Energiepolitik > Erneuerbare Energie

Firmen erzeugen selbst Strom: Großkunden laufen RWE, Eon und Co. davon

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RR-E-ft:
@PLUS

Sie haben zu einer sachlichen Diskussion offensichtlich wohl nichts beizutragen.

@sh

Ihre Argumentation überzeugt nicht in jedem Fall.

Nach Ihren Aussagen betragen die variablen Kosten und somit die Grenzkosten von PV- und Windkraftanlagen NULL.
Allein deshalb würden -  bei konsequenter merit-order-Preisbildung - sogar ohne gesetzlichen Einspeisevorrang immer vorrangig die Erzeugung der Stromerzeugungsanlagen mit den geringsten Grenzkosten zur Bedarfsdeckung eingesetzt.

Der Stromerzeuger, der zur Bedarfsdeckung nach merit-order- Preisbildung herangezogen wird,
erhält immer den nach merit- order- Preisbildung sich ergebenden Börsenpreis,
vollkommen  unabhängig davon, wie hoch seine zu deckenden (variablen) Kosten sind.

Stromerzeuger, deren Grenzkosten über dem Marktpreis liegen, werden nicht zur Bedarfsdeckung eingesetzt. 

Fraglich, wie es dann sein kann, dass Sie bei Windkraftanlagen die zu deckenden Kosten in den Mittelpunkt rücken möchten,
die preisbestimmend seien, also Auswirkungen auf den Preis hätten, die der Anlagenbetreiber fordern muss.

Alle Windkraftanlagenbetreiber, die allein wegen der geringen  variablen Kosten (Grenzkosten null) zur Bedarfsdeckung herangezogen werden, erhalten bei Wegfall der Förderung den gleichen Preis, nämlich den sich nach merit-order- Preisbildung einstellenden Börsenpreis.

Da, wo stärker oder stetiger Wind weht, können die Kosten des Anlagenbetreibers allenfalls früher amortisiert werden.
Auswirkungen auf den Strompreis dürfte dies indes nicht haben.
In einem funktionierenden Markt setzt wohl kein Windkraftstromerzeuger den Preis.

Netzkosten lassen sich  begrenzen, wenn man sich entsprechenden Verbrauch und dezentrale Erzeugung räumlich möglichst nah zusammenbringt.

Es darf jedenfalls nicht weiter - wie bisher - eher chaotisch und vollkommen unabgestimmt zur Errichtung von Stromerzeugungsanlagen kommen ohne Rücksicht darauf, wie sich in der betreffenden Region überhaupt die Nachfrageseite gestaltet.
Denn es treibt die Netzkosten unausweichlich, wenn immer mehr Stromtrassen die zunehmenden räumlichen Diskrepanzen zwischen Erzeugung und Nachfrage überbrücken müssen. 

Dafür in Betracht kommt eine entsprechende Planung eines Administrators, etwa nach sowjetischem Vorbild,
oder aber eine Steuerung über Marktprinzipien. 

Letztere erfordert funktionierende Preissignale.
Solche bestehen bisher nicht.

Bisher gibt es keine abgestimmte Planung bzw. Steuerung. 

Jeder, ob Bürger oder Großinvestor,  der neben Lust und Laune dazu über hinreichend Kapital oder eine Finanzierung verfügt,
errichtet eine PV- oder Windkraftanlage, verlangt deren Anschluss an das Netz und speist fortan - halbwegs risikolos- in dieses ein.
Um die Folgen mögen sich andere kümmern.

Die Probleme werden wohl alsbald pressieren, wenn sich inbesondere die früheren Ostblock- Länder zunehmend dagegen wappnen,
dass deutsche Überschussproduktion aus Windkraft- und PV- Anlagen wie bisher zunehmend  in deren Netze drückt.
Tschechien hat dazu bereits klare Ansagen gemacht und auch Polen wird wohl  reagieren. 

Osteuropas Stromnetzen droht Kollaps durch Strom aus Deutschland

superhaase:

--- Zitat von: RR-E-ft am 30. Oktober 2012, 22:32:52 ---Fraglich, wie es dann sein kann, dass Sie bei Windkraftanlagen die zu deckenden Kosten in den Mittelpunkt rücken möchten, die preisbestimmend seien, also Auswirkungen auf den Preis hätten, die der Anlagenbetreiber fordern muss.

Alle Windkraftanlagenbetreiber, die allein wegen der geringen  variablen Kosten (Grenzkosten null) zur Bedarfsdeckung herangezogen werden, erhalten bei Wegfall der Förderung den gleichen Preis, nämlich den sich nach merit-order- Preisbildung einstellenden Börsenpreis.

