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Firmen erzeugen selbst Strom: Großkunden laufen RWE, Eon und Co. davon

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Energiesparer51:
Nicht nur eigenerzeugter und selbstverbrauchter Strom führt zu einer geringeren Beteiligung an den umzulegenden Kosten, sondern auch jede Energieeffizienzmaßnahme, die zu Einsparungen und damit geringerem Strombezug führt. Insgesamt steigen die Umlagen nichtprivilegierter Verbraucher mit unter 100000 kWh  2013 um 2,66 ct/kWh (einschl. MWSt). Zusätzlich erhöhen sich auch die Neztnutzungsentgelte. Beim hiesigen Netzbetreiber sind es brutto 1,14 ct/kWh zusätzlich für nicht leistungsgemessene Versorgung in Niederspannung. Insgesamt also 3,8 ct/kWh zusätzlich. Bezogen auf meinen bisherigen Gesamtpreis von ca 21 ct/kWh satte 18%.

egn:

--- Zitat von: RR-E-ft am 01. November 2012, 01:12:18 ---Fraglich, wo sich dann der Marktpreis einstellen soll, den alle Stromerzeuger dann noch für ihren eingespeisten Strom erhalten.

--- Ende Zitat ---

Niemand hindert die Stromerzeuger, die die Residuallast abdecken daran, prinzipiell daran den Strom an der Strombörse zu kostendeckenden Preisen anzubieten. Wenn eben ein Kraftwerk das ohne regenerative Einspeisung 6000 Volllaststunden lief und mit einem Preis von 6 ct/kWh Gewinn abwarf, dann kann es das gleiche Kraftwerk (grob vereinfacht) auch, wenn es nur 4000 Volllaststunden läuft und dann in diesen 4000 Volllaststunden 9 ct/kWh erlöst.

Warum bieten also die Stromerzeuger den Residualstrom nicht für 9 ct/kWh, sondern jetzt für 4 ct/kWh an?

Ganz einfach, es gibt erhebliche Überkapazität bei den Stromerzeugern und die Möglichkeit wie früher den Preis zu manipulieren, in dem immer einer der großen 4 ein extrem teures Spitzenlastkraftwerk als teuerstes Kraftwerk mit 10 ct/kWh angeboten hat, gibt es wegen des Wettbewerbs nicht mehr. Der Markt für die großen Stromerzeuger wird durch immer mehr Strom von den regenerativen Kraftwerken wird immer kleiner. Jeder der großen Erzeuger versucht mittlerweile ohne Rücksicht auf die anderen, so viel Strom wie möglich zu verkaufen. Wir haben seit wenigen Jahren erstmals richtigen Wettbewerb unter den großen Erzeugern im Stromerzeugungsmarkt. Der Preis kann eben jetzt nicht mehr einfach *festgelegt* werden, sondern er ist ein Wettbewerbspreis, der sich weitgehend aus Angebot und Nachfrage ergibt.

Wenn der Strom nicht mehr kostendeckend an der Börse angeboten wird, dann ist das ein klares Signal an die Erzeuger, dass unrentable Überkapazitäten abgebaut und das Erzeugungsportfolio optimiert werden muss. Reduziert sich dann das Angebot, dann werden auch die Preise in Zeiten hoher Residuallast stark steigen. Dies ermöglicht dann auch, dass auch Kraftwerke mit weniger Volllaststunden rentabel betrieben werden können. Aber es gibt halt keine Monopolrendite mehr. Die Erzeuger stehen alle untereinander im Wettbewerb.

Es heute schon einen Kapazitätsmarkt für Regelenergie. Den könnte man problemlos von der entsprechenden Kapazität ausweiten, um sicherzustellen dass zu jeder Zeit ausreichend Kapazität vorhanden ist. Wichtig ist dabei aber auch dass dies auch ein wirklicher Markt ist und nicht durch extrem hohe Hürden bezüglich der Mindestleistung nur die Großkraftwerke zum Zuge kommen. Nur nützen wird das wenig wenn nicht im gesamten europäischen Strommarkt ausreichend Kapazität zur Verfügung steht. Denn es darf einfach nicht sein, dass Deutschland die gesichert Leistung für die vertikale Grenzlast in Deutschland bezahlt, dann aber regelmäßig diese gesicherte Leistung dadurch beschnitten wird, dass diese von den deutschen Verbrauchern bezahlte Kapazität dazu genutzt wird um Strom teuer ins Ausland zu verkaufen. Dies ist nämlich letztlich der eigentliche Hintergrund warum die Stromkonzerne den Kapazitätsmarkt wollen. Sie können dann zweimal verdienen. Die Kapazitätspräme darf dann eben nur für die Zeit bezahlt werden, in der die Kraftwerke keinen Strom produzieren. 


