Forum des Bundes der Energieverbraucher

Autor Thema: E.ON für Diskussion ohne Polemik  (Gelesen 5487 mal)

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Offline RR-E-ft

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E.ON für Diskussion ohne Polemik
« am: 25. Juni 2008, 12:29:52 »
E.ON für Diskussion ohne Polemik

Fakt ist, dass sich die Erdgasimportpreise aufgrund der bestehenden Ölpreisbindung seit 2002 verdoppelt haben, jedoch auch für die Letzverbraucher, die von E.ON mit Gas beliefert werden, sich die Erdgaspreise nominal weit stärker verteuert haben.

Siehste hier.

Grund dafür ist u.a.  wohl die marktbeherrschende Stellung des E.ON- Konzerns auf dem deutschen Gasmarkt auf allen Wertschöpfungsstufen.

Zitat
Total gas consumption Germany  1,016 billion kWh (2006)

E.ON Ruhrgas ist the market leader in Germany with a total gas sendout of 709.6 billion kWh (2006).

Fakt ist, dass E.ON Ruhrgas aufgrund der marktbeherrschenden Stellung über \"Stellschrauben\" verfügt, dass sich die Erdgaspreise abgabeseitig anders entwickeln als auf der Importseite.

Dafür, dass sich Erdgas für Letzverbraucher weit stärker verteuert als der Wert der Ware Erdgas an der deutschen Grenze aufgrund der Ölpreisbindung, trägt insbesondere  E.ON die Verantwortung.

Anders als Erdgas - Speicherkunden des Konzerns wurde Stadtwerken und Regionalversorgern kein Gasbezug angeboten, bei dem die Erdgaspreise auf die vom BAFA Eschborn monatlich veröffentlichten Erdgasimportpreise indexiert sind.

Fakt ist, dass bei der Weitergabe der Steigerung der Erdgasimportpreise 1 : 1 innerhalb der Lieferkette ab deutscher Grenze die Letzverbraucher- Erdgaspreise einen weit geringeren Anstieg zu verzeichnen gehabt hätten, zumal die Gastransportkosten aufgrund der Regulierung abgesenkt wurden.

Fakt ist, dass bei einer solchen stärker wettbewerblich orientieren Gaspreisbildung Erdgas u.a. gegenüber Heizöl noch wettbewerbsfähiger wäre.

Fakt ist auch, dass sich Kraftwerksgas für die Konzerne weit weniger verteuert hat als das Erdgas für Letzverbraucher und dass trotzdem der Gaspreis- Anstieg als Argument für einen dramatischen Anstieg der Strompreise herangezogen wird.

Offline nkh

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E.ON für Diskussion ohne Polemik
« Antwort #1 am: 25. Juni 2008, 15:31:36 »
ohne Polemik heisst für mich auch, Behauptungen, die hier als FAKT dargestellt werden, mit Zahlen zu belegen.

Fakt ist z.B, das mein örtlicher Gasversorger von Januar 2002 bis Juli 2008 die Gaspreise um 68 % angehoben hat, das ist reichlich, aber weit weniger als verdoppelt.

Fakt ist auch, das E-on genau das Gegenteil mit den Stellschrauben behauptet, wer hat also Recht? Es mag sie geben, aber pauschal etwas zu behaupten, bringt einen in der Sache nicht weiter.


Ich will niemanden in Schutz nehmen, keine Preiserhöhung verteidigen, aber die Reaktionen auf die Forderung, ohne Polemik zu diskutieren sollte meiner Meinung nach anderns aussehen, sachlich und vor allen Dingen mit Behauptungen, die untermauert sind mit Zahlen. Den dann bleiben die Kritiker glaubwürdig und nehmen den Multis den Wind aus den Segeln.

Offline RR-E-ft

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E.ON für Diskussion ohne Polemik
« Antwort #2 am: 25. Juni 2008, 15:44:24 »
@nkh

Fakt ist, dass sich die Erdgasimportpreise in Ct/ kWh seit 2002 verdoppelt haben. Sie haben sich infolge der bestehenden Ölpreisbindung dementsprechend nominal verteuert, was niemand bestreitet.

