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Autor Thema: Solarstrom günstiger als Strom aus neuen Atomkraftwerken  (Gelesen 11090 mal)

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Offline RR-E-ft

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Re: Solarstrom günstiger als Strom aus neuen Atomkraftwerken
« Antwort #15 am: 20. August 2013, 13:44:12 »
Nochmal zum Verständnis der Situation konventioneller Stromerzeuger:

Wenn zB. ein Gaskraftwerksbetreiber vor zwei Jahren heute zu liefernden Strom im Voraus für 60 EUR/MWh verkauft hat, ihn die Erzeugung dieses Stroms heute aufgrund eines hohen Gaspreises und somit hoher Brennstoffkosten 90 EUR/ MWh kosten würde, dann erzeugt er den Strom, den er zu 60 EUR/MWh liefern muss, wohl nicht selbst, sondern beschafft diesen heute zu 38 EUR/MWh an der Börse und ist damit jedenfalls profitabler, als wenn er den Strom selbst erzeugt hätte. Dass er sein Kraftwerk nicht für diese Stromerzeugung auslasten musste, ist für ihn wirtschaftlich sogar ein Segen.

Wenn so immer mehr Stromnachfrage konventioneller Stromerzeuger über die Börse zu decken ist, dann steigen auch die Großhandelspreise an der Börse. Die geringen Großhandelspreise an der Börse sind deshalb wohl auch ein Indiz dafür, dass die zur Bedarfsdeckung notwendigen konventionellen Kraftwerke bisher rentabel arbeiten.

Volkswirtschaftlich bedenklich wäre es hingegen, wenn durch den Wegfall der regenerativen Stromerzeugung nach merit-order heute wieder ein solches Gaskraftwerk preisbestimmend wäre, so dass die Großhandelspreise, die alle konventionellen Stromerzeuger erlösen können, wieder bei 90 EUR/ MWh lägen. In diesem Fall würde man wohl merken, dass selbst bei kompletten Wegfall der EEG- Umlage die Letztverbraucherstrompreise auch nicht sinken. Die Stromversorger würden sich auf drastisch gestiegene Großhandelspreise für Strom berufen.
« Letzte Änderung: 20. August 2013, 14:12:20 von RR-E-ft »

Offline RR-E-ft

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Re: Solarstrom günstiger als Strom aus neuen Atomkraftwerken
« Antwort #16 am: 20. August 2013, 14:18:21 »
Kraftwerke machen zu wenig Kohle

Zitat
Terium jedenfalls will jetzt so schnell wie möglich seine Kraftwerkskapazitäten herunterfahren. Noch in diesem Quartal sollen drei Gasturbinen in deutschen Kraftwerken eingemottet werden – „langfristige Konservierung“ heißt das bei RWE. Die Anlagen können bei steigender Nachfrage reaktiviert werden. In den Niederlanden sollen ein Gaskraftwerk Ende 2013 und ein Kohlekraftwerke 2016 stillgelegt werden. Außerdem will der Konzern in den nächsten zwölf Monaten Verträge für Nutzungsrechte von Kohlekraftwerken des Versorgers Steag nicht verlängern.

Alles in allen wird der Essener Konzern Kapazitäten von 4265 Megawatt vom Netz nehmen. Und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Drei weitere Kohlekraftwerke stehen, wie es im Konzern heißt, unter „intensiver Beobachtung“. Schon fast entschuldigend schreibt Terium im Zwischenbericht, dass die Sache mit der mangelnden Rentabilität „die gesamte Branche“ treffe.

Doch damit hat er Recht. Der größere Konkurrent Eon hat in Europa bereits Anlagen mit einer Kapazität von 6500 Megawatt vom Netz genommen. Mehr als 11.000 Megawatt sollen es am Ende werden, betont Konzernchef Johannes Teyssen.

http://www.fr-online.de/energie/energie-konzerne-kraftwerke-machen-zu-wenig-kohle,1473634,24016494.html


Die WELT titelt: Die Ära der großen Kraftwerke geht zu Ende.

http://www.welt.de/wirtschaft/article119118818/Die-Aera-der-grossen-Kraftwerke-geht-zu-Ende.html
« Letzte Änderung: 20. August 2013, 14:31:07 von RR-E-ft »

Offline Wolfgang_AW

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Re: Solarstrom günstiger als Strom aus neuen Atomkraftwerken
« Antwort #17 am: 20. August 2013, 15:15:26 »
Man sollte auch bedenken, dass in diesem bzw. nächsten Jahr ein Zubau von z.B. neuen Steinkohlekraftwerken mit einer Leistung von rund 7.000 MW heransteht.

Was bleibt da anderes, als Kraftwerkskapazitäten aus dem Markt zu nehmen?

