Forum des Bundes der Energieverbraucher

Autor Thema: Franzosen zweifeln an der Atomkraft  (Gelesen 5591 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline egn

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 835
  • Karma: +0/-0
Franzosen zweifeln an der Atomkraft
« am: 08. Dezember 2012, 05:32:53 »
http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-12/frankreich-atomkraft-zweifel

Zitat
"Der Reaktor von Flamanville ist nicht geeignet, Energie zu einem angemessenen Preis zu liefern." Der Satz stammt nicht etwa von französischen Atomkraftgegnern. Gesagt hat ihn Anthony Parons, der kaufmännische Direktor der französischen Sektion des italienischen Energiekonzerns Enel.

Offline PLUS

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 3.319
  • Karma: +6/-6
Re: Franzosen zweifeln an der Atomkraft
« Antwort #1 am: 08. Dezember 2012, 09:23:56 »
Zitat
"Der Reaktor von Flamanville ist nicht geeignet, Energie zu einem angemessenen Preis zu liefern." Der Satz stammt nicht etwa von französischen Atomkraftgegnern. Gesagt hat ihn Anthony Parons, der kaufmännische Direktor der französischen Sektion des italienischen Energiekonzerns Enel
....
"8,5 Milliarden wurden verschwendet und echte Alternativen vorenthalten"
Na, da sollten wir Deutsche uns aber zurückhalten was Verschwendung bei der Stromerzeugung und bei der sogenannten Energiewende angeht, da sind auf unserer Seite schon ganz andere Summen den Rhein runter geflossen und im Meer versenkt worden.

Ich wünsche den Nachbarn, dass sie bessere und "echte" Alternativen für den Atomausstieg finden und die Fehler der Deutschen nicht wiederholen. Windkraftanlagen an Land gehören sicher dazu, sie sind auch bei uns am richtigen Standort schon ohne Subventionen wettbewerbsfähig.
Zitat
Zwar sind Franzosen in der Regel bereit, für Nahrungsmittel viel mehr Geld auszugeben als die Deutschen. Wenn es um die Stromrechnung geht, sind sie jedoch empfindlich.
Ich finde, die Franzosen sind da an der richtigen Stelle empfindlich!

Offline egn

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 835
  • Karma: +0/-0
Re: Franzosen zweifeln an der Atomkraft
« Antwort #2 am: 08. Dezember 2012, 10:52:31 »
Na, da sollten wir Deutsche uns aber zurückhalten was Verschwendung bei der Stromerzeugung und bei der sogenannten Energiewende angeht, da sind auf unserer Seite schon ganz andere Summen den Rhein runter geflossen und im Meer versenkt worden.

Aber im Gegensatz zu den Franzosen stehen wir mit einer ausreichenden Nettoengpassleistung im eigenen Land da, anstatt dass wir wie die Franzosen im Winter uns auf die Nachbarn verlassen müssen damit wir nicht frieren.

Ich finde, die Franzosen sind da an der richtigen Stelle empfindlich!

Das müssen sie auch, da sie ein großer Stromverschwender in Europa sind. Pro Kopf verbrauchen Sie deutlich mehr als die Deutschen. So nützen die durch den Staat subventionierten günstigen Strompreise wenig, wenn der Vorteil weitgehend durch den höheren Verbrauch kompensiert wird.

Frankreich debattiert über die Energiezukunft

Zitat
Frankreich hat sich neue energiepolitische Ziele gesteckt. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien bei gleichzeitigem Rückgang der Kernenergie steht auf dem Plan.
« Letzte Änderung: 08. Dezember 2012, 10:59:31 von egn »

Offline PLUS

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 3.319
  • Karma: +6/-6
Re: Franzosen zweifeln an der Atomkraft
« Antwort #3 am: 08. Dezember 2012, 11:46:44 »
Das müssen sie auch, da sie ein großer Stromverschwender in Europa sind. ......
Ja, da zeigt sich wieder die deutsche Überheblichkeit. @egn, man sollte dann schon die Unterschiede beim Vergleich und die Energienutzung insgesamt berücksichtigen. Wie sieht es denn bei der Umwelt- und Klimabelastung im Vergleich aus?

Die Industrie ist in Frankreich nur zu rund 12 Prozent an der Bruttowertschöpfung beteiligt.
In Deutschland sind das rund 26 Prozent. Warum stehen wir in der Krise vergleichsweise noch so gut da?!

@egn, wollen Sie diese Stärke Deutschlands schwächen oder gar aufgeben? Ich nicht. Die Wettbewerbsfähigkeit und angemessene Preise müssen mit  der Erzeugung und der effektiven Nutzung gewährleistet werden.  Es gibt keine effektivere Energienutzung im Industriebereich als in Deutschland. Soll diese Industrie auswandern, dort wo die Energinutzung weniger umwelt- und klimafreundlich ist?

