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Autor Thema: Kohle- oder Ölpreisbindung bei EON!!!  (Gelesen 5008 mal)

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Kohle- oder Ölpreisbindung bei EON!!!
« am: 05. Oktober 2005, 10:03:09 »
@Alle

Wie es Eon eben gefällt

Plus Minus gesehen? (von M.Houben)
http://www.daserste.de/plusminus/beitrag_dyn~uid,qb1rr9dieuiw8h3m~cm.asp

Mal was neues von Eon, die Ölpreisbindung ist offensichtlich nicht die einzige...


Was wird Eon uns noch alles erzählen, oder wurden die \"Gebrüder Grimm\" bei Eon verpflichtet???

mfg
im

Offline RR-E-ft

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Kohle- oder Ölpreisbindung bei EON!!!
« Antwort #1 am: 05. Oktober 2005, 15:03:48 »
@im

Schon der Volksmund weiß:

Not macht erfinderisch.

Der Witz ist doch, dass der Erdgasabsatz noch viel besser gesichert wäre, wenn die HEL- Bindung nicht besteht.

Mögen die Heizölpreise steigen. Die Kunden nehmen demgegenüber lieber günstiges Erdgas, welches sich weniger verteuert.

Vielleicht kämen dann auch die Heizölhändler ins Grübeln und würden ihren Brennstoff notgedrungen günstiger anbieten, statt vollständig vom Markt zu verschwinden.


Zudem:

Woher sollten die Förderländer wissen oder kontrollieren, an wen Ruhrgas das Erdgas für welche Zwecke weiterverkauft? Was sollte das auch interessieren?

Es ist deshalb doch wohl eher wahrscheinlich, dass das Einheits- Erdgas zu einem Einheitspreis importiert wird, um hiernach lediglich den Kunden diese unsinnige Preisspaltung zu erklären.

Man stelle sich im Supermarkt unterschiedliche Preise für ein und das selbe Produkt vor, abhängig davon, wofür es der Kunde für sich später verwenden will....

Unvorstellbar!

Weil es auch gar nicht funktionieren kann:

Die Kunden würden \"betuppen\", und nur den günstigen Preis zahlen.


Ich glaube nicht, dass im Ruhrgas- Bezugsvertrag eine definierte Teilmenge an den HEL-Preis Rheinschiene gekoppelt ist.

Dann müssten wohl auch energiehungrige Chinesen und Inder sich ständig diese Heizölreferenzwerte von destatis übermitteln lassen....

Wer sollte dabei die Ruhrgas kontrollieren, ob die HEL- etikettierte Teilmgenge nicht viel zu klein bemessen ist im Gegensatz zu einer Teilmenge, die an den Kohlepreis gekoppelt ist, um die eigenen Margen immer weiter zu erhöhen.....

Das lässt sich doch überhaupt nicht kontrollieren. Es sei denn E.ON Ruhrgas legt offen, welche Teilmengen sie exakt mit welchen konkreten Preiskopplungen bezieht.

Eher veröffentlicht wohl Coca Cola das Rezept seines Erfolges.


Wahrscheinlich gibt es nur eine einzige Preisformel für alles, ohne das ersichtlich wäre, wie diese \"gestrickt\" ist. Diese ergibt dann die Entwicklung der Erdgasimportpreise, ohne dass ein direkter Bezug zu den HEL-Preisen überhaupt hergestellt werden kann.

Dann wäre alles von Anfang an nur ein großer Zauber des Marktbeherrschers, der zudem Sitz und Stimme im Aufsichtsrat der Gazprom hat.



 

Wenn E.ON in eigenen Kraftwerken preisstabiles Erdgas einsetzt, stellt sich die Frage, was der Grund für steigende Strompreise sein sollte (energiehungrige Chinesen und Inder).

Von dem Energiehunger und dessen angeblichen Auswirkungen sollen indes nur Stadtwerke und deren Haushaltskunden betroffen sein, wohingegen für den eigenen Gasbezug der Konzerne hiervon nichts zu spüren sein soll.

