Energiebezug > Strom (Allgemein)
Sind wir so egal?
wechselprofi:
"Sind wir so egal?", schon dieser Titel führt einen Teil der Beiträge auf das Glatteis der Gefühlswelt. Wer Geschäftsfähigkeit beim Abschluss eines Energieliefervertrages in Anspruch nimmt aber sorglos oder einfach nur schlampig zu Werke geht, muss auch manchmal schmerzhaft einen schlechteren Preis im zweiten Belieferungsjahr in Kauf nehmen. Was hindert denn die vergessliche Natur daran, sofort nach Aufnahme der Lieferung den Vertrag zum Ende der Erstlaufzeit zu kündigen? Zum Trost sei allen "Schläfern" empfohlen, die selbst verschuldet in ein zweites Belieferungsjahr rutschen, die erhaltenen Bonus zur Hälfte auf das zweite Belieferungsjahr umzulegen. Meist ist der erzielte Preis dann immer noch besser als der der Grundversorgung. Mit "Schläfern" werden übrigens in der Energie- und TK-Branche tatsächlich die Kunden bezeichnet, die zum Wohlgefallen der Anbieter länger als für den Kunden vorteilhaft, in ihren Verträgen verweilen. Großer Unbeliebtheit erfreuen sich dagegen die "Bonushopper".
Zum Schluss möchte ich noch der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass keines der von einer miserablen Wirtschaftslage betroffenen Energieunternehmen auf die Idee kommt, hier ein Thread mit dem Titel "Sind wir den Verbrauchern so egal?" eröffnet.
bolli:
--- Zitat von: wechselprofi am 16. März 2016, 15:52:06 ---Was hindert denn die vergessliche Natur daran, sofort nach Aufnahme der Lieferung den Vertrag zum Ende der Erstlaufzeit zu kündigen?
--- Ende Zitat ---
Hindern tut mich das nichts dran, aber ich fände es deutlich vorteilhafter, wenn alle Beteiligten, wie es früher auch war, im Sinne einer langfristigen Vertragsbindung agieren würden und man nicht versucht, den Gegenüber "über den Tisch" zu ziehen. Weder Vertragskonditionen noch Service veranlassen mich dazu. derzeit langfristige Bindungen einzugehen, weil kein, aber auch wirklich kein Anbieter, faire Preise bietet. Denn selbst bei den Nicht-Billiganbietern sind die Preise nicht wirklich fair, werden günstige Marktpreise nicht an den Kunden weiter gegeben.
--- Zitat ---Wer Geschäftsfähigkeit beim Abschluss eines Energieliefervertrages in Anspruch nimmt aber sorglos oder einfach nur schlampig zu Werke geht, muss auch manchmal schmerzhaft einen schlechteren Preis im zweiten Belieferungsjahr in Kauf nehmen.
--- Ende Zitat ---
Es gibt noch zahlreiche ältere Leute, die aus der "guten alten Zeit" noch so Begriffe wie, Anstand, Moral, Sozialverantwortung u.ä. kennen und (zu ihrem Leidwesen) erst lernen müssen, dass dieses in der heutigen Wirtschaftswelt keine Werte mehr sind, nach denen Unternehmen streben. Da ist der optimale Gewinn, also in möglichst kurzer Zeit einen möglichst hohen Gewinn einzufahren, angesagt. Und das natürlich auf dem Rücken der Verbraucher. :(
wechselprofi:
@bolli
Meine Moralvorstellungen weichen zumindest nicht von denen, die Sie hier kundgetan haben, ab. Allein mir fehlt der Glaube, dass Sie Wirtschaftsunternehmen dazu bekehren können, Gutes im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit zu tun. Das ist nach meiner Auffassung der falsche Ansatz. Im Übrigen ist die von Ihnen beschriebene Kundengruppe nicht diejenige, die dem Bonuspreismodell der Portale reihenweise zum Opfer fehlt. Vielmehr ist sie durch Haustürgeschäfte manchmal aber auch durch an sich seriöse Gesellschaften (z.B. Genossenschaften) gefährdet, die das Geschäft selbst nicht ausreichend beherrschen. Die leidenschaftliche Diskussion zur EGNW hier im Forum ist ein Zeugnis, wie Moral, Seriosität und mangelnder Sachverstand zu Lasten der Kunden scheitern.
In meinem persönlichen Umfeld sind es die jüngeren, Internet affinen, die die älteren in der Familie bzw. im Bekannkreis mit Auswahl des Anbieters und Durchführung des Wechselprozedere unterstützen. Und ein Gang zur Verbraucherzentrale ist sicher auch nicht der schlechteste Weg, vor groben Fehlern bewahrt zu werden.
Harmwulf:
--- Zitat von: bolli am 17. März 2016, 07:56:14 ---Hindern tut mich das nichts dran, aber ich fände es deutlich vorteilhafter, wenn alle Beteiligten, wie es früher auch war, im Sinne einer langfristigen Vertragsbindung agieren würden und man nicht versucht, den Gegenüber "über den Tisch" zu ziehen.
--- Ende Zitat ---
Würden Sie das bitte näher erleutern? So ist das einfach nur eine pauschale Verunglimpfung. Keinesfalls wird ein Kunde nur deshalb über den Tisch gezogen, wenn er, ohne es zu wollen, in das zweite Vertragsjahr rutscht. Mittlerweile weiß doch wohl jeder erwachsene Mensch, dass bei Verträgen dieser Art (also auch DSL-, Handy oder Fitnessstudioverträge) die automatische Verlängerung dieser Verträge ganz gängige und legale Praxis ist. Aber wer seinen Vertrag nicht liest und/oder keinen Terminkalender führt, tja, dem ist nicht zu helfen. Ich empfinde es fast schon als eine Unverfrorenheit, eigene Schusselligkeit den Energieanbietern als hinterhältiges Handeln oder gar Betrug auszulegen.
bolli:
--- Zitat von: Harmwulf am 18. März 2016, 00:47:30 ---Würden Sie das bitte näher erleutern? So ist das einfach nur eine pauschale Verunglimpfung. Keinesfalls wird ein Kunde nur deshalb über den Tisch gezogen, wenn er, ohne es zu wollen, in das zweite Vertragsjahr rutscht.
