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Autor Thema: Netzentgelte für den exportierten Strom  (Gelesen 9656 mal)

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Offline egn

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Netzentgelte für den exportierten Strom
« am: 23. April 2013, 15:43:17 »
Mich würde interessieren wer die Netzentgelte für den exportierten Strom bezahlt. Leider konnte ich bisher dazu noch keine Antwort finden. Denn sollten dafür keine Netzentgelte bezahlt werden, weil es keinen netzentgeltpflichtigen Abnehmer in D gibt, dann wäre das ein Skandal. Denn genau die Exporte sind letztlich die Ursache für die Überlastungen im Netz.

Offline superhaase

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Re: Netzentgelte für den exportierten Strom
« Antwort #1 am: 23. April 2013, 15:49:24 »
Ja, dieses Thema wäre äußerst interessant.

Vielleicht kann ja unser "Mitforist" Netznutzer hier für Aufklärung sorgen, er kennt sich ja bei Netzangelegenheiten scheinbar ganz gut aus (vielleicht weil er bei einem Netzbetreiber arbeitet oder sonstwie beruflich damit zu tun hat?).

@Netznutzer, übernehmen Sie!  ;)
8) solar power rules

Offline Lothar Gutsche

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Re: Netzentgelte für den exportierten Strom
« Antwort #2 am: 23. April 2013, 20:28:11 »
Zwar bin ich nicht Netznutzer, aber zufällig habe ich die Antwort gefunden:

Seit 1.1.2004 wird kein Entgelt mehr für grenzüberschreitende Stromtransporte erhoben. Man bezeichnete das Netzentgelt für grenzüberschreitende Stromlieferungen als Transport-Komponente oder kurz T-Komponente.

Quelle 1: Stromnews vom 21.1.2004 mit dem Titel "Abgeschafft - Entgelt für grenzüberschreitende Stromtransporte entfällt seit Jahresbeginn" unter http://www.strom-magazin.de/strommarkt/entgelt-fuer-grenzueberschreitende-stromtransporte-entfaellt-seit-jahresbeginn_10698.html

Quelle 2: Seite 10 in dem Arbeitspapier "EUROPÄISCHE STROMERZEUGUNGSMÄRKTE AM BEISPIEL ZENTRALEUROPAS: STAND DER INTEGRATION UND HANDLUNGSBEDARF" von Hans-Günter Schwarz und Christoph Lang vom April 2006 unter http://www.economics.phil.uni-erlangen.de/forschung/energie/abstracts/integration.pdf

Viele Grüße
Lothar Gutsche
Email: Lothar.Gutsche@arcor.de

Offline superhaase

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Re: Netzentgelte für den exportierten Strom
« Antwort #3 am: 24. April 2013, 08:15:30 »
SAUEREI !

Die Netzbetreiber fordern extremen Netzausbau, zu einem großen Teil nur für den Stromexport nötig, und schieben das in ihrer Propaganda auf die Energiewende.
Zusätzlich werden dann der Netzausbau für den Stromexport und auch die Transportkosten (Verlustleistung) einfach auf die nicht-privilegierten deutschen Stromverbraucher umgelegt, die den Export gar nicht wollen aber dadurch vierfach bezahlen müssen:

1. Den Netzausbau zum Export
2. Die Transportkosten zum Export (Verlustleistung)
3. Die Regelenergie bzw. Aktivierung von Reservekraftwerken, wenn das Netz die eingegangenen Exportverpflichtungen nicht transportieren kann (ist ja schon mehrfach vorgekommen)
4. Durch den schwankenden und somit puffernden Stromexport können die Braunkohlekraftwerke durchlaufen und Gaskraftwerke werden nicht aktiviert. Dadurch sinkt der durchschnittliche Börsenstrompreis, wie bekannt. Dadurch steigt die EEG-Umlage, wobei nur diese und nicht die gesunkenen Börsenstrompreise an die Verbraucher weitergegeben werden.

