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Autor Thema: Die Ökostrom-Lüge  (Gelesen 23278 mal)

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Offline redbluewitch

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Offline Thomas S.

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Die Ökostrom-Lüge
« Antwort #1 am: 27. November 2007, 09:49:25 »
Es geht doch immer nur um Buchwerte, gerade beim Ökostrom.

Auch die EWS können mir in Norddeutschland nur physischen Atomstrom verkaufen. Der Ökostrom wird immer in der Nähe des Erzeugers, wo er eingespeist wird, auch verbraucht.

Der Unterschied ist nur, das z.B. TeldaFax den Strom nicht selber herstellt, sondern in Skandinavien über Zertifikate kauft.

Im Gegensatz dazu z.B. die EWS, die den Strom selber herstellen.

Deshalb folge ich dieser Argumentation nicht. Der Eiervergleich ist lächerlich, da die Ökostromerzeugung durchaus mindestens europäisch betrachtet werden muß, da Europa vernetzt ist, und nicht im Geringsten mit meinem Magen zusammenhängt.  :D

Tatsache ist doch, daß durch den Einkauf von Ökostrom(-Zertifikaten) der Atomstromlobby auch Geld entgeht. Und die Nachfrage nach Ökostrom steigt.

Immerhin ist dieser Ökostrom für viele noch erschwinglich (~16 ct / kWh), denn >20 ct / kWh (wie sonst üblich) sind ein recht hoher Preis, den sich nicht viele leisten wollen und können.

Offline Plantek

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Die Ökostrom-Lüge
« Antwort #2 am: 27. November 2007, 15:59:55 »
In dem Artikel werden lediglich drei der reinen Ökostrom-Anbieter von der \"Lüge freigesprochen\": EWS Schönau, Greenpeace energy und Naturstrom AG.

Es gibt aber noch zwei weitere \"reine\" Ökostromer, die nachweislich in größerem Umfang eigene Neuanlagen für die Ökostromproduktion nutzen:

- Lichtblick
- Die Strommixer GmbH

Offline prot

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Die Ökostrom-Lüge
« Antwort #3 am: 28. November 2007, 01:30:59 »
Die Strom-Mixer arbeiten laut ihrer Homepage ausdrücklich mit dem im Artikel angesprochenen (und für fragwürdig gehaltenen) RECS-Zertifikat (37%!).

Offline Plantek

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Die Ökostrom-Lüge
« Antwort #4 am: 28. November 2007, 09:29:46 »
Immerhin 63% des Strommixerstroms also echter Ökostrom ohne RECS.

Wie sieht das bei Lichtblick aus? Zitat von deren Homepage:
\"Der Strom für Sondervertragskunden wird physikalisch aus Wasserkraftwerken geliefert und über sogenannte RECS Zertifikate veredelt.\"

Offline prot

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Die Ökostrom-Lüge
« Antwort #5 am: 28. November 2007, 10:00:34 »
Nein, streng genommen nur die 50% Wasserkraft, den EEG-Stromanteil muss jeder Anbieter haben und sollte m.E. getrennt betrachtet werden. Außerdem habe ich irgendwo wohl auch etwas von \"Beistellung\" gelesen.

Offline Plantek

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Die Ökostrom-Lüge
« Antwort #6 am: 28. November 2007, 11:26:56 »
Was bedeutet das?

Offline Wusel

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Die Ökostrom-Lüge
« Antwort #7 am: 06. Dezember 2007, 11:57:56 »
Ich weiß nicht, was an dem RECS System so fragwürdig sein soll.

Wenn ein Anbieter den Ökostrom über RECS einkauft, bedeutet das doch, dass in diesem Fall dieser Strom auch tatsächlich erzeugt werden muss.
Insofern wird doch über diesen Kauf der Ökostrom-RECS die Nachfrage nach diesem Ökostrom erhöht!

Und genau das ist es doch, was man bezwecken will.

