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Autor Thema: Stadtwerke Kreuznach, Geschäftsbericht ./. Gaspreiserhöhung  (Gelesen 8888 mal)

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Offline Cremer

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Hallo Forum,

wiedereinmal bestätigt sich mir der Verdacht, dass die Gaspreissteigerungen unbillig sind und die Gaspreishöhe ansich überhöht ist.

Im neuen Geschäftbericht 2004

http://www.stadtwerke-kh.de/pdf/gesch_ber_2004.pdf

der Stadtwerke Kreuznach weisen diese auf Seite 15 aus, wörtlich:

Die Kosten für den Bezug von Gas sind um 11% von rund 16,6 Mio€ auf rund 14,7 Mio gesunken. Neben den Bezugspreisänderungen konnte auch die Netzsteuerung durch Senkung der Spitzenlast zu günstigeren Bezugskosten beitragen.

Klingt es da nicht wie Hohn, dass die Stadtwerke zwar zum 1.1.2004 die Gaspreise um (nur) ca. 2% gesenkt haben, aber insgesamt in 2004 um 15,5% angehoben haben??

Habe ich da was falsch verstanden??
MFG
Gerd Cremer
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Offline RR-E-ft

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Stadtwerke Kreuznach, Geschäftsbericht ./. Gaspreiserhöhung
« Antwort #1 am: 13. Juli 2005, 11:15:11 »
@Cremer

Da haben Sie wohl jemanden erwischt.

Was sagt denn die örtliche Presse dazu?


Weil wohl die Stadtwerke Bad Kreuznach nicht besser wirtschaften als andere Gasversorger, könnte dies eine Vielzahl von Unternehmen betreffen.

Geahnt hat man es ja schon länger.


Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
Rechtsanwalt

Offline Hennes

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Stadtwerke Kreuznach, Geschäftsbericht ./. Gaspreiserhöhung
« Antwort #2 am: 13. Juli 2005, 17:49:33 »
Hi,

hab den Bericht zum Anlass genommen mal bei meinem Verorger ein wenig zu stöbern und es hat mir die Zorneswut ins Gesicht getrieben:
http://www.mainova.de/uebermainova/9130_10214.jsp

Dort findet man u.A. folgendes:
Geschäftsbericht Mainova 2003, Seite 50:
„Mittel- und längerfristig rechnen wir aber mit einer zunehmend volantilen Preis- und mit einer entsprechend differzierten Marktentwicklung, der wir mit einer flexiblen, marktnahen Preis- und Produktpolitik Rechnung tragen werden. Ab dem 1. Oktober 2004 entfällt für unsere 120.000 Heizgaskunden die bisherige vertragliche Preisbindung an das Heizöl.“

Jahresabschluß 2004 S. 33:
„Trotz der etwas kühleren Witterung ist unser Gasabsatz an Dritte um 1,5% auf 21,2 Mrd. kWh gesunken; in unseren Heiz- und Heizkraftwerken (???)  haben wir 1,9 Mrd. kWh (-9,4%) Erdgas zur Strom-, Wärme- und Kälteerzeugung eingesetzt.“
\"Die Gaslieferungen an Endverbraucher (11,0 Mrd. kWh) sind um 4,6% gesunken. Der Rückgang ist fast ausschließlich auf das Eon-Kraftwerk Staudinger zurückzuführen. Der Gasverkauf an Gasversorger (10,1 Mrd. kWh) ist witterungsbedingt geringfügig gestiegen.\"

Jahresabschluß 2004 S. 35:
„Unsere Erdgaspreise sind im Jahresmittel und im Durchschnitt aller Verbrauchergruppen um 2,3 % gesunken.“

Weiter unten Seite 35:
„Nach Abzug der lediglich geringfügig erhöhten Materialaufwendungen ist unser Rohergebnis  wieder um 11 Mio. Euro gestiegen. Dabei wurden in allen Geschäftssparten deutliche Ergebnisverbesserungen erzielt. Die Leistungsspitze im Gasbezug lag deutlich unter dem Vorjahr.“

Jahresabschluß 2004 S. 36:
„Danach ist unser Ergebnis aus dem operativen Geschäft vor Steuern und Gewinnabführung um 22,1 Mio. Euro (+30,5%) gestiegen und hat damit die Höhe des Geschäftsjahres 2002 wieder erreicht.“

Und was lernen wir daraus?

Die Ölpreisbindung gibt es für Heizgaskunden seit Oktober 2004 nicht mehr, obwohl Mainova immer wieder darauf verweist.


Wenn der Gaspreis der Mainova im Durchschnitt für alle Kunden im Jahr 2004 um 2,3% gesunken ist, gleichzeitig aber der  Preis für Tarifkunden drastisch zugenommen hat, dann kann das nur bedeuten das Großkunden erhebliche Preisnachlässe zu Lasten der Tarifkunden gewährt wurde.  
Dabei werden die Preisnachlässe für Großkunden durch die Tariferhöhungen  bei den Kleinkunden nicht nur kompensiert.  Der Geschäftsbericht weist zusätzlich noch eine  >deutliche Ergebnisverbesserungen in allen Geschäftssparten<  aus.  So kocht man Kunden ab!

