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Autor Thema: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen  (Gelesen 58794 mal)

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Offline egn

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Re: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
« Antwort #60 am: 28. Mai 2013, 12:37:07 »
Zitat
Die Hersteller die zu teuer sind dass man noch eine EEG Anlage rentabel bauen kann, werden so oder so pleite gehen.
Klar. Logisch.
Die Hersteller aber, die nicht zu teuer sind, werden überleben.

Wenn es aber solche gibt, dann gibt es auch keinen Grund Strafzölle zu erheben.

Insofern widerlegen Sie hier Ihre eigene Argumentation.

Offline superhaase

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Re: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
« Antwort #61 am: 28. Mai 2013, 14:53:20 »
Zitat
Die Hersteller die zu teuer sind dass man noch eine EEG Anlage rentabel bauen kann, werden so oder so pleite gehen.
Klar. Logisch.
Die Hersteller aber, die nicht zu teuer sind, werden überleben.

Wenn es aber solche gibt, dann gibt es auch keinen Grund Strafzölle zu erheben.

Insofern widerlegen Sie hier Ihre eigene Argumentation.
Lieber egn, Sie haben die ganze rechtliche Situation in Bezug auf die Strafzölle scheinbar gar nicht verstanden.

Selbst wenn alle europäischen Unternehmen billiger als die Chinesen produzieren könnten, könnten auf Antrag Strafzölle bei nachgewiesenem Preisdumping erhoben werden.
"Dumping" ist ja nicht einfach gleichbedeutend mit "unterbieten".
Das Kriterium Preisduming bemisst sich hier nämlich gerade nicht an den Herstellungskosten der europäischen Hersteller, sondern an den Herstellungskosten der chinesischen Hersteller. Das wurde auch von der EU-Kommision in Koooperation mit einigen chinesischen PV-Herstellern untersucht - und es wurde staatlich (über die Kredite von Staatsbanken) gestütztes Dumping festgestellt.
Könnten die Chinesen aufgrund niedrigerer Fertigungskosten zu den niedrigen Preisen kostendeckend liefern, gäbe es keine Rechtfertigung für Anti-Dumping-Zölle und somit wohl auch keine Diskussion darüber.

Außerdem sagte ich, dass einige europäische Hersteller durch steigende Auslastung ihrer Produktionsanlagen (weil der chinesische Marktanteil von rund 80% in Europa zurückgehen wird) bei aktuellen Preisen rentabel produzieren können.
Meine Argumentation ist diesbezüglich also durchaus widerspruchsfrei.

Hier noch ein interessanter Hinweis:
http://www.solarserver.de/solar-magazin/nachrichten/aktuelles/2013/kw22/photovoltaik-handelsstreit-eu-zu-verhandlungen-bereit-warnt-jedoch-vor-chinesischem-druck-auf-mitgliedsstaaten.html
Zitat
„Beim heutigen Treffen von Karel De Gucht und Zhong Shan hat Kommissar De Gucht klar seine Bereitschaft zum Ausdruck gebracht, eine Lösung für den Photovoltaik-Handelsstreit zu finden“, sagte EU-Handelssprecher John Clancy.
“Von chinesischer Seite kam heute jedoch kein konkreter Vorschlag, was ganz normal ist. Wir befinden uns noch nicht in offiziellen Verhandlungen, die nur beginnen, falls und nachdem am 05.06.2013 eine Entscheidung über die Strafzölle getroffen ist.“
“Außerdem machte De Gucht dem Vizeminister sehr deutlich, dass er sich des Drucks bewusst sei, den China auf einige EU-Staaten ausübe. Das erklärt, warum sie sich in ihrer Ratgeberfunktion gegenüber der EU-Kommission so positionieren.“

Das EU-Handelsbüro betonte, wie wichtig die Unabhängigkeit der Europäischen Kommission bei Handelsstreitigkeiten sei. Dadurch könne sie Entscheidungen zum Wohle Europas treffen, die auf Tatsachen beruhen und nicht durch internationalen Druck entstanden sind.
Das ist wohl eine Watschn für Frau Merkel und die deutsche Regierung. ;)
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Offline egn

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Re: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
« Antwort #62 am: 06. Juni 2013, 10:47:46 »
Lieber egn, Sie haben die ganze rechtliche Situation in Bezug auf die Strafzölle scheinbar gar nicht verstanden.

