Energiepreis-Protest > Bundesweit / Länderübergreifend
EU- Kommission greift EEG und § 19 Abs. 2 StromNEV als unzulässige Beihilfen an
egn:
--- Zitat von: tangocharly am 30. November 2012, 16:31:23 ---Aber dass es im Binnennetz keine ausreichenden Kapazitäten haben soll, die bisher von den Atom- und sonstigen Dreckschleudern befeuert wurden, das ist doch schon erklärungsbedürftig.
--- Ende Zitat ---
Früher war es so, dass die Kraftwerke nahe der Verbrauchszentren platziert wurden. Die Regelzonen waren eher locker miteinander verbunden. Heute werden Braunkohlekraftwerke an der Ostgrenze zu Polen gebaut, wo praktisch keine Industrie vorhanden ist. Es werden Steinkohlekraftwerke nahe an Häfen gebaut um die Transportkosten zu minimieren, obwohl in den Regionen schon genügend Kraftwerkskapazität vorhanden ist, und es werden Offshore-Windparks mit einer hohen Leistungsdichte an eine Stelle gebaut die sowieso schon mit Windstrom überversorgt ist. Bei geringer EE Einspeisung und hoher Last im Netz ist das auch kein Problem. Aber wenn die EE einspeisen und damit den Preis an der Strombörse unter den Preis von Strom im Ausland drücken, wollen alle Nachbarländer von dem billigen Strom profitieren und kaufen alles ein was sie kriegen können. Da der EE Strom aber nicht reicht, kaufen sie auch noch allen Strom aus den konventionellen Kraftwerken zu diesem Preis ein. Dies hat zur Folge dass der Strom von Deutschlands Ost- und Nordgrenze zu Deutschlands Süd- und Westgrenze transportiert werden muss. Dafür ist das Netz nicht konzipiert worden.
Dies alles ist eine Folge des liberalisierten Strommarktes, der dafon ausgeht, dass das Netz in Deutschland und teilweise sogar Europa, eine große dicke Kupferplatte ist an der an jeder Stelle beliebig viel eingespeist, aber auch ausgespeist werden kann.
Das Scheinheilige ist dabei, dass die Schuld wenn es im Netz eng wird den EE gegeben wird, obwohl diese dezentral installiert sind und regional kaum Überschüsse auftreten. Und sollten regional Überschüsse auftreten werden diese einfach abgeregelt weil die Leitungen für den Export des konventionellen Stroms ins Ausland benötigt werden.
--- Zitat ---Verfügen die bestehenden Atommeiler nur über Hochspannungsleitungen, die in einem Radius von bis ca. 250 km um sie selbst herum ausgebaut sind. Und dahinter hat Einer gefehlt, der zwischen den Leitungen des Neckarwestheimer und des Grundremminger Meilers einen Knoten geknüpft hat ??
--- Ende Zitat ---
Es ist tatsächlich so, dass die Netze rund um Großkraftwerke quasi wie Verteilnetze funktioniert haben, und nicht dafür gedacht waren hohe Leistungen zu weit entfernten Punkten im Netz zu transportieren.
Meiner Meinung nach wäre tatsächlich eine gute Strategie viele der Standorte mit stillgelegten Großkraftwerken mit einem Supergrid zu verbinden. Dann kann das bisherige Netz weiter seine primärefunktion als Verteilnetz erfüllen und der bisher erzeugte Strom aus stillgelegten Krarftwerken durch Strom ersetzt werden der von weiter her transportiert werden kann.
@RR-E-ft:
Was bringt Sie zu der Annahme, dass der in Brandenburg oder Schleswig-holstein erzeugte Strom aus Windkraftanlagen quer durch D transportiert werden muss?
Es gibt in diesen Regionen die meiste Zeit mehr als genug Verbrauch für den Windstrom.
Ist es nicht eher so, dass gerade zu den Zeiten hoher Windeinspeisung in der gleichen Region auch die konventionellen Kraftwerke weiterhin auf Volllast laufen damit Strom auf der entgegen gesetzten Seite Detuschlands exportiert werden kann?
Das kritische Krisenszenario ist immer Hohe-Last-Hohe-Windeinspeisung und nicht Niedrige-Last-Hohe-Windeinspeisung. Das Netz und der regionale Verbrauch reicht also in der Regel auch bei hoher Windeinspeisung aus, solange die Last gering ist. Nur wenn die Last hoch wird, dann kommt es zu einem Problem. Dabei ist es aber nicht eine hohe regionale Last, sondern eine hohe Exportlast auf der gegenüberliegenden Seite von D.
Im Prinzip wird also der Netzausbau für den Export konventionell erzeugten Stroms geplant, weil die konventionellen Kraftwerke in Zeiten hoher regionaler EE-Erzeugung weiter auf Volllast erzeugen wollen. Der Strom der konventionellen Kraftwerke dann nicht mehr in die Verteilnetzetze fließen sondern wird in die Exportmärkte gedrückt.