Da, wo stärker oder stetiger Wind weht, können die Kosten des Anlagenbetreibers allenfalls früher amortisiert werden.
Auswirkungen auf den Strompreis dürfte dies indes nicht haben.
In einem funktionierenden Markt setzt wohl kein Windkraftstromerzeuger den Preis.
--- Ende Zitat ---
Da hab ich mich wohl falsch ausgedrückt.
Ich wollte vielmehr sagen, dass ein Windkraftwerk, dass verbrauchsnah aber windarm steht, den Strom zu einem höheren Preis anbieten müsste, was es - wie sie richtig sagen - laut ihrem Modell nicht kann.
Daher würden solche Windkraftwerke dann nicht gebaut.
Wem ist dann geholfen?


--- Zitat ---Netzkosten lassen sich  begrenzen, wenn man sich entsprechenden Verbrauch und dezentrale Erzeugung räumlich möglichst nah zusammenbringt.

Es darf jedenfalls nicht weiter - wie bisher - eher chaotisch und vollkommen unabgestimmt zur Errichtung von Stromerzeugungsanlagen kommen ohne Rücksicht darauf, wie sich in der betreffenden Region überhaupt die Nachfrageseite gestaltet.
Denn es treibt die Netzkosten unausweichlich, wenn immer mehr Stromtrassen die zunehmenden räumlichen Diskrepanzen zwischen Erzeugung und Nachfrage überbrücken müssen. 
--- Ende Zitat ---
Fraglich, ob diese Diskrepanz - insbesondere bei der Windkraft - vermeidbar ist.
Fraglich auch, ob die dadurch erhöhten Netzkosten nicht billiger sind als die gesellschaftlichen Kosten, die der Weiterbetrieb der "billigen" Braunkohlekraftwerke zur Folge hat, weil sich keine Windkraftwerke rentieren und somit keiner Windkraftwerke errichtet.
Fraglich ob sich so die Energiewende weg vom Fossilstrom hin zum erneuerbaren Strom machen lässt.
Fraglich ob man dies überhaupt will, oder ob einem vermeintlich billiger Strom wichtiger ist.

Meiner Ansicht nach werden hier die Netzkosten zu einem Schreckgespenst aufgeblasen, das in Wirklichkeit so schrecklich gar nicht ist. Insbesondere, wenn man das Netz nur soweit ausbaut, wie es für die Erneuerbaren Energien nötig ist, und nicht soweit, wie es die Netzbeteiber und die Braunkohlekraftwerksbesitzer wünschen, damit sie ihre Kohlekraftwerke auch in Zukunft ungedrosselt weiterbetreiben können und deren Strom ins Ausland gedrückt wird (und auch die ausländischen Netze quält).

egn:

--- Zitat von: RR-E-ft am 30. Oktober 2012, 22:32:52 ---Die Probleme werden wohl alsbald pressieren, wenn sich inbesondere die früheren Ostblock- Länder zunehmend dagegen wappnen,
dass deutsche Überschussproduktion aus Windkraft- und PV- Anlagen wie bisher zunehmend  in deren Netze drückt.
Tschechien hat dazu bereits klare Ansagen gemacht und auch Polen wird wohl  reagieren. 

Osteuropas Stromnetzen droht Kollaps durch Strom aus Deutschland

--- Ende Zitat ---

Den ausländischen Energieerzeugern geht es auch nicht um anderes wie den deutschen Energiekonzernen, sie wollen verhindern dass ihr in eigenen Kraftwerken erzeugter Strom durch billigen Strom aus D ersetzt wird. Wie kann durch die paar Koppelstellen bei den Netzen soviel Strom fließen dass dort die Stromnetze zusammen brechen?

Die Übertragungsleistung ist begrenzt und die Anbindung an das Restnetz sollte ja ursprünglich ausreichend dimensioniert sein um die Übertragungsleistung zu- oder abzuführen.

Die Meldungen sind also letztlich nur Stimmungsmache. Und eigentlich wird wohl nach Polen und Tschechien hauptsächlich Braunkohlestrom von sich nicht abregelnden Braunkohlekraftwerken geliefert.

PLUS:

--- Zitat ---Weltweit gibt es Probleme damit, dass erneuerbare Energien nicht gespeichert werden können.
--- Ende Zitat ---

Das Problem gibt es in Deutschland offensichtlich nicht. EE-Ausbau und die sogenannte  Energiewende im Schweinsgalopp. Der Zubau von PV-Anlagen geht ungebremst weiter. Allein im September hat er nach Angaben der Bundesnetzagentur fast ein Gigawatt betragen. Damit sei der gesetzlich vorgesehene Zubaukorridor um mehr als das Doppelte überschritten worden.

Unter marktwirtschaftlichen Bedingungen wäre das nicht so.

Die wohl ungewollte Entwicklung ist keine Überraschung bei dieser Extremförderung und nahezu risikolosen Investition durch Preis- und Abnahmegarantie ohne Verpflichtungen. Das Risiko und die Förderung gehen zu Lasten der künftigen nicht privilegierten Stromverbraucher par ordre du mufti. Aber wer vertritt schon die Interessen von Verbraucher wenn man selbst mit der unwirtschaftlichsten Energieerzeugung an deren Geld kommt. 