Industriekunden zahlen in Deutschland nach Fukushima weniger für Strom als vorher. Nicht einmal in Frankreich, das den höchsten Anteil nuklear erzeugten Stroms weltweit aufweist, ist der Strom für Industriekunden wesentlich günstiger als in Deutschland. Warum wohl?

Weil die milliardenschwere Zeche und die Folgen dieser extremen EE-Förderung in Deutschland die nicht privilegierten Verbraucher bald alleine tragen.  Das ist so nicht in Ordnung. Die Franzosen wären längst auf den Barrikaden. Die Zeche und die Verschwendung sind Fakt. Hier gibt es Korrekturbedarf! Dann ist es die Frage, wer die vielen Milliarden denn zahlen soll. Das können kaum  nur diejenigen sein, die keinerlei Verantwortung dafür tragen und keinen Nutzen davon haben. Die Verantwortlichen und Profiteure müssen endlich zur Kasse gebeten werden.

Hierzulande ist nicht für Alle Gold was auf den Dächern glänzt. ;)

PS: Auf das globale Klima und die globale Umwelt hat die milliardenteuere deutsche Enerigewendenpolitik so gut wie keine Wirkung. Was bleibt an Geld für die Bewältigung der Klimaänderung und was wird getan?!.

Lokal ergeben sich allerdings Umwelt- und weitere Risiken dieser typisch deutschextremen Energiewendenpolitik:  TA-Projekt: Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften – am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls der Stromversorgung! ::)
« Letzte Änderung: 08. Dezember 2012, 12:57:57 von PLUS »

Offline egn

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 835
  • Karma: +0/-0
Re: Franzosen zweifeln an der Atomkraft
« Antwort #4 am: 09. Dezember 2012, 07:58:39 »
@egn, wollen Sie diese Stärke Deutschlands schwächen oder gar aufgeben? Ich nicht. Die Wettbewerbsfähigkeit und angemessene Preise müssen mit  der Erzeugung und der effektiven Nutzung gewährleistet werden.  Es gibt keine effektivere Energienutzung im Industriebereich als in Deutschland. Soll diese Industrie auswandern, dort wo die Energinutzung weniger umwelt- und klimafreundlich ist?

Warum ist wohl die Industrie in D weit effektiver als in anderen Ländern?

Weil die Energiekosten immer höher waren als in anderen Ländern. Dies hat auch dazu geführt, dass die entsprechenden Produkte entwickelt wurden, die energieeffizient sind und auch die EE und viele Umwelttechniken wurden entwickelt, die heute die großen Exportschlager sind.

Zitat
Industriekunden zahlen in Deutschland nach Fukushima weniger für Strom als vorher. Nicht einmal in Frankreich, das den höchsten Anteil nuklear erzeugten Stroms weltweit aufweist, ist der Strom für Industriekunden wesentlich günstiger als in Deutschland. Warum wohl?

Weil die EE den Strompreis und die Margen der Stromkonzerne gedrückt haben.

Zitat
Weil die milliardenschwere Zeche und die Folgen dieser extremen EE-Förderung in Deutschland die nicht privilegierten Verbraucher bald alleine tragen.  Das ist so nicht in Ordnung.

Ich halte das ja auch nicht für in Ordnung. Aber anstatt die EE-Förderung einzustellen und damit einen technologischen Vorsprung,d en D gegenüber anderen Ländern hat, aufzugeben, sollten eher die priviligierten Verbraucher auf die reduziert werden, die wirklich sehr von günstiger Energie abhängen.

Zitat
Die Franzosen wären längst auf den Barrikaden.

Es steht allen deutschen Bürgern frei das Gleiche zu tun. Dass dies nicht geschieht liegt daran dass die Mehrheit der Detuschen anscheinend der Meinung ist dass der beschrittene Weg EE statt AKWs und konventionelle Kraftwerke für die Stromerzeugung einzusetzen, der richtige Weg ist. Dafür sind sie auch in der Mehrheit bereit etwas mehr zu zahlen. Sie kompensieren das dann halt an anderer Stelle indem sie weniger Geld für Dinge ausgeben, die sie nicht unbedingt brauchen.

Zitat
PS: Auf das globale Klima und die globale Umwelt hat die milliardenteuere deutsche Enerigewendenpolitik so gut wie keine Wirkung. Was bleibt an Geld für die Bewältigung der Klimaänderung und was wird getan?!.

Wenn der einzelne Bürger keinen Raub und Mord begeht hat es auch keine globale Auswirkung. Aber er hat ein reines Gewissen und ist ein Vorbild für die Anderen.

Offline PLUS

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 3.319
  • Karma: +6/-6
Re: Franzosen zweifeln an der Atomkraft
« Antwort #5 am: 10. Dezember 2012, 12:40:11 »
Warum ist wohl die Industrie in D weit effektiver als in anderen Ländern?

