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Autor Thema: Viel zu hoher Wasserverbrauch  (Gelesen 43791 mal)

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Offline berghaus

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Re: Viel zu hoher Wasserverbrauch
« Antwort #30 am: 12. April 2014, 11:31:52 »

@Stromfraß

In dem Zeitungsartikel in meiner Antwort #25 über den unerklärlich hohen Wasserverbrauch in Arnsberg-Oeventrop ist ein Rechtsanwalt Kraas genannt worden.

Kurz gegoogelt: ich gehe davon aus, dass es sich um diese Kanzlei handelt:

Rechtsanwälte Kraas, Bienstein & Elvers-Klingeberg
kraas-bienstein.de
Kirchstraße 53
Arnsberg
02937 6666

berghaus 12.04.14


Offline Stromfraß

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Re: Viel zu hoher Wasserverbrauch
« Antwort #31 am: 12. April 2014, 13:36:14 »
Danke, berghaus für die Information.
Ich kenne die Sachverhalte. Der RA hat allerdings auch nicht das fachspezifische Wissen. Der Betroffene hat sich an ein Ingenieurbüro gewandt und einer der Ex-Geschäftsführer hat seine Hilfe angeboten.
Auf seine Initiative ist der betr. Wasserzähler zum Eichamt Dortmund gekommen und hier ist das Axialspiel der Rollen nachgewiesen worden.
Es ist übrigens der gleiche Ingenieur, von dem auch das von mir in Auszügen zitierte Gutachten stammt. Für den genannten RA war das natürlich eine große Hilfe in der Argumentation.
Es ist hier allerdings auch nicht zu einer Gerichtsverhandlung gekommen.
Die Wasserwerke Arnsberg haben wohl "kalte Füße" bekommen und sich  lieber darauf eingelassen, den "normalen" Verbrauch in Rechnung zu stellen.
Man fürchtet natürlich wie der Teufel das Weihwasser, dass es mal einen Präzedenzfall geben könnte, der vor Gericht im Sinne des Klägers entschieden wird.
Das wäre dann wohl das Aus für die zusätzlichen Einnahmen.

Offline berghaus

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Re: Viel zu hoher Wasserverbrauch
« Antwort #32 am: 12. April 2014, 13:46:24 »
@Stromfraß

Wären denn nicht auch Mindereinnahmen denkbar, wenn mal eine Rolle nicht 'mitgenommen' wird?

berghaus 12.04.14

Offline Stromfraß

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Re: Viel zu hoher Wasserverbrauch
« Antwort #33 am: 12. April 2014, 15:54:43 »
@Stromfraß

Wären denn nicht auch Mindereinnahmen denkbar, wenn mal eine Rolle nicht 'mitgenommen' wird?

berghaus 12.04.14

Das ist das Paradoxe!
Würde ein Zähler einen eklatanten Minderverbrauch anzeigen, also z.B. nur 10 statt 100 Kubikmeter, würde der Versorger den Durchschnitts-Jahresverbrauch berechnen.
So etwas kann aber nur bei einem wirklich defekten Zähler vorkommen.

Übrigens habe ich irgendwo gelesen, wenn es technisch möglich wäre, dass sich die Rollen statt vorwärts rückwärts drehen würden, wäre es das Aus für den Produzenten.

Noch ein Sachverhalt am Rande: Bei einer Zählerprüfung wurde ein Zähler geprüft, dessen Inhalt (also das Rollenwerk) nicht zum Gehäuse passten.
In einem Protokoll steht hierzu:
Zitat
Außerdem deuten sowohl die Manipulation an der Plombe wie auch der geringe, dem Mehrverbrauch nicht entsprechende Verschmutzungs- und Verschleißgrad darauf hin, dass das zur Befundprüfung vorgelegte Mess- und Zählwerk nicht zum ausgebauten Zähler gehören.

Beim Ausbau des Zählers gehörten die Teile noch zusammen!
Das sieht schon ein wenig kriminell aus.
Leider kann ich das vollständige Protokoll nicht hier einstellen und auch nicht die Quelle nennen, da das Gerichtsverfahren noch läuft.

Es geht hier immerhin um einen Mehrverbrauch von angeblich 1000 Kubikmeter Wasser!
Merkwürdig auch, dass der Abwasserzweckverband nur den "normalen" Verbrauch in Rechnung stellte - es konnte ja nicht sein mit den 1000 Kubikmetern zusätzlich!