Ich habe die rechtliche Situation durchaus verstanden, aber die Frage ist doch was es bringt ein paar 1000 Arbeitsplätze zum Preis von einigen 100.000 Arbeitsplätzen zu retten.

Wie ich schon schrieb haben die Chinesen selbst die Energiewende mit finanziert. Man kann es auch so sehen, dass die Chinesen uns die Module teilweise geschenkt haben. Dieser Meinung bin nicht nur ich.

Zitat
Außerdem sagte ich, dass einige europäische Hersteller durch steigende Auslastung ihrer Produktionsanlagen (weil der chinesische Marktanteil von rund 80% in Europa zurückgehen wird) bei aktuellen Preisen rentabel produzieren können.

Diese unlogische Aussage wiederholen sie schon wieder. Wenn die europäischen Hersteller zu den aktuellen Preisen produzieren könnten dann wären die Strafzölle nicht nötig.

Zitat
Meine Argumentation ist diesbezüglich also durchaus widerspruchsfrei.

Das sehe ich nicht so.

Zitat
Das ist wohl eine Watschn für Frau Merkel und die deutsche Regierung. ;)

Das ist letztlich eine Watschn für die Energiewende. Höhere Preise bedeuten geringere Nachfrage. Der Ausbau über das EEG wird zum Stillstand kommen, denn die Vergütung sinkt unabänderlich jeden Monat. Es ist sogar wahrscheinlich,  dass deutlich weniger Anlagen zum Eigenverbrauch gebaut werden, da sich die verfügbare Differenz für die Kosten des Batteriespeichers erheblich reduziert. Bei den ganzen Installateuren geht schon die Angst um dass die Auswirkungen noch dramatischer sind als das Durcheinander bei den EEG-Kürzungen.
« Letzte Änderung: 08. Juni 2013, 08:44:47 von egn »

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Re: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
« Antwort #63 am: 06. Juni 2013, 13:27:00 »
Wen Zölle stärker treffen, dürfte eindeutig sein. http://www.welt.de/wirtschaft/article116878157/Deutschland-verliert-rasant-Marktanteile-an-China.html

Deutschland kann sich als Exportnation Nr. 1 mit niemanden einen Zollwettkampf erlauben, am wenigsten mit den Staaten die die zukünftigen Wirtschaftsmächte der Erde sein werden. Aber Hauptsache, unsere wichtige Solarproduktionswirtschaft wird geschützt, ist ja für die gute Sache.

Erfolgsstory EEG, immer dran denken, wenn hier demnächst reihenweise exportabhängige Arbeitsplätze gestrichen werden. Vielleicht entwicken die zuständigen Politiker dann wieder eine neue Umlage, von der die industrie aber ausgenommen sein muss.

Gruß

NN

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Re: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
« Antwort #64 am: 07. Juni 2013, 13:54:47 »
Das haben die Solarlobbyisten fein hinbekommen: China erwägt Strafzölle auf europäische Autos

http://www.welt.de/wirtschaft/article116907178/China-erwaegt-Strafzoelle-auf-europaeische-Autos.html

Prima, für die Totgeburt PV Module in D, EU zu produzieren, die Industrien zu opfern, die wirklich Gewinne schreiben und Menschen und Regionen in Lohn und Brot halten.

Gut gemacht, Herr Solarworld, Vielen Dank. Wir werden an Sie und Ihre Verdienste um die deutschen Arbeitsplätze denken, wenn Ihr Unternehmen bei IV vorstellig, oder ins Ausland an Investoren wegverkauft wird

Erfolgsstory EEG, es wird besser und besser, immer dran denken!

Gruß

NN

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Re: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
« Antwort #65 am: 07. Juni 2013, 17:26:42 »
Das haben die Solarlobbyisten fein hinbekommen: China erwägt Strafzölle auf europäische Autos

Prima, für die Totgeburt PV Module in D, EU zu produzieren, die Industrien zu opfern, die wirklich Gewinne schreiben und Menschen und Regionen in Lohn und Brot halten.

