Der exzessive Solarboom wirft in der Tat Probleme auf.
Ein langsamerer und weniger sprunghafter Zubau wäre besser und kann auch über eine angemessene Senkung der Einspeisevergütungen erreicht werden.
Leider hat die Politik hier die letzten zwei Jahre gepennt.
Der enorm schnelle Zubau der PV ist natürlich ein Problem, weil die Änderung und Anpassung der Kraftwerksstrukturen und auch der Netzstrukturen seine Zeit braucht. Auch die Zukunftsszenarien, die z.B. über 100 GWp an PV-Leistung in Deutschland vorsehen, gehen dabei von einem viel langsameren Zubau aus.
Ob heuer wirklich 9 GWp an PV zugebaut werden, ist meines Erachtens fraglich. Von Januar bis Mai 2010 wurden 1,7 GWp zugebaut. Setzt man den Zubau vom Mai mit etwa 500 MWp für den Rest des Jahres fort, würden sich etwa 4 GWp ergeben. Es soll ja nun auch zu Vorzieheffekten gekommen sein aufgrund der angekündigten Vergütungssenkung. Fraglich also, ob im zweiten Halbjahr 500 MWp pro Monat oder sogar mehr zugebaut werden.
Das kann man wohl erst in ein paar Monaten zuverlässig abschätzen, wenn man den Zubau nach der Vergütungsabsenkung kennt.
Sollten heuer wirklich 9 GWp erreicht werden, wäre das fortgesetzt für die nächsten Jahre wirklich deutlich zu viel. Ob die jetzt beschlossene Degressionsregelung, die dann bei diesem hohen Zubau zum 1.1.2011 eine Senkung der PV-Einspeisevergütungen von 13% zur Folge hätte, diesen Zubau wieder zügeln und auf ein erträgliches Maß zurückführen kann, wird man sehen.
Sollte sich für 2011 eine Marktsituation mit einem immer noch zu hohen Zubau abzeichnen, sollte schnell reagiert und die Vergütungen nochmal außerordentlich gesenkt werden. Der weltweite Markt für PV wird dann die in Schland \"freiwerdenden\" Kontingente an PV-Modulen auf dem dann niedrigeren Preisniveau aufnehmen können.
Aber es ist wohl nicht nicht sicher dass es dazu kommen muss, denn die aktuelle Senkung wird schon eine bremsende Wirkung haben - zumindest deutet einiges darauf hin.
Der von PLUS verlinkte Artikel bzw. dessen Aussagen sind allerdings in sich widersprüchlich.
Einerseits steht da:
Wachsende Kapazitäten bei den erneuerbaren Energien und zusätzliche Gaskraftwerke sind somit zwei Seiten einer Medaille. \"Gerade Gaskraftwerke sind als Back-up-Kapazität dringend erforderlich\", sagt Groscurth.
und
An Bedeutung verlieren werden dagegen unflexible Kraftwerke, die so ausgelegt sind, dass sie konstant eine bestimmte Grundleistung erbringen.
Das leuchtet ein. Ist aber auch keine neue Erkenntnis.
Fachleute fordern schon lange, den Bau neuer unflexibler Kohlekraftwerke zu beenden und auch die Laufzeiten der noch unflexibleren Atomkraftwerke nicht zu verlängern. Stattdessen wird der Bau von flexiblen Gaskraftwerken als Ergänzung und Brückentechnologie gefordert.
Andererseits steht dann in dem Artikel:
Ausgerechnet der Solarboom entzieht jedoch neuen, hochflexiblen Kraftwerken die Existenzgrundlage: Deren Auslastung geht zurück, weil der Sonnenstrom in die Netze drängt.
und
Die Photovoltaik speise gerade um die Mittagszeit am meisten ein - und damit zu einer Zeit, wenn neue Kraftwerke noch am ehesten Deckungsbeiträge zur Refinanzierung ihrer Investitionen verdienen könnten.
Das leuchtet nun allerdings nicht so recht ein und ist ein Widerspruch zur obigen Aussage, denn gerade die flexiblen Gaskraftwerke können ja zu jeder beliebigen Zeit zu hohen Strompreisen einspeisen, wenn z.B. kurzfristig nicht genügend Windstrom und Solarstrom verfügbar ist. Das muss ja nicht nur zur Mittagszeit sein - und der Strompreis ist dann halt nicht zur Mittagszeit am höchsten, sondern dann, wenn Wind und Sonne wenig liefern.
Die trägen Grundlastkraftwerke können ja nicht schnell genug reagieren und diesen kurzfristigen Bedarf decken, wenn man dieser Logik folgt. Wenn also ein Kraftwerkstyp Probleme bekommt, dann sind das die überzähligen trägen Grundlastkraftwerke, die durch häufige Lastwechsel eher kaputt gehen und oder durch zu geringe Auslastung unrentabel werden.
ciao,
sh