Offline Stromfraß

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Re: Viel zu hoher Wasserverbrauch
« Antwort #34 am: 26. April 2014, 21:17:26 »
Nun haben wir das erste Mal getagt und das weitere Vorgehen diskutiert.
Ein Fall (dazu habe ich schon berichtet) wird wohl zur Anzeige beim Staatsanwalt kommen, ein anderer Fall vor das Verwaltungsgericht.
Im 3.Fall wird die Zahlung verweigert, so dass die Wasserwerke nun in der Pflicht sind, wenn sie ihr angebliches "Recht" durchsetzen wollen.
Des weiteren wurde darüber diskutiert, wie die Problematik noch mehr an die Öffentlichkeit kommt.
Die Wasserversorger kommen in die Negativ-Schlagzeilen.
Dazu trägt auch eine Entscheidung des BGH bei (Az.: VIII ZR 97/09), wonach die Wasserwerke verpflichtet sind, zu groß dimensionierte Zähler auszutauschen.
Weiterhin geht es um 2 Sat 1-Beiträge, wonach das Problem des Wassernachlaufs, insbesondere bei zu großen Zählern, thematisiert wurde. Immerhin geht es um 10 - 20% zusätzlichen Wasserverbrauchs, tlw. sogar noch darüber. All das zahlt der Kunde. Dabei gibt es genauer funktionierende Wasserzähler, z.B. die sogen. Kolbenringzähler, die in Lübeck verbaut werden. Allerdings sind das keine Billigprodukte, was den Gewinn der Wasserwerke schmälert.
Zusammen mit der Problematik des zu hohen Wasserverbrauchs, verursacht, durch sogen. "Rollensprung", welches bei den "Billigzählern" zunehmend bekannt wird und schnell ein paar Hundert oder gar Tausend Euro den Verbraucher kostet, soll bei den zuständigen staaatlichen Stellen zur Überprüfung bzw. Kontrolle vorgelegt werden.
Wer also solche Problem selbst hat oder davon Kenntnis bekommt, bitte hier melden oder eine PN.
Wir bleiben dran!

Offline Didi73

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Re: Viel zu hoher Wasserverbrauch
« Antwort #35 am: 28. Mai 2014, 23:29:56 »
Hallo zusammen!

Habe dieses Forum leider erst jetzt gefunden und daher eine etwas späte Aufklärung zu diversen Dingen.

Dann knüpfe ich zuerst mal an das an, was mein Vorredner geschrieben hat. Ringkolbenzähler sind nicht unbedingt "höherwertiger" als Flügelradzähler (welche die meisten von Euch haben dürften). Mittlerweile werden diese auch zu Dumpingpreisen verkauft. Die Rollenwerke haben das gleiche Funktionsprinzip und sind auch nicht anders als die von Flügelradzählern. Diese beiden Zählerarten unterscheiden sich nur im Funktionsprinzip. Während beim Flügelradzähler (Strömungsmessgerät) halt der Flügel beim Durchfliessen des Wassers nur angeströmt wird, bewegt sich beim Ringkolbenzähler (Volumenmessgerät) ein Kolben taumelnd in der Messkammer. Wobei eine Umdrehung des Kolbens ein "festes" Volumen ausmacht, im Gegensatz zum Flügelradzähler. Der Wesentliche Vorteil des RKZ ist der nicht vorhandene Nachlauf. Beim FRZ ist der Nachlauf durch Masseträgheit natürlich bedingt. Allerdings wurde in einem Fernsehbericht von RTL der Nachlauf übertrieben dargestellt. Wenn ich in einen trockenen Wasserzähler reinpuste, läuft dieser ziemlich stark nach. Zudem wurde noch von einer Art Schwungscheibe gesprochen. Absoluter Unsinn! Einige Stadtwerke hatten früher Ringkolbenzähler verbaut. Diese hatten aber einen entscheidenen Nachteil. Vieel Verbraucher haben sich über die die Geräusche beschwert, die ein RKZ erzeugen kann, wenn reichlich Wasser durchfliesst. Des Weiteren gab es auch schon mal Probleme mit der Versorgungssicherheit. RKZ reagierten sehr empfindlich auf Verschmutzungen in Form von Sandkörnern, welche öfters dafür sorgten, dasss so ein Zähler zum stehen kommen kann. Wenn ein RKZ steht, dann ist Schluss mit Wasser. Dass heisst es tröpfelt nur noch. Bei einem FRZ hingegen ist es egal, ob sich der Flügel dreht oder nicht. Das Wasser fliesst trotzdem. Einige Hersteller haben die RKZ verbessert im Sinne von besserer Laufruhe und geringere Anfälligkeit bei Verschmutzung.
Ich weiss von einer Stadtwerke, die wieder RKZ eingebaut hat, und prompt hagelt es wieder an Beschwerden
wegen der Geräusche. Zumindest in der Nacht kann es störend sein, wenn man so einen Zähler in der Nähe hat und sich die Geräusche über die Leitung ausbreiten, wenn ein höherer Durchfluss vorhanden ist.

