Energiepolitik > Fossile Energie / Atomkraft

Ist Atomstrom wirklich billig?

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superhaase:

--- Zitat ---Original von nomos
Bei 2,3 würde  @sh von falschen Zahlen ausgehen.
--- Ende Zitat ---
Nicht ich, sondern die \"Laufzeitverlängerer\" oder \"Neubauer\" von Atomkraftwerken gehen scheinbar von falschen Zahlen aus. Diese Zahlen stammen nicht von mir. Ich habe schon immer bezweifelt, dass Atomstrom so billig ist, wie oft behauptet wird. Und das trotz der immer noch laufenden Subventionen.....

Das war der Aufhänger dieses Threads.

Black:
Konventionelle energieerzeugung ist langfristik ein Auslaufmodell, denn die Energieträger sind begrenzt. Das merkt man bereits sehr schön, wenn Russland mal ein paar Tage den Gashahn zudreht.

Auch für die Erzeugung von Atomstrom benötigt man Uran als Rohstoff. Auch dieser Rohstoff ist endlich.

--- Zitat ---„Wenn wir unabhängiger werden wollen von Importen, dann ist jedenfalls der Weg in die Kernenergie der falsche Weg. Dann natürlich muß man auch Uran importieren. Ausgerechnet Uran ist aber der Brennstoff, der am kürzesten noch zur Verfügung steht, nämlich je nach Nutzung der Kernenergie zwischen 20 und 60 Jahren. Also noch weniger als Öl und Gas. Von daher ist es natürlich keine besonders kluge Strategie, die eine Abhängigkeit vom Gas durch eine noch größere Abhängigkeit vom Uran zu ersetzen“, sagte Gabriel im Deutschlandfunk.

Preisanstieg um 400 Prozent

Die politische Debatte um die Reichweite der Uran-Vorkommen ist vergleichsweise neu. Erst der Preisanstieg um 400 Prozent in den vergangenen fünf Jahren auf etwa 35 Dollar je Pfund hat den Brennstoff für die Atomkraftwerke wieder in die Schlagzeilen gebracht. Hintergrund des starken Anstiegs sind die Pläne einiger Länder wie China und Indien, neue Atomkraftwerke zu bauen und zusätzlich Uran am Weltmarkt nachzufragen.

--- Ende Zitat ---

http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~E11A29BA10A13406EB6673FCDCE0ADECB~ATpl~Ecommon~Scontent.html



Atomstrom ist auch nur deshalb so billig gerechnet, weil die Kosten für Castortransporte und Endlagerung vielfach vom Staat - und damit über Steuern finanziert werden. Würde man alle Kosten auf den Strompreis umlegen wäre Atomstrom wirtschaftlich unattraktiv.

nomos:

--- Zitat ---Original von superhaase
Nicht ich, sondern die \"Laufzeitverlängerer\" oder \"Neubauer\" von Atomkraftwerken gehen scheinbar von falschen Zahlen aus. Diese Zahlen stammen nicht von mir. Ich habe schon immer bezweifelt, dass Atomstrom so billig ist, wie oft behauptet wird. Und das trotz der immer noch laufenden Subventionen..... Das war der Aufhänger dieses Threads.
--- Ende Zitat ---
@sh, falsche Zahlen sind nie eine gut Grundlage und Prognosen ohne spätere Abweichungen gibt es selten. Die erheblichen Abweichungen und Unsicherheiten sind aber eher bei den anderen Erzeugungsarten und dann auch bei den Erneuerbaren zu suchen. Man sollte sich nicht einseitig aus den Quellen der Lobbyisten informieren und orientieren. Unbezahlbare Energie nutzt den Menschen wenig! Bezahlbar ist eine Seite der Nachhaltigkeit! Warum Atomstrom ersetzt werden sollte hat andere Gründe. Nicht nur die Franzosen investieren in Atomstrom. Ökonomisch ist das nicht falsch. Alternative Erzeugung muss konkurrenzfähig sein, sonst macht das keinen Sinn. Solarstrom wird es in Deutschland nicht schaffen, Umlage hin oder her. Wenn wir keine konkurrenzfähigen Alternativen schaffen wird in Zukunft Atomstrom importiert werden. Das Umlagegeld der Verbraucher kann nur einmal investiert werden. Verpulvert in Solarspiegel beilbt verpulvert.