RR-E-ft:
@egn
An welche konventionellen Kraftwerke in Brandenburg und Schleswig- Holstein denken Sie denn?
egn:
Ich denke da in erster Linie an die Braunkohlekraftwerke in der Lausitz, und generell die Kraftwerke von E.ON im und nördlich des Ruhrgebietes.
In Schleswig-Holstein selbst sind tatsächlich nur wenige große Kraftwerke.
Ganz gut kann man den Zusammenhang zwischen hoher EE-Einspeisung und Export in diesen Daten sehen.
Da der dezentral erzeugte EE kaum die Verteilnetze verlässt, erfolgt der Transport des Exportstrom mehr oder weniger direkt von den konventionellen Kraftwerken über das Höchstspannungsnetz zu den Kuppelstellen für den Export.
Leider hat z.B. E:ON ihre Transparenz eingeschränkt. Früher konnte man die Erzeugung jedes Kraftwerks für jede Viertelstunde herunterladen. Da konnte dann z.B. sehen dass das GUD-Kraftwerk in Irsching mehr als 5000 Volllaststunden im Jahr liefen, die normalen Gaskraftwerke dagegen weniger als 200 h. Jetzt fehlen die Daten völlig. Man will sich also nicht mehr in die Karten sehen lassen.
tangocharly:
@egn
Habe Ihren Beitrag verstanden. Kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass am Ende der Fahnenstange das "Supergrid" stehen soll. Ist ja im Grunde auch nicht schlecht, wenn man Technologien verwendet (oder zumindest fördert), die eine widerstandsfreie (oder -geringe) Stromweiterleitung sichern.
Man möge dann aber, politisch gesehen, nicht so tun, als ob der Netzausbau und die -erweiterung allein dem Volkswohl diene und deshalb auch nur die Verbraucher im Binnenland die hierfür erwachsenden Kosten aufbringen müßten.
Wenn mich mein Eindruck nicht trügt, dann steckt hinter dem Ganzen durchaus ein gewisses Quentchen "Profitstreben", wenn auch auf dem Wege des Stromexports - überschüssigen Stroms. Ist ja im Grunde auch wiederum nicht schlecht, wenn die Produktivität unserer Nation anderen Nationen zu Gute kommen kann.
Man möge dann aber, politisch gesehen, nicht so tun, als dass der Letztbraucher das "Genesen der Deutschen Wirtschaft in Händen hält", wenn und weil dieser angeblich den stromfressenden Industrien über deren Befreiung von den Umlagen den Rücken stärken müßte. Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren, steht auf keiner Agenda - oder doch ?
Und schließlich noch eine Frage: Werden denn die Stromautobahnen von ca. 2500 km bereits mit der angedachten Technologie eines "Supergrids" gebaut ? Wohl kaum. Also: heute Bau neuer Autobahnen - morgen Asphaltarbeiten an den (Strom)Autobahnen. Auch nicht schlecht, leben doch dann wieder ganze Wirtschaftszweige hiervon.
egn:
@tangocharly
Ich stimme Ihnen bezüglich der einseitigen Belastung vollkommen zu und möchte noch ergänzen, dass dass es nicht nur so ist dass die nicht-priviligierten Letzverbraucher die Zeche zahlen sollen, sondern auch gleichzeitig der sogenannten Energiewende, und im besonderen den fluktuierenden EE als Grund für den Ausbau genannt wird. Tatsächlich geht es aber letztlich nur darum dass die bestehende Erzeugungsstruktur weiter ungehemmt produzieren kann. Wenn man schon im Inland Marktanteile an die EE verliert dann will man doch als Trittbrettfahrer die preissenkende Wirkung der EE dazu nutzen die Nachbarländer mit billigem Strom zu überfluten.
Dass die Energiekonzerne dafür die von den nicht-priviligierten Letztverbrauchern finanzierten Übertragungsstrecken kostenlos nutzen, das kommt noch hinzu. Als mal vorgeschlagen wurde das Höchstspannungsnetz in mehrere Zonen aufzuteilen, und dann den Transport über lange Strecken teurer zu machen, da kam gleich der große Aufschrei der Energiekonzerne.
Das Supergrid wäre sicher eine vernünftige Lösung, nicht nur für den Ausgleich innerhalb D sondern auch europaweit. Aber das Netz sollte nicht einfach in das bestehende Netz und dessen pauschale Abrechnung integriert werden, sondern jeder Nutzer sollte je nach transportierter Energiemenge dafür bezahlen müssen. Dann kann eben der Strom der nach Österreich exportiert wird, wenn er von einem Kraftwerk an der polinischen Grenze nicht gleich viel kosten wie Strom der nahe der österreichischen Grenze erzeugt wird. Dann würde sich wieder viel stärker die frühere regionale Stromerzeugung durchsetzen, anstatt die Erzeugung irgendwo mit sozialisierten Transportkosten, die sowieso nur der nicht-priviligierte Letztverbraucher tragen muss.
Und natürlich sind die geplanten Verbindungen noch keine Grundlage für ein Supergrid. Sie dienen momentan nur dazu die erkannten Schwachstellen im bisherigen Höchstspannungsnetz zu flicken.
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