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
„Es hat sich bewährt, an das Gute im Menschen zu glauben, aber sich auf das Schlechte zu verlassen.“

(Alfred Polgar)

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Re: Solarstrom günstiger als Strom aus neuen Atomkraftwerken
« Antwort #18 am: 20. August 2013, 16:19:12 »
Volkswirtschaftlich bedenklich wäre es hingegen, wenn durch den Wegfall der regenerativen Stromerzeugung nach merit-order heute wieder ein solches Gaskraftwerk preisbestimmend wäre, so dass die Großhandelspreise, die alle konventionellen Stromerzeuger erlösen können, wieder bei 90 EUR/ MWh lägen. In diesem Fall würde man wohl merken, dass selbst bei kompletten Wegfall der EEG- Umlage die Letztverbraucherstrompreise auch nicht sinken. Die Stromversorger würden sich auf drastisch gestiegene Großhandelspreise für Strom berufen.
Was wäre wenn ... ein beliebtes Spiel.
Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre..
Was wäre wenn .... es das EEG nicht mehr gäbe. Keine Einspeisevergütung mehr, kein Vorrang mehr.

Was wäre preisbestimmend nach merit-order?
Welche Auswirkung hätte das auf die Versorgungssicherheit?
Welche Auswirkung hätte das auf die Strom- und Verbraucherpreise? ...
Man sollte auch bedenken, dass in diesem bzw. nächsten Jahr ein Zubau von z.B. neuen Steinkohlekraftwerken mit einer Leistung von rund 7.000 MW heransteht.
Ja wirklich?

ohne "Kohle" ist man glücklicher ... und in der Zwischenzeit dürften die bei Südweststrom beteiligten Stadtwerke den Bürgerinitiativen dankbar sein, die das größte Importsteinkohlekraftwerk in Brunsbüttel mit verhindert haben. Die Milliardeninvestition vor der Küste wäre wohl in den Sand gesetzt.

Schon wieder vergessen? Die Kohlestromprojekte, die derzeit noch hochgezogen werden, stehen vor einer unsicheren Zukunft. So rechnete der Stadtwerkeverbund Trianel kürzlich vor, sein neu errichtetes Steinkohlekraftwerk im westfälischen Lünen werde im Jahr 2014 rund 100 Millionen Euro Verlust erwirtschaften.

Wenn Eon in Datteln oder die EnBW in Karlsruhe ihre Neubauten noch zu Ende bringen, dann nur, weil sie schon viel Geld verbaut haben, war in den BNN zu lesen.

Ja, die deutsche Energiewende und ihre Folgen. Der nächste Winter kommt bestimmt und die Stromrechnung auch. Der Erfolg werde am Ende auch am volkswirtschaftlichen Nutzen gemessen werden meinte Sven Becker, Sprecher der Trianel-Geschäftsführung. Bei dieser Entwicklung könnte die Messung auch am Misserfolg passieren. ....

Offline Agnitio

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Re: Solarstrom günstiger als Strom aus neuen Atomkraftwerken
« Antwort #19 am: 20. August 2013, 16:48:17 »
Man darf nicht vergessen, dass Spot- und Terminmarkt erstmal zwei getrennte Märkte sind. Ein Gaskraftwerk wird vermutlich nicht am Terminmarkt mehrere Jahre im Voraus platziert sein, es sei denn es geschieht aus spekulativen Gründen.
Am Terminmarkt und per OTC-Handel wird um ein vielfaches mehr Menge gehandelt als am Spotmarkt. Dennoch bestimmt der Spotmarkt letztendlich den resultierenden Preis.

Anbei noch ein Schaubild des tatsächlich geplanten Zubaus. (BNetzA) Das sagt nichts über die Rentabilität, aber über die Versorgungssicherheit.

http://oi41.tinypic.com/314xspf.jpg

Offline superhaase

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Re: Solarstrom günstiger als Strom aus neuen Atomkraftwerken
« Antwort #20 am: 20. August 2013, 17:00:01 »
Es zeigt sich halt immer mehr, dass die Strombörse mit ihrer Merit-Order-Preisbildung ein grundsätzlich unpassendes Instrument für den Strommarkt ist. Das haben viele Leute schon immer gesagt.
Die Betreiber konv. Kraftwerke haben dieses Marktmodell natürlich gerne verteidigt und gepriesen, als sie damit horrende Gewinne (Windfall Profits) mit den billig produzierenden Braunkohle- und Atomkraftwerke einfahren konnten. Problematisch war das bisher nur für die Verbraucher, die überhöhte Strompreise zahlen mussten.
Nun merken die Kraftwerksbetreiber halt, dass das System auch für sie zum Problem werden kann.

Es führt m.E. kein Weg daran vorbei, den Strommarkt grundlegend neu zu gestalten.
Wenn nun Frau Merkel oder die Stromkonzerne nach einer Reform des EEG rufen, ist das blauäugig und kurzsichtig.
Es ist eine grundlegende Reform des gesamten Strommarktes erforderlich.