Gut gemacht, Herr Solarworld, Vielen Dank. Wir werden an Sie und Ihre Verdienste um die deutschen Arbeitsplätze denken, wenn Ihr Unternehmen bei IV vorstellig, oder ins Ausland an Investoren wegverkauft wird
@NN, wenn das erst die vereinigten streitbaren Metaller und Autobauer spitz bekommen! ;)
Spätestens wenn sie die Auswirkungen zu spüren bekommen werden sie nach der Ursache fragen. Sie werden dann "Herrn Solarworld" und allen Solaristen sicher dafür danken.

"Das beste Solarmodul" gibt es nicht. " Normaler Sturm- und Hagelschlag und Hitze sind angeblich kein Problem. Die bis jetzt Installierten sind aber wohl alle zerbrechlich und nicht aus Panzerglas.  ;)

Die Aufklärer: "wo 100 Watt drauf steht, sind auch normalerweise 100 Watt drin - außer bei Billigfirmen." und andere Sprüche ..

Offline superhaase

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Re: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
« Antwort #66 am: 08. Juni 2013, 14:17:20 »
Zitat
Die französische Zeitung "Les Echos" hatte zuvor berichtet, die Regierung in Peking werfe europäischen Oberklasse-Autobauern vor, dass diese dank Beihilfen ihre Fahrzeuge in China unter Wert verkaufen könnten. Die chinesischen Behörden prüften entsprechende Beschwerden einheimischer Autobauer.
Wenn dem so ist, dann sind Strafzölle auf deutsche Autos in China gerechtfertigt.

Allerdings gibt es keine Anzeichen dafür, dass deutsche Autobauer in China Autos unter den Herstellungskosten verkaufen. Alle deutschen Autobauer machen in China fette Gewinne.
Die Chinesen machen sich langsam lächerlich mit ihren Drohungen.

Man sollte sich da nicht gleich einschüchtern lassen, sondern vielleicht mal mit ernsthaften Drohungen gegenhalten. Auch mit Drohungen und Abschreckung läßt sich ein (Handels)-Krieg verhindern, mit ständiger Nachgiebigkeit dagegen nicht, das hat die Weltgeschichte gezeigt.

Es ist unvergleichlich naiv, zu glauben, man könne sich im wirtschaftlichen Wettbewerb mit China dadurch behaupten, dass man vor den Chinesen kuscht und jeden Streit mit ihnen vermeidet.
Die Chinesen werden alle ihre Interessen ohne Rücksicht auf andere durchsetzen - wer sich nicht wehrt, weil er vor chinesischen Drohungen Angst hat, der kann gleich den Löffel abgeben.

Was sind in Europa denn bitteschön für Weicheier und Angsthasen am Werk?
Man muss sich angesichts des Lamentos und der vollen Hosen ja schon schämen - es beginnt schon zu riechen. ;)

Bei Dumping mit Solarzellen werden es die Chinesen nicht belassen, wenn sie damit erfolgreich sein werden, weil Europa sich vor Angst in die Hosen macht und kuscht. Auch und gerade in der Automobilbranche nehmen die Chinesen langsam Fahrt auf.

Wenn man der europäischen Industrie die Zukunft so richtig verbauen will, dann muss man nur so weitermachen wie die aktuelle Bundesregierung und immer schön springen, wenn die Chinesen pfeifen.
Besser ist wohl, wir lernen alle schon mal Chinesisch.
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Offline RR-E-ft

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Re: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
« Antwort #67 am: 08. Juni 2013, 15:11:23 »
SPIEGEL 23/13, S. 72 f. berichtet unter der Überschrift "Aktion Abendsonne", das statitische Bundesamt habe im Februar nur noch 21 Hersteller von Solarzellen und Modulen mit knapp 6.000 Mitarbeitern gezählt. Die könnte man wohlmöglich mit Strafzöllen schützen. Auf der anderen Seite stehen all jene Arbeitsplätze, die gefährdet wären, wenn die Nachfrage nach Produkten made in Germany in China sinkt, wobei es sich um unseren größten Absatzmarkt in Asien handeln soll und gerade auch der Export von Konsumgütern dorthin die deutsche Wirtschaft in der Krise entscheidend gestützt habe.

Vor einem Jahr sollen durch das endgültige Aus bei der Drgeriemarktkette Schlecker 25.000 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren haben.

Für die Energiewende ist es wohl egal, ob die hier verbauten Module billig aus China oder etwas teurer aus Deutschland stammen.
Für die Beschäftigten, deren Arbeitsplätze davon abhängen, solche Module zu installieren, ist es wohl auch belanglos.   

