Energiepolitik > Fossile Energie / Atomkraft
Ölpreise wieder rückläufig
RR-E-ft:
@Hennessy
Es spricht viel dafür, dass die Vielzahl der Langfristverträge nichtig ist, mithin kein geltendes Recht darstellen können.
Vollkommen unabhängig davon:
Mal ehrlich.
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, den Kunden reel kalkulierte Gaspreise anzubieten - ohne Ölpreisbindung, dann wäre Ihnen das sicher auch lieber, als andauernd gegenüber den eigenen Kunden das nicht eben einfach Nachvollziehbare erklären zu müssen.
Dass das Bundeskartellamt die Ölpreisbindung schon x-mal durchleuchtet und in Frage gestellt hat, mag sein. Die Gaswirtschaft behauptete anfangs noch, auch das Bundeskartellamt fände die Preisbindung ganz in Ordnung.
Gern wird auch ein Schreiben des Wirtschaftsministeriums NRW zitiert, wonach bei zunehmendem Wettbewerb die Gaspreise sinken werden. Nur hat sich ein Wettbewerb überhaupt nicht eingestellt, jedenfalls nicht im HuK- Bereich.
Das \"Durchleuchten\" hatte jedenfalls noch nie zum Ergebnis, dass dem Bundeskartellamt der Preisbildungsmechanismus selbst verständlich geworden wäre. Vgl. nur den Tätigkeitsbericht und auch das Protokoll der Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Deutschen Bundestages vom 15.12.2004.
Man tappt immer noch im Dunkeln, wie die Preisbildung eigentlich funktionieren soll.
Und wenn es der Gaswirtschaft ggf. gelungen war, bisher immer wieder Zweifel zu zertreuen oder zu beschwichtigen:
Das Bundeskartellamt hatte schon früh festgestellt, die Preiskopplung sei allenfalls dann zulässig, wenn sichergestellt ist, dass Erdgas immer billiger ist als leichtes Heizöl.
Die Gaswirtschaft entdeckte dann wohl die \"Vollkostenbetrachtung\" einschließlich Kosten für die Wärmedämmung des Kellers.
Denn von den reinen Brennstoffkosten ist Erdgas längst teurer als leichtes Heizöl. Nur im Brennstoff selbst ist jedoch die \"Wärme\" enthalten, die im Wettbewerb stehen soll.
Nunmehr ist die gesamte Situation derart zugespitzt, dass man sich nicht wieder auf faule Kompromisse einlassen können wird.
Es liegt nicht an einem Oppurtunismus.
Die Zeit ist einfach reif, dass sich etwas ändert.
Schließlich macht auch die EU Druck.
Funktionierender Wettbewerb auf allen Handelsstufen in einem einheitlichen EU- Binnenmarkt ist im bisherigen System überhaupt nicht vorstellbar.
Es muss etwas faul sein. Sonst gäbe es die großen Preisgefälle steuer- und abgabenbereinigt innerhalb der EU nicht.
Den gestiegenen Preisen stehen zudem gesunkene Investitionen gegenüber und zudem steigen die Konzerngewinne beständig in einer Art und Weise, die allen anderen nicht nur die Sprache verschlägt.
Die gesamte Binnenkonjunktur und damit die gesamtwirtschaftliche Entwicklung wird durch die zu weiten Teilen vollkommen ohne Not steigenden Energiepreise negativ beeinflusst, zum Nachteil aller anderen.
Wenn sich Stadtwerke, wie schon viele Gemeinden, auf breiter Front weigern würden, die Verträge in bisheriger Form fortzusetzen, sollte sich eigentlich etwas ändern.
Wie kann es sein, dass nur das Erdgas für die Stadtwerke und die Heizgaskunden sich so dramatisch verteuert gegenüber Großkunden und Kraftwerken?
Von Teilimportmengen bin ich nach wie vor nicht überzeugt.
Wenn nach alldem die Gaswirtschaft noch von einem marktwirtschaftlichen System spricht, zu dem auch die angegriffenen Langfristverträge angeblich zählen sollen, wird es vollkommen unverständlich.