Weil die Energiekosten immer höher waren als in anderen Ländern. Dies hat auch dazu geführt, dass die entsprechenden Produkte entwickelt wurden, die energieeffizient sind und auch die EE und viele Umwelttechniken wurden entwickelt, die heute die großen Exportschlager sind.
@egn, sind Sie sicher, dass die Energiekosten für die Industrie in D immer höher waren? Es ist nicht eimal aktuell so! Es gibt viele andere bekannte Gründe, die ich hier jetzt nicht aufzählen muß.
Zitat
Industriekunden zahlen in Deutschland nach Fukushima weniger für Strom als vorher. Nicht einmal in Frankreich, das den höchsten Anteil nuklear erzeugten Stroms weltweit aufweist, ist der Strom für Industriekunden wesentlich günstiger als in Deutschland. Warum wohl?
Weil die EE den Strompreis und die Margen der Stromkonzerne gedrückt haben.
@egn, das ist ein bescheidenes Argument. Die "Drückbedingungen" waren weder marktwirtschaftlich noch  naturgegeben, sie wurden planwirtschaftlich durch Gesetze und Verordnungen geschaffen. Wie bekannt, zahlen die diversen milliardenschweren Zechen und die "Drückerei" die nicht privilegierten Verbraucher mit überhöhten und höchsten Strompreisen im weltweiten Vergleich. Prognose = noch Jahrzehntelang!

Magische Ziele dürfen nicht einseitig und mit der Brechstange verfolgt werden. Das zeigt schon die Erfahrung. Auch die Regierung hat das jetzt mal bei den Ausnahmeregeln für die Industrie offensichtlich erkannt und so formuliert:
Zitat
Die Regularien müssen dabei so ausgestaltet werden, dass das energiepolitische Zieldreieck "sicher, bezahlbar, umweltverträglich" durch Ausnahmetatbestände nicht gefährdet wird.

Schön formuliert, allein mir fehlt als erfahrener und aufgeklärter nicht privilegierter Verbraucher der Glaube. Das geht wieder wie gehabt zu Lasten der nicht privilegierten Verbraucher.  Regierung, aufgeklärte Verbraucher lassen sich nicht mehr für dumm verkaufen!

Offline egn

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 835
  • Karma: +0/-0
Re: Franzosen zweifeln an der Atomkraft
« Antwort #6 am: 10. Dezember 2012, 15:09:15 »
French Reactor Cost Rises Dramatically, Wind Energy Now Cheaper than New Nuclear

Zitat
This summer both Reuters and Bloomberg were reporting various British estimates of the tariffs needed to make EDF's proposed reactors profitable at these installed costs. Their sources estimated that the tariffs required varied from a low of €0.12 to as much as €0.19 per kWh ($0.15 to $0.24 per kWh).
...
SER noted that wind in France is paid only €0.08 per kWh ($0.10 per kWh) and clearly competitive with new nuclear.
...
What SER didn't say was that wind generation in France is only paid €0.08 per kWh for the first ten years of operation. Following the first ten years of the contract, the tariffs paid depend upon the wind resource at the site. At the windiest sites, wind generation is paid as little as €0.03 per kWh ($0.035 per kWh) in years ten through fifteen, a fraction of the cost of new nuclear in France.


Offline Wolfgang_AW

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 1.368
  • Karma: +12/-9
Studie der Kosten bei Atomunfall in Frankreich
« Antwort #7 am: 20. Februar 2013, 13:10:02 »
Atomunfall würde Frankreich 430 Milliarden Euro kosten

Zitat
Ein Atomunfall vom Ausmaß des Unglücks im japanischen Fukushima würde Frankreich einer staatlichen Studie zufolge rund 430 Milliarden Euro kosten. Das wäre etwa ein Viertel der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes. Selbst ein Unfall kleineren Ausmaßes würde immer noch Schäden in Höhe von etwa 120 Milliarden Euro zur Folge haben, ergab die am Mittwoch im Atomforschungszentrum Cadarache vorgestellte Untersuchung des französischen Instituts für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit (IRSN).
...
Der größte Kostenfaktor wären vermutlich aber die Imageschäden etwa für französische Agrarprodukte und den Tourismus, die sich auf 160 Milliarden Euro beliefen. Französischer Wein etwa könnte im Ausland weitgehend unverkäuflich werden, selbst wenn er nicht verstrahlt wäre. "Ein großer Unfall hätte schreckliche Folgen", sagte IRSN-Chef Jacques Repussard. "Aber er würde das Land nicht auslöschen, also müssen wir darüber reden, auch wenn es schwierig ist."

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
„Es hat sich bewährt, an das Gute im Menschen zu glauben, aber sich auf das Schlechte zu verlassen.“

(Alfred Polgar)

 

Bund der Energieverbraucher e.V. | Impressum & Datenschutz