Hier aus einem Arbeitspapier der  Universität Stuttgart, Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung Prof. Dr. Ing. A. Voß:


--- Zitat ---Eine moderne leistungsfähige Volkswirtschaft braucht ein Energiesystem, das Wärme, Licht, Kraft sowie Kommunikations- und Informationsdienstleistungen zuverlässig, zu wirtschaftlich tragfähigen Bedingungen und umwelt- sowie klimapolitisch im Einklang mit den natürlichen Lebensgrundlagen bereitstellt. Ein wichtiges Stichwort in diesem Zusammenhang lautet „Nachhaltigkeit“, d. h., die genannten Bedingungen müssen dauerhaft erfüllt und das System der Energieversorgung in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht zukunftsfähig sein /Voß, A. et al., 1998/, /PSI, 2004/. Eine herausragende Bedeutung für die Energieversorgung hat die Stromerzeugung, denn Strom ist ein besonders wertvoller Sekundärenergieträger, physikalisch ausgedrückt besteht er aus reiner Arbeitsfähigkeit, er ist in alle anderen Energiearten umwandelbar und somit universell einsatzfähig.

...............

Als Ergebnis zeigt sich, dass die Stromerzeugung in neu errichteten, nach Jahre 2010 in Betrieb gehenden, nuklearen und fossilen Kraftwerken deutlich kostengünstiger ist als in Anlagen, die regenerative Energieträger nutzen. Dies umfasst die gesamte Bandbreite der möglichen Verwendung erneuerbarer Energiequellen, sei es Biomasse, Laufwasser, Wind- oder Solarenergie. Während die Wärmekraftwerke Stromgestehungskosten von 28 bis 42 €/MWh aufweisen, liegen die Kraftwerke mit erneuerbaren Energien zwischen 76 und 604 €/MWh. Die mit Berechtigungen zur CO2-Emission verknüpften CO2-Emissionszertifikate haben eine starke Kostenprogression für die fossilen Kraftwerke zur Folge. Bereits bei einem Zertifikatspreis von 8 €/tCO2 stellt die Kernenergie die Stromerzeugungsoption mit den geringsten Stromgestehungskosten (35 €/MWh) dar. Ab einem CO2-Zertifikatspreise von rund 22 €/t CO2 ist die Stromerzeugung auf Basis von Erdgas kostengünstiger als Braunkohle und Steinkohle.

Die in Entwicklung befindlichen CCS-Kraftwerke werden Strom zu deutlich höheren Kosten erzeugen. Aufgrund des für Vergasung, Gasaufbereitung und Abtrennung erforderlichen zusätzlichen Aufwands erhöhen sich die Kapital- und Betriebskosten sowie wegen des geringeren Wirkungsgrades die Brennstoffkosten der CCS-Kraftwerke gegenüber herkömmlichen fossilen Kraftwerke. Dieser Kostenzuwachs ist mit 43 bis 49 % je nach Energieträger erheblich. Entscheidend für die Kostenunterschiede zwischen CCS- und herkömmlichen fossilen Kraftwerken sind die Zertifikatspreise. So ist die CCS-Technik bei niedrigen Zertifikatspreisen von 8 €/t CO2 nicht wettbewerbsfähig, wohl aber bei höheren Zertifikats-preisen als 19 €/t CO2 (Braunkohle) bzw. 28 €/t CO2 (Steinkohle). Weiterhin stellt die Sensitivitätsanalyse heraus, dass die Regenerativen Energien auch bei wirtschaftlich günstigen Parameterannahmen immer noch um den Faktor zwei bis drei höhere Stromgestehungskosten als fossile/nukleare Kraftwerke aufweisen.
--- Ende Zitat ---

