Forum des Bundes der Energieverbraucher

Autor Thema: Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?  (Gelesen 172884 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline PLUS

  • Forenmitglied
  • Beiträge: 3.319
  • Karma: +6/-6
Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
« Antwort #135 am: 29. März 2011, 11:41:47 »
Zitat
Original von RR-E-ft
Und wenn sogar eine Verpflichtung bestehen sollte, Gefahren, die aus dem Ausland einwirken können, zu reduzieren, so ist dies jedenfalls kein tragfähiges Argument dafür, im eigenen Haus die Gefahrenabwehr nicht bestmöglich zu betreiben.
Sonst spielt man in Europa Schraps hat den Hut verloren bzw. Schwarzer Peter (nicht gemeint: Peter Hintze).
    \"Wenn\", ist diese Frage nicht schon beantwortet. Deutsche Soldaten sind doch wegen  der Gefahrenabwehr \"außer Haus\" stationiert. Was da für unterschiedliche Spiele gespielt werden, ist noch eine ganz andere Frage, die den Rahmen und das Thema hier sprengen dürften. Es ging um die Kanzlerin und die weniger sachliche Kritik. Was ist denn der konkrete Vorschlag oder die Forderung. Sollte oder könnte die Kanzlerin alle AKWs sofort abschalten?! Welche konkreten \"besseren\" Optionen gibt es als die Reaktion der Kanzlerin auf diese Naturkatastrophe mit der katastrophalen Folge für die japanischen AKW. Was wäre, wenn Schröder noch Kanzler wäre? etc. pp.[/list]

    Offline RR-E-ft

    • Rechtsanwalt
    • Forenmitglied
    • ***
    • Beiträge: 17.078
    • Karma: +15/-2
    • Geschlecht: Männlich
    Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
    « Antwort #136 am: 29. März 2011, 11:49:18 »
    Wenn sich ergibt, dass eine nicht mehr hinnehmbare Gefährdung besteht, müssen die AKW in Deutschland so schnell wie möglich vom Netz und dafür sind alle notwendigen Voraussetzungen schnellstmöglich zu schaffen.  
    Erste Voraussetzung wäre wohl, die umstrittene 11. und 12.Novelle des Atomgesetzes unverzüglich zu kassieren.

    Dies allein würde jedoch ersichtlich noch nicht genügen. Denn auch gegenüber dem Zustand vor der umstrittenen 11. und 12.Novelle des Atomgesetzes hat man es wohl mit einer veränderten Lage zu tun.

    Das hat etwa mit der Frage, ob und ggf. wie es mit den Atomkraftwerken in Frankreich weiter geht-  wie oben aufgezeigt - nichts zu tun.

    Sich dafür einzusetzen, dass auch von französischen Atomkraftwerken keine entsprechenden Gefährdungen drohen, kann ein weiterer Schritt sein.

    Wenn man selbst die richtigen Lehren gezogen hat, muss man versuchen, auch die europäischen Nachbarn und Partner davon zu überzeugen.
    Das gebietet schon die Freundschaft zu unseren Nachbarn.

    Schließlich kann es uns nicht egal sein, ob etwa unsere französischen Freunde weiter  solchen Gefahren ausgesetzt sind, die man bei uns für nicht hinnehmbar erkannt hat.

    Dass unsere französischen Freunde nicht kurzfristig aus der Nutzung der Kernenergie aussteigen können, selbst wenn sie unsere neue Erkenntnis und unseren daraus resultierenden Entschluss teilen, liegt auf der Hand.

    Man wird mit Nachdruck gemeinsam nach neuen Lösungen für die sichere Energieversorgung Europas suchen müssen.

    Offline RR-E-ft

    • Rechtsanwalt
    • Forenmitglied
    • ***
    • Beiträge: 17.078
    • Karma: +15/-2
    • Geschlecht: Männlich
    Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
    « Antwort #137 am: 29. März 2011, 12:44:02 »
    Es steht ernsthaft zu bezweifeln, dass man darüber verhandeln kann, ob man die erkannte Gefahr hinnimmt, dass sich unter widrigsten Umständen etwa vor den Toren Bremens und Bremerhavens jene Folgen einstellen, die man nun in Fukushima zu beklagen hat.