Wenn Stadtwerke diesen offensichtlichen Humbug immer noch nicht erkennen und sich hiergegen ggf. mit Hilfe des Bundeskartellamtes zur Wehr setzen, ist die Frage zu stellen, ob die Geschäftsführungen überhaupt noch tragfähig sind.

Wer sich \"betuppen\" lässt, muss die Folgen selbst tragen- ggf. persönliche Haftung der Verantwortlichen - und kann die daraus entstehenden Schäden selbstredend nicht bei den monopolgebundenen Kunden sozialisieren.

Zudem vesrtößt eine Duldung dieser Praxis durch Stadtwerke gegen die Verpflichtung aus §§ 1, 2 Abs. 1 EnWG zu einer preisgünstigen Versorgung (laut BGH: \"so billig wie möglich\"), stellt also einen Rechtsbruch dar.


Sollten Ferngasgesellschaften nur mit HEL- Preisbindung anbieten, wäre auch dies ein unzulässiges Kartell zu Lasten der Stadtwerke als Abnehmer.

Wie sollte ein Erdgashändler im Wettbewerb einkaufen, der noch nicht weiß, ob seine potentiellen Kunden ein Kraftwerk betreiben werden oder aber eine Eigenheimsiedlung mit Gas versorgen?

Man müsste also zunächst wissen, wer die eigenen Kunden sein werden, um erst hiernach mit einem Lieferanten über den eigenen Bezugspreis zu verhandeln.

Dann kann man jedoch seine eigenen Preise gar nicht zuvor kalkulieren und deshalb auch noch keinem Kunden ein Preisangebot unterbreiten.

Somit weiß man noch gar nicht sicher, ob die Kunden, für die man gerade mit einem Vorlieferanten verhandelt hat, tatsächlich Kunden werden, weil man erst hiernach den eigenen Preis nennen kann.....

Der muss diesen potentiellen Kunden aber nicht passen.
So ginge das Drama immer wieder von vorn los.

Keine Chance für den Wettbewerb!

Der Erdgasmarkt ist ein Produktmarkt.

Erdgasimporteure, Ferngasgesellschaften und Ortsversorger können nur ein einziges Gut auf dem Markt nachfragen: Erdgas und nicht etwa \"Wärme\".

Zum Beispiel ein Ortsversorger benötigt nun einmal nur Erdgas und nichts anderes, um seine eigenen Kunden versorgen zu können.

Er kann keinesfalls auf einen anderen \"Wärmeträger\" umstellen.

Der Ortsversorger braucht das gleiche Erdgas ebenso wie der Kraftwerksbetreiber oder der Industriekunde.

Über Angebot und Nachfrage muss sich deshalb ein Marktpreis herausbilden, der dazu führt, dass eine entsprechend über den Marktpreis Preis gesteuerte Allokation (Zuteilung) erfolgt.

Sonst kaufen die zu niedrigen Preisen versorgten Nachfrager den anderen das gesamte Erdgas schlicht weg und die anderen kommen nicht zum Zuge oder nur zu immer höheren Preisen, weil sich nur das Angebot in dieser Kundengruppe besonders stark selbst verknappt, nicht so jedoch aber auf dem Markt überhaupt.

Somit ständen Fehlallokationen zu besorgen, welcher die Marktpreisbildung über Angebot und Nachfrage gerade entgegen wirken soll:

Kraftwerke und Industrie könnten zu unbekümmerten Verschwendung neigen, während dessen Verbraucher selbst bei effizientester Energienutzung mit weiter dramatisch steigenden Preisen konfrontiert werden, zwar Energie einsparen können, aber kein Einsparpotential bei den Aufwendungen für den Energiebezug selbst (Rechnungsbetrag) haben.

Ein Phänomen, das viele Haushalte schon heute bei sich beobachten.  

Zur Steuerung der Allokatation eines knappen Gutes  kann man auch nicht etwa auf die Preisentwicklung von \"Konkurrenzenergien\" abstellen, zumal wenn deren Preise sich vollkommen unterschiedlich entwickeln und absehbar entwickeln müssen (bestimmt durch Raffeneriekapazitäten, Mix der Raffenerieprodukte etc.).