Wer sich weiter dafür interessiert: Link zum Arbeitspapier

@black, Sie haben sicher auch diesen Satz gelesen: \"Nur etwa 3 Prozent der Stromerzeugungskosten eines Kernkraftwerkes entfallen auf das Uran.\"   .. usw..  Auch was die Verfügbarkeit von Uran angeht, ist für die denkbaren Laufzeiten kein Mangel. Ökonomische Gründe sind es nicht, die  als Argument für einen Ausstieg taugen.
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superhaase:

--- Zitat ---Original von nomos
Unbezahlbare Energie nutzt den Menschen wenig! Bezahlbar ist eine Seite der Nachhaltigkeit! Warum Atomstrom ersetzt werden sollte hat andere Gründe. Nicht nur die Franzosen investieren in Atomstrom. Ökonomisch ist das nicht falsch. Alternative Erzeugung muss konkurrenzfähig sein, sonst macht das keinen Sinn. Solarstrom wird es in Deutschland nicht schaffen, Umlage hin oder her. Wenn wir keine konkurrenzfähigen Alternativen schaffen wird in Zukunft Atomstrom importiert werden. Das Umlagegeld der Verbraucher kann nur einmal investiert werden. Verpulvert in Solarspiegel beilbt verpulvert.
--- Ende Zitat ---
Da bin ich in allen Einzelaussagen anderer Meinung.
Bezahlbar heißt nicht billig. Durch eine höhere Energieeffizienz sinkt der Verbrauch. Somit kann sich auch der \"kleine Mann\" die zum Leben nötige Energie leisten, obwohl der Preis für die kWh steigt.
Und der Preis für die kWh wird steigen, vor allem bei fossilen Energien (wozu ich das Uran hier mal mitzähle). Einen Vorgeschmack durften wir letztes Jahr mit der Preisexplosion erleben. Der nächste Wirtschaftsaufschwung kommt bestimmt. Ich freu mich heute schon auf das Gezeter, wenn sich der Ölpreis wieder verdreifacht hat.  :D
Die Erneuerbaren Energien hingegen werden in Realpreisen gerechnet seit Jahren billiger, und dieser Trend wird sich noch eine Weile fortsetzen.
Auch der Solarstrom wird es in Deutschland schaffen. Er ist besonders wertvoll, weil er überall dezentral in kleinen Einheiten und somit netzentlastend erzeugt werden kann und außerdem weitgehend antizyklisch zum Windstrom entsteht. Die Grid Parity (die Gleichheit von Haushaltsstrompreis und Stromgestehungskosten für Solarstrom) wird im nächsten Jahrzehnt erreicht werden, davon gehen alle Experten aus. Ab diesem Zeitpunkt hat es der Solarstrom \"geschafft\". Das ist keine Frage mehr, sondern eine unumstößliche Tatsache. Dass der Stromverbraucher bis dahin über die derzeit recht hohe EEG-Umlage für PV-Strom einen Preis zahlt, ist klar. Das Geld ist gut investiert, und keineswegs \"verpulvert\".
Sinn und Zweck des EEG haben Sie noch nie verstehen wollen, nomos, das ist allen Mitlesern hier wohl inzwischen bekannt.  :(

Die Aussage \"Alternative Erzeugung muss konkurrenzfähig sein, sonst macht das keinen Sinn\" ist der blanker Hohn, denn sie ignoriert zwei ganz wichtige Punkte:
1. Fossile Energieträger sind endlich.
2. Fossile Energieträger sind mit immensen Problemen behaftet (Klima, Atommüll), deren externe Kosten gerne unbeachtet bleiben, da sie eigentlich kaum überschaubar und abschätzbar sind.
Die \"alternative Erzeugung\" - soll wohl eigentlich die \"erneuerbaren Energien\" heißen - ist also alternativlos. Wir kommen langfristig gar nicht darum herum. Auch die Konkurrenzfähigkeit ergibt sich langfristig fast von allein. Allerdings muss man frühzeitig mit der Förderung und der Umstellung beginnen. Also jetzt. Tut man das nicht, läuft man in einen katastrophalen Energieengpass mit astronomischen Energiepreisen hinein. Die Sache mit der Umweltverschutzung und dem Klima kommt als Sahnehäubchen noch oben drauf. Guten Appetit!
Das ist das reale \"alternative Szenario\".  