    Gefährdungsatlas

    Offline RR-E-ft

    • Rechtsanwalt
    • Forenmitglied
    • ***
    • Beiträge: 17.078
    • Karma: +15/-2
    • Geschlecht: Männlich
    Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
    « Antwort #138 am: 29. März 2011, 13:09:09 »
    Laufzeitverlängerung laut FDP nicht mehr sicher

    Zitat
    Die derzeit abgeschalteten Atomkraftwerke sollen nach Vorstellungen der FDP nicht wieder in Betrieb genommen werden.  ....

    Derzeit sind die sieben vor 1980 ans Netz gegangenen deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet. Zudem steht seit 2007 nach verschiedenen Pannen das AKW Krümmel (Schleswig-Holstein) fast ununterbrochen still. SPD und Grüne fordern, dass diese acht Anlagen endgültig stillgelegt werden und die Reststrommengen nicht auf neuere Anlagen übertragen werden können.  Wenn die Regierung die Meiler nach Ende des Moratoriums am 15. Juni auf Dauer vom Netz lassen will, muss ein neues Atomgesetz erlassen werden.

    Brüderle sieht Spaß am Amt

    Zitat
    Doch Brüderle erklärte am Dienstagvormittag, nicht aus dem Wirtschaftsministerium ausscheiden zu wollen. Das Amt mache ihm \"Spaß\".

    Helle Aufregung über den neuen Kurs der Führung

    Offline Wolfgang_AW

    • Forenmitglied
    • Beiträge: 1.368
    • Karma: +12/-9
    Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
    « Antwort #139 am: 30. März 2011, 02:41:43 »
    Zitat
    Orginal von Plus
    Es macht unter der Risikobetrachtung wirklich wenig Sinn, wenn Deutschland alleine aus der Atomkraft aussteigen würde.

    Gerade das macht Sinn. Jedes abgeschaltete AKW reduziert auch das europäische Restrisiko.

    Mit Abschaltung von Atomkraftwerken ist es ja nicht wie bei einer alten Hütte, Schlüssel rumdrehen und aus isses.

    Dazu Punkte, die mit bedacht werden sollten.

    • 1. Die Brennstäbe müssen noch ca. fünf Jahre abklingen. In den alten Atomkraftwerken sind die Abklingbecken nicht im Containment, sondern in der Betriebshalle. Will heißen, selbst die Abklingphase birgt ein Restrisiko.
    • 2. Zwölf der Atomkraftwerke sind gleichzeitig als Standort-Zwischenlager, die Lagerung bis 40 Jahre genehmigt. Auch das ein Restrisiko, da sich die Wand-/Deckenstärken der Hallen in Grenzen halten.
    Zwischenlager

    Hier wirft sich natürlich die interessante Frage auf, inwieweit man den Betrieb eines Reaktors für, nach heutigem Stand der Technik, unsicher halten kann, da das Containment z.B. gegen den Aufschlag eines Flugzeuges ungenügend gesichert sei, dies aber für das nebenliegende, weniger gesicherte Zwischenlager in Abrede stellt.
    Die Konzequenz hieße nämlich, dass allen genehmigten Zwischenlagern die Betriebserlaubnis entzogen werden müßte. bzw. auch dort entsprechende Nachrüstungen zu erfolgen hätten.


    Zitat
    Orginal von Plus
    Sollte oder könnte die Kanzlerin alle AKWs sofort abschalten?!
    W

    Ob sie sollte, muss sie (energie)politisch entscheiden, wie auch immer. Es muss eben ein tragfähiger Konsens herauskommen.

    Ob sie könnte ist ein rechtliches Problem und daher war die Frage nach der Verfassung gestellt.