--- Ende Zitat ---
Gerne erläutere ich Ihnen das. Wenn Sie sich mal im Forum umschauen, werden Sie zahlreiche Fälle finden, bei denen Kunden der Preis im zweiten Vertragsjahr ERHÖHT wurde, NACHDEM das erste abgelaufen ist bzw. die Kündigungsfrist schon vorbei ist. Nun werden Sie behaupten, dass ist das Gute Recht des Anbieters, wenn es doch im Kleingedruckten des Vertrages ermöglicht wird. Meine Entgegnung darauf ist, dass dieses zwar sein mag, aber erstens ist eine solche Preiserhöhung NACH verstreichen der Kündigungsfrist "opitsch" nicht besonders nett gegenüber dem Kunden, zumal dann, wenn die gesetzliche Vorschrift, den Kunden im Falle einer solchen Preiserhöhung über sein Sonderkündigungsrecht aufzuklären, nicht eingehalten wird und zum anderen ist diese bei fallenden Einkaufspreisen auch kaum wirtschaftlich zu rechtfertigen, außer eben mit "Abzocke".
--- Zitat von: Harmwulf am 18. März 2016, 00:47:30 ---Keinesfalls wird ein Kunde nur deshalb über den Tisch gezogen, wenn er, ohne es zu wollen, in das zweite Vertragsjahr rutscht. Mittlerweile weiß doch wohl jeder erwachsene Mensch, dass bei Verträgen dieser Art (also auch DSL-, Handy oder Fitnessstudioverträge) die automatische Verlängerung dieser Verträge ganz gängige und legale Praxis ist.
Aber wer seinen Vertrag nicht liest und/oder keinen Terminkalender führt, tja, dem ist nicht zu helfen. Ich empfinde es fast schon als eine Unverfrorenheit, eigene Schusselligkeit den Energieanbietern als hinterhältiges Handeln oder gar Betrug auszulegen.
--- Ende Zitat ---
Vielleicht sollten Sie erst mal in Ruhe meine Beiträge lesen, bevor Sie dort was rein interpretieren, was dort gar nicht steht. Ich kritisiere nicht die automatische Vertragsverlängerung sondern
a) das man DANACH noch die Preise erhöht und teilweise nicht ordnungsgemäß über die gesetzlichen Rechte aufklärt (die der interessierte Kunde auch nicht in den Vertragsbedingungen nachlesen kann sondern dann noch zusätzlich im Gesetzestext nachlesen muss, was ihm nach Ihrer Auslegung der Kundenpflichten aber sicher zuzumuten ist :(), und
b) dass Bestandskunden schlechtere Konditionen eingeräumt werden als Neukunden, womit klar ist, dass der Anbieter nicht an einer seriösen dauerhaften Kundenbeziehung interessiert ist sondern nur Neukunden anlocken will und dann hofft, dass sie "blöd genug" sind, nicht am Ende des Lockzeitraumes zu kündigen sondern sich danach "in die zweite Reihe" begeben und sich die günstigen Preise für Neulinge aus der Fernperspektive anschauen.
Herstellen von Kundenzufriedenheit stelle ich mir anders vor.
Das diese Verhaltensweise zu großen Teilen für die Billiganbieter gilt, ergibt sich schon daraus, dass gerade diese mit besagten Boni arbeiten, die dann wegfallen.
Das aber auch die etwas mehr seriösen Stadtwerke bei weitem nicht so seriös sind, wie sie tun, ergibt sich daraus, dass bei den seinerzeitigen Preiserhöhungen jede Gelegenheit genutzt wurde, mit steigenden Marktpreisen auch die eigenen Preiserhöhungen zu begründen.
Trotz mittlerweile deutlich sinkender Börsenstrompreise wurde in den vergangenen Jahren brav jede EEG-Umlagenerhöhung an den Kunden weiter gegeben, teilweise noch mit einem eigenen (versteckten) Zuschlag. Von den Preissenkungen bekommt der normale Kunde aber fast nichts mit, und zwar nicht, weil er nicht ist, sondern weil die Versorger in schöner Einigkeit den Preis hoch halten. Und klar, Begründungen, warum man diese Senkungen nicht weiter gibt haben alle: Langfristverträge, gestiegene Nebenkosten, ... etc. etc.. Ist ja nicht so, als wenn man nicht kreativ wäre. Und wer's nicht glaubt hat trotzdem nichts davon, denn aus der "Stromfalle" kommt er ja nicht raus.
Also echauffieren Sie sich bitte nicht über meine Sichtweise und versuchen Sie bitte nicht, das Verhalten dieser Marktteilnehmer "schön" zu reden, da ja vertragsrechtlich alles (oder sagen wir mal "das Meiste") o.k. ist. Ich weiß ja nicht, wie das bei Ihnen ist, aber die Wertmaßstäbe in meinem Leben gehen über rein rechtliche Sichtweise hinaus. Sitte, Moral, Anstand, soziales Verantwortungsgefühl u.ä. sind Dinge, die meist nicht in den Verträgen stehen, für mich aber durchaus auch eine Bedeutung haben, auch wenn ich das Gefühl habe, damit so langsam auf einem Abstellgleis zu landen. >:(
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