Der Stromexport der deutschen Großkraftwerke ist offenbar einer der größten Kostentreiber für die nicht-privilegierten Stromverbraucher in Deutschland, der praktisch den Strom für ausländische Verbraucher subventionieren muss.
« Letzte Änderung: 25. April 2013, 10:26:21 von superhaase »
8) solar power rules

Offline RR-E-ft

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Re: Netzentgelte für den exportierten Strom
« Antwort #4 am: 25. April 2013, 10:06:14 »
Der Netzausbau entfällt auch auf den zunehmenden Export konventionell erzeugter Strommengen. Dieser Export verursacht Netzkosten, die nicht durch Netzentgelte auf die Verursacher- die Kraftwerkebetreiber, welche das Netz für ihren Export benutzen - umgelegt werden.

Diese durch den zunehmenden Export verursachten  Netzkosten fließen nach Wegfall der T- Komponente ungerecht in die Netzentgelte der Letztverbraucher in Deutschland ein. Lieschen Müller zahlt über den Strompreis somit auch  die Kosten, die der Transport des Exoprtstroms verursacht, wenn Energiekonzerne ihren hierzulande überflüssig gewordenen Atom- und Kohlestrom billig  exportieren.

Die Netzkosten sollten in Form von Netzentgelten verursachungsgerecht diejenigen zu tragen haben, welche die Netze für ihr Geschäft benutzen, also ALLE  Erzeuger, die Strom in das Netz einspeisen.

Die exportierten Strommengen würden sich verteuern und der in Deutschland überflüssig gewordene  konventionell erzeugte Strom auch im Ausland weniger nachgefragt, wodurch Transportkapazitäten und dadurch verursachte Kosten entfallen können. Es könnten dadurch hierzulande noch mehr Kohlekraftwerke vom Netz gehen und die von ihnen verursachten Emissionen entfallen. Es könnten noch mehr Schäden verursachende Zechen und Tagebaue hierzulande geschlossen werden.

Verstopft der konventionell erzeugte Strom weniger die vorhandenen Netze, müssten diese weniger ausgebaut werden und es könnten Netzkosten tatsächlich und nicht lediglich virtuell vermieden werden.

Werden schließlich auch die EEG- Einspeiser verursachungsrecht mit den Netzkosten belastet, kann das Marktprinzip auch auf diese wirken. Der EEG- Strom würde vorrangig selbst verbraucht und weniger ins Netz eingespeist, was wiederum Netzkapazitäten freilenken könnte. Gefördert werden sollte die dezentrale, verbrauchsnahe, möglichst  emissionsfreie Energieerzeugung, die das Ziel der ganzen Energiewende ist.

Offline superhaase

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Re: Netzentgelte für den exportierten Strom
« Antwort #5 am: 25. April 2013, 10:36:23 »
Die Netzkosten sollten in Form von Netzentgelten verursachungsgerecht diejenigen zu tragen haben, welche die Netze für ihr Geschäft benutzen, also ALLE  Erzeuger, die Strom in das Netz einspeisen.
Das kann man so machen, d.h. das Abrechnungssystem der Netzkosten komplett auf den Kopf stellen und nicht die Verbraucher, sondern die Erzeuger das Netz bezahlen lassen. Die Netzkosten würden dann natürlkich auf die Handelspreise des Stroms aufgeschlagen und landen letztendlich bei ALLEN Verbrauchern, so dass es auf Verbraucherseite keine Diversifizierung bei den Netzkosten mehr gäbe.
So weit so gut.
Wenn man das so will.