    In den Leitsätzen des Urteils zu Kalkar des BVerfG, 2 BvL 8/77 vom 08.08.1978 heißt es:

    Zitat
    3. Hat der Gesetzgeber eine Entscheidung getroffen, deren Grundlage durch neue, im Zeitpunkt des Gesetzeserlasses noch nicht abzusehende Entwicklungen entscheidend in Frage gestellt wird, kann er von Verfassungs wegen gehalten sein zu überprüfen, ob die ursprüngliche Entscheidung auch unter den veränderten Umständen aufrechtzuerhalten ist.

    4. In einer notwendigerweise mit Ungewißheit belasteten Situation liegt es zuvorderst in der politischen Verantwortung des Gesetzgebers und der Regierung, im Rahmen ihrer jeweiligen Kompetenzen die von ihnen für zweckmäßig erachteten Entscheidungen zu treffen. ...

    6. ... Für die Gestaltung der Sozialordnung muß es insoweit bei Abschätzungen anhand praktischer Vernunft bewenden. Ungewißheiten jenseits dieser Schwelle praktischer Vernunft sind unentrinnbar und insofern als sozialadäquate Lasten von allen Bürgern zu tragen.

    Also sie könnte, wenn sie die Regierung und das Parlament hinter sich bringt.

    Die sauberste Lösung wäre ein neues Atomgesetz


    Mit freundlichen Grüßen

    Wolfgang_AW
    „Es hat sich bewährt, an das Gute im Menschen zu glauben, aber sich auf das Schlechte zu verlassen.“

    (Alfred Polgar)

    Offline PLUS

    • Forenmitglied
    • Beiträge: 3.319
    • Karma: +6/-6
    Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
    « Antwort #140 am: 30. März 2011, 12:37:08 »
    Zitat
    Original von Wolfgang_AW
    Zitat
    Orginal von Plus
    Es macht unter der Risikobetrachtung wirklich wenig Sinn, wenn Deutschland alleine aus der Atomkraft aussteigen würde.
    Gerade das macht Sinn. Jedes abgeschaltete AKW reduziert auch das europäische Restrisiko.
      Warum das
    gerade Sinn machen sollte, wird mit dem Nachfolgenden nicht deutlich und erschliesst sich mir nicht. Mit jedem AKW das abgeschaltet wird reduziert sich das Risiko, ja was denn sonst? Eine Binsenweisheit! Wie das beim Ersatz aussieht ist dann die nächste Frage, die möglichst global beantwortet werden muss.  Ebenso ist eine Binsenweisheit, dass Naturkatastrophen und Radioaktivität sich nicht an Ländergrenzen halten. Tschernobyl liegt nicht in Deutschland, die Radioaktivität erreichte auch Deutschland und viele Regionen Europas. Es bedarf einer insgesamten Antwort, wie wir unseren Energiebedarf möglichst klein halten und wie wir ihn dann decken. Diese Frage gehört zum existenziellen Bereich, der nicht weiter zum Geschäftemachen missbraucht werden darf. Keine Frage ist, Energie, die wir nicht verbrauchen, ist wohl risikofrei und am umweltfreundlichsten.

    Wenn der Profit stimmt, weil wir weiter Strom von ausländischen Atom- und Kohlestromproduzenten beziehen, entsteht kein Druck und keine Veranlassung da irgendetwas abzuschalten. Oder sind ausländische AKW jetzt auch noch sicherer oder die Umweltbelastung mit Schadstoffen durch Kohleverbrennung jetzt plötzlich zu vernachlässigen? Nur am Rande, bei Kohle gibt es ganz andere Risiken, aber selbst da ist Radioaktivität im Spiel.
     
    Es kommt jetzt darauf an, wie wir die Energiewende endlich vorantreiben. Die Endlagerfrage ist jetzt bestmöglichst zu lösen. Die politischen Spielchen müssen beendet werden, keine einzige Partei hat sich da bisher Lorbeeren verdient, auch der Kritikführer Trittin sollte sich da mangels Leistung zurückhalten. Es gibt neben der Kernkraft weitere Risiken. Die Ziele sind bereits sehr gut im EnWG vorgegeben: Die möglichst sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente und umweltverträgliche leitungsgebundene Versorgung der Allgemeinheit.