--- Zitat ---Und wie man im Übrigen ein funktionierendes Preissignal bewirkt, dass dafür sorgt, dass Strom möglichst verbrauchsnah erzeugt bzw. möglichst erzeugungsnah verbraucht wird, ist bisher auch nicht ersichtlich.

--- Ende Zitat ---

Das funktioniert mit dem heutigen Konzept für die Netzkosten überhaupt nicht. Wenn heute ein Verbraucher in Bayern Strom von einem Anbieter aus Norddeutschland bekommt, und umgekehrt, dann bezahlen beide ihre Netzkosten für den rein virtuellen Transportweg. Tatsächlich kommt der Strom für jeden der Verbaucher aber mehr oder weniger direkt von den Kraftwerken im Umkreis. Dies kann auch der Strom von der PV-Anlage des Nachbars sein. Es ist also weder Strom aus Norddeutschland nach Bayern, noch umgekehrt geflossen. Die Versorger und die Netzbetreiber bekommen also Geld für was das real gar nicht existiert.

Noch zur Eigenstromversorgung:
Das Widersprüchliche in der Diskussion darum ist, dass von den Gegnern der regenerativen Energien das Argument kommt, dass sich die Leute ja dann nicht mehr an den ganzen Kostenbestandteilen die heute über den Strompreis bezahlt werden, beteiligen. Dass aber wie oben geschrieben, das Energiesparen genau den gleichen Effekt hat, das ignorieren sie. Ich sehe keinen Unterschied darin ob jetzt jemand 1000 € in energieeffiziente Geräte investiert oder aber sich eine PV-Anlage auf das Dach baut und damit einen Teil seines Verbrauchs damit deckt.

Wenn eine Reduzierung des Strombezugs aus dem Netz durch welche Maßnahmen auch immer, zu Finanzierungslücken an anderer Stelle führen, dann zeigt dies nur dass die Umlage auf den Strompreis nicht das geeignete Mittel zur Finanzierung ist. Anstatt dann die Reduzierung des Strombezugs als unsozial und unsolidarisch zu geißeln, muss eine andere Methode zur Finanzierung gefunden werden.

RR-E-ft:
@egn

Sie bringen viele fruchtbare Gedanken in die Diskussion ein.

Energieeinsparung ist  mit Eigenbedarfsdeckung nicht vollständig vergleichbar.
Energieeinsparung durch Effizienzsteiegrung führt zu einem dauerhaften Fortfall von Stromnachfrage.
Im Umfange dieses Fortfalls braucht man keine Stromerzeugungs- und Transportkapazitäten mehr.

Eigenbedarfsdeckung etwa durch PV zeitigt den selben Effekt, jedoch nicht dauerhaft, sondern nur zeitlich begrenzt.
In dem Umfange, wie der Bedarf nicht durch Eigenerzeugung oder aus eigenen Speichern gedeckt werden kann,
werden die konventionellen Erzeugungs- und Transportkapazitäten weiter benötigt.
Die notwendige Vorhaltung dieser Kapazitäten verursacht Kosten, die gedeckt werden müssen.

Es ist davon auszugehen, dass sämtliche Stromerzeuger nur den gleichen Marktpreis erzielen können.

Wenn die gesamte Stromerzeugung über einen einheitlichen Markt abgewickelt wird,
dann erzielen alle Stromerzeuger den einheitlichen Marktpreis,
der sich an den Grenzkosten des letzten für die Bedarfsdeckung gerade benötigten Kraftwerks bei merit-order- Einsatzfolge orientiert.

Für Wettbewerb daneben wäre kein Raum.

