Forum des Bundes der Energieverbraucher

Autor Thema: Gasmarkt unter Schock - Glos will sich bewegen  (Gelesen 5635 mal)

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Offline nomos

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Gasmarkt unter Schock - Glos will sich bewegen
« am: 25. Mai 2008, 12:08:49 »
    \"Die Konzerne werden dem Bundeskartellamt jeden Cent einer solchen Preiserhöhung erklären müssen\", sagte Glos der \"Bild am Sonntag\"
    [/list] [/B]siehe hier bei n-tv

    Ich dachte, dazu wären die Energieversorgungsunternehmen schon lange verpflichtet? Wurden wir bisher nur an der Nase herumgeführt? Dann soll sich der Herr Minister mal schleunigst in Bewegung setzen. Außerdem sollte er mal prüfen, ob alles was der einnehmende Staat bei den steigenden Preisen als zusätzlichen Profit kassiert noch in die Landschaft passt. Wann hört die ständig  zunehmende Belastung der Verbraucher auf? Herr Glos vertritt als Minister der  aktuellen Regierung \"den Staat\" und dieser ist der größte Profiteur der Energiepreisexplosion. Das hätte er auch der \"Bild am Sonntag\" erkären müssen.

    Eigentlich wäre es längst an der Zeit, dass die Verbraucher den Politikern auf die Beine helfen.  Leider sind die deutschen Verbraucher mit ihrem bescheidenen Protest  viel zu brav. Unsere Nachbarn auf der anderen Rheinseite gehen da schneller auf die Barrikaden.

    PS: Hier noch der BamS-Bericht

    und die passende Erhöhungstabelle

    Offline RR-E-ft

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    Gasmarkt unter Schock - Glos will sich bewegen
    « Antwort #1 am: 25. Mai 2008, 16:01:27 »
    Die Großhandelspreise für Erdgas und die Letzverbraucherpreise unterscheiden sich deutlich.

    Laut Monitoringbericht Strom und Gas 2007 der Bundesnetzagentur, dort Seite 155 ff. haben sich die Großhandelspreise für Erdgas genauso entwickelt wie die vom BAFA veröffentlichten Erdgasimportpreise.

    E.ON schraubte 2008 bereits an den Gaspreisen.

    Rückblick:

    Im August 2004 kündigte E.ON Ruhrgas an, die Großhandelspreise für Gas zum 1. Oktober 2004 um acht  Prozent zu erhöhen.

    Darauf gab es unter Verweis auf die Entwicklung der Erdgasimportpreise (gegenüber 2003 rückläufig) eine große öffentliche Debatte, besser gesagt eine große Empörung.

    E.ON Ruhrgas- Chef Bergmann erklärte deshalb im September 2004 im SPIEGEL, man habe noch einmal gerechnet und werde zum 01.10.2004 die Großhandelspreise nur um vier Prozent erhöhen.

    Derweil hatten Versorger ihre Letzverbraucherpreise bereits weit stärker erhöht, etwa die Oldenburger EWE zum 01.09.2004 um mehr als zwölf Prozent und dies, obschon die Großhandelspreise für Erdgas neben Netzkosten, Steuern und Abgaben sowie Gewinnanteil des Versorgers nur einen Teil der Letzverbraucherpreise ausmachen...



    Aktuelle Entwicklung:

    Landläufig wird behauptet, in den Gaslieferverträgen zwischen E.ON und den Großkunden wie Stadtwerken sei eine automatisch wirkende Ölpreisbindung vereinbart, wonach die neuen Gaspreise immer zum Beginn eines Quartals wirksam werden, sich automatisch aus einer Preisformel ergeben.

    Die Berichtertattung zeigt aber, dass dies nicht richtig sein kann, weil E.ON immer von bestehenden Gestaltungsspielräumen spricht.

    Gäbe es nämlich diese Preisformeln wirklich, könnte E.ON nicht darüber entscheiden, ggf. wann und in welchem Umfang die Großhandelspreise für die eigenen Kunden erhöht werden.