Wenn ein Gasversorger selbst Gas zu den Erdgasimportpreisen bezieht, dann könnten sich auch die Gasbezugskosten beim Vorlieferanten verdoppelt haben, sonst nicht. Diese Fakten sind unter Verweis auf die amtliche BAFA- Statistik belegt. Der Erdgasimportpreis (Wert der Ware Erdgas an der deutschen Grenze) lag 2002 bei 1,16 Ct/ kWh, im Mai 2003 bei 1,30 Ct/ kWh, im Mai 2005 bei 1,45 Ct/ kWh, im April 2008 bei 2,45 Ct/ kWh (Entwicklung infolge der Ölpreisbindung). Die Erdgasimportpreise der Jahre 1991 bis 2006 sind im Monitoringbericht der Bundesnetzagentur Strom und Gas 2007 auf Seite 156, und auf den Seiten des BAFA im Internet amtlich veröffentlicht.

Die nominale Verteuerung des Gasbezugs aus dem Ausland kann man also leicht selbst ausrechnen und diese leicht  mit der gleichzeitigen  nominalen Verteuerung der Letzverbraucher- Preise (netto) vergleichen. Das Ergebnis dieses Vergleichs - den jeder selbst vornehmen kann-  ist ein Faktum.

Ein ebensolches Faktum ist die teils drastische Verringerung der Gas- Transportkosten innerhalb Deutschlands infolge der Regulierung. Noch stärker war nur das Gejammer der Gaswirtschaft deshalb. Ein Fakt, den man den entsprechenden Pressemitteilungen der Verbände (BDEW, BGW, VKU) entnehmen kann. Entsprechende Mitteilungen über die Absenkung von Gasnetzkosten sind auf den Seiten der Bundesnetzagentur im Internet veröffentlicht.

In den Erdgasimportpreisen (Wert der Ware an der deutschen Grenze) ist indes die Erdgassteuer noch nicht enthalten (die bis August 2006 in den Bezugskosten bei den Vorlieferanten enthalten war und auf welche diese regelmäßig einen Nachlass zum Ausgleich des Doppelsbesteuerungseffekts gewährten).

Dass E.ON Ruhrgas \"Stellschrauben\" hat, räumt das Unternehmen selbst ein. Die marktbeherrschende Stellung (vgl. Verhältnis Gasverbrauch Deutschland/ gesamte Gasabgabe E.ON Ruhrgas in Deutschland - konkrete Zahlen oben, stammen von E.ON Ruhrgas)  ist ebenso offenbar wie die Tatsache, dass die Preisgestaltung auf der Importseite (Kopplung an Rohölpreise, Referenz Brent in US-Dollar je 1.000 Kubikmeter) von der Preisgesatltung auf der Abgabeseite (keine Kopplung an an Röhölpreise auf Dollarbasis; keine Kopplung an Erdgasimportpreis) deutlich abweicht.

Offline bjo

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E.ON für Diskussion ohne Polemik
« Antwort #3 am: 25. Juni 2008, 20:11:21 »
Zitat
Original von RR-E-ft
Dass E.ON Ruhrgas \"Stellschrauben\" hat, räumt das Unternehmen selbst ein. Die marktbeherrschende Stellung (vgl. Verhältnis Gasverbrauch Deutschland/ gesamte Gasabgabe E.ON Ruhrgas in Deutschland - konkrete Zahlen oben, stammen von E.ON Ruhrgas)  ist ebenso offenbar wie die Tatsache, dass die Preisgestaltung auf der Importseite (Kopplung an Rohölpreise, Referenz Brent in US-Dollar je 1.000 Kubikmeter) von der Preisgesatltung auf der Abgabeseite (keine Kopplung an an Röhölpreise auf Dollarbasis; keine Kopplung an Erdgasimportpreis) deutlich abweicht.

