Jetzt wird die Diskussion schon ein wenig sachlicher.
derjenige den Sinn und Zweck einer Belastung nachvollziehbar und überzeugend nachzuweisen, der davon profitiert
Ja - aber ich behaupte, vom ökologischen Umbau unseres Energiesystems profitieren wir alle, müssen also die Beweislast nicht auf wenige abwälzen. Wir können definitiv so nicht weitermachen wie bisher mit unserer zentralen Energieerzeugung durch Verbrennung.
Riskolose Geldanlage, Dachsparkkonto, sicher wie ein Bundesschatzbrief aber vierfache Rendite
Ein Bundesschatzbrief ist (wie lange noch ...) definitiv risikoloser; ein PV-Anlagenbetreiber hat durchaus Risiken - teilweise kann man die gegen Bezahlung absichern (über Allgefahrenversicherungen oder Produktgarantieverlängerungen), teilweise aber auch nicht (siehe Prozesse um mangelhaft installierte Anlagen, etc.). Und die \"vierfache Rendite ggü. Bundesschatzbriefen\" ist eine nicht belegte Behauptung - siehe oben: mit einer finanzmathematischen Rendite-Kalkulation kommt man bei dreifachem Kosten-Vergütungsrückfluss in den 20 Jahren auf Renditen von 5-6%. Ein Bundesschatzbrief hat derzeit Renditen von 2,5-3%. Dann sind wir also nicht bei einem Faktor vier, sondern zwei. Dazu kommt noch: Die Investition in eine PV-Anlage ist praktisch für immer \"immobil\", ein Bundesschatzbrief hat eine deutlich kürzere Laufzeit, danach ist man wieder flüssig. Diese Tatsache rechtfertigt ebenfalls einen gewissen Renditeaufschlag.
Aber auch ich bin ja durchaus der Meinung: Derzeit ist die PV-Rendite zu hoch. Und genau deshalb soll die Förderung zusätzlich reduziert werden.
Begünstigung und Preistreiberei im Bereich der Grundbedürfnisse
Die Photovoltaik ist in der Herstellung zunächst mal nicht \"günstig\". Das liegt (auch) an den kleinen Mengen, die hergestellt wurden. Man kann zwar kostengünstiger produzieren, wenn man sich viel Mühe um die Prozesse gibt, wenn aber kein Massenmarkt entsteht, bleibt die solare kWh einfach teuer und Nischen vorbehalten. Aus eigener (zurückliegender) Erfahrung in der Forschung weiß ich, dass man sich in der Vergangenheit enorm darum bemüht hat, Solarzellen kostengünstig fabriziert zu bekommen. Richtige Kostenreduzierungen entstehen aber nur durch die Masse, wenn Fertigungslinien ausgelastet sind und auch ein entsprechend lukrativer Markt für die erforderlichen Produktionsanlagen entstanden ist. Das war bei Speicherchips nicht anders - nur dass man dort alleine über die stetige Flächenreduzierung Größenordnungen zunehmend günstiger produzieren kann.
Wenn überhaupt, dann ist das eine Frage, die die gesamte Gesellschaft beantworten und tragen muss
Genau das ist mein Credo: Ökologisch gewollt (weil es nicht viele Alternativen gibt und die vorhandenen alle zur zukünftige Energieerzeugung beitragen müssen), alle profitieren durch eine sauberere Zukunft (ohne Atommüll, der schon nach wenigen Jahren wieder umgebettet und ständig bewacht werden muss). Alle müssen da auch mittragen (ich höre Sie schon wieder \"schreien\"), nicht nur die wenigen \"Öko-Freaks\", die Zusatz-Cent-Aufschläge zu zahlen bereit sind, aber dadurch mangels Masse nur absolut unwesentlich den Systemumbau unterstützen können.
Es betrifft auch nicht nur die Deutschen, die ja auf keiner Insel leben. Einsame exponierte Entscheidung werden scheitern.
Das ist absolut korrekt - die Deutschen haben Anfang der 90er Jahre ein 1000-Dächer-Programm gehabt, die Japaner haben uns dann vorgemacht, wie man das aufsetzen muss (Programm \"100000 Dächer\"), wenn man ernsthaft am Durchbruch dieser Technologie interessiert ist.
So wurde das in den 90er Jahren diskutiertErst mit dem EEG-Ansatz kam ein gewisser Durchbruch und die Anlagekosten sinken tatsächlich. Diese Förderung gibt es in allen unserer Nachbarländern. In Spanien wird sogar noch stärker gefördert: die über 25 Jahre garantierte kWh-Vergütung wächst Jahr für Jahr mit (Inflationsschutz), und nach 25 voll geförderten Jahren wird anschließend noch eine Vergütung in Höhe von 80% der zuletzt gezahlten Vergütung garantiert. Wir fördern die PV in Deutschland also nicht isoliert und befinden uns nicht an der Spitze der Vergütungsmodelle wieder. Meine Behauptung: Ohne diese EEG-Förderung wäre die Photovoltaik noch ein teures \"Spielzeug\". Und ich bin überzeugt, dass wir die Photovoltaik in der Zukunft unbedingt benötigen zu unserem eigenen Schutz vor Katastrophen und vor Abhängigkeiten von immer mehr Zentralismus in der Energieerzeugung (Beispiel Kernfusion).
