Energiepreis-Protest > Widerstand/Protest
NEIN zum Ausstieg aus dem Ausstieg -BdEV unterzeichnet Campact-Erklärung
RR-E-ft:
@nomos
Sie werfen hier die (rhetorische?) Frage auf, woher denn die Information stamme, dass Atomstrom billig sei- und verweisen dazu auf einen Beitrag von mir.
Die genannten durchschnittlichen 2 Ct/ kWh Stromerzeugungskosten der deutschen Kernkraftwerksbetreiber (angeblich inklusive aller Folgekosten) stammt offensichtlich von der Energielobby, nämlich von deren Seite http://www.energie-fakten.de Die Lehrstühle sog. unabhängiger Wissenschaftler sind von der Energiewirtschaft gesponsert. Ich dachte, dies sei allgemein bekannt und man müsse deshalb nicht besonders darauf hinweisen. Aber möglicherweise bedarf es sogar noch eines Hinweises, worum es sich beim Lobbyverband BDEW handelt (ein endloser Quell stets objektiver Informationen?).
Der Atomstrom ist in der Erzeugung billig für die Energiekonzerne, jedoch über die Strompreise keinesfalls billig für die Verbraucher, sondern genauso teuer wie der Strom aus dem teuersten zur Bedarfsdeckung gerade benötigten Kraftwerk (merit-order- Preisbildung), somit für die Betreiber extrem profitabel. Daraus erwächst überhaupt erst das große Interesse der Betreiber an einer Laufzeitverlängerung. Wären sie nicht hochprofitabel, gingen sie vom Netz. Durch externe und somit sozialisierte (Folge-)kosten kommt er den Steuerzahler in noch nicht bezifferbarem Umfang zukünftig nochmals teuer.
Atomstrom ist kein Ökostrom. Wenn sich jedoch nur genug Dumme fänden, würden die Konzerne den Atomstrom - selbstverständlich gegen Aufpreis - wohl auch noch als \"Ökostrom\" an die Verbraucher bringen. Einige Politiker könnten sich wohl sogar noch als Verkaufshelfer für derlei Ökostrom finden. [In schon lange in Betrieb befindlichen, abgeschriebenen Wasserkraftwerken kostengünstig erzeugter Strom wird auch bereits gegen Preisaufschlag als Ökostrom vermarktet].
Ich dachte, mich insoweit immer klar ausgedrückt zu haben und bin deshalb etwas verwundert über die gebotene Sachlichkeit der Diskussion.
Es geht beim Atomkonsens nicht um ein willkürliches Abschalten bestehender Anlagen, sondern schlicht und ergreifend um Vertragserfüllung, nämlich die Erfüllung des Vertrages, den die Energiekonzerne mit der Bundesregierung schriftlich abgeschlossen haben. Woher man darauf kommen könnte, dass es um ein willkürliches Abschalten bestehender Anlagen ginge, ist nicht nachvollziehbar. Der sog. Atomkonsens- Vertrag ist im Netz veröffentlicht und man sollte ihn ggf. gelesen haben, bevor man hier sehr gewagt erscheinende Thesen aufstellt.
Es gibt eine erhöhte Strahlenbelastung u. a. bei Wildpilzen in Bayern, die auf den Unfall in Tschernobyl zurückzuführen ist. Verzehrt man solche (im Übrigen ungiftige) Pilze, fällt man deshalb nicht tot um. Daran festzumachen, dass alles in bester Ordnung sei, ist indes ein Trugschluss.
Im Kern geht es nämlich nicht darum, sondern vielmehr darum, was geschehe, wenn es zu einem ähnlich tragischen Unfall in Deutschland käme, der möglicherweise auch auf einem terroristischen Angriff gründen könnte. Dann stellt sich nicht nur die Frage des Verzehrs von Wildpilzen völlig neu... Und daneben gibt es eben viele weitere - bisher ungelöste - Probleme, welche sich durch eine Laufzeitverlängerung offensichtlich vergrößern.
Und es wird eben niemand vom Atomausstieg überrascht, der nach langen harten Verhandlungen seit 2000 zwischen Bundesregierung und Energiekonzernen vertraglich vereinbart ist. Warum die Energiekonzerne noch 2000 ff. die erneuerbaren Energieen bekämpften und aus ihren Netzen verbannen wollten und erst jetzt selbst Milliardenbeträge in diesem Bereich investieren wollen, muss man diese fragen. Besser wäre es gewesen, die entsprechenden Investitionen wären bereits erfolgt.
Dadurch, dass seit 1998 und auch nach Abschluss des Atomkonsens- Vertrages in keinem nennenswerten Umfang neue Kraftwerke gebaut wurden, wurden die Kapazitäten der Anlagenbauer heruntergefahren. Nun trifft die Nachfrage nach neuen Kraftwerken auf knappe Kapazitäten der Anlagenbauer. Die Errichtungskosten haben sich auch wegen gestiegener Rohstoffpreise teilweise fast verdoppelt. Deshalb stehen heute viele geplante neue Gaskraftwerke, aber auch Kohlekraftwerke wirtschaftlich auf der Kippe, weil ihre Rentabilität in Frage steht. Im Falle eines Ausstiegs aus dem Ausstieg könnte sich diese wirtschaftliche Problematik noch verstärken. EnBW hat Planungen für Gaskraftwerke abgesagt, vorgeblich, weil man keinen langfristigen Gasliefervertrag ohne Ölpreisbindung abschließen konnte....
