Börsenpreis ihre Stromgestehungskosten nicht mehr abdeckt, verbrennt hingegen Geld.
Für den konventionellen Stromerzeuger wäre es in dem Fall, dass er den Strom bereits im Voraus verkauft hat, dann günstiger, den Strom nicht selbst zu erzeugen, sondern zu geringeren Kosten über die Börse zu beschaffen, meint @egn.

Und deshalb werden Gaskraftwerke bei niedrigem Börsenpreis und hohem Gaspreis derzeit außer Betrieb genommen und sind zum Teil auf Kapazitätsprämien angewiesen.

Tausende neue moderne GuD- Kraftwerke könnten daran nichts ändern.

Stellt man auf die Stromgestehungskosten als die Kosten ab, die bei der Stromerzeugung entstehen und abzudecken sind, ist die PV gegenüber allen konventionellen Kraftwerken konkurrenzlos günstig.
Bei der merit order hat PV deshalb auch den Vortritt vor allen konventionellen Stromerzeugungsanlagen, die sich abhängig von aufsteigenden Stromgestehungskosten weiter rechts einsortieren müssen.

Deshalb drängt jede PV- Anlage, die Strom produziert und in das Netz einspeist,  unweigerlich jedwede konventionelle Stromerzeugung aus dem Markt.
Der noch konventionell erzeugte Strom erweist sich insoweit als überflüssig.

Weil die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien nicht mehr darauf angewiesen ist, hohe Brennstoffkosten abzudecken, hat sich der Gesetzgeber auch dafür entschieden, dass dieser die Zukunft gehören soll.
Auch ohne Entscheidung des Gesetzgebers ergibt sich dies wohl auch schon nach den Gesetzen der Ökonomie.   

Stromfraß:
Ich denke, es ist an der Zeit, dieses Klein-Klein zwischen PLUS und superhaase zumindest vorübergehend zu beenden.
Wobei ich der Ansicht bin, dass 2 Drittel der Beiträge Beider Hand und Fuß haben, aber die grundsätzlich andere Sicht auf die Energiewende und damit zusammenhängende Fragen ist eben unüberbrückbar.
Da passt vielleicht jener Satz aus dem zitierten „Welt“-Artikel:


--- Zitat ---Rund 90 Prozent der befragten Bürger erklärten, sie ständen hinter der Energiewende. Allerdings gaben auch 56 Prozent an, die Energiewende komme nicht gut oder überhaupt nicht voran. "Die Politik sollte die hohe Akzeptanz der Energiewende nicht durch mangelhafte Umsetzung verspielen"

--- Ende Zitat ---
Die Energiewende ist eingeleitet und sie wird auch niemand zurückdrehen.
Die Frage ist nur, wie wird sie umgesetzt.
Dazu steht in diesem Artikel:

--- Zitat ---Es sei der Bundesregierung nicht gelungen, wesentliche Fehlentwicklungen der Energiewende zu korrigieren.
--- Ende Zitat ---

Und:

--- Zitat ---Immer mehr Bürger und Unternehmen produzierten ihren Strom selbst, und überließen es damit anderen, für die Netzinfrastruktur aufzukommen. EEG-Umlage, Netzausbau, Reservekraftwerke und die Folgen der Eigenversorgung würden die Kosten der Energieversorgung weiter ansteigen lassen.
--- Ende Zitat ---

Diese Kosten sollten aber nicht unendlich steigen.

Dazu äußerte sich schon mal die Kanzlerin:

--- Zitat ---Die neue Umlage-Zahl gilt als Politikum, weil Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Zuge der Energiewende 2011 betont hatte, die Umlage solle auf dem bisherigen Niveau von 3,5 Cent stabilisiert werden. Diese als Versprechen verstandene Ankündigung wird nun ausgerechnet im Bundestagswahljahr Makulatur.
--- Ende Zitat ---
Inzwischen haben wir 5,3 Ct. EEG-Umlage.
Auch Umweltminister Altmaier wollte die „Kostenbremse“.
Geredet wurde viel, nur gehandelt wurde nicht.