Offline superhaase

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Re: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
« Antwort #68 am: 08. Juni 2013, 19:30:57 »
Für die Energiewende ist es wohl egal, ob die hier verbauten Module billig aus China oder etwas teurer aus Deutschland stammen.
Für die Beschäftigten, deren Arbeitsplätze davon abhängen, solche Module zu installieren, ist es wohl auch belanglos.
Das ist zweifellos richtig. Ich sag ja auch immer, dass die Entscheidung "Strafzölle ja/nein" auf die Energiewende in Deutschland und Europa kaum Einflus haben wird.
Isofern ist sie ohne Belang.
Mir ist um den "Siegeszug der PV" nicht Bang. Der Zug ist abgefahren - der Käse ist gegessen.  8)
Es ist sogar eher zu erwarten, dass die PV sich in Europa (auch in Deutschland) ohne Zölle ein wenig schneller weiter ausbreiten wird - insbesondere dann, wenn der Preiskampf und die Dumping-Subventionen seitens der Chinesen anhalten werden.
Wenn man also nur an einer möglichst schnellen und möglichst billigen Verbreitung bzw. Ausbau der PV-Stromerzeugung in Europa interessiert ist, dann muss man womöglich gegen die Strafzölle und vielleicht sogar für eine Förderung des chinesischen Dumpings in irgendeiner Form sein: Man könnte ja noch Prämien für unter Herstellungskosten importierte PV-Module zahlen, das würde die Chinesen sicher freundlich stimmen und sie würden deutsche Automobile im chinesischen Markt bevorzugen und so kleine Nicklichkeiten in den Staatsmedien gegen deutsche Hersteller in Zukunft unterlassen und nur noch amerikanische oider japanische Hersteller damit diskreditieren. Das wäre dann praktisch indirekt eine Förderung der viel wichtigeren und zahlreicheren deutschen Automobil-Arbeitsplätze über Prämien an chinesische PV-Hersteller. Das wäre nur die logisch-konsequente Fortsetzung der SPIEGEL-Argumentation gegen die Strafzölle.

Auch die EEG-Umlage wird ohne Strafzölle nicht weniger steigen. Durch einen die nächsten Monate erhöhten Zubau auf der Freifläche, der ja über Volleinspeisung komplett über die EEG-Umlage finanziert wird, wohl sogar eher etwas stärker steigen, als mit den Strafzöllen. Viel Unterschied wird das m.E. so oder so nicht mehr ausmachen.

Aber darum geht es im aktuellen Anti-Dumping-Verfahren gar nicht.

Es geht m.E. auch nicht nur um die womöglich noch 6000 Arbeitsplätze in der PV-Produktion in Deutschland oder ein paar mehr in Europa, die man schützen könnte oder opfern könnte, um andere Arbeitsplätze vor unfairen chinesischen Vergeltungsmaßnahmen vermeintlich zu schützen (wobei ich wie schon dargelegt nicht glaube: weder an die Realisierung der Drohungen Chinas, noch an einen unvermeidbaren Handelskrieg mit gegenseitiger Zoll-Spirale).

Hier geht es um viel mehr:

Es geht um eine Entscheidung, wie man mit dem agressiven Dumpingverhalten der Chinesen und dem damit einhergehenden politischen Druck umgeht.

Es geht darum, ob internationale Handelsregeln und eine WTO überhaupt eine Existenzberechtigung haben, wenn man sie einfach missachtet und eine Handelsgroßmacht wie China durch wüste Drohungen sich willkürlich darüber hinwegsetzen kann.