Fakt ist, der Kauf von Ruhrgas durch E.ON ein Geschmäckle hat!
- Kartellamt lehnt ab
- Minstererlaubnis durch Mitarbeiter von W. Müller H. Tacke!

Oh Wunder
- W. Müller ist nun Chef von Evonik
- sein Kumpel H. Tacke Chef von Evonik.Steag

E.ON hatte beim Vorgänger von Evonik, RAG, ein gewichtiges Wörtchen mitzureden!
 
Fakt ist, alle großen Versorger haben trotz rückläufiger Absatzmengen
höhere Gewinde.

Offline RR-E-ft

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E.ON für Diskussion ohne Polemik
« Antwort #4 am: 25. Juni 2008, 21:12:20 »
Zitat
Original von bjo

Fakt ist, alle großen Versorger haben trotz rückläufiger Absatzmengen
höhere Gewinde.

Kein Grund, sich deshalb hochzuschrauben.  ;)

Es geht nur um die Frage, ob die Verteuerung, die importseitig aufgrund der Ölpreisbindung zu verzeichnen ist, lediglich eins zu eins über die Lieferkette beim Letztverbraucher ankommt. Und eben das ist nach meiner Überzeugung, die ich anhand der verfügbaren amtlichen Zahlen bisher gewonnen habe, nicht der Fall.

Geschmäckle/ Wunder und sonstige Begebenheiten aus der Vergangenheit kann man dafür getrost beiseite lassen und sich nur auf die echten Fakten - hier und jetzt - konzentrieren.

Offline haenle

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E.ON für Diskussion ohne Polemik
« Antwort #5 am: 26. Juni 2008, 11:05:17 »
hallo nhk,
und andere,

wenn sich der Importpreis von z.B. einem cent auf zwei erhöht hat, dann sind das 100 %, bezogen auf den Anfangspreis. Wenn sich aber der Endkundenpreis im gleichen Zeitraum von 3,5 ct um 68% erhöht, dann erhöht er sich um 2,38 ct pro kWh und man hat einen Enpreis von 5,88 ct. Erhöhung wie leicht nachzurechnen \"nur\" 68 %.
Tatsächlich hat die Gaswirtschaft aber nicht nur den einen Cent umgelegt, um den der Rohstoff sich verteuert hat sondern wesentlich mehr, nämlich nochmals um 1,38 ct zusätzlich. Sie hat daraus also bezogen auf den Ausgangsimporptei 238% Steigerung gemacht.
Ich betone hier \'polemisch\' 238% , weil ich Eon und Co auch für den einen Cent Importpreissteigerung im wesentlichen verantwortlich mache. Die freuen sich nämlich längst darüber, dass die Röhölpreise an den Börsen ins Kraut schiessen, weil sie mit dem Instrument ihrer heizölgekoppelten Vorlieferantenverträge immer alle Erhöhungen auf der Importebene auf jeden Fall zu nochmehr Geld machen können.

Und wenn sich hier im Forum die Mär von den \'ölgekoppelten Importverträgen\' jetzt langsam auch schon breitmacht, auch dazu noch einen (leider längeren) Satz.
Fordern wir unbedingt die Offenlegung dieser Verträge oder \'kürzen\' wir auch da auf das uns billige Maß!!!!!!!!!!!!
Beklannt ist nämlich, dass die 30-jahresverträge, mit Russland z.B, feste Mengen zu festen Preisen umfassen. Natürlich müssen all paar Jahre immer neue solche Pakete mit wiederum z.B. 30 Jahre Erfüllungslaufzeit abgeschlossen werden damit es immer weitergeht, und dabei werden langsam immer höhere Preise einbezogen als vor 30 Jahren, LOGO, aber derweil kommt hier immer noch das (stinke)billige Gas aus Verträgen von vor 25 Jahren an!! Der letzte bekanntgegebe Abschluss ging über 1 Pf/kWh, das sind gerade mal 0,5 ct. Seither wird darüber NICHTS mehr veröffentlicht; warum?
Dass immer alles teurer wird und also auch diese Abschlüsse im Preis hochgehen ist eine Binsenweisheit. Aber dass es einen Zwang zur Ölpreiskopplung gäbe, einfach so, weil er im Vertrag drinsteht, oder weil uns das schützt vor Preissprüngen(!?), ist eine blanke Lüge. Das hätte man gern, dass wir das glauben!
 