--- Zitat ---Weiterhin stellt die Sensitivitätsanalyse heraus, dass die Regenerativen Energien auch bei wirtschaftlich günstigen Parameterannahmen immer noch um den Faktor zwei bis drei höhere Stromgestehungskosten als fossile/nukleare Kraftwerke aufweisen.
--- Ende Zitat ---
Das bezieht sich wohl auf den aktuellen Stand. Das bestreitet auch keiner. Langfristig wird sich das Verhältnis umkehren.
Ferner halte ich die CSS-Technik (die allein hinsichtlich der Technik von einer Einsatzreife noch weit entfernt ist) für einen so offensichtlichen Irrweg, dass ich deren Verfechter dementsprechend als irr einstufen muss. ;)
Nee im Ernst: Die CSS-Technik löst langfristig nicht das Problem der sich erschöpfenden fossilen Energieträger, ist technisch äußerst problematisch (Endlagerung des CO2 ist ungelöst - ein Problem vergleichbar mit dem Atommüllproblem), politisch nicht in großem Stil durchsetzbar (wer will auf einem unterirdischen Giftgasspeicher leben?), und viel zu teuer (energetische und finanzielle Effizienz).
Warum also um Gottes Willen soll man in eine solch teure und ungewisse Technik, die sowieso nur als Lückenfüller dienen kann, heute auch nur einen Cent investieren? Diese Geld ist in der Weiterentwicklung der heute schon einsatzreifen (!) erneuerbaren Energien unendlich viel besser angelegt. Traurig und irr, wenn man das nicht erkennt.


--- Zitat ---@black, Sie haben sicher auch diesen Satz gelesen: \"Nur etwa 3 Prozent der Stromerzeugungskosten eines Kernkraftwerkes entfallen auf das Uran.\"   .. usw..  Auch was die Verfügbarkeit von Uran angeht, ist für die denkbaren Laufzeiten kein Mangel. Ökonomische Gründe sind es nicht, die  als Argument für einen Ausstieg taugen.
--- Ende Zitat ---
Sicher sind es die anderen bekannten Gründe, die einen Ausstieg erfordern. Das ist unbestritten.
Ökonomisch Gründe taugen allerdings auch nicht als Rechtfertigung für eine Laufzeitverlängerung oder einen Neubau von Atomkraftwerken, insbesondere, wenn man die Subventionen für die Atomindustrie hineinrechnet und das in der Gesamtheit volkswirtschaftlich betrachtet. Das ist nun klar.

Wer immer noch den fossilen Energieträgern und der Atomkraft das Wort redet, und die Umstellung auf erneuerbare Energien ablehnt (oder sagt, dass das nur geschehen darf, wenn es nichts kostet, auch nicht vorübergehend), der hat einfach gar nichts verstanden, oder verhält sich egoistisch wider besseres Wissen.

ciao,
sh

egn:
Hier noch zwei Links die einen Hinweis auf die Kosten von Strom von neuen Atomkraftwerken geben:
http://de.biz.yahoo.com/04122008/299/edf-fordert-buffett-heraus.html
http://www.initiative-energieeffizienz.de/uploads/media/Vortrag_Fischer_EONEnergie_Internet_d53795.pdf

Bezüglich der Preise von Atomstrom von den Altkraftwerken in D gab es mal eine ausführliche Studie die festgestellt hat dass eine ganze Reihe der Kraftwerke negative Deckungsbeiträge erwirtschaften und damit letztlich der sogenannte günstige Atomstrom durch Quersubventionierung aus anderen Bereichen zu Stande kommt.

Man bedenke hier dass in Konzernen die Kosten fast beliebig hin und her geschoben werden können um ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen.

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