Es geht aber vor allem auch darum, wie attraktiv ein Investitionsstandort Europa für einen europäischen oder auch nicht-europäischen Investor überhaupt noch erscheint, wenn sich Europa durch China so erpressen und am Nasenring durch die Manege ziehen lässt.
Es geht eben nicht nur um Arbeitsplätze, die immer gern als politisches Druckmittel verwendet werden, sondern auch um Invetitionen, also um Geld, das in den Aufbau von z.B. Fabriken gesteckt wird.
Was bedeutet das für das Investitionsklima in Europa?
Warum soll irgendwer noch in Europa investieren und Arbeitsplätze schaffen, wenn sich Europa nicht gegen China behaupten kann, ja nicht einmal mehr behaupten will?
Wenn Europa nicht willens ist, Investitionen in europäische Standorte vor unfairen Praktiken zu schützen?
Welche Bank will da noch gerne Kredite für europäische Produktionsstandorte geben? Wohl nur noch zu höheren Zinsen, die das hohe Risiko decken.
Welchen Grund gibt es dann für einen Investor, nicht sicherheitshalber gleich nur noch in China Werke und Arbeitsplätze zu schaffen, weil diese Investitionen von China mit aller Schärfe und Vehemenz verteidigt werden - und das auch erfolgreich durch Hinwegsetzung über alle internationalen Handelsregeln?
Ein Investor - auch ein deutscher Autobauer - wäre doch mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn er in Zukunft auch nur einen einzigen Arbeitsplatz in Europa schaffen würde, statt in China, wo seine Investition viel sicherer ist (selbst wenn er dort auch nicht billiger produzieren könnte und andere Nachteil hätte)!
Wie sollen also in Zukunft Arbeitsplätze in Europa entstehen?
« Letzte Änderung: 09. Juni 2013, 12:04:33 von superhaase »
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Re: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
« Antwort #69 am: 08. Juni 2013, 20:12:33 »
Handelskrieg mit China würde Million Jobs bedrohen

http://www.welt.de/wirtschaft/article116948153/Handelskrieg-mit-China-wuerde-Million-Jobs-bedrohen.html

Mal eine realistische Einschätzung von jemandem, der sich auskennt.

Gruß

NN

Offline superhaase

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Re: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
« Antwort #70 am: 08. Juni 2013, 20:54:09 »
Ein wirklich stattfindender "Handelskrieg" mit China könnte wohl wirklich Millionen Jobs in Europa kosten. Keiner wird das abstreiten können.
Er würde aber sicher auch Millionen Jobs in China kosten. Und das kann sich die chinesische Führung ebenso wenig  leisten wie die europäischen Führungen.
Insofern darf man also beiden Seiten ruhig glauben, dass sie nicht an einem solchen Handelskrieg interessiert sind und ihn vermeiden wollen.

Aus diesem Grund darf man auch die Drohungen Chinas mit einem Handelskrieg nicht wörtlich nehmen, sondern muss sie im Kontext verstehen und einschätzen.
Die oft in Deutschland in den Medien und von Industrievertretern dargestellte Formel "Anti-Dumping-Strafzoll = unvermeidbarer Verlust von Millionen Arbeitsplätzen" ist daher falsch.
Wie schwierig es auch für China ist, Vergeltungsmaßnahmen zu finden, die nicht auch wieder ins eigenen chinesische Fleisch schneiden, ist offenkundig: Mit geplanten Zöllen gegen angebliches Dumping nicht-chinesischer Siliziumhersteller schadet China in erster Linie den eigenen PV-Unternehmen, die auf ausländisches Silizium angewiesen sind. Viele andere Wirtschaftszweige eigenen sich auch kaum für Vergeltungsmaßnahmen, weil China entweder schon immer auf entsprechender Produktion im eigenen Land bestanden hat (ein freier Markt war in China noch nie), oder weil die chinesische Wirtschaft auf die (möglichst günstigen) Importe der entsprechenden Güter angewiesen ist (viele hochwertige Investitionsgüter), um nicht selbst an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. Daher auch so seltsam erscheinende Androhungen von Vergeltungsmaßnahmen wie die Zölle auf europäischen Wein (wobei diese womöglich wirklich berechtigt wären angesichts der Agrarsubventionen in der EU).

Es wird also alles nicht so heiß gegessen wie es gekocht wird.
Die Drohgebärden sind der Versuch einer politischen Einschüchterung, und sind teilweise weit überzogen und unrealistisch. China kann sich das meist gar nicht leisten.

Es gilt nun, die vorläufigen Zölle zu nutzen, um mit China ernsthaft über eine Lösung des Problems zu verhandeln.
Dabei hat es allerdings wenig Sinn und ist beschämend, dass Frau Merkel und Herrr Rösler die Lakaien der Chinesen spielen, statt mit der restlichen EU gemeinsam und stark aufzutreten und europäische Interessen zu vertreten.

