Jenaer Verbraucher sparenZahlungsrückstände, alle Sparten betrachtet? - Das könne und wolle er nicht genau beziffern, sagte Frank Schöttke. Und was sei denn genau ein Rückstand? - Da gebe es bei Zahlfälligkeit zum 30. Januar natürlich am 1. Februar ein größeres Loch als am 3. und 4. Februar. Auf alle Fälle verschickten die Stadtwerke Zahlungsaufforderungen mit Zustellungskosten von insgesamt 100 000 Euro pro Monat, was bei 80 Millionen Umsatz pro Jahr sogar noch überschaubar sei.
Während das West-Ostdeutschlandgefälle beim täglichen Wasserverbrauch pro Kopf schon deutlich ist (129 zu 89 Liter), wird es beim Strom noch steiler: 3600 Kilowattstunden pro Jahr und Haushalt im Westen, 2400 im Osten, 1850 in Jena. In unserer Stadt spiele hier der hohe Fernwärme-Anteil eine Rolle, selbst in Fernwärmegebieten werde zum Teil (Lobeda-West etwa) noch mit Gas gekocht. Zudem sei im Ost die Infrastruktur jünger, erläuterte Frank Schöttke. Zudem besäßen die Ostdeutschen bei den hochwertigen technischen Haushaltsgeräte \"in aller Regel\" die moderneren, sprich: die mit dem günstigeren Energieverbrauch.
In Jene lebt sich´s bene.
Bei so sparsamen Kunden müssen sich die Stadtwerke eben etwas einfallen lassen, um an den Kunden noch mehr zu verdienen. Am einfachsten zieht man die Preise hoch.

Historisch gewachsen haben wohl ca. 800 Gaskunden der Stadtwerke, bei denen Heizung und Warmwasser über Fernwärme erfolgen, lediglich einen Gasherd an der Leitung zu hängen. Bei einem nur leichten Schwankungen unterworfenem Jahresverbrauch von ca. 300 kWh Erdgas ist der Arbeitspreis unermesslich, der Verbrauchspreis indes insgesamt geringer als der Grundpreis. Beim Grundpreis fällt dabei die teure Messung und Abrechnung ins Gewicht.
300 kWh/ Jahr kosten in der Jenaer Grundversorgung derzeit
32,97 EUR [10,99 Ct/ kWh] zzgl.
43,80 EUR/ Jahr Grundpreis.
Siehste hier.Anders gewendet verkaufen die Stadtwerke diesen Kunden, deren kleiner Jahresverbrauch gut prognostizierbar ist, wohl keinen besonderen saisonalen Schwankungen unterliegt, Erdgas zum Effektivpreis von sage und schreibe
25,59 Ct/ kWh (= 76,77 € : 300 kWh).
Bei Gazprom kostet das gleiche Erdgas im Großhandel in diesem Jahr demgegenüber
2,354 Ct/ kWh. Die Wertschöpfung zwischen deutscher Grenze und Jenaer Gasherd ist folglich mehr als bemerkenswert.
Fraglich, warum die Stadtwerke bei diesen Kunden nicht vollständig auf die Messung verzichten und statt dessen ausschließlich eine
Flatrate anbieten. Eine Sondervertrags- Flat dürfte weit günstiger ausfallen.
Es kann wohl nicht richtig sein, wenn in einem ganzen Marktsegment die Kosten der Messung und Abrechnung selbst bei Höchstpreisen für das Erdgas regelmäßig deutlich höher ausfallen als der Wert der gelieferten Ware. Es dürfte nicht ins Gewicht fallen, wenn einmal mehr gekocht wird. Da der Gasanschluss jeweils in der Küche endet, können die Leute sowieso nichts anderes anschließen als den Gasherd. Es wird sich von diesem Anschluss wohl kaum jemand einer einen Schlauch durch die Wohnung legen, um mit dem Gas zB. auch noch einen Wäschetrockner zu betreiben. Und selbst das dürfte für den Verbrauch kaum ins Gewicht fallen. Die betroffenen Kunden wären zudem wohl noch besonders froh, dass die \"unverbaubaren\" Gaszähler aus den Dielen verschwinden. Möglicherweise wäre diese Art der Versorgung bei diesem speziellen Marktsegment weit effizienter und kostengünstiger.
Was die Verantwortlichen bei den Stadtwerken darüber denken, weiß ich nicht. Womöglich hat man sich dort noch gar keine Gedanken darüber gemacht. Ja solche Flatrate- Kunden hätten es schwer, den Lieferanten zu wechseln. Dafür bräuchte man wohl wieder eine Messung oder einen auswärtigen Flatrate - Anbieter. Aber wo sollen die Kunden mit dieser speziellen Nachfrage auch schon hinwechseln? Solche Kunden will doch keiner. Andererseits: Warum sollten die Kunden überhaupt wechseln, wenn sie mit dem Angebot zufrieden sind.