Es ist somit schlichtweg gelogen, wenn die Mainova behauptet, sie gäbe mit ihren Tariferhöhungen lediglich die gestiegenen  Bezugskosten weiter.
Und die scheinen – nachweislich des Jahresabschlusses 2004 – allenfalls geringfügig gestiegen zu sein.

Das muss ich jetzt erst mal verdauen.

Offline RR-E-ft

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Stadtwerke Kreuznach, Geschäftsbericht ./. Gaspreiserhöhung
« Antwort #3 am: 13. Juli 2005, 18:22:35 »
@Hennes


An die Abschaffung der Ölpreisbindung hatte man wohl zu einer Zeit gedacht, als sich die Heizölpreise im Sinkflug befanden.

Besser als Preisschwankungen sind stabile Preise....



Dann sind wohl die Gaspreise für die Kraftwerke gesunken.

Mit gestiegenen Brennstoffkosten werden aber gern steigende Strompreise gerechtfertigt....


Konfrontieren Sie die Öffentlichkeit mit Ihren Erkenntnissen aus dem Studium der Unterlagen.

So wie Ihnen wird es wohl vielen ergehen.



Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
Rechtsanwalt

Offline Cremer

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Stadtwerke Kreuznach, Geschäftsbericht ./. Gaspreiserhöhung
« Antwort #4 am: 14. Juli 2005, 07:54:04 »
@Hennes,

da sieht man mal, was alles so Geschäftsberichte hergeben.

Die Stadt Bad Kreuznach ist direkt mit 0,5% an den Stadtwerken beteiligt. Die Holding, Gesellschaft für Beteiligungen und Parken (BGK), Besitz zu 100% in der Stadt, hält wiederum 50,5% an den Stadtwerken. Die anderen 49% teilen sich zu gleichen Anteilen (24,5%) die Saargas und RWE Power.
Somit stehen alle Beteiligungsgesellschaften auch im Haushaltsplan der Stadt Bad Kreuznach. Nachlesbar (ab seite 1369) welche Gewinne die einzelnen Gesellschaften bis 2008 erwirtschaften sollen.
Einziger Gewinn machen die Stadtwerken, alle anderen Verluste.  :!:
Und über den Gewinnabführungsvertrag (siehe Geschäftsbericht Seite 21) fließen da in 2004  3,477 Mio € über die BGK in die anderen defizitären Betriebe der Stadt.
11% Gewinn
sind unbillig und zu hoch. :!:  
Wir sind nicht gegen eine Quersubventionierung, aber diese Höhe ist nicht rechtens. Laut des Oberbürgermeisters könnten es sogar noch mehr Gewinne sein.

Wer sind denn die Gesellschafter der Mainova? Ich schätze mal die Stadt Frankfurt ist garantiert beteiligt. :wink:
Dann sollten Sie mal im Haushaltsplan der Stadt blättern. :D
MFG
Gerd Cremer
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Offline Sonnenschein

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Stadtwerke Kreuznach, Geschäftsbericht ./. Gaspreiserhöhung
« Antwort #5 am: 14. Juli 2005, 09:01:13 »
Hallo,

kann man tatsächlich sagen, ab wann der Gewinn des Gasversorgers unbillig ist?
Wie ist es, wenn der Gewinn in andere Beteiligungen gesteckt wird und das Verorgungsunternehmen dann am Ende keinen Gewinn mehr ausweist?

Offline Cremer

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Stadtwerke Kreuznach, Geschäftsbericht ./. Gaspreiserhöhung
« Antwort #6 am: 14. Juli 2005, 09:51:33 »
@Sonnenschein,

Gewinne von 3-55 sind m.E. billig. Siehe z.B. Geschäftsbericht der Pfalzwerke, die weisen etwa 5% aus.

Die kleineren Versorger wie Stadtwerke weisen in dem Geschäftsbericht immer die entsprechenden Bilanzen aus. Hier bei den SW KH werden sogar für alle drei Sparten Strom, Gas und Wasser getrennt, sowie für die Gesamtbilanz die entsprechenden Summen und Werte ausgewiesen. Da kann man auch nachlesen, dass z.B. die gesamte Lagerhaltung zu einer Fremdfirma aus dem Saarland \"ausgesourct\"  also übertragen wurde.
MFG
Gerd Cremer
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Stadtwerke Kreuznach, Geschäftsbericht ./. Gaspreiserhöhung
« Antwort #7 am: 14. Juli 2005, 10:44:50 »
@Cremer

In der Netzentgeltverordnung Gas wird eine Verzinsung des eingesetzten Kapitals mit etwa 7 % als angemessen zugebilligt, bei Stromnetzen sind es etwa 6 %.