Die Umetikettierung findet spätestens aufgrund des Netzverbunds sowieso statt. Ob ich den Greenpeace-Strom in die Netze der atomstromunterstützenden Großversorger einspeise, oder ob dies beim Kauf der RECS-Zertifikate erfolgt.

Das Ergebnis ist im Prinzip das gleiche.

An der Steckdose bekommt man IMMER einen Strom-Mix aus allem.
In jedem Falle (egal ob über RECS oder direkt über z.B. Greenpeace-Strom) wird die Nachfrage nach regenerativen Energien erhöht. Das ist zunächst mal das entscheidende.

Gruß
Wusel

Offline Plantek

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Die Ökostrom-Lüge
« Antwort #8 am: 07. Dezember 2007, 10:59:47 »
Problem könnten die großen geographischen Entfernungen sein, über die der Strom umettikettiert wird. So kann z.B. Ökostrom in Nordnorwegen, der sowieso produziert wird um die Bevölkerung vor Ort zu versorgen, einfach als Atomstrom umetikettiert werden. Ohne dass es dort jemanden interesieren würde wird dort also der Strommix schlechter. Dafür wird in Deutschland Atomstrom zu Öko umetikettiert. Ohne dass neue Öko-Anlagen entstehen.

Offline nomos

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Die Ökostrom-Lüge
« Antwort #9 am: 07. Dezember 2007, 11:39:14 »
Zitat
Original von Plantek
... Dafür wird in Deutschland Atomstrom zu Öko umetikettiert. Ohne dass neue Öko-Anlagen entstehen.
    Richtig Plantek!

    Der wichtigste Anhaltspunkt für ein Stromangebot mit Umweltnutzen ist die Neuanlagenförderung, denn nur so bringt das überhaupt etwas. Viele Ökostromangebote beruhen jedoch ausschließlich auf Strom aus Altanlagen. Nach Einschätzung des Vereines Grüner Strom Label sei der Umweltnutzen von Ökostromangeboten ohne Neubaugarantie von Stromerzeugungsanlagen fragwürdig.

    Handelt es sich um Strom aus Altanlagen im Inland, werden Strommengen, die vorher für die Stromversorgung aller Stromkunden eingesetzt wurden, nun speziell über den Ökostromtarif vermarktet. Die Stromkunden mit einem herkömmlichen Stromtarif erhalten dementsprechend weniger Ökostrom. Am allgemeinen Strommix in der Bundesrepublik ändert sich nichts. Es wird damit nur mehr Geld verdient. Es ist ein Geschäft!

    Handelt es sich um Strom aus Altanlagen im Ausland, stehen dort diese Strommengen nicht mehr zur Verfügung. Der Strommix in der BRD ändert sich entsprechend der aus dem Ausland zugekauften Strommengen. Es bleibt allerdings offen, ob das fehlende Angebot im Ausland durch Strommengen auf Basis fossil-atomarer oder erneuerbarer Energieträger ersetzt wird. Wenn Wasserkraft beispielsweise von Schweden nach Deutschland verschoben wird, dann haben die Schweden weniger Ökostrom in ihrem Strommix und der direkte Umweltnutzen ist gleich null. Daher sollte man sich von Nachrichten wie \"
Kassel erste Großstadt mit 100 Prozent Ökostrom\" auch nicht im Übermaß beeindrucken lassen. Ein automatischer Umweltnutzen ist damit nicht verbunden.

Im Fall von Ökostromangeboten auf Basis von Zertifikaten des \"Renewable Energy Certificate System\" (RECS) kommt es ebenfalls zu keiner expliziten Neuanlagenförderung. Bei RECS-Zertifikaten erhält der Betreiber der zertifizierten Anlage lediglich einen geringen Zusatzerlös, der aus dem Verkauf der Zertifikate erzielt wird. Der weitaus größere Betrag fließt an die Betreiber der konventionellen Kraftwerke, da die physische Stromlieferung in der Regel aus konventionellen Kraftwerken erfolgt. Die RECS-Zertifizierung ist eine preiswerte Methode, Strom grün einzufärben. RECS ist dementsprechend das bevorzugte System zur \"Förderung\" Erneuerbarer Energien der großen Oligopolisten auf dem deutschen Strommarkt. Vorstandsvorsitzender und Stellvertreter von RECS Deutschland e.V. sind Vertreter von Vattenfall und E.ON.[/list]