Die sog. Stromlücke ist von den Energiekonzernen hausgemacht, weil sie nicht früher investiert haben. Es war doch von Anfang an klar, in welchem Umfange Ersatz her muss. Eine Lücke- so es eine solche überhaupt geben sollte, kann niemanden überraschen. Die Energiekonzerne selbst haben seit 1998 das Angebot an Erzeugungskapazität in Deutschland verknappt. Dabei handelt es sich um eine Strategie der Konzerne, die man in deren im Internet veröffentlichten Strategie- Papieren teilweise nachlesen kann. Es geht bei der Verknappung der Erzeugungskapazitäten darum, das Strompreisniveau profitmaximierend nach oben zu treiben.
Um das Sozialisieren der wahren Kosten der Kernenergienutzung zu Lasten der privatisierten Gewinne zurückzudrängen, wäre wohl eine besondere Steuer auf Atomstrom notwendig (Ziel: Internalisierung externer Kosten) Auf eine solche wurde indes im vereinbarten Atomkonsens seitens der Bundesregierung ausdrücklich verzichtet. Fällt der Atomkonsens, muss deshalb auch wieder an eine Sondersteuer auf Atomstrom nachgedacht werden.
Wo bleibt denn Ihre sachliche Analyse anhand der eigenen Stromrechnungen seit 2003 zu den preislichen Auswirkungen eines hohen Kernenergieanteils am Strommix? Darf man dazu noch etwas erwarten?
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sabine24:
vielen Dank für Ihren Artikel, rr-ef-t, bin ganz Ihrer Meinung, erst letzte Woche gab es ja einenAtomunfall in Frankreich und ich frage mich schon, was passiert bei einem wirklich großen GAU??? Und es war der vierte Unfall in einem Monat, nachzulesen hier: http://informelles.de/wordpress/2008/07/24/atomunfall-nr-4-in-diesem-monat/ . Und ganz richtig gibt es eine Endlösung für Atomabfälle? Nein, gibts nicht, also verstehe ich nicht wirklich, warum hier dazu noch so diskutiert wird. Sicher ist der Aspekt der hohen Preise nicht außer acht zu lassen, aber ich bin ganz sicher, dass es längst Möglichkeiten gäbe und diese nur nicht genutzt bzw. überhaupt erst öffentlich gemacht werden. Wie auch immer, ich kann mich noch gut an Tschernobyl erinnern und habe keine Lust, sowas noch mal zu erleben und die Überlebenden von damals sicher auch nicht.
RR-E-ft:
@sabine24
Wenn sogar jemand, der angibt im August 1983 geboren zu sein, sich noch gut an die Ereignisse um den Unfall in Tschernobyl vom April 1986 erinnern kann, dann ist wohl klar, welch einschneidendes Ereignis dies gewesen sein muss. ;) [Womöglich waren viele unschuldige Kinder seinerzeit von Hausarrest betroffen und blieben traumatisiert.]
nomos:
--- Zitat ---Original von sabine24
......Wie auch immer, ich kann mich noch gut an Tschernobyl erinnern und habe keine Lust, sowas noch mal zu erleben und die Überlebenden von damals sicher auch nicht.
--- Ende Zitat ---
Bemerkenswertes Erinnerungsvermögen! Was man alles im zarten Alter von zwei Jahren erlebt und auch noch gut in Erinnerung behält.
Wer schaltet denn all die so maroden Kernkraftwerke in Frankreich, Großbritannien, Schweiz etc. ab. Wer verhindert, dass auch noch neue gebaut werden? Tschernobyl war ja immerhin kein deutsches Kraftwerk wenn ich mich richtig erinnere. Wenn die Nachbarn aber nicht freiwillig abschalten, was dann?
Es ist wirklich nicht zu ändern, der Ausstieg ist nicht mehr sachlich und vernünftig in Deutschland zu diskutieren. Wenn nicht hier in einem Energieverbraucherforum, wo sonst?
RR-E-ft:
@nomos
Letzterer Beitrag hat die sachliche Diskussion entschieden vorangebracht. ;)
Am einleuchtendsten erscheint mir folgendes Argument:
--- Zitat ---Wer schaltet denn all die so maroden Kernkraftwerke in Frankreich, Großbritannien, Schweiz etc. ab. Wer verhindert, dass auch noch neue gebaut werden? Tschernobyl war ja immerhin kein deutsches Kraftwerk wenn ich mich richtig erinnere. Wenn die Nachbarn aber nicht freiwillig abschalten, was dann?
--- Ende Zitat ---
Schwer zu sagen, wer verhindern könnte, dass neue marode Kraftwerke gebaut werden. Ironie aus. ;)
Die im Bau befindlichen neuen Kraftwerke sollen mit denen, um deren Laufzeitverlängerung es hier geht, aufgrund höherer Sicherheitsstandards [so die Branche] nicht vergleichbar sein.
[Der Ausstieg wurde in Deutschland umfassend diskutiert. Danach hat man den Atomkonsens- Vertrag geschlossen].
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