Noch etwas:
Den Mitgliedern ders BDI ist es sicherlich herzlich egal, ob in Deutschland Millionen Arbeitsplätze bedroht sind. Diese Unternehmen verlegen ohne ein Wimpernzucken diese Arbeitsplätze nach China, wenn die Investitionen dort sicherer erscheinen, weil China mit Dumping-Subventionen die Märkte an sich reißt und in Europa platt machen wird.
Die Mitglieder des BDI sind (völlig legitim) nur an der Steigerung ihres Profits interessiert, egal ob sie diesen mit europäischen Standorten oder mit chinesischen Standorten machen. Wichtig ist ihnen nur ein möglichst ungestörter Handel und ein uneingeschränktes Geschäft - irgendwelche Subventionen (auch wenn sie zu Dumping führen) nehmen sie selbst dabei natürllich immer gerne mit.
Insofern erscheint eine solche Aussage eines BDI-Präsidenten schon wieder in einem anderen Licht.
« Letzte Änderung: 09. Juni 2013, 11:59:10 von superhaase »
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Offline DieAdmin

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Re: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
« Antwort #71 am: 11. Juni 2013, 09:30:32 »
Der Handelskrieg hat begonnen:

EU verhängt Strafzölle auf Solarmodule aus China

http://www.energie-experten.org/experte/meldung-anzeigen/news/eu-verhaengt-strafzoelle-auf-solarmodule-aus-china-4190.html

Nicht die gesamte Solarbranche freut sich über die Entscheidung:
Zitat
...
Die von der EU getroffene Zollentscheidung wird jedoch nicht von allen europäischen Solarunternehmen und europäischen Photovoltaik-Verbänden uneingeschränkt mitgetragen. Viele haben sich öffentlich gegen Zölle ausgesprochen, da diese der europäischen Solarindustrie und der europäischen Wirtschaft als Ganzes schaden könnten.
...

Offline superhaase

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Re: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
« Antwort #72 am: 11. Juni 2013, 11:02:33 »
Der Handelskrieg hat begonnen:
Der Handelskrieg begann schon mit dem staatlich subventionierten Dumping der Chinesen. Also schon vor etwa 2 Jahren?
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Offline DieAdmin

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Re: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
« Antwort #73 am: 11. Juni 2013, 12:31:40 »
Der Handelskrieg hat begonnen:
Der Handelskrieg begann schon mit dem staatlich subventionierten Dumping der Chinesen. Also schon vor etwa 2 Jahren?

@superhaase,

das finde ich jetzt aber lustig: Sie werfen einen Staat vor, wirtschaftspolitische Maßnahmen ergriffen zu haben, um eine Branche zu befeuern?

Warum darf das Deutschland, und China nicht?

Wenn ich mich Recht an die Anhörung seinerzeit - als es um die Absenkung der Förderung ging - erinnere, stammen die Maschinen zur Herstellung sogar aus Deutschland.

Wie subventioniert China die PV-Modul-Herstellung eigentlich? Hat da jemand ein Surftipp dazu?

« Letzte Änderung: 11. Juni 2013, 12:36:05 von Evitel2004 »

Offline Stromfraß

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Re: Solarbranche darf auf Strafzölle hoffen
« Antwort #74 am: 11. Juni 2013, 12:57:34 »
Zitat
...
Die von der EU getroffene Zollentscheidung wird jedoch nicht von allen europäischen Solarunternehmen und europäischen Photovoltaik-Verbänden uneingeschränkt mitgetragen. Viele haben sich öffentlich gegen Zölle ausgesprochen, da diese der europäischen Solarindustrie und der europäischen Wirtschaft als Ganzes schaden könnten.
...
Auch Merkel und Rößler haben sich so positioniert.
Ich glaube nicht, dass das was mit "wegducken" oder "kuschen" zu tun hat.
Es gibt zu manchen Problemen eben unterschiedliche Meinungen.
Wenn ich hier manche Argumentation höre, die von deutscher Großkotzigkeit nur so strotzt, dann können wir froh sein, dass diese nicht wirklich verantwortung tragen.
Die Geschichte wird zeigen, was hier geht und was nicht.
Auf jeden Fall sollte sich die Solarbranche nicht so wichtig nehmen, als ob der Weltfrieden davon abhängt, ob nun chinesiche oder deutsche oder sonstige Module verbaut werden.
Hätten wir kein Photovoltaik, dann müssten die 2 oder 3% eben anderweitig kommen.

 

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