Energiepolitik > Preismeldungen
Staat schaut bei Strom oft hilflos zu
RR-E-ft:
@ElCattivo
Kein Grund zum Schmollen.
Wer hat Sie eigentlich für die Debatte hier im Forum abgestellt und welcher Zeitrahmen wurde Ihnen dabei eingeräumt?
Wir könnten darauf ggf. in der Zukunft mehr Rücksicht nehmen.
Wenn die Vertriebskosten sogar höher liegen sollten als die Stromsteuer, dann ist das offensichtlich ineffiziente Vertriebssystem zu reformieren.
2 Cent/ kWh Vertriebskosten bedeuten bei einem Durchschnittshaushalt mit 3.500 kWh Stromabnahme immerhin 70 EUR (netto) allein für den Vertrieb pro Jahr.
Mancher Vertrieb beschränkt sich darauf, einmal im Jahre eine Jahresrechnung zu schicken und die Beträge vom Konto abzubuchen.
Die Kritik an den beabsichtigten weiteren gewünschtenStrompreiserhöhungen ist unüberhörbar:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,432063,00.html
http://www.vng.de/apps/news/news_vng_home.php#
Freundliche Grüße
aus Jena
Thomas Fricke
Rechtsanwalt
ElCattivo:
das hat mit schmollen nichts zu tun, eher schon mit ärger, nicht zuletzt über mich selbst, dass ich immer wieder der versuchung erliege, falsche behauptungen widerlegen zu wollen, obwohl ich oft genug die erfahrung machen musste, dass schlichte fakten einfach nicht zur kenntnis genommen werden. dieser thread ist dafür mal wieder ein gutes beispiel.
ein letztes mal will ich mich dennoch inhaltlich zu einer ihrer thesen äußern:
die 2 ct, über die sie sich hier so beharrlich auslassen, sind nichts anderes als ein produkt ihrer von was auch immer getriebenen, faktenignorierenden fantasie. ich habe ihnen wer weiß wie oft begründet, warum die grenzkosten irgendwelcher abgeschriebenen großkraftwerke mit den beschaffungskosten normaler evu nicht das geringste zu tun haben. diese orientieren sich am marktpreis, der in einem funktionierendem markt für alle gleich sein muss! folglich ist auch ihre herleitung der 2 ct unsinn.
so und jetzt tschüss, das war\'s für mich hier.
RR-E-ft:
@ElCattivo
Richtig ist, dass sich bei wirksamen Wettbewerb ein Marktpreis herausbildet. Es handelt sich dabei um den sog. Grenzkostenpreis.
Weil es bisher keinen so recht funktionierenden Wettbewerb gibt, sondern ein Oligopol die Preise bestimmt, liegen die "Marktpreise" gerade fernab der Erzeugungskosten.
Ich sehe nicht, warum der Regionalversorger eines Konzerns den Strom an der Börse teuer kaufen muss, wo ihn eine Schwestergesellschaft, die diesen Strom erzeugt, erst teuer verkauft. Das will wohl niemandem so recht einleuchten.
An dieser Stelle tut man sich wirklich mit dem Verständnis schwer.
Wenn ein Konzern, beispielhaft Vattenfall Europe die gesamte Wertschöpfungskette beinhaltet, angefangen von der Kohleförderung über die Verstromung, den Stromgroßhandel bis zum Endkundengeschäft, ist es doch vollkommen egal, wo nun in dieser Kette innerhalb ein und des selben Konzerns die Wertschöpfung stattfindet, wenn sie am Ende zu hoch ist.
Das gleiche gilt für RWE und E.ON.
Insbesondere bei letzterem heißt es denn ja auch OneEon, auch wenn damit etwas anderes gemeint ist.
Nicht viel anders verhält es sich bei der EnBW.
Schließlich werden die Strompreiserhöhungen wohl auch zentral gesteuert:
Die ersten Stellungnahmen kamen bezeichnenderweise nicht etwa von RWE Rhein Ruhr oder RWE Westfalen Weser, diese müssten nun Strom teuerer einkaufen.
Die erste entsprechende Meldung kam von RWE Energy.
Und auch bei E.On kamen die ersten Stellungnahmen nicht von den Regionalversorgern, die nun in großer Not Strom teuerer kaufen müssen, sondern von der gemeinsamen Mutter E.ON Energie, der Cash Cow des Konzerns.
Die Konzerne verdienen prächtig und sehen sich trotzdem gezwungen (!), die Strompreise weiter zu erhöhen.
Das Ergebnis der E.ON Ruhrgas aus dem Gasgeschäft ist wohl auch atemberaubend gestiegen und gleichwohl wird behauptet, die Erdgaspreise müssten weiter steigen, weil man sich nun einmal nicht abkoppeln könne. Wovon eigentlich?
Von den ambitionierten Zielvorgaben der Konzernführung?
Absurder kann es wohl kaum erscheinen.
Was wäre wohl, wenn der Endesa- Deal platzt, über 20 Mrd. EUR nicht kurzfristig gewinnbringend angelegt werden können?
Wäre das auch ein Risiko, das dazu führen könnte, dass die Strompreise weiter steigen müssen, weil sonst "Verluste" nicht ausgeglichen werden können?
Die einzigen, die dem Geschehen relativ hilflos ausgeliefert sind, dürften die Stadtwerke sein, die bisher über keine eigenen Erzeugungskapazitäten verfügen.
Aber in diesen mischen die Konzerne auch kräftig mit und sorgen dafür, dass diese ihnen nicht von der Fahne gehen.
Selbst wenn sich ein Stadtwerk zu einem Lieferantenwechsel entschließt, findet es wohlmöglich kein günstigeres Angebot. Der in dem trauten Zusammenwirken gebildete Marktpreis ist halt für alle gleich.
Und ein eigenes Kraftwerk zum Gegensteuern ist nicht eben schnell verfügbar.
Und wenn man sich etwa ein Kraftwerk errichten oder sich an einem solchen beteiligen wollte, dann wird eben der notwendige Brennstoff von den Konzerngesellschaften verteuert.
Dafür kommt es gelegen, dass auch Ruhrgas zum Konzern gehört.
Vier gewinnt....
Zurück zum Ausgangspunkt:
Was könnte und sollte der Staat ggf. daran ändern?
Freundliche Grüße
aus Jena
Thomas Fricke
Rechtsanwalt
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