Eine näherliegende Lösung, die das bestehende System belässt und nicht komplett umkrempelt, bestünde darin, Netzkosten weiterhin (mehr oder weniger direkt) auf die Verbraucher aufzuschlüsseln, aber dabei die ausländischen Abnehmer mit einzubeziehen.
Einfachste Lösung hierfür, die auch am einfachsten durchzusetzen wäre, wäre m.E. die Wiedereinführung der TK (Transportkomponente) in einer kostenadäquaten Höhe. Noch besser vielleicht eine Netzkostenpauschale auf die exportierte kWh, und dann am besten noch eine EEG-Umlage obendrauf.
« Letzte Änderung: 25. April 2013, 12:08:03 von superhaase »
8) solar power rules

Offline RR-E-ft

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Umlage der Netzkosten neu denken
« Antwort #6 am: 25. April 2013, 10:56:32 »
Verbrauchsfern erzeugter Strom sollte sich gegenüber verbrauchsnah erzeugtem Strom verteuern.
Energieintensive Betriebe sollten sich wieder stärker dort ansiedeln, wo der Strom erzeugt wird, um Netzkapazitäten und Transportkosten einzusparen.
Schließlich geht es um dezentrale Stromerzeugung, möglichst vor Ort.

Bisher ist es so, dass in Flächenländern, in denen besonders viel EEG- Strom erzeugt wird, die Netzkosten und  Netzentgelte und somit die Strompreise für Letztverbraucher steigen.
Diejenigen Länder, die sich beim EEG- Ausbau besonders engagieren, erleiden dadurch einen handfesten wirtschaftlichen Nachteil.
Das betrifft etwa Brandenburg, Niedersachsen, Mecklenburg- Vorpommern, aber auch Thüringen. 
« Letzte Änderung: 25. April 2013, 11:03:06 von RR-E-ft »

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Re: Netzentgelte für den exportierten Strom
« Antwort #7 am: 25. April 2013, 12:18:12 »
@RR-E-ft, Ihr Beitrag kommt doch sehr einseitig daher, trotz der beiden letzten Sätze zu den EEG-Einspeisern. Ohne Ex- und Import ist die Energiewende kaum möglich. Ja, da ist er wieder, der böse konventionelle Strom, der zu nichts zu gebrauchen ist und der nur die Netze verstopft. Da braucht es doch noch den Forschungsauftrag für einen Stromfilter, der diesen bösen Strom ausfiltert und vor den Netzen schützt. ;)  ::)
Verstopft der konventionell erzeugte Strom weniger die vorhandenen Netze, müssten diese weniger ausgebaut werden und es könnten Netzkosten tatsächlich und nicht lediglich virtuell vermieden werden.

Werden schließlich auch die EEG- Einspeiser verursachungsrecht mit den Netzkosten belastet, kann das Marktprinzip auch auf diese wirken. Der EEG- Strom würde vorrangig selbst verbraucht und weniger ins Netz eingespeist, was wiederum Netzkapazitäten freilenken könnte. Gefördert werden sollte die dezentrale, verbrauchsnahe, möglichst  emissionsfreie Energieerzeugung, die das Ziel der ganzen Energiewende ist.
"Verursachungsgerecht"?! Was soll das sein? Wer ist Verursacher? Die gesamte Infrastruktur der Energieversorgung (Netze, Speicher etc.) die Bereitstellung der Transportkapazitäten,  kosten schon unabhängig davon wieviel und wann Strom transportiert wird. Der Selbstverbraucher macht da wenig frei, er verabschiedet sich von weit mehr,  nicht nur von deren Finanzierung. Was sind denn die Bestandteile des Endverbraucherstrompreises und was wird damit finanziert?

Auch der EE-Einspeiser und der EE-Selbstverbraucher, der in diesem Land lebt, ist auf die sichere und ausreichende Infrastruktur angewiesen. Die Finanzierung über den Stromzähler ist schon lange nicht mehr in Ordnung. Die Schieflage nimmt rasant zu. Jetzt gibt es schon Zeitgenossen, die wollen Strom beziehen, wann sie ihn gerade brauchen und dann wenn es einem selbst gerade passt und man Strom übrig hat, den Stadtwerkestromzähler wieder rückwärts drehen lassen. Was ist das, nur eine tolle Idee von cleveren Solaristen zu Lasten Dritter oder was sagt der Jurist bei Betrachtung von BGB und StGB dazu?