    Zudem bietet E.ON Ruhrgas seinen Kunden ab dem Gaswirtschaftsjahr 2008/2009 [Beginn 01.10.2008] ein neues Produkt \"Flexibler Festpreis\" ohne Ölpreisbindung an. Diese neue Produkt wurde auf der Messe \"E-world\" dem Fachpublikum vorgestellt.

    By the way:

    Auch Bundeswirtschaftsminister Clement (SPD) tönte, er werde das Bundeskartellamt gegen Gaspreiserhöhungen in Stellung bringen. Auch seinerzeit nur eine laue Ankündigung. Clement ist heute Aufsichtsrat bei RWE Power....

    Wer nichts anderes zu tun hat, kann sich deshalb am Bundeswirtschaftsminister Glos (CSU) abarbeiten, der nichts anderes macht als alle seine Vorgänger....

    Immerhin ließ Bundeswirtschaftsminister Müller (SPD) durch eine Ministererlaubnis seines Staatssekretärs Tacke gegen die Beschlusslage des Bundeskartellamtes die Fusion E.ON/ Ruhrgas zu. Begründung dafür war, dass die Fusion  im angebliche Gemeinwohlinteresse liege und zu sinkenden Gaspreisen führen könne.... Müller und Tacke wechselten später zum RAG- Konzern, deren Aktionäre E.ON und RWE waren....

    Die Vorgänger haben sich alle bewegt, in die Energiewirtschaft.

    Bei Clement war es wohl das Ergebnis davon, dass der Wähler ihm Beine machte.

    Clement war als Minister so kompetent, dass er gar meinte, Gaspreiserhöhungen fielen zukünftig in die Aufsicht der Bundesnetzagentur. Dafür müsse nur das von RWE und anderen Energiekonzernen mitverfasste neue Energiewirtschaftsgesetz in Kraft treten....

    Zitat
    Die darin vorgesehene Regulierungsbehörde werde dann auch rückwirkend die Preisgestaltung der Energiekonzerne zu klären haben. \"All das, was sich dort jetzt bewegt ... wird nicht mehr stattfinden ohne die Kontrolle und die Klärung durch die Regulierungsbehörde\", sagte er.

    Klar, Wolfgang.

    Und wenn der Erdgasimportpreis im Mai 2003 bei 1,30 Ct/ kWh lag, im Mai 2005 bei 1,45 Ct/ kWh, im Februar 2008 bei 2,38 Ct/ kWh, dann sieht jeder, dass es auf Zehntel und Hundertstel Cent ankommt und nicht nur auf jeden einzelnen Cent, von dem der Minister großzügig die Rede führt.

    Übrigends können alle Gaskunden die Preiserhöhungen verhindern, wenn sie nur zum 01.07.2008 zur E.ON- Tochter  E wie einfachwechseln, die trotz gestiegener Ölpreise Preisstabilität garantiert.

    Preierhöhungen gibt es nur für die Haushaltskunden, die noch von E.ON Regionalversorgern oder von E.ON belieferten Stadtwerken versorgt werden.... So ein Angebot gibt es selbst bei den Nachbarn auf der anderen Rheinseite nicht.

    Offline tangocharly

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    Gasmarkt unter Schock - Glos will sich bewegen
    « Antwort #2 am: 25. Mai 2008, 19:25:46 »
    Zitat
    Zudem bietet E.ON Ruhrgas seinen Kunden ab dem Gaswirtschaftsjahr 2008/2009 [Beginn 01.10.2008] ein neues Produkt \"Flexibler Festpreis\" ohne Ölpreisbindung an. Diese neue Produkt wurde auf der Messe \"E-world\" dem Fachpublikum vorgestellt.

    Was an dem flexiblen Festpreis ist denn \"flexibel\" und was dann \"fest\" ?

    Vermutlich sind die Preisschwankungen \"flexibel\" und der Griff der Wirtschaft auf den Verbraucher (wie üblich) \"fest\".