Es war schon immer so, ist kein Argument.
Dann hätten wir auch heute noch einen Deutschen Kaiser.
Es wäre schön, wenn wir uns einig darüber werden könnten, dass sich etwas ändern muss oder zumindest sollte.
Vorsicht mit Wetten zu Umbennungen.
Da gab es schon einmal einen Reichsjägermeister, der anders gerufen werden wollte.....
Freundliche Grüße
aus Jena
Thomas Fricke
Rechtsanwalt
Graf Koks:
--- Zitat ---Man tappt immer noch im Dunkeln, wie die Preisbildung eigentlich funktionieren soll.
--- Ende Zitat ---
Umso mehr, seit dem uns E-On darüber aufklären musste, dass die HEL- Preisbindung nur eine von vielen ist und der Preis sich beim Weiterverkauf \"bindet\", je nach dem wer Endverbraucher ist.
--- Zitat ---Es muss etwas faul sein. Sonst gäbe es die großen Preisgefälle steuer- und abgabenbereinigt innerhalb der EU nicht.
--- Ende Zitat ---
Richtig: Selbst in der Schweiz, deren Gasnetze zum großen Teil und unter vergleichsweise widrigen Bedingungen noch im Aufbau sind, liegen die Preise - abgabenbereinigt - größtenteils unterhalb unseres Niveaus.
--- Zitat ---Wenn sich Stadtwerke, wie schon viele Gemeinden, auf breiter Front weigern würden, die Verträge in bisheriger Form fortzusetzen, sollte sich eigentlich etwas ändern.
--- Ende Zitat ---
Hennessy könnte uns ja einmal verraten, was sich da hinter den Kulissen abspielt. Ich bin mir sicher, dass da mächtig Bewegung reingekommen ist seit Mitte Sep. 2005 und der Ankündigung von Ulf Böge, die ja an Deutlichkeit kaum zu wünschen übrig lässt.
--- Zitat ---Wenn nach alldem die Gaswirtschaft noch von einem marktwirtschaftlichen System spricht, zu dem auch die angegriffenen Langfristverträge angeblich zählen sollen, wird es vollkommen unverständlich.
--- Ende Zitat ---
Sie spricht noch von ganz anderen Dingen. Sie spricht von der Benachteiligung von Gebietsversorgern gegenüber Konkurrenten (welchen eigentlich ?) , wenn die Preiskalkulation infolge von § 315 BGB offengelegt wird. Sie spricht davon, dass eine Preiskontrolle mit einem liberalen, marktwirtschaftlichen System nicht vereinbar ist, lässt uns aber mit der Frage allein, wo bei de facto bestehenden Monopolen und fehlendem Wettbewerb durch die Bildung von Energie- Oligopolen Markt und Liberalität denn zu finden sind. Ich habe überall gesucht und bin bislang nicht fündig geworden.
@Hennessy:
Es ist bis zum heutigen Tage meines Wissens nicht bewiesen, dass es zur Wahrung akzeptabler Lieferbedingungen auf dem Weltmarkt überhaupt einer Öl- / oder sonstigen Preisbindung des Erdgases bedarf. Zudem hat sich die deutsche Energiebranche doch schon auf der Importeuer- / Erzeugerebene eingekauft, so dass man auch dort mit bei Tisch sitzt. Beispiel ? Gazprom, Gaz de France, weitere werden folgen.
Die Eiligkeit, mit der die E-On Chefetage nach Ulf Böges Erklärung im September 2005 die Versorgungssicherheit in den energiepolitischen „emergency room“ redete, war eine der schönsten Heucheleien dieser Dekade. Dabei ist das Herunterbeten solcher Statements ganz einfach, wenn man das Wort „Versorgungssicherheit“ mit „Profitsicherheit“ vertauscht, denn dann muss man ansonsten nur noch verlautbaren, was man sonst so den ganzen Tag denkt und wovon man nachts träumt. Ich denke, da sind wir in etwa auf einer Linie.