So wird das nichts mit der Energiewende und der sicheren, preisgünstigen, verbraucherfreundlichen, effizienten und umweltverträglichen leitungsgebundene Versorgung der Allgemeinheit. Welche der in § 1 EnWG genannten Ziele werden denn gefördert,  welche grob missachtet oder gar in die Tonne getreten?

"Verbrauchsnah" ist eine Möglichkeit, die genannten Ziele zu verfolgen. "Verbrauchsnah" ist aber kein Ziel für sich. Es könnte auch sein, dass  eine verbrauchsferne Erzeugung den Zielen besser gerecht wird. Man betreibt ja auch hierzulande keine Ananasplantage obwohl Ananans hier verbraucht wird.

Offline RR-E-ft

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Re: Netzentgelte für den exportierten Strom
« Antwort #8 am: 25. April 2013, 13:05:01 »
Netzkosten machen bereits einen Großteil der Kosten der Stromversorgung aus und sie werden durch den notwendigen Netzausbau weiter steigen.
In Jena beträgt der Anteil der Netzentgelte am Strompreis für Haushaltskunden - ohne Grundpreis-  derzeit  5,5 Ct/ kWh (netto).

Eine möglichst preisgünstige Stromversorgung erreicht man auch durch möglichst geringe Netzkosten.
Wenn es darum geht, Netzkosten einzusparen, dann geht es darum, möglichst wenig Netz zu benötigen.
Dies erreicht man am besten dadurch, dass Stromerzeugung und Stromverbrauch möglichst nah bei einander liegen,
so dass der Strom gar nicht erst über große Strecken transportiert werden muss.

In Norddeutschland wird viel Windstrom erzeugt.
Dort müssen deshalb die Netze ausgebaut werden, um diesen Strom aufnehmen zu können.
Vor Ort steigen die Netzkosten, die Netzentgelte und mit ihnen die Strompreise.
Der Übertragungsnetzbetreiber 50 Herz baut neue Stromtrassen über den Thüringer Wald,
um diesen Strom von Norddeutschland zu den Verbrauchern nach Süddeutschland zu transportieren.

In Norddeutschland und auch im Transitland Thüringen entstehen dadurch höhere Netzkosten,
welche über die höheren Netzentgelte und höheren Strompreise die Stromkunden vor Ort besonders belasten.

Die eigentlichen Nutznießer davon sitzen jedoch ganz woanders,
haben selbst womöglich geringere Netzkosten, Netzentgelte und Strompreise.

Dass es diesem bisherigen System an Gerechtigkeit fehlt, sollte deutlich auf der Hand liegen.
Schlussendlich konkurrieren nämlich die Regionen auch mit den Energiepreisen um Wirtschaftsstandorte.
Und dabei werden bisher die Regionen benachteiligt, in denen besonders viel EEG- Strom eingespeist wird oder als Transit transportiert werden muss.

Eigentlich sollte wegen des dort großen Stromangebotes der Strompreis in Norddeutschland  niedriger liegen,
so dass sich energieintensive Wirtschaftsunternehmen zukünftig eher dort ansiedeln.

In Vorzeiten lagen energieintensive Betriebe, etwa Mühlen und Hammerwerke, auch an Flüssen oder auf windreichen Höhen.
Niemand kam auf die Idee, die dort gewonne Energie etwa mit großen Transmissionsriemen erst über weite Strecken zu transportieren.
Im Grunde geht es immer noch darum, die Energie möglichst kostengünstig möglichst dort zu verbrauchen, wo sie kostengünstig zur Verfügung steht.