    Rosigen Zeiten entgegen sehend, wird es höchste Zeit, dass die Verbraucher endlich zur \"Roten Karte\" greifen !

    Szenario:
    Bundestagswahl 2009   /*   Die Linken werden stärkste Kraft im Bundestag   /*   Bundeswirtschaftsminister Lafontäne spricht bei Herrn Kuhrt vor  /*  Beide vereinbaren, den Versorgen mächtig was auf die Mütze zu geben  /*  Ein Zittern geht durch den Versorgerwald  /*   Nur, wie erklärt der BWM dem BFiM, womit Letzterer seine neuen Haushaltslöcher stopfen kann (Ein Loch ist im Eimer, oh Henry !).

    P.S.: der Begriff ist wahrscheinlich eine ähnliche Eierlegendewollmilchsau wie der Begriff \"Nullwachstum\".
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    Offline nomos

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    Gasmarkt unter Schock - Glos will sich bewegen
    « Antwort #3 am: 25. Mai 2008, 20:24:49 »
    Zitat
    Original von RR-E-ft
    Übrigends können alle Gaskunden die Preiserhöhungen verhindern, wenn sie nur zum 01.07.2008 zur E.ON- Tochter  E wie einfachwechseln, die trotz gestiegener Ölpreise Preisstabilität garantiert.

    Preierhöhungen gibt es nur für die Haushaltskunden, die noch von E.ON Regionalversorgern oder von E.ON belieferten Stadtwerken versorgt werden.... So ein Angebot gibt es selbst bei den Nachbarn auf der anderen Rheinseite nicht.
      Ja, ein so \"einmaliges\" Angebot sollte viel mehr genutzt werden. Ohne Wechsel gibt es keinen Wettbewerb, dass E.ON draufsteht ist auch nur ein kleiner Schönheitsfehler. Wichtig ist die Preisgarantie, gegen die widersinnige Ölpreisbindung.

      Die Nachbarn auf der anderen Rheinseite haben
    bessere Angebote.[/list]

    Offline lunatic71

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    Gasmarkt unter Schock - Glos will sich bewegen
    « Antwort #4 am: 26. Mai 2008, 08:37:43 »
    Glos will sich bewegen ?
    Da er dieses meistens in Zeitlupe macht, koennen sich die Gasversorger ja noch ein bisschen auf Ihren gut gepolsterten Konten ausruhen!

    Offline RR-E-ft

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    Gasmarkt unter Schock - Glos will sich bewegen
    « Antwort #5 am: 26. Mai 2008, 13:30:27 »
    BkartA: keine weiteren Verfahren geplant

    Angesichts der personellen Ausstattung des Bundeskartellamtes verwundert es nicht, dass sich die Behörde auf die anhängigen 35 Verfahren gegen Gasversorger konzentrieren will.

    Wenn der Bundeswirtschaftsminister jede einzelne Gaspreiserhöhung jedes Unternehmens prüfen wollte, müsste er für eine entsprechende personelle Ausstattung der Kartellbehörden sorgen.

    Ein Wort zum Sonntag allein genügt offensichtlich nicht, schon gar nicht, wenn man die Bezugskostensteigerungen der Konzerne auf den Cent genau kontrollieren will.

    Das dem Bundeswirtschaftsministerium nachgelagerte Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erfasst die monatliche Entwicklung der Erdgasimportpreise.

    Dass sich die Preisschere zwischen den Erdgasimportpreisen und den Letzverbraucherpreisen seit Jahren vergrößert, liegt offen zu Tage, ohne dass sich das Bundeswirtschaftsministerium bemüßigt sieht, hiergegen etwas zu unternehmen.

    Offline RR-E-ft

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    Gasmarkt unter Schock - Glos will sich bewegen
    « Antwort #6 am: 26. Mai 2008, 15:35:59 »
    BDEW beschwichtigt.