Ach ja und Firmen erzeugen ihren Strom jetzt günstiger selbst. Ja warum nicht, nach den gemachten Bedingungen geht das sicher sehr gut und ebenfalls risikolos, eingebettet und abgesichert durch eine Infrastruktur, die vom Rest der Unprivilegierten bezahlt werden muss.   .... und die zahlen damit noch weit mehr als nur für die allgemeine Energieversorgung.   

RR-E-ft:
Optimisten- auf der einen wie auf der anderen Seite- gehen davon aus, dass erneuerbare Energien alsbald ohne besondere Förderung - wie bisher die gesetzliche Einspeisevergütung - auskommen bzw. auskommen müssen; jedenfalls neu errichtete Erzeugungsanlagen.

Bleiben wir mal dabei, dass sich Eigenbedarfsdeckung durch PV lohnt, weil die Stromerzeugungskosten geringer sind als die Strombezugskosten aus dem Netz (Netzparität). Näher lässt sich schließlich Erzeugung und Verbrauch auch nicht zusammenbringen.

Stromerzeugung, die nicht zur Eigenbedarfsdeckung eingesetzt werden kann, ließe sich dabei entweder abregeln oder aber zum Marktpreis in das Netz einspeisen, wenn etwa allein die Grenzkosten null den Vorrang für die Netzeinspeisung sicherstellen.

Soweit eine solche Eigenbedarfsdeckung erfolgt, beteiligen sich diese Verbraucher- Erzeuger nicht mehr an all den Kosten und Umlagen, die neben dem Marktpreis (derzeit Börsenpreis) im allgemeinen Strompreis enthalten sind (Netzentgelte, EEG- Umlage, Stromsteuer....).

Diese Kosten und Umlagen würden über den Strompreis allein diejenigen aufzubringen haben, die ihren Verbrauch nicht durch selbst erzeugten Strom decken.

Tatsächlich bleiben aber auch diese Selbstversorger auf die vorhandene Infrastruktur (fossile Kraftwerke und Stromnetze) angewiesen.

Würden sie sich etwa nur über verbleibende Strombezugskosten noch an den Netzkosten beteiligen, würden die Netzentgelte und mit diesen die Strompreise für die allgemeine Versorgung weiter ansteigen. Steigen deshalb die Strompreise der allgemeinen Versorgung, wird die Eigenstromerzeugung noch lukrativer, wodurch noch mehr Verbraucher einen Anreiz haben, zu dieser Eigenbedarfsdeckung überzugehen ....

Man wird wohl schnell dazu kommen, dass nicht nur für den Bestand der weiter notwendigen konventionellen Kraftwerke, sondern auch für den Bestand der weiter notwendigen Netzstrukturen  Kapazitätsprämien gezahlt werden müssen, um die weiter erforderlichen Kapazitäten zu finanzieren.
 
Auch soweit eine Eigenbedarsfdeckung erfolgt, müssten eine Beteiligung an den Kosten der Aufrechterhaltung der notwendigen Kapazitäten an Kraftwerken und Netzen erfolgen. Diese Kosten kann man schließlich nicht allein denen aufbürden, die ihren Bedarf nicht selbst decken.

Von denjenigen, die von einer Wettbewerbsfähigkeit etwa der PV infolge Netzparität ausgehen, ist bisher leider nichts dazu zu hören, wie sie sich an diesen Systemkosten beteiligen werden, die schließlich auch die Voraussetzung dafür sicherstellen, dass sie ihren erzeugten, jedoch nicht selbst verbrauchten Strom zum Marktpreis in das Netz einspeisen, so dass damit anderweitiger Verbrauch gedeckt werden kann.

Dabei verbleibt es beim Problem, dass sich der Marktpreis derzeit nach merit-order- Preisbildung an der Börse bildet und somit bei zunehmender Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien mit Grenzkosten null selbst gegen null strebt.
Um so weiter sich der Marktpreis deshalb  null nähert, um so weniger kann dieses bisherige System noch funktionieren.

Fraglich, wo sich dann der Marktpreis einstellen soll, den alle Stromerzeuger dann noch für ihren eingespeisten Strom erhalten.

Und wie man im Übrigen ein funktionierendes Preissignal bewirkt, dass dafür sorgt, dass Strom möglichst verbrauchsnah erzeugt bzw. möglichst erzeugungsnah verbraucht wird, ist bisher auch nicht ersichtlich.

Es bleibt vollkommen offen, welcher Marktmechanismus- folglich über Preise - zu einem (gesamtgesellschaftlich) kostenoptimalen Ergebnis führen soll.

Wünschenswert wäre, wenn dies mal weitergedacht würde.

 




   

   
 

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