     
« Letzte Änderung: 25. April 2013, 13:09:28 von RR-E-ft »

Offline RR-E-ft

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Re: Netzentgelte für den exportierten Strom
« Antwort #9 am: 25. April 2013, 13:25:38 »
EWE- Chef Brinker hat die Ungrechtigkeit bei der Verteilung der  finanziellen Lasten des Netzausbaus im Zuge der Energiewende auch schon bemerkt.
Er fordert als Lastenausgleich eine weitere bundesweite Umlage für den Netzausbau:

http://www.nordsee-zeitung.de/nachrichten/startseite/nachrichten-ueberregional_artikel,-EWE-setzt-auf-Wind-an-Land-_arid,906169.html
« Letzte Änderung: 25. April 2013, 13:28:39 von RR-E-ft »

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Man koppelt sich ab
« Antwort #10 am: 25. April 2013, 13:54:08 »
@RR-E-ft, keine Sorge, fast täglich werden irgendwo in Süddeutschland und anderswo Netzkosten eingespart. Gerechter wird das System dadurch ganz sicher nicht. Ob Ihre historisch einfache Rückbetrachtung hilft, bezweifle ich. Sibirien verfügt über große Erdöl- und Ergasvorkommen, trotzdem liegt Moskau westlich und nicht östlich des Urals:

Untersteller zeigte sich begeistert von der Innovation. „Die Energiepreise werden steigen. Da ist man gut beraten, sich davon abzukoppeln und die Wertschöpfung hier im Land zu behalten“, sagte er, bevor er dann einen der über die neue Anlage aufgeladenen E-Smarts bestieg, um mit dem Geschäftsführer Roßkopf eine Probefahrt zu machen. Das zweite E-Auto nahm die chinesische Delegation für sich in Beschlag.

Zitat
EWE ist unzufrieden mit der politischen Umsetzung der Energiewende. Der Energieversorger sieht dabei vor allem die Menschen in ländlichen Regionen benachteiligt – „dort, wo die Energiewende stattfindet....

Na, da sollte EWE mal die Menschen fragen, die die Kosten für Wohnung und Energie in den Ballungsräumen und Großstädten bezahlen müssen. Die Profiteure dieser "Energiewende" finden sich kaum dort. Diese sind eher in den ländlichen Räumen zu finden, ob da aber die Energiewende stattfindet, darüber lässt sich trefflich streiten? Unstreitig ist, dass sich die Landschaft im sogenannten ländlichen Raum massiv verändert. Von den "ÖKO"-Energiemonokulturen über die Solarverspiegelungen ganzer Dörfer und den riesigen sogenannten Solar- und Windparks. Man kassiert ja immer, Netzanbindung oder Bedarf hin oder her. Es bezahlen  die nicht privilegierten Stromverbraucher, diese sind die Benachteiligten! Abkoppeln? - Ist das wirklich die Energiewende?
« Letzte Änderung: 25. April 2013, 13:59:16 von PLUS »

Offline RR-E-ft

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Re: Netzentgelte für den exportierten Strom
« Antwort #11 am: 25. April 2013, 13:58:43 »
Ungleiche Lasten für Netzausbau in Ostdeutschland:

Der Anteil der erneuerbaren Energien am Letztverbraucherabsatz in Ostdeutschland liegt besonders hoch.

So berichtet der Verteilnetzbetreiber enviaM- Netz folgende Anteile in seinem Netzgebiet:

Brandenburg 94 %
Sachsen-Anhalt 89 %
Thüringen 60 %
Sachsen 29 %

Bundesweit betrage der Anteil der erneuerbare Energien am Letztverbraucherabsatz bisher durchschnittlich 22 Prozent.


http://www.freiepresse.de/Energiewende-in-Ostdeutschland-Die-groessten-Herausforderungen-artikel8356637.php

Zitat
Den Ausbau der Netze gibt es nicht zum Nulltarif. Über die Netzentgelte, die Bestandteil des Strompreises sind, finanzieren die Verbraucher die Kosten der Netzinfrastruktur. Allerdings werden die Netzkosten nicht bundesweit umgelegt, wie zum Beispiel bei der EEG-Umlage. Dies führt dazu, dass die Verbraucher in Ostdeutschland, wo der Netzausbaubedarf sehr groß ist, höhere Netzentgelte und damit Strompreise zahlen als in anderen Teilen Deutschlands. Gerade für ostdeutsche Unternehmen bedeuten höhere Stromkosten einen erheblichen Standortnachteil.
« Letzte Änderung: 25. April 2013, 14:41:28 von RR-E-ft »