Offline Wusel

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Die Ökostrom-Lüge
« Antwort #10 am: 07. Dezember 2007, 12:20:55 »
@nomos, klar, die gegenwärtige Situation ist leider so.
Wenn jedoch die europäische Nachfrage nach Ökostrom immer weiter steigt, kann man irgendwann das nicht mehr mit Hin- und Herschieberei auf Basis des gegenwärtig produziertem Strommixes befriedigen. Wenn sich also zeigt, dass die europäische Gesamtnachfrage nach sauberen Strom die vorhandene Kapazität in absehbarer Zeit überschreitet, spätestens dann müssen neue Öko-Anlagen gebaut werden.

Natürlich, ehe der Effekt greift, muss die Nachfrage noch erheblich (!!) wachsen. Also lasst uns daran arbeiten und wechseln. Ob wir nun über einen preiswerteren Ökostromanbieter lediglich die Nachfrage erhöhen oder über einen, der darüberhinaus noch die neuen Anlagen fördert, muss jeder selber wissen.
Nur unabhängig von den Großen EON, RWE etc. sollte er sein.

Offline nomos

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Die Ökostrom-Lüge
« Antwort #11 am: 07. Dezember 2007, 12:40:44 »
@Wusel, dann aber zum echten ÖKO-Strom wechseln. Wer kritiklos und unbesehen \"Öko\"-Strom einkauft fördert auf jeden Fall die Preistreiberei und die Energieversorger aber selten die Umwelt.

Offline Thomas S.

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Die Ökostrom-Lüge
« Antwort #12 am: 07. Dezember 2007, 12:45:04 »
So wie Wusel sehe ich das auch.

In vielen Diskussionen mit Freunden, Kollegen und Bekannten mußte ich immer wieder feststellen, daß noch erhebliche Bedenken an einem Wechsel des Anbieters überhaupt bestehen.

Wenn dann nach positiver Überzeugungsarbeit sogar noch gleich zu einem Öko-RECS-Anbieter gewechselt wird (weil das eben doch etwas preiswerter als Voll-Öko ist), was will man im ersten Schritt denn mehr?

Wenn man etwas erreichen will, muß man manchmal auch kleine Schritte machen - und einen nach dem anderen.

Stellt euch vor, man liest hier schnell und resümiert: auch Öko bringt nix - kann ich doch gleich bei meinem alten Anbieter bleiben... ...tolles Ergebnis!

Offline nomos

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Die Ökostrom-Lüge
« Antwort #13 am: 07. Dezember 2007, 12:46:59 »
@Wusel, dann aber zum echten ÖKO-Strom wechseln. Wer kritiklos und unbesehen \"Öko\"-Strom einkauft fördert auf jeden Fall die Preistreiberei und die Energieversorger aber selten die Umwelt.

PS: Wusel, unterschätze nicht die Kreativität der Energieversorger. Die werden noch viele Kapazitäten finden, die sich tauschen lassen. Das wird ungebremst noch Jahrzehnte so weiter gehen. Nein, die unsinnige \"ÖKO\"-Förderung muss jetzt korrigiert werden. Die Verbraucher können das mit befördern.

Offline nomos

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Die Ökostrom-Lüge
« Antwort #14 am: 19. Dezember 2007, 23:10:26 »
Stuttgart. Der Petitionsausschuss des Landtags von Baden-Württemberg hat am  12. Dezember 2007, die Landesregierung anlässlich einer einschlägigen Petition mit großer Mehrheit aufgefordert, eine Änderung der Förderpraxis bei Blockheizkraftwerken zu bewirken.
Pressemitteilung der Landespressestelle

 

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