    Es wurden einige Ziele gewaltig vernachlässigt und das ist beim Umstieg jetzt nicht auch noch auszuweiten sondern zu korrigieren. Wenn in Deutschland weiter Milliarden verschwendet werden und jetzt wieder Katastrophengewinnler und ihr Umfeld ihren geförderten Reibach machen dürfen, wird das nichts werden. Wie man den Medien entnehmen kann, geht es leider bereits wieder verstärkt in diese Richtung. Wenn das nicht gestoppt wird, wird das Ganze nichts werden. Hoffentlich kommt da aus Europa mehr, der  EU-Kommissar für Energie ist gefordert![/list]

    Offline superhaase

    • Forenmitglied
    • Beiträge: 4.098
    • Karma: +7/-6
    • Geschlecht: Männlich
    Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
    « Antwort #141 am: 30. März 2011, 12:44:48 »
    Zitat
    Original von PLUS
    Zitat
    Original von Wolfgang_AW
    Zitat
    Orginal von Plus
    Es macht unter der Risikobetrachtung wirklich wenig Sinn, wenn Deutschland alleine aus der Atomkraft aussteigen würde.
    Gerade das macht Sinn. Jedes abgeschaltete AKW reduziert auch das europäische Restrisiko.
      Warum das
    gerade Sinn machen sollte, wird mit dem Nachfolgenden nicht deutlich und erschliesst sich mir nicht. Mit jedem AKW das abgeschaltet wird reduziert sich das Risiko, ja was denn sonst? Eine Binsenweisheit!
    Ach ...
    bemerken Sie denn nicht Ihren Widerspruch zu Ihrer ersten Aussage?

    Wolfgang_AW wollte nur deutlich machen, das Ihre erste Aussage nicht richtig war.
    8) solar power rules

    Offline RR-E-ft

    • Rechtsanwalt
    • Forenmitglied
    • ***
    • Beiträge: 17.078
    • Karma: +15/-2
    • Geschlecht: Männlich

    Offline Wolfgang_AW

    • Forenmitglied
    • Beiträge: 1.368
    • Karma: +12/-9
    Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
    « Antwort #143 am: 30. März 2011, 13:49:33 »
    @Plus

    superhaase hat\'s Ihnen bereits erklärt.

    Ich wiederhole gerne: Jedes abgeschaltete AKW reduziert das Restrisiko. In Deutschland, als auch in Europa.

    Das stellen Sie nicht in Abrede. Na also, mehr wollte ich nicht ausdrücken.

    Wenn das so ist, dass die Abschaltung jedes AkW\'s das Restrisiko mindert, dann bleibt doch die Frage weshalb der alleinige Ausstieg Deutschlands keine Sinn machen soll?
    Hierin besteht Ihr Widerspruch.

    Im weiteren Verlauf meines Beitrages verdeutliche ich, dass trotz der Abschaltung noch genügend Restrisiko verbleibt, mit dem noch jahrelang umgegangen werden muss.

    Dass der Ausstieg eine Herausforderung wird stellt hier doch keiner in Abrede, da rennen Sie doch offene Türen ein. Auch dass die Kürzung der PV-Förderung nicht stringent genug erfolgte ist hier doch Konsens.

    Dass Deutschland nicht von heute auf morgen nicht zur CO2-freien Zone werden kann, ist ebenso klar.

    Nun sollte eben versucht werden, den verträglichsten Weg zu finden. Vielleicht gerät auch wieder die Förderung kleinerer Einheiten (zB BHKW) ins Blickfeld. Einfach und billiger wird es erst Mal überhaupt nicht.

