@nomos
Dem vorhergehenden Beitrag von sh ist zuzustimmen.
Es ist fraglich, ob die höheren Preise tatsächlich zu einem insgesamt höheren Mehrwertsteueraufkommen führen. Das verfügbare Einkommen kann tatsächlich nur einmal in den Konsum gesteckt werden. Richtig ist auch, dass eine höhere Sparquote den privaten Konsum zusätzlich begrenzen kann. In unsicheren Zeiten neigen die Menschen dazu, mehr zu sparen. Wer kann, spart also mehr. Durch die Mehrwertsteuer belastet sind vornehmlich Haushalte mit geringem Einkommen, für die sich die Frage des Sparens gar nicht erst stellt, weil das verfügbare Einkommen bestenfalls gerade aussreicht, um die steigenden Lebenshaltungskosten zu decken. Solche können sogar gezwungen sein, zu entsparen, um die steigenden Lebenshaltungskosten noch decken zu können.
@redbluewitch
Mit einer Finanzpolitik des \"easy money\", wie sie die USA in den letzten Jahren prägen, sucht sich eine immer größer werdende Geldmenge Anlagemöglichkeiten und beteiligt sich an einer preistreibenden Spekulation, die mit elementaren Daten, also Angebot und Nachfrage auf den betroffenen Güter- und Dienstlietsungsmärkten, nichts mehr zu tun hat. Manche vergleichen die derzeitige Entwicklung durch die Spekulation bereits mit den Ölkrisen von 1973 und 1979.
Dessen ungeachtet führt ein Zusammenspiel der Entwicklung der Rohölpreise und des Wecheselkurses US- Dollar/ Euro zur Verteuerung der Erdgasimportpreise, wie WINGAS auf der Bilanzpressekonferenz am 23.06.2008 herausstellte. Das nicht nur die dadurch bewirkte nominale Verteuerung des Erdgasimports die Letzverbraucher erreicht, sondern sich das importierte Erdgas für Letzverbraucher weit stärker verteuert, ist m.E. Beleg dafür, dass infolge Marktbeherrschung der Importeure eine missbräuchliche Preisgestaltung möglich ist.
Rohölpreise Brent auf US- Dollar- Basis verteuerten sich seit 2002 um 600 Prozent, auf Euro- Basis um 300 Prozent. Die Erdgasimportpreise BAFA Euro- Basis verteuerten sich infolge der Kopplung jedoch nur um 100 Prozent, ebenso wie die Kohlepreise BAFA auf Euro- Basis.
Diese Ölpreisbindung auf der Importseite wirkt also derzeit relativ preisdämpfend. Kostete Erdgas im Import 2002 noch 1,16 Ct/ kWh waren es 2007 2,32 Ct/ kWh, im Mai 2008 2,45 Ct/ kWh.
Durch eine bestehende Marktbeherrschung der Importeure verteuert sich das Erdgas gegenüber Letzverbrauchern jedoch nominal nicht nur um diese Beträge, sondern weit stärker. Stadtwerke behaupten, ihr Gasbezug habe sich um 1,86 Ct/ kWh verteuert, derweil die BAFA Erdgasimportpreise sich seit Mai 2003 von 1,30 Ct/ kWh nur um 0,91 Ct/ kWh verteuert hatten.
Die Preiskpopplung an HEL, die dem angeblich zu Grunde liegen soll, wirkt also gerade nicht mehr preisdämpfend, sondern ausgesprochen preistreibend. Sie entkoppelt die Letztverbraucher - Erdgaspreise von den Primärenergiepreisen, wie sie sich aus den BAFA- Erdgasimportpreisen ergeben. Ob der Staat hiergegen mit der verschärften Preismissbrauchskontrolle gem. § 29 GWB eine Handhabe hat, bleibt abzuwarten.
Zu besorgen steht eine Preis- Lohn- Spirale, so dass wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten höhere Einkommen gefordert werden, die wiederum eine Kostenerhöhung der Produktion und mithin eine Erhöhung der Erzeugerpreise zur Folge hat.