Und um noch einmal die in Ihrer Argumentation zu wenig betrachtete Wirkung der langen Zeiträume zu bemühen: Eine heute mit 39,14 ct bezahlte solare kWh wird bei einer jährlichen Strompreissteigerung von 5% (viele gehen von deutlich höheren Steigerungen aus) in 20 Jahren effektiv für dieselbe heute installierte Anlage nur noch mit 14,75 ct vergütet. Anders ausgedrückt: Der Strompreis wird unter diesen Randbedingungen von 21 ct/kWh auf 56 ct/kWh steigen, die Förderung wird aber für die Altanlage immer noch bei 39,14 ct liegen. Wenn man von einer 8%igen Stromkostensteigerung ausgeht, wird die kWh dann 98 ct kosten. Die Förderung ist dann nicht mehr so attraktiv, wie das hier häufig unterstellt wird. In Spanien dagegen wächst die Förderung Jahr für Jahr mit dem Alter der Anlage und der Inflation mit.
Solarenergie wird sicher einen Beitrag leisten, das hat aber wieder mit dieser überzogenen Förderung nicht viel zu tun. Die deutsche PV-Förderung ist eine Umverteilung zu Lasten der Verbraucher ohne dass sie an der künftigen europäischen oder globalen Energieversorgung signifikant etwas positiv beinflussen könnte, egal wie die Versorgung in 10 oder 20 Jahren aussehen wird.
Das sehe ich eindeutig anders: Die Förderung war und ist nötig, wenn auch in reduzierter Höhe, keine Frage. Und diese Förderung und Umverteilung (ich sehe eher eine Gleichverteilung auf alle Schultern) wird die europäische und globale Energieversorgung signifikant positiv beeinflussen.
Was sich rechnet findet auch Investoren. Wo das keinen Sinn macht, wird diese Förderung daran langfristig nichts ändern. Es ist eher zu vermuten, dass sie die beste Entwicklung nur behindert
Das wäre absolut korrekt, wenn die Förderung über Jahrzehnte dort bleiben würde, wo sie begonnen hat (>1DM/kWh). Aber sie wird stetig heruntergefahren. Das muss aber mit dem Maß geschehen, mit dem sich ununterbrochen Investoren finden lassen, eben weil es sich rechnet. Ohne diese Förderung rechnet sich die Photovoltaik noch (!) nicht und würde sich mangels Massenproduktion auch nie rechnen. Und jetzt sind wir wieder am Ursprung: Ja, die Photovoltaik ist politisch und ökologisch gewollt und nur deshalb wird die Herstellkostensenkung so stark gefördert. Die Förderung muss irgendwann komplett wegfallen, da sind sich alle einig. Das wird der Zeitpunkt sein, wenn sich die Technologie auch ohne gelenkte Vergütung rechnet, und dann finden sich auch ohne Förderung genügend Investoren, um die Erschließung dieser Energiequelle weiter zu tragen.
Die zwanzigjährige garantierte Einspeisung, dazu mit Preisgarantie, hat ja mit einer Anschubfinanzierung nicht viel gemein
Das ist nach meinem Verständnis nicht korrekt: Erst durch diese garantierte Einspeisevergütung rechnet sich die Investition (siehe oben, mit 5, 6 oder 7% Rendite). \"Anschubfinanzierung\" heißt das in meinen Augen, weil wir erst am Anfang der Einführung der Photovoltaik global gesehen sind (es ist keine individuelle Anschaffungsförderung). Diese Anschubfinanzierung für die PV-Technologie (nicht Anschub für das Individuum) wird Jahr für Jahr reduziert und fällt irgendwann weg. Und wie oben erwähnt: die \"zwanzigjährige Preisgarantie\" ist eigentlich eine eingebaute jährliche Vergütungsreduktion. Entscheidend ist aber, wie hoch ist die Rendite der Investition in eine PV-Anlage im Verhältnis zum Risiko.
Ist es gerechtfertigt, diese mehrstellige Milliarden-Belastung alleine den Stromverbraucher zahlen zu lassen?
Wenn das politisch und ökologisch gewollt ist: Ja. Stromverbraucher sind wir alle ohne Ausnahme. Und Nutznießer einer später ökologischen Energieerzeugung sind wir auch alle (sei es über sauberere Flüsse, über CO2- und rußärmere Luft, um wegfallende \"Endlager\", oder weniger Klimaerwärmung). Die Frage kann man aber je nach politischer und ökologischer Einstellung unterschiedlich beantworten.
Mit was ist die im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energieen extreme Förderung der PV-Anlagen denn gerechtfertigt?
Damit, dass ganz objektiv die Photovoltaik noch weiter von der Wirtschaftlichkeit weg ist als z.B. die Wind- oder Wasserenergie. Und damit, dass man davon überzeugt ist, dass die größere Massenfertigung eine Wirtschaftlichkeit der Technologie in absehbarer Zeit ermöglicht. Davon bin ich überzeugt, davon sind die Entscheidungsträger offenbar überzeugt. Wer das nicht ist, kommt selbstredend zu einem anderen Schluss.