    Ach nochwas - dafür, dass sich Ihnen manches nicht erschließt, will ich nicht verantwortlich gemacht werden, daran müssen Sie selbst arbeiten. ;)

    Mit freundlichen Grüßen

    Wolfgang_AW
    „Es hat sich bewährt, an das Gute im Menschen zu glauben, aber sich auf das Schlechte zu verlassen.“

    (Alfred Polgar)

    Offline PLUS

    • Forenmitglied
    • Beiträge: 3.319
    • Karma: +6/-6
    Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
    « Antwort #144 am: 30. März 2011, 14:39:49 »
    Zitat
    Original von Wolfgang_AW
    superhaase hat\'s Ihnen bereits erklärt.

    Ich wiederhole gerne: Jedes abgeschaltete AKW reduziert das Restrisiko. In Deutschland, als auch in Europa.

    Das stellen Sie nicht in Abrede. Na also, mehr wollte ich nicht ausdrücken.

    Wenn das so ist, dass die Abschaltung jedes AkW\'s das Restrisiko mindert, dann bleibt doch die Frage weshalb der alleinige Ausstieg Deutschlands keine Sinn machen soll?

    Hierin besteht Ihr Widerspruch.
      @Wolfgang_AW, ich habe Ihnen das ausfühlich erklärt, man kann das nachlesen. Der alleinige Ausstieg Deutschlands macht keinen Sinn! Das Restrisiko aus der Kernkraftnutzung besteht dann unverändert weiter! Wenn man den Ausstieg wirklich will, muss man dafür sorgen, dass Kernkraftstrom eingespart oder ersetzt und damit überflüssig wird. Ich habe das auch schon mal am Schweizer Beispiel begründet. Wenn wir den \"ÖKO\"-Wasserstrom dort nicht abkaufen würden, bestünde für die Schweizer weniger Veranlassung AKWs zu betreiben oder gar neue AKWs zu bauen. Für Importkohlekraftwerke, die die Schweizer im Ausland bauen, so zum Beispiel bei uns am Nordseestrand, gilt das ähnlich. Selbst die Alpenrepublik Österreich hat trotz hervorragender EE-Bedingungen zwar kein AKW im Betrieb, bezieht aber immer noch Atomstrom. Der Beschluss über die Ablehnung von Kernkraft (AKW Zwentendorf ging nie in Betrieb) stammt immerhin bereits aus dem Jahr 1978!

      Ich bleibe dabei, es macht keinen Sinn, hier die AKWs abzuschalten und sie jenseits der Grenzen weiter zu betreiben. Atomstrom abzulehnen und Strom dann von dort zu beziehen wo AKWs betrieben werden oder gar aus originären AKW-Quellen, kommt mir ein wenig einfältig daher. Was sich hier wem nicht erschließt, lasse ich mal beiseite, vielleicht wird damit beim einen oder anderen lediglich die Ideologie bedient, das mag ja zur Befriedigung beitragen, eine Lösung ist das nicht.

    Offline RR-E-ft

    • Rechtsanwalt
    • Forenmitglied
    • ***
    • Beiträge: 17.078
    • Karma: +15/-2
    • Geschlecht: Männlich
    Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
    « Antwort #145 am: 30. März 2011, 14:50:22 »
    Es ist falsch, dass das Risiko bei einem Ausstieg Deutschlands unverändert weiterbestünde. Es minimiert sich.
    Die Gefährdung von Bremen und Bremerhaven ergibt sich etwa vorrangig aus den Atomkraftwerken vor den Toren der Stadt.
    Und es minimiert sich für die dortige Bevölkerung, wenn diese Anlagen stillgelegt werden.
    Gerade weil es sich minimiert, hat die Bundesregierung schließlich auch das \"Moratorium verfügt\", wenn auch auf zweifelhafter rechtlicher Grundlage.
    Wenn andere europäische Länder auch aussteigen, minimiert es sich weiter, strebt immer weiter gegen Null, bis es hoffentlich  irgendwann einmal abgeklungen ist.