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Zitat
Die grüne Energie wird immer häufiger dort erzeugt, wo sie nicht verbraucht wird. Beispielsweise lag im Netzgebiet der enviaM, die installierte Leistung 2012 etwa doppelt so hoch wie der Strombedarf. Der nicht benötigte Strom muss dann über weite Strecken in die Verbrauchszentren transportiert werden. Zudem kommt es in Folge des starken Zubaus der grünen Stromerzeugungsanlagen in Ostdeutschland vermehrt zu Engpässen in den Übertragungs- und Verteilnetzen. Um einen Netzkollaps zu vermeiden, sind die Netzbetreiber gezwungen, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien immer öfter zu drosseln. Der Ausbau der Stromtrassen, vor allem der regionalen Verteilnetze, ist also dringend erforderlich, um eine zuverlässige Stromversorgung weiterhin sicherzustellen.

Was nun, ist es der böse Braunkohlestrom der da beim Export in die Schweiz, nach Österreich etc. die Netze verstopft oder ist es der Strom aus den hier genannten grünen Stromerzeugungsanlagen.

... und was soll das werden, noch mehr von dieser Sorte "Postives". Da entwickelt sich eher eine ostdeutsche Strom-Wegwerfgesellschaft?! Das ist negativ. Postiv ist daran überhaupt nichts. Das ist falscher Lokalpatriotismus an dem einige wenige profitieren, der aber der Allgemeinheit nur schadet. Die Folgen der Übertreibungen will man wieder einmal nicht tragen. Die Zeche schiebt man anderen zu. Die lassen das ja aus Erfahrung mit sich machen. Auf Dauer?:

Zitat
Die erneuerbaren Energien, vor allem die Solar- und Windenergie, wachsen in Ostdeutschland deutlich stärker als in anderen Regionen Deutschlands. In 2012 lag der Anteil der grünen Energien am Letztverbraucherabsatz im Netzgebiet der enviaM, das sich über Teile der Bundesländer Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erstreckt, bei 60 Prozent - fast dreimal so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Damit wird schon heute in Ostdeutschland deutlich mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt als die Ziele der Bundesregierung vorsehen. Das ist positiv. Allerdings erfolgt der Zubau der erneuerbaren Energien ohne Rücksicht auf die vorhandenen Netzkapazitäten und die wirtschaftlichen Auswirkungen für Ostdeutschland.

Offline superhaase

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Re: Netzentgelte für den exportierten Strom
« Antwort #13 am: 25. April 2013, 17:29:53 »
Eine möglichst preisgünstige Stromversorgung erreicht man auch durch möglichst geringe Netzkosten.
Wenn es darum geht, Netzkosten einzusparen, dann geht es darum, möglichst wenig Netz zu benötigen.
Dies erreicht man am besten dadurch, dass Stromerzeugung und Stromverbrauch möglichst nah bei einander liegen,
so dass der Strom gar nicht erst über große Strecken transportiert werden muss.
Diese Sichtweise träfe wohl zu, wenn die Stromquellen kontinuierlich liefern würden.
Das ist aber bei EE-Strom nicht der Fall. Auch nicht in Norddeutschland.
Während an einer Stelle grad der Wind weht, ist woanders eher Flaute. Während hier die Sonne Scheint, ist es dort gerade bewölkt.

Wenn man zu einer sicheren Stromversorgung aus erneuerbaren Energien kommen will, muss man also entweder auf jeweils große lokale Speicherkapazitäten setzen, oder aber - um den Speicherbedarf auf ein bezahlbares und machbares Maß zu reduzieren - die Gebiete möglichst großräumig vernetzen.