Ersichtlich ist, dass die weltweit steigende Nachfrage nach Erdgas sich nur für Stadtwerke und Haushaltskunden immer dramatischer auswirkt, keinesfalls ebenso jedoch für Kraftwerke und Industriekunden.

Hieran wird sich nichts ändern.

Die Preisschere wird sich ohne sachlichen Grund immer weiter öffnen

Erdgas muss einen eigenen Marktpreis haben, unabhängig von Kohle, Öl oder abenteuerlicher Renditeerwartung eines Marktbeherrschers.


Vielleicht eine Idee:

Kein Stadtwerk ist daran gehindert, als \"Patomkinsches Dorf\" eine Kraftwerksfassade hochzuziehen, um dahinter lediglich eine Verteilerstation zu verstecken.

Von außen kann das wohl niemand erkennen.


Auch Kunden mit Mini-BHKW (etwa  www.ecopower.de ) sollten dringend  heraustellen, dass sie tatsächlich Kraftwerksbetreiber sind und regelmäßig auf schweres Heizöl oder Kohle umstellen könnten- was man in der Praxis jedoch bestimmt nicht tun sollte.

Dann müsste man auch diesen eine andere Preiskopplung anbieten, so wie den konzerneignenen Stromproduzenten (Wettbewerber).

Schließlich gibt es  ein kartellrechtliches Diskrimnierungsverbot für marktbeherrschende Unternehmen.

Und tatsächlich:

Wollte man das aufgrund weltweit steigender Energienachfrage  tatsächlich knapper werdende Erdgas effizienter zur Strom- und Wärmeproduktion einsetzen, müsste man es wohl in einer stark  wachsenden Zahl dezentraler Erzeugungsanlagen gleichzeitig in Strom und Wärme umwandeln, nicht jedoch in-  im Gegensatz dazu - ggf. ineffizienteren Großkraftwerken.

Längst bestehen Überlegungen, viele kleine dezentrale Erzeugungsanlagen zu einem \"virtuellen\" Kraftwerk zu verbinden.

Hierzu muss das verfügbare Erdgas gerade für die dezentralen Erzeugungsanlagen erschwinglich sein, darf also nicht für die konzerneigenen Kraftwerke über die derzeitige Preisbildung subventioniert werden.    

Bisher sieht es so aus, als wenn die privaten Verbraucher das Erdgas für die konzerneigene Strom- und Wärmeproduktion schon subventionieren, um hinterher wegen \"weltweit gestiegener Nachfrage, Schuld wie immer: Inder und Chinesen\" nochmals mit drastisch steigenden Fernwärme- und Strompreisen von den Konzernen zur Kasse gebeten zu werden.


Prekär dabei:

Die weltweit steigende Nachfrage kann über die Bezugskosten für die größten Nachfrager für diese nicht das notwendige Preissignal setzen, welches für Einsparungen und Effizienzsteigerungen unabdingbar notwendig ist.


Ohne dass das Preissignal auf die konzerneigenen Kraftwerke stark genug wirken kann, wird die gestiegene Energienachfrage nur dazu benutzt, den Verbrauchern Strom und Fernwärme mit dieser Begründung teurer zu verkaufen und damit die eigenen Gewinne zu erhöhen.

Wir errinnern uns:

Gewinn = Erlöse - Kosten.

Steigen die Erlöse (Preis * Absatzmenge) schneller als die Produktionskosten, steigt also der Gewinn.

Diese Gewinnsteigerung ist mit keinerlei Anstrengungen um eine steigende Energieeffiziens in den Kraftwerken verbunden und somit nicht wirklich verdient, sondern ein reiner Mitnahme- Effekt (windfall profit oder Gewinne der scheinbar vom Himmel fällt).  

Der Verbraucher hingegen unternimmt große Anstrengungen beim Dämmen etc. pp. und kann doch am Ende keine finanziellen Einsparungen als Lohn seiner Anstrengungen - auch im Sinne des Allgemeinwohls hinsichtlich der Klimaproblematik - verzeichnen.


Gesamtwirtschaftlich wohl überaus misslich.




Freundliche Grüße
aus Jena




Thomas Fricke
Rechtsanwalt

 

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