Merksch was? Dädt der Schwob sage.
Der momentane Importpreis ist also eine Mischkalkulation aus diversen Verrechnungsgrößen, so, Gott hab ihn selig, Steckert vom BGW, der uns damals sagen wollte \"Ihr habt ja keine Ahnung....\" Doch haben wir, und deshalb Karten auf den Tisch, sonst gibts unser Geld nicht.
Die anscheinend so frappierende \'Kopplung\' der Preiskurven für Rohöl und Gas ist eine Täuschung derer sich interessierte Kreise gerne bedienen. Erstens verwendet man für Öl und Gas immer unterschiedliche Skalen(mal rechts mal links der Charts) ohne Nullpunkt, und besonders gerne werden Indexwerte bemüht, welche aber keine Aussagen über die gehandelten MENGEN enthalten und folglich an einem Problem leiden, dass eine \'Nichtmenge zu einem phantastischen Preis\' gleichbehandelt wird wie wenn das gesamte Öl zu diesem Preis hätte gekauft werden müssen. Die Heizölgekoppelten innerdeutschen Verträge sind also auch  ein Instrument der Lüge und Verbrauchertäuschung!!

Und was den Pipelinebau angeht der ja schliesslich auch bezahlt werden muss, so wäre noch zu sagen, dass unser Wirtschaftsminister Schiller damals, gegen das Verbot der Ausfuhrsperre in die UDSSR, Röhren aus dem damals noch staatsmehrheitlich geführten Mannesmannkonzern(irgendwann Preussag usw.) gegen Gaslieferungen verdealt hat. Dieses Gas haben WIR also auch schon mal bezahlt! Und die neue Ostseepipeline des Herrn Schröder wird ebenfalls vom Nachfolgekonzern dieser Preussag geliefert und gebaut. Um die Versorgung zu sichern!? Oder um die Supergewinne der Deutschland-AG abzusichern?
Merksch was? Die Schuld auf die Russen zu schieben, oder die Spekulanten ist einfach; für angemessene Energiepreise zu sorgen ist von den hohen Herrn in Berlin, Düsseldorff und bei Eon offenbar keiner Willens.  

Soviel also dazu.

PS: Die Börsennotierung für Rohöl begann in Rotterdam überigens erst Anfang der 80igerJahre mit zunächst minimalen Mengen. Erst seitdem orientiert sich auch der Heizölmarkt mehr und mehr an den Spekulationspreisen für Rohöl und schiesst deshalb ins Kraut. Dass Heizöl immer schon etwas mit den Kosten für Rohöl zu tun hatte ist eine Binsenweisheit. Logo. Es waren aber die reinen Gestehungskosten. Und das ist heute nicht mehr so!!!!! Inzwischen wird praktisch alles Öl zu Spekulationspreisen gehandelt, die mit den tatsächlichen Kosten nichts mehr zu tun haben. Und deshalb sind Vorlieferantenverträge mit  Ölkopplung so fatal. (Daran werden übrigens auch die Gaseinkaufsgenossenschaften nicht vorbeikommen; und wer zu einem \'billigeren\' wechselt schon dreimal nicht! Herr Just).
Gas in Russland kostet übrigens nur ein zehntel dessen(0,15 ct/kWh), was die Eon/Ruhrgas angeblich an der deutschen Grenze \'bezahlt\'(wofür genau ist da nämlich die Frage?). Am \'Bohrloch\' kostet das russische Gas nur ein hundertstel also etwa 0,015 ct/kWh; nachzulesen in Diss. Dronnikow,EWI Köln. Alles andere ist reine Geldmacherei.

