Original von PLUS
Neun europäische Umweltverbände haben eine Studie vorgelegt, nach der Biosprit durch viel Kunstdünger, energiefressende Herstellungsverfahren und lange Transportwege unter dem Strich schlechter abschneidet als herkömmlicher Treibstoff.
Wie gesagt gibt es die Möglichkeit, Biosprit nicht-nachhaltig anzubauen.
Das bestreitet keiner. Die Frage ist, ob das wirklich überall so ist, und vor allem, ob das so bleiben muss.
Der worst-case ist sicher nicht wünschenswert.
Ich kenne diese Studie nun nicht, aber was in dem von Ihnen verlinkten Artikel daraus zitiert wird, lässt erst mal Fragen aufkommen:
- Sind die Herstellungsverfahren von Biosprit wirklich \"energiefressender\" als diejenigen von Benzin? Klingt erst mal erstaunlich.
- Sind die Transportwege von Biosprit aus Europa länger als diejenigen für Erdöl aus Russland, Afrika oder der arabischen Halbinsel? Klingt erst mal unglaubwürdig.
Der Biokraftstoffverband wirft der Studie vor, wissenschaftlich nicht belegt zu sein. Das erscheint richtig, wenn man allein schon an die zwei obigen Fragen denkt.
Ferner: Wenn ich davon ausgehe, dass die Feldbestellung und der Transport natürlich dann auch mit einem entsprechenden Anteil an Biosprit (Biodiesel oder Pflanzenöl) bewerkstelligt wird, dann stimmen wohl die Zahlen des CO2-Ausstoßes durch Biospritherstellung erst recht nicht mehr. Bei einer theoretischen Biospritquote von 100% würde also auch bei Feldbestellung und Transport von Biosprit kein CO2 ausgestoßen. Ganz einfache Logik. Wenn nun bei der Verarbeitung dann noch Ökostrom (dessen Anteil ja bis 2050 bei 100% liegen kann/soll) verwendet wird, siehts noch besser aus. Kunstdünger müsste natürlich auch weggelassen werden. Schwuppdiwupp wird der Biosüprit echt fast CO2-neutral.
Es hat wenig Sinn, eine Ökobilanz für Biosprit aufzustellen und dabei immer den ungünstigsten Fall anzunehmen, dass zur Herstellung und zum Vertrieb ausschließlich fossile Energien verwendet werden.
Ich hab den Verdacht, dass genau das gerne gemacht wird.
Meines Erachtens sollte die EU mal etwas Geld in die Hand nehmen und von unverdächtiger neutraler Stelle eine wirklich umfassende Ökobilanz über Biosprit im Vergleich zu fossilem Sprit erstellen lassen.
Das würde das ganze auf eine sachliche und glaubwürdige Basis stellen und somit auch die gewünschte Akzeptanz bringen (sofern das Ergebnis positiv wäre, wovon die EU ja offensichtlich ausgeht).Oder gibts das schon?
Zum Schluss noch eines:
Niemand erwartet ernsthaft, dass man den gesamten deutschen oder europäischen Spritbedarf durch Biosprit decken kann.
Biosprit kann und sollte nur auf Brachflkächen und überschüssigen Flächen \"angebaut\" werden, die nicht zur Nahrungsmittelproduktion benötigt werden. Davon gibt es allerdings eine riesige Menge in Europa.
Nachhaltiger Anbau ohne Kunstdünger und Pestizide sollte vorgeschrieben werden. Der Biosprit wird dadurch sicher teurer, aber mit festen Zumischungsquoten ist das kein Problem, denn dann ist die Abnahme ja garantiert. Der Tankstellenkunde darf durchaus zur Kasse gebeten werden.
Langfristig wird sich der individuelle Personenverkehr wohl sowieso immer mehr vom Bezin verabschieden und von Strom (zunehmend Ökostrom) getrieben werden.
Für Luftverkehr und LKWs kann man dann auf höhere Biospritquoten kommen.
Bezogen auf Europa wird wohl nicht nur Schleswig-Holstein im Mais verschwinden, Bayern ist schon auf dem besten Weg, ab und zu blitzt noch ein Solarspiegel dazwischen wenn die Sonne scheint.
Das Horrorszenario einer hungernden EU-Bevölkerung, die mit Biosprit durch monotone Maislandschaften fährt, welches gerne an die Wand gemalt wird, ist gleich dreifach unsinnig:
1. wird Biosprit bei uns nicht aus Mais gemacht
2. steht Biosprit bei uns nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion (davon haben wir sowieso zu viel), und
3. will niemand komplett auf Biosprit umstellen
Bleibt die Feststelleung, dass bisher noch niemand der EU glaubwürdig nachgewiesen hat, dass die Erhöhung der Biospritquote mehr schadet als nutzt.
Bisher nur substanzloses Gemosere.
Leider.
Auch manche Umweltverbände haben die Umwelt nur auf dem Etikett und können nicht rechnen und abwägen, sondern sind eine Art fanatischer \"Gegen-Alles-Verein\".

ciao,
sh