Die Stromnachfrage, die in Deutschland bisher auf Atomstrom entfällt, wird durch den Wegfall der entsprechenden Erzeugungseinheiten in Deutschland nicht zwingend durch ausländische Atomkraftwerke gedeckt, sondern zunächst durch andere Erzeugungseinheiten in Deutschland und darüber hinaus auch durch im Ausland betriebene Wasser-, Kohle- und Gaskraftwerke.... Die haben auch im Ausland nicht nur unsichere Atomkraftwerke.
Wenn der Strompreis an der EEX wegen des Abschaltens der sieben plus eins deutschen Altmeiler gestiegen ist, dann nur deshalb, weil nach der merit-order- Preisbildung Stromerzeugungskapazitäten mit höheren Grenzkosten eingesprungen und an die Stelle der abgeschalteten Atomkraftwerke getreten sind, um die Nachfrage zu decken, was eine Änderung des Energiemixes zur Folge hat.
Oder meinen Sie, der Preisanstieg ergibt sich daraus, dass französische Atomkraftwerke den Strom teurer produzieren als deutsche Atomkraftwerke? Das ist gewiss nicht der Fall.
Wird Atomstrom in Frankreich zu geringeren Grenzkosten produziert als in Deutschland, dann hätte die Verschiebung der Stromnachfrage von deutschen auf französische Atomkraftwerke an den europäischen Energiebörsen nach der merit-order- Preisbildung sogar zu sinkenden Strompreisen führen müssen. Entsprechen die Grenzkosten der französischen Atomkraftwerke den Grenzkosten der deutschen Atomkraftwerke und wird die Nachfrage von deutschen Atomkraftwerken vollständig auf französische Atomkraftwerke verschoben, ändert sich am Strompreis an den europäischen Börsen nach der merit-order- Preisbildung gar nichts.
Bitte einfach mal nachdenken, gern auch drei Monate.
Die Experten, die davon ausgehen, dass der Atomausstieg zu höheren Strompreisen führe, begründen dies damit, dass die Stromnachfrage dann vor allem mit bereits vorhandenen Kohle- und Gaskraftwerken gedeckt werden muss, die bereits höhere Grenzkosten haben, welche sich durch eine steigende Nachfrage nach CO2- Zertifikaten noch erhöhen, weil deren Preise dann steigen würden....
Die beiden Argumente
a) steigende Strompreise durch einen Atomausstieg und
b) Verschiebung der Stromnachfrage von deutschen Atomkraftwerken auf ausländische Atomkraftwerke
sind miteinander halbwegs unvereinbar.
Sie werden jedoch täglich munter verwirbelt.
Und wer nun der Auffassung ist, der Atomausstieg führe hierzulande nicht zu einem Abbau der mit dem Anlagenbetrieb verbundenen Risiken, der wird schwerlich behaupten können, dass die Risken aus der Nutzung der Atomenergie in Deutschland dadurch steigen würden. Es macht schon mit Rücksicht auf sog. Sicherheitszonen im Katastrophenfall einen Unterschied, wie dicht man an der betroffenen Anlage bisher gelebt hatte.
Wenn das unbedeutend wäre, würden Betroffene wohl nicht aus der Krisenregion um Fukushima und aus Tokio nach Osaka flüchten.
Nun könnte einer behaupten, die Japaner flüchten nur deshalb die Nähe der Atomruinen, weil sie es nicht richtig bzw. besser begriffen hätten.