Eine bereits bekannte Möglichkeit für einen neuen Strommarkt wäre das von mir oben schon grob umrissene Auktionsmodell, das man sowohl auf die erneuerbaren Energien als auch auf die begleitend erforderliche "residuale" konv. Stromerzeugung anwenden kann.
Fraglich ist allerdings, wer sowas durchsetzen sollte - insbesondere geht das m.E. kaum national begrenzt, da man sich damit quer zu dem bisherigen europäischen Strommarkt stellt. Eine womöglich resultierende Abschottung des deutschen Strommarktes durch eine solche Marktreform würde sicher nicht von der EU hingenommen.

Es führt aber wohl langfristig kein Weg an einer grundlegenden Marktreform vorbei, wenn man aus anerkannten Gründen in der EU den Anteil erneuerbarer Energien immer weiter steigern will bzw. muss.
« Letzte Änderung: 20. August 2013, 17:45:28 von superhaase »
8) solar power rules

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Das Pardoxon der EEG-Energiewende
« Antwort #21 am: 20. August 2013, 17:43:55 »
Energiewendenchaos³
Anbei noch ein Schaubild des tatsächlich geplanten Zubaus. (BNetzA) Das sagt nichts über die Rentabilität, aber über die Versorgungssicherheit.
http://oi41.tinypic.com/314xspf.jpg
@Agnitio, das Schaubild dürfte überholt sein bzw. wird von der Wirklichkeit mit Sicherheit noch eingeholt.
Energie für die Zukunft mit dickem ?

Für die Katz? Auch zukunfts- und chancenlos = Emissionsausstoß: RDK8 "modernstes Kraftwerk der Welt"
"RDK8 ist kein fossiles Monster, sondern ein Hightech-Projekt"

KÖLN: Weg für neues Kohle-Kraftwerk ist frei, ja dann!

Es zeigt sich halt immer mehr, dass die Strombörse mit ihrer Merit-Order-Prisbildung ein grundsätzlich unpassendes Instrument für den Strommarkt ist. Das haben viele Leute schon immer gesagt. Die Betreiber konv. Kraftwerke haben dieses Marktmodell natürlich gerne verteidigt und gepriesen, als sie damit horrende Gewinne (Windfall Profits) mit den billig produzierenden Braunkohle- und Atomkraftwerke einfahren konnten. Problematisch war das bisher nur für die Verbraucher, die überhöhte Strompreise zahlen mussten.
@superhaase, nicht so einseitig! Verbraucher zahlen auch aus anderen Gründen überhöhte Strompreise. Was den einen Stromerzeugern ihr windfall profit ist den anderen ihre für zwanzig Jahre garantierte Einspeisung zu garantieren Wucherpreisen. Dafür zahlen die Verbraucher ebenfalls!

Offline superhaase

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Re: Das Pardoxon der EEG-Energiewende
« Antwort #22 am: 20. August 2013, 19:25:23 »
@superhaase, nicht so einseitig! Verbraucher zahlen auch aus anderen Gründen überhöhte Strompreise.
Klar doch.
Sie erwarten doch nicht, dass jeder hier immer alle Gründe für überhöhte Strompreise vollständig auflistet, wenn ein bestimmter Grund diskutiert wird?

Zitat
Was den einen Stromerzeugern ihr windfall profit ist den anderen ihre für zwanzig Jahre garantierte Einspeisung zu garantieren Wucherpreisen. Dafür zahlen die Verbraucher ebenfalls!
Dass es für die EEG-Einspeisevergütungen eine gute und mehrheitlich akzeptierte Begründung gibt, ist bekannt.
Für Windfall Profits sieht das sicher anders aus.
Sie vergleichen wieder einmal völlig unvergleichbare Dinge.
Wir kennen das ja von Ihnen, dass Sie immer alles solange durcheinandermanschen bis Ihnen jegliches sachliche Verständnis abhanden gekommen ist. ;)
8) solar power rules

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Re: Das Pardoxon der EEG-Energiewende
« Antwort #23 am: 20. August 2013, 21:24:13 »
Sie erwarten doch nicht, dass jeder hier immer alle Gründe für überhöhte Strompreise vollständig auflistet, wenn ein bestimmter Grund diskutiert wird?
@Superhaase, alle nicht. Nur wenn Sie die höchste EEG-Umlagenförderung, die nun mal bei der PV-Einspeisung Fakt ist, immer vergessen und andere dafür immer wieder ablenkend und überzogen herausstellen dann erlaube ich mir einen korrigierenden Hinweis.
Dass es für die EEG-Einspeisevergütungen eine gute und mehrheitlich akzeptierte Begründung gibt, ist bekannt.
"Gut und mehrheitlich!" Haben Sie dafür einen Beleg?  Sie meinen wohl die Mehrheit in Ihrem Solaristenumfeld. Unter nicht privilegierten Stromverbrauchern werden Sie keinen Beleg dafür finden.  Wann wurden denn die Stromverbraucher  gefragt ob sie die EEG-Umlage akzeptieren oder nicht?

... und kümmern Sie sich besser um Ihre eigene Sachlichkeit. Da finden Sie ein weites Betätigungsfeld.

 

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