Die erneuerbaren Energie können nur dort geerntet werden, wo sie anfallen. Insofern ist eine großflächige Nutzung von z.B. Wind und Sonne über die ganze Bundesrepubilk verteilt kaum zu vermeiden. Eine entsprechende Vernetzung auch nicht. Wobei anzumerken ist, dass das bestehende Netz dafür zu einem großen Teil ausreichend ist. Der erforderliche Ausbau ist so groß nicht, wenn man auch konsequent alle EE-Stromquellen (insbesondere Sonne und Wind) über die ganze Bundesrepublik verteilt nutzt, was bisher bei weitem nicht der Fall ist. Bisher dominiert in Süddeutschland die PV, während in Norddeutschland der die Windkraft dominiert. Ein entsprechendes Aufholen in den jeweiligen Gebieten wäre schon ein erheblicher Gewinn an Versorgungssicherheit durch Verstetigung des EE-Stromangebots, was auch einen Netzausbaubedarf der "Stromautobahnen von Nord nach Süd" schon wieder ein Stück reduzieren würde. Auch der Süden wäre dann keine Stromdiaspora mehr, trotz Abschaltung der Atomkraftwerke.

Ich denke daher, dass die von Ihnen schon mehrmals aufgestellte Forderung, die Industrie doch in Norddeutschland anzusiedeln, weil dort viel Strom ist, nicht ganz durchdacht ist.

Aber selbst wenn dem so wäre, dass der Strom aus erneuerbaren Energien in Norddeutschland im Überfluss vorhanden sein wird, während der Süden unter chronischem Strommangel leiden wird (was ich für eine falsche Einschätzung halte), stellt sich noch die Frage:
Wenn nun alle Betriebe wegen des billigeren Stroms nach Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern oder auch Sachsen, Niedersachsen oder Brandenburg ziehen, und folglich auch die zugehörige arbeitende Bevölkerung dorthin zieht, wäre das dann volkswirtschaftlich nicht wesentlich teurer als das bisschen Stromnetzausbau, wenn man in den neu zu errichtenden bzw. auszubauenden Industriestandorten nicht nur neue Fabriken und Wohnhäuser, sondern auch die zugehörige restliche Infrastruktur (Straßen, Wasserversorgung etc.) errichten muss?

Ich denke, die These "nachhaltige Stromversorgung möglichst lokal ohne großräumige Vernetzung" ist eher ein (gedanklicher) Kurzschluss und führt wohl zu weniger Versorgungssicherheit, oder aber zu mehr Kosten (durch mehr erforderliche Stromspeicherkapazitäten in jedem Gebiet).
« Letzte Änderung: 27. April 2013, 12:32:55 von superhaase »
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Offline egn

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Re: Netzentgelte für den exportierten Strom
« Antwort #14 am: 27. April 2013, 09:59:22 »
Ich denke, die These "nachhaltige Stromversorgung möglichst lokal ohne großräumige Vernetzung" ist eher ein (gedanklicher) Kurzschluss und führt wohl zu weniger Versorgungssicherheit, oder aber zu mehr Kosten (durch mehr erforderliche Stromspeicherkapazitäten in jedem Gebiet).

Was haben Sie an dem Wort möglichst nicht verstanden?

Das ist ein Zielvorgabe von der man auch Abweichen kann wenn es eine andere brauchbare Lösung gibt. Der Netzausbau wäre so eine Lösung, wenn erstens die heutigen Netze nicht durch unnötigen Export (rein wirtschaftliche Gründe) verstopft würden, und zweitens der Netzausbau schneller voran ginge und auf die wirkliche Verteilung von Überschüssen in untergeordneten Netzen ausgerichtet würde, und nicht dafür den Strom aus konventionellen Kraftwerken quer durch D zu leiten.

Würden bei Überschreitung von Netzgrenzen zwischen den deutschen Netzbetreibern und beim Export zusätzliche Netzentgelte erhoben, dann hätte der Spuk schnell ein Ende.

 

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