Um den Bogen zum Verbraucherschutz zurück zu kriegen:
Besonders bedenklich sehe ich halt, daß mit dem neuen Preismodell definitiv ein erhöhter Beratungsbedarf beim potentiellen Kunden (Letztverbraucher) entsteht.
Man darf wohl erwarten - wie hier im Thread bereits ausführlich diskutiert - daß der Letztverbraucher vor Vertragssschluss ausführlich über die entstehenden Gesamtkosten zu informieren ist, d.h. ihm wohl auch die jeweils individuell zu erwartenden Netznutzungsentgelte, welche zum CE-Energiepreis noch hinzukommen, darzulegen sind. Andernfalls könnte laut fachanwaltlicher Einschätzung hier im Thread ein Verstoß gegen die Preisangabeverordnung und möglicherweise auch unlauterer Wettbewerb vorliegen.
Laut Posting von Care Energy auf Facebook soll diese Beratungsverantwortung wohl hauptsächlich in den Aufgabenbereich der Vertreter fallen.
Zu den vom Netzbetreiber einforderbaren Posten für die Netznutzungs zählen aber allgemein neben dem reinen Netznutzungs-Arbeitspreis eben auch Abgaben wie Konzessionsabgabe, KWKG- und §19-Umlage sowie jährliche Kosten für Messstellenbetrieb, Messung und Abrechnung sowie ggf. sogar das finanzielle Risiko aus der Mehr- / Mindermengenabrechnung.
Dies alles wird in der öffentlichen Kommunikation des Unternehmens auf Facebook mitunter galant "umschifft", indem stets pauschal von "Netznutzungsentgelten" die Rede ist und zahlen wie "5 - 6 Cent" (das ist der reine Netznutzungs-Arbeitspreis, mit dem es noch längst nicht "erledigt" ist!) in den Raum geworfen werden.
Über all dies müssten also stattdessen theoretisch die Vertreter im Kundengespräch mit Letztverbrauchern ausführlichst aufklären.
Ohne jetzt alle in dieser Branche Tätigen über einen Kamm scheren zu wollen, habe ich diesbezüglich kein großes Vertrauen in den Direktvertrieb, der - allgemein gesprochen, aber auch in Bezug auf Care Energy bereits in Einzelfällen dokumentiert - sich ja auch schon mal gerne Tricks bedient wie sich als Mitarbeiter des Grundversorgers auszugeben, oder z.B. bei Telekommunikationsverträgen als Telekom-Angestellter.
( das sind die unerfreulichen Beispiele, sicherlich gibt es auch (viele) redliche, in diesem Geschäft tätige Menschen )
Allerdings sehen die Gesamtkosten beim neuen Care Energy Angebot unter einer realitischen Betrachtung halt weitaus weniger attraktiv aus als der reißerisch beworbene, reine Energielieferungs-Tagespreis (exklusive Netznutzungskosten).
Der Vertreter, der immer einen gewissen Druck hat "Abschlüsse zu machen", ist hier also in einer gewissen Zwickmühle, die Care Energy hinnimmt bzw. möglicherweise sogar bewusst so geschaffen hat.
Care Energy wiederum ist in jedem Fall offenbar (fürs Erste) fein raus - wie bereits dargelegt, bestätigt der Kunde ja wohl auf dem aktuell verwendeten Auftragsformular, eine "Tarifberatung" erhalten zu haben. Darunter wird Care Energy im Streitfalle eventuell verstehen, daß eine ausführliche Aufklärung über alle Gesamtkosten erfolgt ist. Daß diese hingegen tatsächlich in jedem Einzelfall in der notwendigen Detailliertheit erfolgt, darf wohl eher zu bezweifeln sein.
Die Forderung an Care Energy müsste demnach m.E. aus Verbraucherschützersicht ganz deutlich sein, die individuell zu erwartenden Gesamtkosten direkt im Angebot mit anzugeben. Machbar wäre dies - entsprechende Software, die PLZ-genau die Netznutzungskosten errechnet, steht der Branche zur Verfügung. Mit diesen Daten ausgestattet könnten dann die Vertreter mit individuellen, postleitzahlgenauen Preisblättern über die Gesamtkosten zum potentiellen Kunden ziehen, ebenso wäre eine postleitzahlgenaue Darstellung der Gesamtkosten im Rahmen eines öffentlichen Online-Tarifrechners eine Leichtigkeit.
Allerdings sähe dadurch, wie gesagt, das ohnehin wohl dem Kunden schwer zu vermittelnde Angebot (zwei separate Verträge uvm.) auch preislich gleich deutlich weniger "heiß" aus, sodaß ich annehme, daß man - jedenfalls ohne entsprechenden Druck von Außen - genau diesen Schritt nicht gehen wird.
Der pauschale Verweis auf die Preisblätter der Netzbetriebe seitens Care Energy reicht m.E. hingegen überhaupt nicht, da diese i.d.R. für den Letztverbraucher nicht überschaubar und verständlich sind. Wenn der Vertreter diese mitbrächte, erläuterte und es im Auftragsformular eine Stelle gäbe, an der der Vertreter Höhe und Zusammensetzung sämtlicher zu erwartender Netznutzungskosten sowie damit verbundener Abgaben schriftlich dokumentierte, sähe das anders aus. Gibt es aber nicht, hat Care Energy vermutlich auch kein Interesse dran (ohne Druck von Außen).
Die Netzwerkgruppe Ihres Bundesverbandes soll mal in die Hufe kommen

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PS:Warum wird eigentlich das Gasangebot von CE nicht ebenfalls nach Energielieferung und Netznutzung getrennt, wenn dieser Spuk doch einzig dem Wohl des Kunden und der Transparenz dienen soll?
Ach richtig .. weil man hier ja lediglich ein fremdes Produkt (nämlich der Xool / PGNiG Sales & Trading) vertreibt. Und somit auch im eigenen Haus keine Zahlungsstreitigkeiten mit Verteilnetzbetrieben bestehen (können) - ganz im Gegensatz zum Strom-Sektor.
Soviel zum Thema Transparenz und gläserner Energiepreis. Ginge es wirklich darum, hätte sich Care Energy zeitgleich auch dem "gläsernen Gaspreis" verschreiben müssen.