Sie dürfen sich jedoch nicht am ausgewiesenen Gewinn im Geschäftsbericht orientieren. Sie müssten vielmehr wissen, wieviel Gewinn in der einzelnen Sparte erwirtschaftet wird.

Beteiligt sich das Unternehmen an anderen Unternehmen, so werden dafür Mittel aus der Geschäftstätigkeit erwirtschaftet, die aber als Kaufpreis abfließen, dann nicht in der Bilanz auftauchen. Natürlich ist die Beteiligung selbst zu bilanzieren, wird jedoch nicht als Jahresüberschuss oder Gewinn ausgewewiesen.

Deshalb werden Gewinne somit versteckt. Entscheidend ist auch, ob das Stammkapital der Gesellschaft gestiegen ist, denn dieses stellt ja das Vermögen der Gesellschaft, welche den Anteilseignern gehört, dar. Diesen fließen also die finanziellen Mittel mittelbar zu - nur nicht in Form einer Gewinnausschüttung.

Dass die Pfalzwerke ein karitativer Verein wären, wage ich zu bezweifeln.


Der Versorger muss deshalb seine Preiskalkulation offen legen und dabei sagen, welche Kosten die Versorgung des einzelnen Kunden verursachen, die abzudecken seind und welchen angemessenen Gewinn der Versorger über seine Preise erwirtschaften will, der notwendig ist für die Bildung von Rücklagen für Investitionen, Risiken, und eine angemessene Verzinsung des eigenen oder aufgenommenen Kapitals.

Wenn Sie hierzu Genaueres erfahren möchten, empfehle ich die Lektüre der Missbrauchsverfügung des Bundeskartellamtes in Sachen TEAG, Beschluss vom 14.02.2003 - B 11 40 100 - T - 45/01:

http://www.bundeskartellamt.de/wDeutsch/download/pdf/Kartell/Kartell03/B11_45_01.pdf


Freundliche Grüße
aus Jena




Thomas Fricke
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Stadtwerke Kreuznach, Geschäftsbericht ./. Gaspreiserhöhung
« Antwort #8 am: 14. Juli 2005, 13:10:02 »
@ Fricke

Aus dem Haushaltsplan 2005 der Stadt Bad Kreuznach wird erwartet für ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EBIT)der SW:
Sparte Gas: 3.018 Mio €, das sind 13,2% von den Umsatzerlösen 22.145 Mio €
Sparte Strom: 3.232 Mio €, das sind 11,9% von den Umsatzerlösen 26.943 Mio €
Sparte Wasser: 1.814 Mio €, das sind 19,7% von den Umsatzerlösen 9.216 Mio €
Gesamtunternehmen: 8.099 Mio €, das sind 13,8 % vom Gesamtumsatzerlösen 58.901 Mio €

Das EBITA (vor Abschreibeung) ist natürlich noch größer.
MFG
Gerd Cremer
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Stadtwerke Kreuznach, Geschäftsbericht ./. Gaspreiserhöhung
« Antwort #9 am: 15. Juli 2005, 11:48:56 »
Hallo zusammen,

das mit den Geschäftsberichten und Rechnungsergebnissen ist echt ne klasse Sache. Ich kann nur jedem raten, bei seinem lokalen Versorger einmal zu stöbern. Was da so alles drin steht, da reibt man sich doch schon verwundert die Augen.  Mainova schreibt in ihrem Geschäftsbericht 2003 ganz ungeniert: \"Die Ergebnisverbesserung resultier vor allem aus der höheren Rohmarge im Gasgeschäft, wo wir vom zeitlichen Auseinanderfallen zwischen den Preisanpassungen auf der Vertriebs- und Bezugsseite profitiert haben...\"

Immerhin, schlaffe 41 Mio. Euro hat die versetzte Preisanpassung ausgemacht.

Hab das ganze mal an die örtliche Presse und HR3 weitergeleiten, mal schaen was dabei rauskommt.

Grüße aus dem sonnigen Hessen

Hennes

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« Antwort #10 am: 15. Juli 2005, 11:57:24 »
@Hennes

Schicken Sie es doch auch an Ihren Wirtschaftsminister Herrn Riehl.

Der interessiert sich doch wohl gerade für diese Dinge.

Auch die VZ Hessen sollte wohl ein Interesse daran haben.



Freundliche Grüße
aus Jena



Thomas Fricke
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« Antwort #11 am: 15. Juli 2005, 20:55:51 »
Hallo Forum,

wir als Bürgerinitiative sind da fleißig am recherchieren.

Zwischenzeitlich melden sich betroffene Kunden von den Stadtwerken bei uns (die Mitgliederzahlen steigen) welche unmögliche Verträge haben. Näheres kann ich zur Zeit hier nicht im Forum nicht nennen, werde zu gegebener Zeit berichten.
MFG
Gerd Cremer
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