Es ist immer wieder das gleiche Lied. Arznei wird nicht mehr bezahlt, Zuzahlungen, jährliche Beitragserhöhungen ... Das System ist krank. In welchem Land wird mehr Geld für das Gesundheits- und Pflegesystem und für Medikamente ausgegeben?
Millionen gesetzlich Krankenversicherte müssen bald mit höheren Beiträgen rechnen. Das ist Ergebnis einer gemeinsamen Pressekonferenz von neun Krankenkassen zur Finanzentwicklung der gesetzlichen Krankenkassen heute in Berlin. Dazu rät die Stiftung Warentest...
Noch haben Versicherte die Auswahl: Nicht alle Kassen planen in diesem Jahr einen Zusatzbeitrag. Mittlerweile gibt es sogar erste Kassen, die dies ausschließen. Derzeit haben dies etwa 40 Kassen gegenüber test.de bestätigt. Dazu gehören zum Beispiel die AOKs Berlin-Brandenburg, Bremen/Bremerhaven, Niedersachsen, Saarland und Westfalen-Lippe, Betriebskrankenkassen wie die Audi BKK, Bahn BKK, BKK SBK und die Siemens BKK und Innungskrankenkassen wie BIG, IKK Brandenburg und Berlin, IKK classic, IKK Nord, IKK Südwest.
An der Veranstaltung waren unter anderem die DAK, drittgrößte Kasse mit 6,3 Millionen Versicherten, die AOK Schleswig Holstein, KKH-Allianz und mehrere Betriebskrankenkassen beteiligt. Rund 10 Millionen der 51,5 Millionen Beitragszahler der gesetzlichen Krankenversicherung werden schätzungsweise davon betroffen sein. 8 Euro mehr im Monat werden die meisten Kassen von ihnen zusätzlich zu den Krankenkassenbeiträgen verlangen. In Kassenkreisen wird erwartet, dass noch mehr Kassen im Laufe des Jahres den Zusatzbeitrag erheben werden.
Doch alle Versicherten haben ein außerordentliches Kündigungsrecht, wenn die Krankenkasse den Zusatzbeitrag erhebt. „Versicherte, die den Zusatzbeitrag nicht zahlen wollen, können von ihrem Kündigungsrecht Gebrauch machen und zu einer Kasse mit ähnlichem oder sogar besserem Leistungsangebot wechseln“, sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest. „Insgesamt haben uns gegenüber bisher 40 Kassen bestätigt, dass sie keine Zusatzbeiträge 2010 erheben werden“.
Bei der Suche nach einer passenden Kasse hilft die Stiftung Warentest mit ihrem neuen Produktfinder Gesetzliche Krankenkassen unter http://www.test.de/krankenkassen. Der Produktfinder liefert jeweils zum Monatsende aktualisiert umfangreiche Informationen zu Beiträgen und zum Leistungs- und Serviceangebot von 95 gesetzlichen Krankenkassen. Versicherte finden hier Informationen, ob die aufgeführten Kassen Zusatzbeiträge erheben oder sogar Prämien an ihre Mitglieder ausschütten.
Besonders praktisch ist die Möglichkeit zum Kassenvergleich. So erkennen Versicherte auf einen Blick, ob die ausgewählten Kassen bestimmte Zusatzleistungen anbieten, die ihnen wichtig sind.
Beispiel: Ein Versicherter der DAK aus Bayern legt viel Wert auf Homöopathie und Reiseimpfungen. Will er sich den Zusatzbeitrag sparen, kann er beispielsweise zu den Betriebskrankenkassen SBK, Audi oder Bahn wechseln. Alle drei bestätigten Finanztest, dass sie dieses Jahr keinen Zusatzbeitrag erheben werden.
Auch die ALP plus kommt in Frage. Sie versicherte Finanztest gegenüber sogar, für das erste Halbjahr 2010 eine Prämie auszuschütten. Ein Blick in den Finanztest-Produktfinder zeigt, dass sich ein Wechsel für den Versicherten lohnt. Alle vier Betriebskrankenkassen bieten umfangreichere Zusatzangebote bei Reiseimpfungen und Homöopathie als die DAK.
Stiftung WarentestDa haben die ersten neun der kranken Kassen deutlich gemacht, wer mit dem vielen Geld am schlechtesten auskommt. Was da wohl so alles mit und teuer finanziert wird. Bunte Prospekte und Zeitschriften, so mancher tolle Kurs und Gesundheits-\"Vorsorge\"-Veranstaltung.
Nicht nur die Beitragssätze und Bemessungsgrundlagen werden ständige erhöht, auch neue fragwürdige Quellen wurden in den letzten Jahren erschlossen. Nachträglich wurden z.B. die Altersversorgung aus Direktversicherungen beitragspflichtig gemacht, auch wenn sie aus beitragsfreiem Einkommen selbst erspart wurde. Rund ein Fünftel der Altersversorgung geht so an die Krankenkassen. Alles mit dem Grundgesetz angeblich konform. So hatten die Betroffenen die immer von der Politik propagierten eigenverantwortlichen Altersversorgung sicher nicht kalkuliert. Im privaten Bereich würde man solche Ergebnisse sicher Betrug nennen.
Jetzt kommt noch der monatliche Zusatzbeitrag. Ist das nicht langsam kriminell? Jetzt sind es zunächst mal 96 Euro im Jahr, das könnten auch schnell bis zu 450 Euro werden.
Man kann nur wie bei Strom und Gas wechseln bis das Kassenkartell sich auch hier wieder einheitlich aufgestellt hat. Toller Wettbewerb! Trotzdem wechseln ist richtig, die DAK muss das als Vorreiter auch spüren.
Wie ist das eigentlich mit den Regierungspolitikern, Abgeordneten und Beamten, zahlen die jetzt auch Zusatzbeiträge ab Februar?
...
und noch der Leitartikel der FTD dazu.PS:
Die DAK ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und von den Mitgliedern selbstverwaltet. Das Organ ist der Verwaltungsrat. Der Verwaltungsrat bestimmt, was der Vorstand umzusetzen hat. Er bestimmt auch ob ein Zusatzbeitrag erhoben wird oder nicht. Sparen ist das Thema. Jeder sucht die Lösung der Probleme und den Ausgleich in höheren Gebühren, Abgaben, Steuern. Staat, Städte und Gemeinden, Sozialkassen ...
Der Bürger als Mitglied der Gemeinschaft ist aber keine unendliche Finanzquelle. Er hat selbst mit knappen Haushaltsmitteln zu kämpfen. Immer mehr fallen als Zahler aus und werden Empfänger der Sozialsysteme. Die System sind Teil der Ursache.
In diesem Fall gilt der klare Appell an die Verwaltungsratsmitglieder, dem Vorstandsvorschlag nicht zu folgen.
Hier als Beispiel die
Liste der DAK-Verwaltungsrats-Mitglieder.
DAK-Mitglieder und die Mitglieder der anderen Kassen sind aufgefordert ihren Vertretern deutlich zu machen, dass das Ende der Fahnenstange bei den Beiträgen erreicht ist.