    Einfältig erscheint die Überlegung, nicht auszusteigen, wenn die Franzosen nicht aussteigen, weil die Franzosen jedenfalls nicht aussteigen, wenn die Deutschen nicht aussteigen....
    Deutschland ist in überschaubarer Frist in der Lage, den Atomstrom zu ersetzen, ohne dass es deshalb notwendig teurer werden muss.

    Durch Modernisierung bestehender Anlagen können zudem deren Primärenergieverbrauch und deren Emissionen deutlich verinngert werden, Beispiel E.ON- Heizkraftwerk in Jena

    Offline PLUS

    • Forenmitglied
    • Beiträge: 3.319
    • Karma: +6/-6
    Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
    « Antwort #146 am: 30. März 2011, 15:09:45 »
    Solange der verbrauchte Strom weiter aus  Produktionen mit Risiken stammen strebt nichts gegen Null. Das Territorium ist nicht relevant. Radioaktivität, Schadstoffe, Naturkatastrophen  nehmen darauf keine Rücksicht! Auch \"rechtliche Grundlagen\" ändert daran nichts.

    Offline RR-E-ft

    • Rechtsanwalt
    • Forenmitglied
    • ***
    • Beiträge: 17.078
    • Karma: +15/-2
    • Geschlecht: Männlich
    Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
    « Antwort #147 am: 30. März 2011, 15:13:30 »
    Natürlich geht das Abschalten mit einem geänderten Energieträgermix einher. Es ist doch keinesfalls so, dass in Deutschland nicht mehr erzeugter Atomstrom jedenfalls durch Atomstrom ersetzt wird, der lediglich andernorts produziert wird. Schon diese Grundannahme ist doch bei Lichte betrachtet Unfug.

    Und natürlich sind die Risken aus dem Betrieb von Atomkraftwerken auch regional zu verorten, so wie vor den Toren Bremens und Bremerhavens, weshalb es auch einen Gefährdungsatlas dazu gibt.
    Wenn die dortigen Meiler vom Netz gehen, sind die Menschen dort jedenfalls weniger gefährdet als beim Weiterbetrieb dieser Anlagen.

    Offline PLUS

    • Forenmitglied
    • Beiträge: 3.319
    • Karma: +6/-6
    Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
    « Antwort #148 am: 30. März 2011, 15:29:05 »
    Zitat
    Original von RR-E-ft
    Schon diese Grundannahme ist doch bei Lichte betrachtet Unfug.
      Unfug!? Ja, wenn man immer noch in Grenzen denkt. Welcher Strom wird dann im geänderten Energieträgermix durch welchen Strom ersetzt; jetzt aber wenigstens innerhalb europäischer Grenzen?

      ... und die Risiken in Deutschland regional zu verorten gehört ja auch zum Tarnen und Täuschen der Menschen.  Die Risiken sind alle bekannt und schön eingeordnet und verortet.  Ja dann ...  8o

      PS:
      Es ist eine grenzenlose, mindestens europäische Herausforderung. Es gibt da viele Beispiele. Hier z.B. das kleine Luxemburg verbraucht mit einem Anteil von 30 % noch relativ mehr Atomstrom als Deutschland. 40 Luxemburger Bürgermeister aus dem Umkreis des
    französischen Atomkraftwerks Cattenom fordern jetzt erneut dessen Abschaltung. Auf deutscher Seite haben sich mehrere saarländische Gemeinden dem Protest angeschlossen. Woher der Ersatz kommt sagen sie nicht.

