Energiepolitik > Preismeldungen
Weiterer Strompreisanstieg bis 2020 erwartet
svenbianca:
darum geht es doch gar nicht, es wird in diesem Forum pausenlos vom mangelnden Wettbewerb gesprochen, dabei gibt es den Wettbewerb ja. Die Kunden aus Weißenfels können doch problemlos günstig beliefert werden. Ich kenne auch nicht die Serviceleistungen der SW Weißenfels. Vielleicht lesen die ja bei jedem Kunden noch ab. Vielleicht haben die an jeder Ecke ein Kundencenter und nicht nur eine gebührenpflichtige Hotline in Timbukto, wo Leute für 20 Cent am Tag arbeiten sollen (ich übertreibe auch gern mal). Service kostet nunmal Geld, da kann man nicht nur den reinen Endpreis sehen. Sonst würde ja kein Mensch mehr bei einer örtlichen Versicherung sein. Die Internetanbieter sind ja viel billiger.
RR-E-ft:
@svenbianca
Gut, dass Sie gemerkt haben, dass es hier im Forum um etwas anderes geht.
Es geht nämlich um die Billigkeit (Erforderlichkeit und Angemessenheit) einseitiger Preisfestsetzungen gegenüber den Kunden in bestehenden Vertragsverhältnissen. Es geht nur darum, warum die Stadtwerke gegenüber ihren grundversorgten Kunden die Preise in Anbetracht ihrer genannten gesetzlichen Verpflichtung derart drastisch einseitig abändern und erhöhen. Dafür ist nun einmal kein Grund ersichtlich. Der Service bei den Stadtwerken Weißenfels ist sicher nach dem 01.Juli genauso gut oder schlecht wie bisher. Mit dem lässt sich die Preiserhöhung nicht rechtfertrigen.
Das hat mit der Frage, ob es einen Wettbewerb gibt, zunächst einmal gar nichts zu tun.
Sicher gibt es günstigere internetbasierte Angebote und vielleicht auch Lieferanten, wo einmal in der Woche ein livrierter Mitarbeiter im Rolls Royce beim Kunden vorfährt, um von der Glasscheibe des Stromzählers den Staub abzuwischen. Das ist dann ein wenig teurer.
(Ich übertreibe auch nur etwas).
Wenn hier im Forum von Wettbewerb die Rede ist, dann geht es dabei auch um sachliche, räumliche Marktabgrenzung und die Frage, ob es Marktbeherrschung gibt und wie sich diese auf die Preise auswirkt.
Dabei unterscheidet sich der Endkundenmarkt für Haushaltskunden wieder vom Großhandelsmarkt und Stromerzeugungsmarkt, auf welchem die Stadtwerke Strom einkaufen. Sie dürfen dabei also nicht alles in einen Topf werfen.
Ihre Feststellung, dass es Wettbewerb gäbe, ist für sich gesehen so belanglos wie nur irgendwas. Dass Stromlieferanten keine Monopolisten sind, ist wohl jedem bekannt.
superhaase:
--- Zitat ---Original von Cremer
Dezentrale Stromerzeugungen, wie z.B. bei den Windrädern, kann dort entstehen, wo man die Energie eben gerade nicht benötigt.
--- Ende Zitat ---
Naja, der in Großkraftwerken erzeugte Strom entsteht ausschließlich da, wo man ihn nicht braucht.
Dezentral erzeugter Strom entsteht aber größtenteils da, wo er verbraucht wird. Näheres siehe unten.
Dass Großkraftwerke außerdem Energieverschwender sind, ist bekannt.
--- Zitat ---Original von RR-E-ft
Bei dezentraler Erzeugungsstruktur steigen die Anforderungen an die Netze und die Netzkosten.