Superhaase hatte hier am 13.06.13 einige Vorschläge eingestellt:


--- Zitat ---1. Reform und "Wiederbelebung" des CO2-Zertifikatehandels.
2. Belegung des Exportstroms mit einer EEG-Umlage.
3. Exportstrom muss möglichst wieder mit Netzentgelten beaufschlagt werden, zumindest aber muss für exportierte Strommengen auch obligatorisch die zugehörige Netzkapazität gebucht werden.
4. Reduzierung der EEG-Umlagebefreiung auf nur die wirklich im internationalen Wettbewerb stehenden Unternehmen mit hohem Stromkostenanteil.
5. Die Netzentgeltbefreiung für die Industrie muss rückgängig gemacht werden. Die Industrie muss angemessen an den Netzkosten beteiligt werden, ohne Ausnahme - bei den Netzkosten ist eine Quersubventionierung zwischen den Stromverbrauchern nicht gerechtfertigt.
6. Aufgabe oder erhebliche Reduzierung des Offshore-Windaufbaus.
--- Ende Zitat ---

Mag sein, dass dieser oder jener Vorschlag nicht oder nur schwer umsetzbar ist und nicht jeder Vorschlag auf Gegenliebe stößt, aber darüber nachdenken sollte man schon.
Ich gehe noch weiter: es sollten die Hauptprofiteure dieser Entwicklung, nämlich der Staat selbst, zumindest auf einen Teil der „Wertschöpfung“ verzichten. Das würde niemand weh tun oder gar überfordern, würde aber eine erhebliche Entlastung der Verbraucher bringen:

1. Wegfall der Stromsteuer.
Dies wurde nicht nur von MP Tillich ins Gespräch gebracht.
Die seinerzeitige Begründung: Die Stromsteuer wurde zum 1. April 1999 eingeführt, um lt. Gesetzesbegründung Energie durch höhere Besteuerung zu verteuern. Im Jahr 2011 erbrachte sie immerhin ein Steueraufkommen von 7,25 Milliarden €.
Die seinerzeitige Begründung ist hinfällig; Energie ist teuer genug und braucht keine Stromsteuer.

2.Beschränkung der Umsatzsteuer bzw. deren anderweitige Verwendung.

Während im Jahr 1998 nur 2,3 Mrd. € für Steuern und Abgaben anfielen, sind es nach einer Schätzung für 2013 bereits 31,6 Mrd. €.
Die darauf entfallende Umsatzsteuer betrug 1998 keine halbe Mrd. €, während sie in 2013 schon über 6 Mrd. € betragen wird!

Nur diese beiden Steuern bringen dem Staat im Verhältnis zu 1998 eine satte Mehreinnahme von fast 13 Mrd. €!
Die Frage ist, was wird damit finanziert? Selbst bei einer Inflationsrate von 2% jährlich, bräuchte es nicht so einer Mehreinnahme.

Wenn man nur ernsthaft wollte, könnte die EEG-Umlage durchaus nur die Hälfte dessen betragen, was sie derzeit dem Verbraucher kostet.

Im übrigen sollte, wenn die Energiewende eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, sich auch jeder angemessen daran beteiligen, nicht nur die „nichtprivilegierten“ Verbraucher.
Derzeit zahlt derjenige mit hohem Stromverbrauch auch die höhere EEG-Umlage – es sei denn, er zählt zum Kreis derer, die davon befreit sind.
Hoher Stromverbrauch = hohe EEG-Umlage. Kann man nicht alle einbeziehen mit einer „Kopfpauschale“ oder einer „Strom-Soli-Pauschale“? 1 € je Monat würde ja im Jahr fast eine Mrd. € bringen und gewiss niemand überfordern.

Mit diesen Vorschlägen und den von superhaase gemachten ließe sich die Energiewende sicher nicht kostenneutral für den Verbraucher gestalten, aber dürfte dann bei ca. 2 Ct. /kWh liegen.
Eine Energiewende muss man mit den Betroffenen machen – und das sind wir alle - und nicht gegen sie. Dann würde auch die Akzeptanz steigen.
Es ist ja nicht so, dass wir für die angedachten Zielstellungen nicht auch gewisse zusätzliche Kosten aufbringen wollen. Es kann aber nicht sein, dass es Profiteure -allen voran der Staat- gibt und andererseits das Volk der Dumme in diesem Spiel ist.
Momentan ist es ja so, dass die Kosten anscheinend unüberschaubar sind und offensichtlich nicht mal im Ansatz ein abgestimmtes Konzept existiert. Da sah es ja beim Berliner Flughafen noch übersichtlich aus, was allerdings auch nicht geholfen hat, die Kosten im Zaum zu halten.



khh:

--- Zitat von: Stromfraß am 14. Juni 2013, 21:12:41 ---Ich denke, es ist an der Zeit, dieses Klein-Klein zwischen PLUS und superhaase zumindest vorübergehend zu beenden. ...
--- Ende Zitat ---

Sind SIE der neue „Co-Admin“ ;) ?  -  Allerdings frage ich mich auch, ob dieses Forum noch die richtige Plattform ist für diese inzwischen ausufernde ‚Endlos-Diskussion’ der Energiepolitik !?

egn:

--- Zitat von: RR-E-ft am 14. Juni 2013, 19:44:02 ---Gelingt es jedoch, die Verschmutzungsrechte doch noch zu verteuern, werden bei den niedrigen Börsenpreisen zunehmend auch die Kohlekraftwerke aus dem Markt gedrängt.

