@nkh
Der Gaspreis in Russland sei historisch bedingt und politisch gewollt subventioniert und diese Subventionen könnten nur schrittweise abgebaut werden, damit es zu keinen Unruhen kommt. Die Gaspreise in Russland sollen nicht ausreichen, um neue Erdgaslagerstätten zu erschließen und die Transportsysteme im notwendigen Umfange zu ertüchtigen. Insoweit wäre es verfehlt, auf die derzeitigen Förderkosten ab Bohrloch abzustellen (vgl. S. 119).
Wie man sowohl Pressemeldungen der OAO Gazprom als auch dem Geschäftsbericht der WINGAS 2008, S. 7 entnehmen kann, sind die Preise für die kontinuierlichen Erdgaslieferungen nach Westeuropa einschließlich Deutschland nach einer sog. europäischen Formel an Notierungen der
Rohölsorte Brent am Marktort Rotterdam gekoppelt und werden in US- Dollar je 1.000 Kubikmeter abgerechnet. Wegen dieser Kopplung schwanken die BAFA- Erdgasimportpreise auf Euro- Basis.
Siehste hier und hier. Russlands Nachbarn zahlen gegenwärtig 40 bis 70 Prozent des europäischen Durchschnittspreises. Diese Preise werden nicht vom Gasmonopolisten Gasprom, sondern vom Markt vorgegeben. Der Preis für die europäischen Staaten wird nach der so genannten europäischen Formel errechnet, die allein von den Ölnotierungen und von der Preisentwicklung an der Rotterdamer Börse abhängt. Von Land zu Land unterscheidet sich der Gaspreis unwesentlich je nach der Höhe der Transportkosten und den konkreten Vereinbarungen mit den lokalen Zwischenhändlern und Versorgern. Der durchschnittliche Preis für russisches Erdgas beträgt in Europa 280 bis 320 US-Dollar je tausend Kubikmeter. Dabei ist Gasprom nicht der einzige Lieferant. Alle anderen Produzenten verkaufen ihr Gas zu einem ungefähr gleichen Preis.
Der Preis für die Gaslieferungen von Gazprom nach Europa hat die Marke von 410 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter erreicht, so Alexej Miller. \"Noch ganz vor kurzem, in einer Versammlung des Kongresses in Paris, haben wir den Gaspreis in Europa gegen Ende 2008 in Höhe von 400 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter prognostiziert. Aber sogar Gazprom, das über umfassendste Informationen über die Gasmärkte verfügt, hat das Potential des Preisanstiegs unterschätzt. Schon heute beträgt der Durchschnittspreis unserer Lieferungen in Europa 410 US-Dollar\", betonte der Gazprom-Chef.
Wie es mit dem so importierten Gas auf der Absatzseite weitergeht, steht auf einem anderen Blatt und ist für die Erdgasproduzenten jedenfalls auch unerheblich. Der Unterschied zwischen dem Primärenergieträger
Rohöl und dem Raffenerieprodukt
Heizöl (unterschiedliche Qualitäten) darf als bekannt vorausgesetzt werden.
Erdgas (natural gas) ist ebenso wie Rohöl Primärenergieträger.
Erdgaslieferungen aus Russland nach Westeuropa sind demnach
nicht an Heizölpreise gekoppelt. Es besteht auch schon keinerlei Grund dafür.
Der monatlich festgestellte BAFA Erdgasimportpreis auf Euro- Basis bildet also die Entwicklung zutreffend ab, die zum einen beeinflusst wird durch steigende Roholpreise zum anderen durch die Abwertung des US- Dollar gegenüber dem Euro.
Offensichtlich werden die Erdgaspreise für Letztverbraucher von der Entwicklung der Primärenergiekosten (Erdgasimportpreis) entkoppelt.
Industrie- und Großkunden wird auch bei steigenden Erdgasimportpreisen Gas zu relativ stabilen Preisen geliefert...
Die kommunale Beschaffungsplattform Bayerngas hatte von 2003 auf 2006 laut ihrer Geschäftsberichte infolge Bezugsoptimierung bei um zwischenzeitlich um 0,91 Ct/ kWh gestiegenen BAFA- Erdgasimportpreisen nur einen durchschnittlichen Bezugskostenanstieg von ca. 0,73 Ct/ kWh zu verzeichnen und erhöhte ihre durchschnittlichen Abgabepreise an Kunden um ca. 0,75 Ct/ kWh.
Die kommunalen Gesellschafter und Kunden der Bayerngas (u.a. Stadtwerke München) erhöhten hingegen gegenüber Gas- Haushaltskunden die Erdgaspreise in selber Zeit weit stärker, nämlich um ca. 1,5 Ct/ kWh netto.
Das sind
Fakten, die sich nachrecherchieren lassen, ebenso wie der Fakt, dass auch bei WINGAS in den letzten fünf Jahren das EBIT weit stärker gestiegen ist als die Erdgasabsatzmenge.
Kann das denn wohl richtig sein?
Offensichtlich erreichen die Vorteile einer optimierten kommunalen Gasbeschaffung die Haushaltskunden nicht.
Ebenso optimieren E.ON Regionalversorger ihre Gasbeschaffung über E.ON Ruhrgas. Der Vorteil erreicht auch dabei die Haushaltskunden wohl nicht. Bei denen sind auch nicht die Kostenvorteile aus den Synergieefekten nach den Unternehmensfusionen (Thüringer Energie AG/ Gasversorgung Thüringen GmbH usw.) angekommen.
Wenn der Konzern ohne Polemik in einen Dialog darüber eintreten möchte, so ist dies zu begrüßen. Es muss darüber gesprochen werden, welche gesellschaftliche Verantwortung dem Konzern, der etwa 70 Prozent des in Deutschland abgesetzten Erdgases umsetzt, zukommt, um die auf Energiepreissteigerungen gründende Inflation und damit die darauf beruhenden negativen gesamtwirtschaftlichen Folgen wirksam zu begrenzen. Zu reden sein könnte dabei auch darüber, warum sich der Preis für in Deutschland eingespeicherte Gasmengen auch bei E.ON Ruhrgas nach dem aktuellen BAFA- Erdgasimportpreis richtet, nicht aber der Gaspreis der E.ON Haushaltskunden.
Ein Dialog darüber ist überfällig.
Verbraucher mit Situation unzufriedenErdgasimportpreise seit Januar 2004 bis März 2008 in Ct/ kWh im April 2008 2,45 Ct/ kWh