Nun zum Fall Arnsberg. Die Dunkelziffer der fehlerhaften Zähler dürfte weitaus höher sein als die Fälle die bekannt geworden. Ich selber weiß von dem Fall, wo der Zähler beim Dortmunder Eichamt überprüft worden ist. Das Versorgungsunternehmen fing erst an von der Befundprüfung abzuraten, da diese viel Geld kosten würde und die Zähler bisher immer in Ordnung gewesen sind.
Hinweis:  Wird bei einer Befundprüfung festgestellt, dass das Messgerät in Ornung ist, zahlt der Antragsteller.
                Ergibt die Befundprüfung allerdings dass das Messgerät nicht in Ornung ist, so zahlt der Messgerätebetreiber die Prüfung. In diesem Fall der Versorger.
Der Versorger in Arnsberg wollte die Familie überreden etwas zu unterschreiben, wo steht, sie hätten ein Rohrbruch gehabt. So würden sie zumindest die Abwassergebühren sparen. Es ging  um 1000 qm.
Tatsächlich handelte es sich um einen Rollensprung, welches durch fehlerhafte Toleranzen bzw zu großem Axialspiel an den Rollen entstehen kann.Die Familie musste die mehreren tausend Euro nicht zahlen. Die Stadtwerke hatte dann die betroffene Charge vorsorglich auf Herstellerkosten wechseln lassen(Hersteller des Messeinsatzes, nicht des Zählers). Es gab einen solchen Produktionsfehler von einem bestimmten Hersteller in einem bestimmten Jahr. Wieviele dieser Zähler im Umlauf sind kann keiner sagen. Aber diese Zähler sind nicht nur in Arnsberg gelandet, sondern bundesweit. Der Name des Herstellers des Messeinsatzes steht nicht unbedingt auf dem Zähler. Es gibt einige Hersteller von Wasserzählern, die diesen Messeinsatz verwendet haben. Nur das Zulassungszeichen des Messeinsatzen ist bei allen gleich.
Wie gesagt, es handelt sich um ein bestimmtes Produktionsjahr. Ich möchte allerdings hier keine Namen usw nennen, da sonst jeder denkt er hätte unbedingt auch einen fehlerhaften Zähler. Nicht alle Zähler sind davon betroffen. Für nähere Auskunft oder Hilfe sendet mir ne PN
 mfG  Didi


« Letzte Änderung: 28. Mai 2014, 23:49:28 von Didi73 »

Offline Stromfraß

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Re: Viel zu hoher Wasserverbrauch
« Antwort #36 am: 30. Mai 2014, 21:59:33 »
Ich danke Didi73 für seine umfangreichen Ausführungen insbesondere zum RKZ. So ausführlich wollte ich es nicht machen.
Für einen Experten auf dem Gebiet der Wasserzähler bin ich immer dankbar.
Ich melde mich noch per PN.

Offline Stromfraß

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Re: Viel zu hoher Wasserverbrauch
« Antwort #37 am: 01. Juni 2014, 21:50:27 »
Nochmals danke an Didi73, mit dem ich mittlerweile tel. Kontakt hatte.
Es tut gut, wenn man von einem Experten in der Sache bestätigt wird, der täglich mit Prüfung von Wasserzählern zu tun hat.
Da könnten sich manche Wasserwerke ein Beispiel nehmen, denen nicht der Kunde am Herzen liegt, sondern nur der Profit.
Naja, ein Monopolist kann es sich leisten. Der Kunde kann seinen Fängen ja nicht entrinnen.
Es wäre an der Zeit, solchen Missbrauch einer Monopolstellung mal kartellrechtlich zu überprüfen.
Wir bleiben dran!

Offline Sugar1

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Re: Viel zu hoher Wasserverbrauch
« Antwort #38 am: 26. Januar 2020, 16:43:08 »
Hallo Forum
Bin neu auf der Seite und jetzt selbst Betroffener.
Hab in der Wohnung pro Etage KW und WW Zähler.
In den letzten Jahren lag der durchschnittliche Verbrauch KW bei 20m3, pro Zähler ( aus 2014 Eichung).
Ablesung für 2019, plötzlich bei 180m3 und 760m3 Mehrverbrauch KW-Zähler.
Keine Undichtigkeiten bzw. „ verändertes Wohnverhalten „.
Lieferung bis Hausübergabepunkt- Stadtwerke Oranienburg, Ablesung/ Zähler ISTA.
Vielleicht kann mir jemand n‘ Tipp geben, wie ich jetzt weiter verfahren soll.
Gruß Frank

Offline BerndG.M.

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Re: Viel zu hoher Wasserverbrauch
« Antwort #39 am: 24. Januar 2021, 21:49:03 »
Ich würde auch eher die Beweislage den Stadtwerken vorlegen und die letzten Jahresabrechnungen vorzeigen und auf Prüfung des Zählers bestehen. Ist ja eine Frechheit, wenn das auch noch unbegründet ist.

 

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