--- Ende Zitat ---

Wer sollte die Strommengen dann zum gleichen Preis erzeugen?

Wenn Strom aus Kohlekraftwerken durch Verschmutzungsrechte verteuert wird, dann sinkt erst mal die Marge der Erzeuger bis der Preis erreicht ist, den heute das teuerste produzierende Kraftwerk setzt. Erhöhen sich die Stromgestehungskosten von Kohlekraftwerken weiter, dann wird auch der Börsenpreis weiter steigen. Irgendwann mal wird der Preis des Kohlestroms den Preis von Gaskraftwerkstrom erreichen. Ab dann werden die Gaskraftwerke die Stromversorgung übernehmen.

Die Folge des ganzen ist, dass die Einkaufspreise der Stromvertriebe über die CO2 Zertifikate steigen und dies natürlich auf die Verbraucher gewälzt wird. Diese künstliche Verteuerung der Verbraucherpreise kann nicht das Ziel sein.   

Ich halte die CO2 Zertifikate zur Verdrängung konventioneller Erzeugung für eine falsche Lösung in einem Strommarkt, wo der Preis über die Merit-Order gebildet wird. Man stelle sich vor, die CO2-Zertifikate werden vom Staat nicht verschenkt, sondern sie werden an die Unternehmen verkauft. Dann ist das nichts anderes als eine versteckte Steuer.

Meines Erachtens kann die konventionelle Stromversorgung durch EE ohne Steigerung des durchschnittlichen Preises an der Strombörse nur dadurch erreicht werden, dass der Ausbau der EE zusammen mit Speichern noch weiter forciert wird. Nur dann bleiben bei einem im Durchschnitt immer weiter sinkender Börsenpreis, die günstigsten konventionellen Stromerzeuger so lange wie möglich am Netz. Mit zunehmender EE-Einspeisung und weiter Verdrängung von  typischen Grundlastkraftwerken, wird der Strompreis an der Strombörse automatisch anfangen mehr zu schwanken, und es bildet sich wieder ein rentabler Markt für die flexiblen Kraftwerke. Dies sieht man heute schon an den Strompreisen. Während früher der Strom zur Mittagszeit am teuersten war, gibt es heute oft am Morgen und am Abend eine entsprechende Spitze. Diese Spitzen werden sich aber nur dann verstärken, wenn die grundlastfähigen Kraftwerke nicht mehr dadurch weiter betrieben werden können, dass sie ihren Strom im Ausland los werden. Deshalb halte ich es für sehr sinnvoll, dass Exporte wie Lieferungen an Letztverbraucher behandelt werden, d.h. sowohl Netzkosten als auch Steuern und Abgaben abzuführen sind.

Stromfraß:

--- Zitat ---Sind SIE der neue „Co-Admin“ ;) ?
--- Ende Zitat ---
Nein, der bin ich nicht - und will es auch nicht sein! ;)

Es ist ja nicht nur in diesem Thread so, dass sich PLUS und superhaase endlose Wortgefechte liefern und dabei ständig wiederkehrend ihre Argumentation wiederholen.
Hier geht es um das Thema "Regierung treibt die Stromkosten auf Rekordwert" und da sollte man darüber diskutieren, ob das so ist, warum das so ist und was man ggf. ändern könnte - so, wie ich es in meinem Beitrag versucht habe.
Wenn selbst superhaase schreibt, dass bisher vieles falsch gelaufen ist, dann kann ich das nur bestätigen und es geht darum, die Fehler zu korrigieren. Nur ein Beispiel: Die anfänglich gezahlte Einspeisevergütung von über 40 Ct. /kWh ist in dieser Höhe passé und nicht mehr rückgängig zu machen. Man kann doch aber überlegen, dass der Personenkreis, der bei der Energiewende einen "goldenen Schnitt" gemacht hat, an der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe angemessen beteiligt wird. Und insbesondere der Staat muss doch nicht sich an der Energiewende "dusslich und dämlich" verdienen und auf jede Steuer und Abgabe nochmals Umsatzsteuer drauf packen.
Dann noch entrüstet und scheinheilig so zu tun, als ob man das gar nicht will ... naja in 100 Tagen ist Wahl.

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