    Cattenom und seine Nachbargemeinden sind stark abhängig von dem Atomkraftwerk, das 1150 Menschen beschäftigt.  \"Wir wissen, wie die Gemeinden vor 20 Jahren aussahen und wie sie jetzt aussehen. In der Zwischenzeit sind sie gewachsen und aufgeblüht. Deshalb wird es eine schwierige Angelegenheit, sie von den Gefahren des Atomkraftwerks zu überzeugen.\"   Auch für diese Arbeitsplätze muss überzeugender Ersatz geschaffen werden um hier eine Umstimmung und einen Erfolg zu erzielen. [/list]

    Offline RR-E-ft

    • Rechtsanwalt
    • Forenmitglied
    • ***
    • Beiträge: 17.078
    • Karma: +15/-2
    • Geschlecht: Männlich
    Atomkraft in Deutschland- Was ist überhaupt noch sicher?
    « Antwort #149 am: 30. März 2011, 16:11:47 »
    Die Stromnachfrage, die in Deutschland bisher auf Atomstrom entfällt, wird durch den Wegfall der entsprechenden Erzeugungseinheiten in Deutschland nicht zwingend durch ausländische Atomkraftwerke gedeckt, sondern zunächst durch andere Erzeugungseinheiten in Deutschland und darüber hinaus auch durch im Ausland betriebene Wasser-, Kohle- und Gaskraftwerke.... Die haben auch  im Ausland nicht nur unsichere Atomkraftwerke.

    Wenn der Strompreis an der EEX wegen des Abschaltens der sieben plus eins deutschen Altmeiler gestiegen ist, dann nur deshalb, weil nach der merit-order- Preisbildung Stromerzeugungskapazitäten mit höheren Grenzkosten eingesprungen und an die Stelle der abgeschalteten Atomkraftwerke getreten sind, um die Nachfrage zu decken, was eine Änderung des Energiemixes zur Folge hat.

    Oder meinen Sie, der Preisanstieg ergibt sich daraus, dass französische Atomkraftwerke den Strom teurer produzieren als deutsche Atomkraftwerke? Das ist gewiss nicht der Fall.

    Wird Atomstrom in Frankreich zu geringeren Grenzkosten produziert als in Deutschland, dann hätte die Verschiebung der Stromnachfrage von deutschen auf französische Atomkraftwerke an den europäischen Energiebörsen nach der merit-order- Preisbildung sogar zu sinkenden Strompreisen führen müssen. Entsprechen die Grenzkosten der französischen Atomkraftwerke den Grenzkosten der deutschen Atomkraftwerke und wird die Nachfrage von deutschen Atomkraftwerken vollständig auf französische Atomkraftwerke verschoben, ändert sich am Strompreis an den europäischen Börsen nach der merit-order- Preisbildung gar nichts.

    Bitte einfach mal nachdenken, gern auch drei Monate.

    Die Experten, die davon ausgehen, dass der Atomausstieg zu höheren Strompreisen führe, begründen dies damit, dass die Stromnachfrage dann vor allem mit bereits vorhandenen Kohle- und Gaskraftwerken gedeckt werden muss, die bereits höhere Grenzkosten haben, welche sich durch eine steigende Nachfrage nach CO2- Zertifikaten noch erhöhen, weil deren Preise dann steigen würden....

    Die beiden Argumente
    a) steigende Strompreise durch einen Atomausstieg und
    b) Verschiebung der Stromnachfrage von deutschen Atomkraftwerken auf ausländische Atomkraftwerke
    sind miteinander halbwegs unvereinbar.

    Sie werden jedoch täglich munter verwirbelt.

    Und wer nun der Auffassung ist, der Atomausstieg führe hierzulande nicht zu einem Abbau der mit dem Anlagenbetrieb verbundenen Risiken, der wird schwerlich behaupten können, dass die Risken aus der Nutzung der Atomenergie in Deutschland dadurch steigen würden. Es macht schon mit Rücksicht auf sog. Sicherheitszonen im Katastrophenfall einen Unterschied, wie dicht man an der betroffenen Anlage bisher gelebt hatte.

    Wenn das unbedeutend wäre, würden Betroffene wohl nicht aus der Krisenregion um Fukushima und aus Tokio nach Osaka flüchten.
    Nun könnte einer behaupten, die Japaner flüchten nur deshalb die Nähe der Atomruinen, weil sie es nicht richtig bzw. besser  begriffen hätten.

     

    Bund der Energieverbraucher e.V. | Impressum & Datenschutz