mit besten Grüßen aus Stuttgart
Alf Hänle

Offline tangocharly

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E.ON für Diskussion ohne Polemik
« Antwort #6 am: 30. Juni 2008, 21:34:06 »
Lieber Herr Haenle,

falls Sie noch die Zitatstelle im Internet nachreichen könnten, wäre das sehr schön
Zitat
Gas in Russland kostet übrigens nur ein zehntel dessen(0,15 ct/kWh), was die Eon/Ruhrgas angeblich an der deutschen Grenze \'bezahlt\'(wofür genau ist da nämlich die Frage?). Am \'Bohrloch\' kostet das russische Gas nur ein hundertstel also etwa 0,015 ct/kWh; nachzulesen in Diss. Dronnikow,EWI Köln.
<<Der Preis für die Freiheit ist die Verantwortung>>

Offline RR-E-ft

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Offline nkh

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E.ON für Diskussion ohne Polemik
« Antwort #8 am: 01. Juli 2008, 08:15:32 »
Verbessern sie mich ruhig, wenn ich falsch liege, aber die zitierte Doktorarbeit sagt doch nichts anderes, als dass der Gaspreis in Rußland so niedrig ist, da er subventioniert ist durch Gazprom, und Gasverträge nach Europa zu 80 % langfristig sind und an den Heizölpreis gebunden sind.

ODER?

Offline RR-E-ft

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« Antwort #9 am: 01. Juli 2008, 11:39:59 »
@nkh

Der Gaspreis in Russland sei historisch bedingt und politisch gewollt subventioniert und diese Subventionen könnten nur schrittweise abgebaut werden, damit es zu keinen Unruhen kommt. Die Gaspreise in Russland sollen nicht ausreichen, um neue Erdgaslagerstätten zu erschließen und die Transportsysteme im notwendigen Umfange zu ertüchtigen. Insoweit wäre es verfehlt, auf die derzeitigen Förderkosten ab Bohrloch abzustellen (vgl. S. 119).

Wie man sowohl Pressemeldungen der OAO Gazprom als auch dem Geschäftsbericht der WINGAS 2008, S. 7 entnehmen kann, sind die Preise für die kontinuierlichen Erdgaslieferungen nach Westeuropa einschließlich Deutschland nach einer sog. europäischen Formel an Notierungen der Rohölsorte Brent am Marktort Rotterdam gekoppelt und werden in US- Dollar je 1.000 Kubikmeter abgerechnet. Wegen dieser Kopplung schwanken die BAFA- Erdgasimportpreise auf Euro- Basis.

Siehste hier und hier.

Zitat
Russlands Nachbarn zahlen gegenwärtig 40 bis 70 Prozent des europäischen Durchschnittspreises. Diese Preise werden nicht vom Gasmonopolisten Gasprom, sondern vom Markt vorgegeben. Der Preis für die europäischen Staaten wird nach der so genannten europäischen Formel errechnet, die allein von den Ölnotierungen und von der Preisentwicklung an der Rotterdamer Börse abhängt. Von Land zu Land unterscheidet sich der Gaspreis unwesentlich je nach der Höhe der Transportkosten und den konkreten Vereinbarungen mit den lokalen Zwischenhändlern und Versorgern. Der durchschnittliche Preis für russisches Erdgas beträgt in Europa 280 bis 320 US-Dollar je tausend Kubikmeter. Dabei ist Gasprom nicht der einzige Lieferant. Alle anderen Produzenten verkaufen ihr Gas zu einem ungefähr gleichen Preis.


Zitat
Der Preis für die Gaslieferungen von Gazprom nach Europa hat die Marke von 410 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter erreicht, so Alexej Miller. \"Noch ganz vor kurzem, in einer Versammlung des Kongresses in Paris, haben wir den Gaspreis in Europa gegen Ende 2008 in Höhe von 400 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter prognostiziert. Aber sogar Gazprom, das über umfassendste Informationen über die Gasmärkte verfügt, hat das Potential des Preisanstiegs unterschätzt. Schon heute beträgt der Durchschnittspreis unserer Lieferungen in Europa 410 US-Dollar\", betonte der Gazprom-Chef.