Die Ölpreisbindung ist ein Relikt, Ihre Konservierung und Fortschreibung nur Indikator einer fortgesetzten Knebelung deutscher Gebietsversorger durch Ihre Ferngasgesellschaften.
Der Erdgasmarkt ist daneben weit weniger von großen, alternativlosen und marktmächtigen Importeuren bestimmt, als uns das glauben gemacht werden soll. Gas kann verflüssigt in Tankschiffen ebenso wie Erdöl um den ganzen Globus verschifft werden, so dass man sich, wenn man den wollte, leitungsunabhängig eindecken könnte, wo man gerade möchte, wenn am anderen Ende der Pipe vom bösen, bösen Schwester- oder Mutterunternehmen denn wirklich unverschämte Forderungen gestellt würden.
Nun denn, jeder Preisprotestler ist ein potentieller Energiewechsler. Einen Profiteuer kennt die Entwicklung schon, es sind die Anbieter alternativer Heizenergien (Pellets, Solar, Erdwärme). Ich bin mir ganz sicher, die Toasts, die in diesen Kreisen auf die deutsche Gaswirtschaft ausgebracht werden, sind nicht mehr zu zählen, denn einen so kräftigen Schub hat sich diese Branche vorzeiten sicher nicht einmal in Ihren wildesten Träumen ausgemalt. Sehr langsam, aber unaufhaltsam wird sich der Markt eben verschieben. Der Wettbewerb wird kommen, aber mit anderen Energieträgern. Der Preis ist - jedenfalls in der Markwirtschaft - immer von Angebot und Nachfrage determiniert, richtiger, beide beeinflussen einander, und letztlich erhält der Anbieter oder die Energiequelle mit den geringsten Kosten den Vorzug. Möglicherweise sind die Tage von Erdgas als „Wunschenergie Nr. 1“ (BGW) gezählt, wenn sich die Regionalversorger nicht bald aus Ihrer Zwangsehe befreien. Dann mögen die bösen, bösen Erzeuger, die man wie ein wildes Tier mit der Ölpreisbindung an der Kette halten muss, schauen, ob sie in den „energiehungrigen Schwellenländern“ ein besseres Geschäft machen. Das ist dann die einzige marktmäßige Alternative, die dem Endkunden noch bleibt, die Null-Lösung, gar nicht kaufen.
Wenn der Bezug von Erdgas zu Heizzwecken zum Luxus wird, werden andere gerne einspringen. Dann eben zurück zum Holz, warum nicht ? Wenn Deutschland wieder aufgeforstet wird, dann ist dies ein willkommener Nebeneffekt. Es verbessert die Ökobilanz; Waldbestände reinigen unsere Luft von Feinstaub und sind Reservoir für Grundwasser, stoppen Erosion, sind Lebensraum für eine Vielzahl von Tierarten, bremsen den Treibhauseffekt ...
Womit wir beim letzten, ultimativen Argument für die Preispolitik sind: Die Ölpreisbindung ist ganz einfach GOTTGEGEBEN, denn unser Schöpfer wollte, dass wir uns wieder mehr der Natur zuwenden. Diese These fehlt wohl noch im „Baukasten Branchenkommunikation Erdgas“, jedenfalls vermisse ich sie in den ansonsten nicht eben einfallslosen Musterschreiben unserer geschätzten Regionalversorger. Divine intervention ! Die Preiserhöhung kommt von GANZ OBEN.
Wir sollten dieser Tage alle einmal in einen Wald gehen und einen Baum umarmen.
Schönen ersten Advent vor dem Kaminfeuer wünscht
Graf Koks
wulfus:
Prima, Graf Koks!
Wir Verbraucher (und Wähler) müssen aber höllisch aufpassen, daß unsere so \"sozial eingestellte\" Regierung die alternativen Energieträger später nicht so besteuert wie Öl und Gas. Ich mußte heute morgen schon die Stirn runzeln, als ich in der Zeitung las, daß die neue Koalition \"großzügig\" auf die (schon geplante!) Besteuerung von Biodiesel verzichten will!
Irgendwann werden wir diese Nachtigall wieder trappsen hören - wetten? :wink:
wulfus
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