    Eine ähnliche Litanei gab es vom seinerzeitigen BGW bereits 2004. (Rückblende 2004)

    Seit 2004 sieht man überdeutlich, wie sinnvoll die Ölpreisbindung aus Sicht der Gaswirtschaft ist.

    Hinsichtlich der branchenüblichen Ersatzarbeitspreise (EAP)  ist die Ölpreisbindung sehrwohl eine Einbahnstraße.



    Der Missbrauchskontrolle der Kartellbehörden unterliegen nur die Preisgestaltungen marktbeherrschender Unternehmen.

    Offline marten

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    Gasmarkt unter Schock - Glos will sich bewegen
    « Antwort #7 am: 26. Mai 2008, 15:56:44 »
    Gasmarkt unter Schock - Glos will sich bewegen :D

    Vermutlich auf den nächsten frei werdenden Vorstandsposten bei einen der grossen 4 Energieversorger.
    Ich gehe nicht davon das Glos irgendetwas für den gebeutelten Energieverbraucher tut.
    Sodass wir wieder nur auf Selbsthilfe angewiesen sind (Rechnungen kürzen, wie hier im Forum schon erläutert.)

    gruss

    marten

    Offline tangocharly

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    Gasmarkt unter Schock - Glos will sich bewegen
    « Antwort #8 am: 27. Mai 2008, 22:10:16 »
    Wer hat denn behauptet, dass die Preiskontrolle Sache der Politik sein soll ?

    Nein, da wollte man den Kleinkrieg der Verbraucher mit den Stadtwerken , etc.

    Und wenn sich keiner mit den Vorlieferanten anlegt (oder anlegen will bzw. kann), dann wird allenthalben davon zu lesen sein, wie schlecht es den Versorgern geht und dass es unanständig ist, auf Kosten der Gemeinschaft Preise kürzen zu wollen, wo doch \"nur die gestiegenen Bezugskosten weiter gegeben\" werden.

    Die Politik nimmt auch nicht zur Kenntnis, dass die \"Grossen Vier\" allesamt satte Ergebnisse realisieren (selbst bei sinkenden Umsätzen - E.ON) und woher die gestiegenen Bezugskosten kommen, trotz EnWG, trotz Daseinsvorsorge (vom Zustand der Versorgungsnetze ganz zu schweigen ...).
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    Offline RR-E-ft

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    Gasmarkt unter Schock - Glos will sich bewegen
    « Antwort #9 am: 27. Mai 2008, 23:47:19 »
    Forum Erdgas: Gegen Kostentransparenz

    Besonders erfolgreich war bisher die Landeskartellbehörde Niedersachsen gegen die Gaspreisgestaltung der Stadtwerke Uelzen vor dem Kartellsenat des OLG Celle. :rolleyes:

    Dass das Bundeskartellamt gerade die Preisgestaltung der Mitgas wegen des Verdachts von Preismissbrauch überprüft, findet keine Erwähnung.

    Offline kamaraba

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    Gasmarkt unter Schock - Glos will sich bewegen
    « Antwort #10 am: 11. Juni 2008, 21:08:39 »
    Glos bewegt sich -rückwärts
    Noch keine 3 Wochen sind vergangen und unser Bundeswirtschaftsminister tritt den Rückzug an - wer hätte das gedacht.
    Da kuscht doch wieder einer vor den Energiekonzernen. ;)
    Gruss aus der EnBW-Hauptstadt Karlsruhe
    www.Faire-Energiepreise.de

    Offline RR-E-ft

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    Gasmarkt unter Schock - Glos will sich bewegen
    « Antwort #11 am: 11. Juni 2008, 22:20:57 »
    Hat doch wohl niemand ernsthaft anderes erwartet.


    Auf die Entwicklug der Erdgasimportpreise hat die Bundesregierung freilich keinen Einfluss. Sie kann jedoch in ihrem Einflussbreich ggf. dafür Sorge tragen, dass auch nur die nominalen Steigerungen der Erdgasimportpreise (Wert der Ware an der deutschen Grenze) die Letzverbraucher erreichen.

     

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