Es wäre zB. nicht mehr möglich, dass konzerngebundene Stromerzeuger ihre Stromerzeugung konzernintern an eigene Vertriebsgesellschaften
zu höheren Preisen als diesem Marktpreis losschlagen. Fehlender Wettbewerbsdruck führt bisher dazu, dass konzerngebundene Stromerzeuger die für sie missliche Siituation gesunkener Marktpreise darüber zum Teil kompensieren können und von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, wie man wohl aus deren aktuellen Geschäftsberichten zwischen den Zeilen herauslesen kann. 

Dieser Marktpreis bildet sich bisher nach merit-order- Preisbildung und strebt deshalb bei steigendem Anteil von Stromerzeugung mit Grenzkosten null selbst gegen null.
Der Marktpreis muss dauerhaft hoch genug sein, so dass notwendige Investitionen und Ersatzinvestitionen in Stromerzeugungsanlagen erfolgen.

Wenn niemand davon ausgeht, dass sich Investitionen in neue Gaskraftwerke für ihn rentieren,
die man wohl zum Ausgleich gut gebrauchen könnte, dann investiert eben niemand in solche Kraftwerke.     

Natürlich darf es nicht dazu kommen, dass Erzeuger einerseits Kapazitätsprämien kassieren und zugleich Strom erzeugen und teuer losschlagen.
Dafür wird es wohl eine Lösung geben.

Rein physikalisch ist es so, dass der erzeugte Strom, soweit in der Region zeitgleich ein Verbrauch erfolgt, über das Netz diesen Verbrauch deckt.
Nun ist es aber wohl so, dass in Norddeutschland kein so hoher Verbrauch zu decken sein wird, wie dort etwa Stromerzeugung durch neue offshore- Anlagen anfallen wird.
Deshalb will man ja neue Trassen von Nord nach Süd quer durch die Republik errichten.

Solche neu errichteten Trassen sind dann ebenso Realität wie die durch ihre Errichtung und ihren Betrieb anfallenden Kosten,
die real gedeckt werden müssen. 

In Süddeutschland wird mit Stillegung der letzten Kernkraftwerke Stromerzeugung dauerhaft wegfallen.
Es wird dort wohl nicht im selben Umfange Stromnachfrage entfallen.
Die Lücke ist entweder durch neue Stromerzeugungsanlagen in Süddeutschland oder aber durch Stromerzeugung in Norddeutschland über neue Stromtransporttrassen zu decken.

Das Problem ließe sich natürlich auch durch entsprechende dauerhafte Energieeinsparung in Süddeutschland
durch entsprechende Deindustrialisierung lösen, so wie es eine Deindustrialisierung in Ostdeutschland gab
und dort viele konventionelle Stromerzeugungsanlagen (Kraftwerke) in erheblichem Umfange dauerhaft vom Netz genommen wurden.
Aber das will wohl niemand, zumindest nicht in Süddeutschland.

Die Industie pocht auch in Süddeutschland auf den Tisch und verlangt Strom so billig wie möglich. 
 

PLUS:

--- Zitat von: egn am 01. November 2012, 08:40:20 ---Noch zur Eigenstromversorgung:
Das Widersprüchliche in der Diskussion darum ist, dass von den Gegnern der regenerativen Energien das Argument kommt, dass sich die Leute ja dann nicht mehr an den ganzen Kostenbestandteilen die heute über den Strompreis bezahlt werden, beteiligen. Dass aber wie oben geschrieben, das Energiesparen genau den gleichen Effekt hat, das ignorieren sie. Ich sehe keinen Unterschied darin ob jetzt jemand 1000 € in energieeffiziente Geräte investiert oder aber sich eine PV-Anlage auf das Dach baut und damit einen Teil seines Verbrauchs damit deckt.
--- Ende Zitat ---

@egn, es ist nicht in Ordnung, die Kritik an dieser chaotischen Energiewende als Gegnerschaft zu regnerativen Energien zu bezeichnen. Unkoordiniert, planwirtschaftlich, ideologisch, egoistisch, enteignend, profitorientiert  zeichnet sich die "Energiewende" genannte deutsche EE-Förderpolitik aus. Die Kritik gilt dieser Förderpolitik! Wer will angesichts der offen liegenden Fakten und den Auswirkungen auf die Energieversorgung der nicht priviliegierten Verbraucher noch bestreiten, dass nicht nur Kritik, sondern Widerstand angesagt ist. Ich befürworte und unterstützte daher das Ziel, diese "Förderung" und milliardenschwere Umverteilung vor das Bundesverfassungsgericht zu bringen.