Wie es mit dem so importierten Gas auf der Absatzseite weitergeht, steht auf einem anderen Blatt und ist für die Erdgasproduzenten jedenfalls auch unerheblich. Der Unterschied zwischen dem Primärenergieträger Rohöl und dem Raffenerieprodukt Heizöl (unterschiedliche Qualitäten) darf als bekannt vorausgesetzt werden.

Erdgas (natural gas) ist ebenso wie Rohöl Primärenergieträger.

Erdgaslieferungen aus Russland nach Westeuropa sind demnach nicht an Heizölpreise gekoppelt. Es besteht auch schon keinerlei Grund dafür.

Der monatlich festgestellte BAFA Erdgasimportpreis auf Euro- Basis bildet also die Entwicklung zutreffend ab, die zum einen beeinflusst wird durch steigende Roholpreise zum anderen durch die Abwertung des US- Dollar gegenüber dem Euro.

Offensichtlich werden die Erdgaspreise für Letztverbraucher von der Entwicklung der Primärenergiekosten (Erdgasimportpreis) entkoppelt.
Industrie- und Großkunden wird auch bei steigenden Erdgasimportpreisen Gas zu relativ stabilen Preisen geliefert...

Die kommunale Beschaffungsplattform Bayerngas hatte von 2003 auf 2006 laut ihrer Geschäftsberichte infolge Bezugsoptimierung bei um zwischenzeitlich um 0,91 Ct/ kWh gestiegenen BAFA- Erdgasimportpreisen nur einen durchschnittlichen Bezugskostenanstieg von ca. 0,73 Ct/ kWh zu verzeichnen und erhöhte ihre durchschnittlichen Abgabepreise an Kunden um ca. 0,75 Ct/ kWh.

Die kommunalen Gesellschafter und Kunden der Bayerngas (u.a. Stadtwerke München) erhöhten hingegen gegenüber Gas- Haushaltskunden die Erdgaspreise in selber Zeit weit stärker, nämlich um ca. 1,5 Ct/ kWh netto.

Das sind Fakten, die sich nachrecherchieren lassen, ebenso wie der Fakt, dass auch bei WINGAS in den letzten fünf Jahren das EBIT weit stärker gestiegen ist als die Erdgasabsatzmenge.

Kann das denn wohl richtig sein?

Offensichtlich erreichen die Vorteile einer optimierten kommunalen Gasbeschaffung die Haushaltskunden nicht.

Ebenso optimieren E.ON Regionalversorger ihre Gasbeschaffung über E.ON Ruhrgas. Der Vorteil erreicht auch dabei die Haushaltskunden wohl nicht. Bei denen sind auch nicht die Kostenvorteile aus den Synergieefekten nach den Unternehmensfusionen (Thüringer Energie AG/ Gasversorgung Thüringen GmbH usw.) angekommen.

Wenn der Konzern ohne Polemik in einen Dialog darüber eintreten möchte, so ist dies zu begrüßen. Es muss darüber gesprochen werden, welche gesellschaftliche Verantwortung dem Konzern, der etwa 70 Prozent des in Deutschland abgesetzten Erdgases umsetzt, zukommt, um die auf Energiepreissteigerungen gründende Inflation und damit die darauf beruhenden negativen gesamtwirtschaftlichen Folgen wirksam zu begrenzen. Zu reden sein könnte dabei auch darüber, warum  sich der Preis für in Deutschland eingespeicherte Gasmengen auch bei E.ON Ruhrgas nach dem aktuellen BAFA- Erdgasimportpreis richtet, nicht aber der Gaspreis der E.ON Haushaltskunden.

Ein Dialog darüber ist überfällig.

Verbraucher mit Situation unzufrieden

Erdgasimportpreise seit Januar 2004 bis März 2008 in Ct/ kWh im April 2008 2,45 Ct/ kWh

 

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