Ein Beispiel zeigt aber, welche Herausforderungen es gibt, sobald Wetterprognosen daneben liegen oder Leitungen ausfallen. So kam es am 25. und 26. März dieses Jahres zu einer sehr angespannten Situation im Netz der Stromautobahnen. Über Stunden war der sichere Betrieb nicht mehr gewährleistet, betont die Netzagentur in ihrem neuen Bericht zur Lage von Oktober bis März. Das n1-Kriterium, wonach für den Ausfall einer Leitung eine Absicherung bereitstehen muss, konnte auf den 380-Kilovolt-Trassen von Remptendorf (Thüringen) nach Redwitz (Bayern) und Mecklar nach Dipperz (Hessen) nicht mehr erfüllt werden.
"Ursächlich war die Verbindung aus hoher Einspeisung aus Windenergie-und Photovoltaikanlagen von bis zu knapp 30 Gigawatt am 25. März 2013, vorwiegend im nördlichen Deutschland, und einer hohen Nichtverfügbarkeit konventioneller Kraftwerke im Süden", betont die Bundesnetzagentur. Windkraftanlagen mit einer Einspeiseleistung von 1390 Megawatt in der Zone von 50Hertz mussten gestoppt werden.
Ja, diese Situation haben wir hier schon diskutiert.
Lieber PLUS, warum bringen Sie wieder dieses Beispiel, obwohl Sie doch schon hier gelesen haben, was die Hintergründe dazu sind.
Sie müssten also wissen, dass dieses Beispiel keineswegs Ihre Argumentation stützen kann.
Es hat sich nämlich hier (wie immer) herausgestellt, dass die Darstellung der Netzbetreiber in den Pressemeldungen nicht die Wahrheit ist.
Es ist ja geradezu lächerlich, "wegen zu viel Strom im Norden und zuwenig Strom im Süden" dann im Norden einige Windkraftwerke abzuschalten, um das Problem des angeblichen Strommangels im Süden lösen zu wollen.
Mumpitz im Quadrat!
Die Netzbetreiber verkaufen das Volk und die Politik für blöd.Das Problem war in Wahrheit so, dass wegen der durchlaufenden Braunkohlekraftwerke, die ihren in Deutschland aufgrund der hohen Ökostromproduktion nicht benötigten Strom nach Italien verkauft hatten, die Börsenstrompreise im Keller waren und sehr viel Strom nach Süden exportiert wurde. Auf der anderen Seite standen die süddeutschen Gaskraftwerke still ("hohe Nichtverfügbarkeit konventioneller Kraftwerke im Süden"), weil eben die Strompreise zu niedrig waren und die Gaskraftwerke nur mit Verlust hätten produzieren können.
Die angespannte Netzsituation war also keineswegs aufgrund von zu viel Windstrom entstanden, sondern aufgrund von zuviel Exportstrom, und zwar Braunkohlestrom.
Das vorhandene Netz hätte folglich für den Windstromtransport von Norddeutschland nach Süddeutschland ausgereicht, wenn man die Braunkohlekraftwerke im Norden gedrosselt hätte und diese nicht auf Deubel komm raus weiterproduziert und ihren Strom nach Italien verkauft hätten, ohne dass die Transportkapazitäten dafür vorhanden waren.
Insofern erscheint auch die Abschaltung von 1390 MW an Winkraftwerken nicht wirklich rechtmäßig. Der Windenergieverband kritisiert ja auch die oft ungerechtfertigeten Abschaltungen. Aber die Netzbetreiber können sich bei der aktuellen Gesetzeslage diese unnötigen Abschaltungen ja "leisten", denn sie können die Kosten auf die Netzentgelte der Verbraucher wälzen. Ein Unding.
Eine sichere Stromversorgung in Deutschland müsste Vorrang vor Stromexport genießen.Dem ist leider in der aktuellen Gesetzeslage nicht so.
Das muss geändert werden.
Zum Beispiel durch eine Vorrausbuchungspflicht von Transportkapazitäten für Exportstrom im Nachrang zur nationalen Stromversorgung, durch ein Verbot der Wälzung der Entschädigungszahlungen an Ökostromkraftwerke auf die Netzentgelte, und durch Erhebung von Netzentgelten und EEG-Umlage auf Exportstrom, so dass Export unattraktiver wird und an den Energiewendekosten beteiligt wird.
Wie man an diesem Beispiel auch wieder sieht, ist die Thüringer 380kV-Strecke wohl hauptsächlich wegen der Braunkohlekraftwerke nötig, damit die ungehindert exportieren können, wenn ihr Strom in Deutschland nicht gebraucht wird.
Für die Energiewende, also die Windkraft ist sie offenbar gar nicht zwingend erforderlich.
Zumindest bisher nicht.
Es mag allerdings sein, dass sie nach der Abschaltung des AKW Grafenrheinfeld nötig sein wird.
Man darf den Netzbetreibern nicht mehr glauben, sie verfälschen mit jeder Pressemeldung die Wahrheit und machen Lobbyarbeit gegen die ihnen teils noch verhasste Ökoenergie (die Verbandelung mit den großen Kraftwerksbetreibern und Konzernmüttern ist immer noch sehr eng) und für ihr Geschäft: Möglichst viel Netzausbau für möglichst viel staatlich garantierte Rendite. Ob die Leitungen wirklich gebraucht werden, interessiert die Netzbetreiber gar nicht.
Aber wir sollten das Thema hier nicht weiter auswalzen, denn es geht hier eigentlich um Atomstromsubventionen.