Das "Widersprüchliche":
Richtig, Menschen, die Radieschen oder anderes Gemüse im Garten zum Eigenverzehr anbauen, zahlen keine Mehrwertsteuer etc. pp.. Ihnen wird aber auch nicht zwanzig Jahre garantiert, dass der nicht verzehrte Rest zum mehrfachen Marktpreis von den Menschen bezahlt werden muss, die ihre Radieschen auf dem Wochenmarkt oder beim Gemüsehändler kaufen. Unter den Bedingungen dann gerne.

Welcher Stromverbraucher, privat oder gewerblich, kauft den Strom direkt an der Börse und zahlt nur den Börsenpreis? Die Verbraucher sind leider immer noch viel zu geduldig und kümmern sich nicht darum. Der Strom ist wohl immer noch nicht teuer genug. Sie bezahlen nicht nur den teueren eigenen Strom. Auch über die Preise beim Bäcker und sonstwo werden sie zusätzlich zur Kasse gebeten. Getrickst wird bei diesem staatlichen Steuern- und Abgabensystem schon immer (siehe hier Flughafen Stuttgart), nicht nur bei der EEG-Umlage, das geht z.B. schon lange auch mit der sogenannten unkontrollierten Konzessionsabgabe. Es ändert sich nicht wirklich etwas an diesem deutschen profitorientierten Energiepolitikchaos.

Das EEG ist Fakt und die bereits gemachte milliardenschwere Zeche auch. Die Ursachen sind bekannt. Jetzt wird gestritten, wer die Milliarden in den nächsten zwanzig Jahren, das ist die Zeit der garantierten Einspeisevergütungen und der damit verbundenen Umverteilung, bezahlen soll. Es wird ja jetzt bereits schon mehr als das Dreifache des Länderfinanzausgleichs umverteilt. Nur hier beschwert sich kein Politiker beim Bundesverfassungsgericht. Man hat das clever geregelt, damit wird nicht der Staatssäckel belastet. Die nicht privilegierten Stromverbraucher zahlen die Zeche alleine. Das wird nicht mehr lange gehen, jeder kann sich die Entwicklung vor Augen halten und selbst rechnen.

Wir zahlen in Deutschland mit die höchsten Strompreise in Europa, da ist klar, dass es auch zu Wettbewerbsverzerrungen kommt. Dass die sicher notwendige Entlastung aber wieder über die EEG-Umlage geregelt wird und die Entlastung so wieder nur die einfachen Haushaltsstromverbraucher tragen sollen, das ist ein wohl rechtswidriges Unding und die Trickser (s.o. -Flughafen-) sind bei diesem chaotischen "System" zwangsläufig aktiv.  Sie nutzen nur die von der Politik gemachten Bedingungen.

Was wird denn gewendet bei dieser Energiewende. Die Energie oder der Geldbeutel des einfachen Energieverbrauchers?! Es ist eine Frage der Zeit bis sich das Bundesverfassungsgericht damit beschäftigen muss. Man wird sehen ob das System den Messlatten des Grundgesetzes stand hält. Z.B. EEG-verfassungswidrig oder hier bei Tagesschau & CO.

RR-E-ft:
@PLUS

Sie fordern immer Marktwirtschaft ein.

Sie zeigen aber überhaupt keinen Weg auf, wie allein durch Marktkräfte über Preissignale [Preise] gesteuert,
der so notwendige wie gesellschaftlich gewollte Umbau der Energiewirtschaft
weg von Kernenergie und kohlendioxidemmitierender Verbrennung hin zur Stromerzeugung aus
erneuerbaren Energien [sog. Energiewende] erfolgen kann.

Ein konstruktiver Problemlösungsansatz von Ihnen ist nicht ersichtlich.
Außer so langweiliger wie ermüdender Polemik tragen Sie wohl nichts zur Diskussion bei.   

Lässt sich das wirklich nicht abstellen, dass Sie immer wieder die gleiche Polemik zum Vortrag bringen?

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