--- Ende Zitat ---
Das ist Stromkonzern-Quatsch mit Soße, wenn ich mal so sagen darf. ;)
Das von Cremer genannte Beispiel der Windparks ist quasi die einzige Ausnahme, vor allem wenn man große Offshore-Windparks betrachtet, die natürlich ihren Strom über große Entfernungen an den Mann bringen müssen. Dafür ist ein Höchstspannungsnetzausbau erforderlich, klar.
Das ist aber keine dezentrale Stromerzeugung im eigentlichen Sinne - große Windparks sind ja auch schon wieder als mittelgroße Kraftwerke aufzufassen.
Auch in dem von Ihnen, Herr Fricke, angebenen Link http://www.forum.energienetz.de/thread.php?threadid=6786 wird deutlich erklärt, was unter dezentraler Stromerzeugung zu verstehen ist, wie sie verwirklicht werden kann, und dass diese das Netz entlastet und die Versorgungssicherheit erhöht, sowie die Netzkosten senkt. Nicht gelesen?
Dies bezieht sich eben auf \"echte\" dezentrale Erzeugung in Klein- und Kleinstkraftwerken (bis wenige MW), die den Strom praktisch dort erzeugen, wo er gebraucht wird. Es handelt sich dabei kaum um Windkraftanlagen, sondern eher um PV-Anlagen, Biogasanlagen, oder auch mit Gas oder Öl betriebene KWK-Anlagen. Die Einspeisemengen werden dabei nur über geringe Entfernungen transportiert, da sich die Anlagen gewöhnlich in Siedlungsgebieten befinden.
Gerade eben die (wie auch immer befeuerten) KWK-Anlagen sind das wichtigste Instrument beim Klimaschutz und bei der Weiterentwicklung unserer Energieversorgung. Sie nutzen die eingesetzte Energie am besten aus, ihre Technik ist sofort verfügbar und auch noch relativ billig. Damit lässt sich recht schnell eine Menge CO2 einsparen, ohne die Kosten in die Höhe zu treiben. Andere Länder sind da viel weiter als wir.
KWK-Anlagen und Photovoltaik ergänzen sich nahezu ideal, was die Verfügbarkeit betrifft. Man stelle sich z.B. ein Bürogebäude mit PV-Anlage und BHKW vor: Im Sommer kommt tagsüber der Strom vom Dach, und im Winter von der Heizung im Keller. So ein Gebäude kann man schon fast als autark bezeichnen.
Man muss nur politisch die Weichen richtig stellen, denn freiwillig geben die Stromkonzerne ihre Marktmacht wohl nicht auf...
Es lohnt sich wirklich, das obenerwähnte Pamphlet mal genau durchzulesen, es ist leicht verständlich, sehr sachlich, gut durchdacht und in keiner Weise \"eifernd\". Man kann dem Autor wirklich nicht vorwerfen, ideologisch verblendet zu sein, oder sowas.
ciao,
sh
RR-E-ft:
@superhaase
Ich habe den Beitrag des B.KWK selbstverständlich gelesen und erachte diesen als überzeugend.
Dezentrale Erzeugung führt zu \"vermiedenen Netzkosten\", die bisher mit den Einspeisevergütungen abgegolten werden.
Das bisherige Netz verbindet Erzeuger und Verbraucher, wobei sich Erzeugung und Verbrauch in jedem Augenblick entsprechen müssen, die Bilanz im Netz also immer ausgeglichen sein muss.
Der nächste Schritt sind intelligente Netze, die durch eine Steuerung der dezentralen Erzeugung in sog. virtuellen Kraftwerken und auch der Verbraucher zu optimierten Ergebnissen des Gesamtsystems führen sollen.
Dafür müssen die Netze gewiss höhere Anforderungen erfüllen als heute.
Es bedarf dann also dezentraler Erzeugung + \"Intelligente\" Stromnetze
Infolge dieser Optimierung könnten die Netze dann wohl geringer dimensioniert werden, was entsprechende Einsparungen zur Folge haben könnte.
superhaase:
Ja, genauso stehts in dem Pamphlet.
Es steht auch drin, dass die Netzkosten durch dezentrale Erzeugung sinken.
Auch das finde ich überzeugend.
Im Übrigen haben die Netzbetreiber bisher eine wirklich angemessene Vergütung der vermiedenen Netzkosten für die Kleinkraftwerksbetreiber erfolgreich verhindert - sonst hätten wir schon längst viel mehr KWK in Deutschland. Die \"KWK-Lobby\" kann davon ein Lied singen.
\"Die Netze müssen intelligenter werden\" heißt eben nicht, dass sie teurer als stärker auszubauende \"dumme\" Netze würden. Im Gegenteil: Die Anforderungen an die teuere \"Netzhardware\" werden durch Dezentralisierung geringer.
Auch ungeregelte Kleinstkraftwerke mitten in Verbrauchsgebieten entlasten die Netze und senken somit die Netzkosten. Bis zu einem gewissen Grad geht das also auch mit \"dummen Netzen\" und ohne erhöhte Investitionen in intelligente Steuerungen.
Wenn allerdings der Anteil dezentraler Kraftwerke stärker erhöht werden soll, ist die Umstrukturierung zu \"intelligenteren Netzen\" nötig.
Der Regelenergieaufwand wird weiter verteilt, aber in der Menge nicht mehr (hängt natürlich auch vom Primärenergie-Mix ab). Eine intelligente Steuerung (die es auch heute schon geben muss, nur halt mit weniger Kraftwerken) ist billiger als ein stärkeres Netz zum Transport von großen Energiemengen über größere Entfernungen. Hier spielen vor allem auch die Transportverluste eine große Rolle hinsichtlich der Netzkosten.
Ferner müssen nicht so große Netz- und Kraftwerksreserven vorgehalten werden, wenn viele bedarfsnah angeordnete kleine Kraftwerke in Betrieb sind. Wenn da mal ein paar ausfallen, gibts nicht solche Probleme, wie wenn ein Kernkraftwerk von jetzt auf gleich unerwartet vom Netz geht. Das senkt sowohl Netzhardware- als auch Regelenergiekosten.
Es werden freilich weiterhin Überlandleitungen und Höchstspannungs-Fernleitungen nötig sein, um Schwankungen auszugleichen und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten - von Offshore-Windparks muss man hier nicht extra reden, klar. Auch werden weiterhin ein paar große zentrale Kraftwerke nötig sein. Aber eben weit weniger.
Die Zusatzkosten für eine dezentralere Regelung von z.B. virtuellen Kraftwerken o.ä. sind im Vergleich dazu Peanuts. Die Technik ist im Prinzip verfügbar (Rundsteueranlagen), und die bestehende Netzregelsoftware muss von Großkraftwerken an Kleinkraftwerke oder virtuelle Kraftwerke angepasst werden. Das ist sicher billiger als ein stärkeres Netz.
Außerdem muss das ganze natürlich gesetzlich \"eingerahmt\" und dann vertraglich mit den Kleinkraftwerksbetreibern vereinbart werden. Ein gewisser Organisations- und Bürokratieaufwand vor allem in der Einführungsphase wird sich nicht vermeiden lassen. Aber wenns mal läuft...
Ich will gar nicht bestreiten, dass der Strom dann teurer wird - das liegt aber nicht an den Netzkosten, eher an den Einspeisevergütungen bzw. Stromgestehungskosten.
Wenn die Marktmacht der Stromkonzerne dadurch gebrochen wird, werden deren exorbitante Gewinne dahinschmelzen, und das Geld landet stattdessen in den Taschen der Kleinkraftwerksbetreiber. Vielleicht reicht diese Umschichtung ja schon aus, um das zu finanzieren, und die Strompreise steigen gar nicht übermäßig an.
Jetzt hab ich aber genug gelabert (ist halt mein Lieblingsthema als Wind-, Biomasse- und Photovoltaik-Kraftwerksbetreiber....) :)
ciao,
sh
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