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Autor Thema: Solarrekord in Deutschland  (Gelesen 12785 mal)

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Re: Solarrekord in Deutschland
« Antwort #15 am: 03. Juli 2013, 15:53:23 »
Die ausländischen Stromabnehmer bezahlen die Infrastrukturkosten der deutschen Stromversorgung nicht, weil sie den Strom nicht kaufen müssen und wenn sie kaufen, dann kaufen sie freiwillig nur zum jeweiligen Marktpreis. Sie können weder den Kauf noch die Preise diktieren, Europa ist noch nicht vereinigtes EEG-Land mit Garantieabnahme zu Garantiepreisen.
Das ist selbstverständlich so. Keiner bestreitet das.
Die Frage ist aber:
Warum muss oder darf der deutsche Strom den Ausländern ohne die zugehörigen Infrastrukturkosten angeboten werden?
Warum soll der deutsche nicht-privilegierte Stromverbraucher durch Übernahme der Infrastrukturkosten (Netzentgelte und EEG-Umlage) dafür bezahlen, dass der ausländische Stromabnehmer so billigen deutschen Strom kaufen kann?
Das finden Sie doch nicht in Ordnung, oder?
Sollten diese Infrastrukturkosten nicht wenigstens anteilig auch von den ausländischen Stromabnehmern verlangt werden, wenn sie zeitweise deutschen Strom brauchen und haben wollen?
Wenn der deutsche Exportstrom dann zuweilen (oder meist) zu teuer ist und die Ausländer ihren Strom lieber selbst herstellen, dann ist das doch in Ordnung und der Ladenhüter "überschüssiger Braunkohlestrom" wird in Deutschland erst gar nicht erzeugt werden.

Zitat
Aber gut, anderes geantwortet:
Nein, das ist nicht sinnvoller. Braunkohlestrom hat keinen besonderen Geruch und auch keine eigene Farbe zur Unterscheidung. Das Motiv Ihrer Differenzierung brauchen Sie nicht verstecken.
Sie bestreiten also, dass die Stromerzeugung aus Braunkohle die größten Belastungen für Umwelt und Klima hervorrufen?
Und was Farbe und Geruch angeht: Schon mal ein der Nähe eines Braunkohle-Tagebaus die staubige Luft geatmet, schon mal was von Verockerung der Flüsse gehört? Luftverschmutzung durch das Braunkohlekraftwerk?

Sie bestreiten, dass es sinnvoll ist, den Braunkohlestromexport unattraktiver zu machen, obwohl der dreckige deutsche Braunkohlestrom auch etliche sauberere Kohle- und Gaskraftwerke im Ausland zeitweise vom Markt drängt und somit eindeutig zu einer Mehrbelastung von Umwelt und Klima führt?
Und das noch auf Kosten der deutschen nicht-privilegierten Stromverbraucher, die so eine zusätzliche Umweltverschmutzung innerhalb Deutschlands zugunsten ausländischer Stromabnehmer über ihre Netzentgelte und die EEG-Umlage finanziell begünstigen müssen?

Zitat
Wenn die Braunkohleverstromung schädlich ist und nicht mehr gebraucht wird, dann kann sie die Politik verbieten. Man muss bei der Erzeugung ansetzen.
Verbieten geht derzueit nicht, die Braunkohle kann nicht von heute auf morgen ersetzt werden. Das dauert.
Wenn man den Braunkohlestrom-Export verringern will:
Man muss nicht bei der Erzeugung ansetzen, wenn ein Marktansatz (Verteuerung des Exports durch angemessene Beteiligung an den Infrastrukturkosten) möglich ist.
Mich wundert, dass Sie hier nach einem Verbot rufen, wo Sie doch sonst eher den freien Markt propagieren.

Ferner ist ein Verbot des Stromexports (z.B. von Braunkohlestrom) wohl rechtlich nicht haltbar, weder nach deutschem Recht noch nach europäischem Recht.
Den Braunkohlestromexport verbieten geht auch aus Gründen der Versorgungssicherheit nicht. Wenn im nächsten Winter die Franzosen wieder auf den deutschen Brauinkohlestrom angewiesen sein werden, sollten wir ihn auch liefern können - aber halt zu höheren Preisen, da darf die Deutsche WIrtschaft dann auch verdienen und auch in den EEG-Topf und in den Topf der Netzentgelte dürfen die Franzosen dann gerne einzahlen. Da freuen wir uns doch! ;)
Manoman, was ist das wieder für ein Sammelsuriuim aus Unterstellungen, Verdrehungen und gewolltem Falschverstehen. I like that! ;)

Offline Stromfraß

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Re: Solarrekord in Deutschland
« Antwort #16 am: 03. Juli 2013, 19:51:21 »
Kommen wir mal wieder zum Punkt. Im Eingangstread stand:
Zitat
Deutschland nimmt französichen Strom auf

Frankreich erlebte am Sonntag ganztägig einen Stromüberschuss. Nach Daten des Verbandes der Europäischen Übertragungsnetzbetreiber (ENTSOE) war das Land den gesamten Tag über Nettostromexporteur. In der Zeit von 14 Uhr bis 15 Uhr lieferte das Land Strom mit einer Kapazität von rund 1000 Megawattstunden – nach Deutschland. Auch aus der Schweiz gingen Kapazitäten von rund 930 Megawatt nach Deutschland.

Trotzdem war auch Deutschland in dieser Zeit Stromexporteur. Rund 1930 importierten Megawattstunden Strom aus Frankreich und der Schweiz standen 7350 Megawattstunden an eigener Leistung gegenüber, die Deutschland an seine übrigen Nachbarn lieferte.

Wir importieren an diesem Sonntag also Strom. Zwischen 14 Uhr und 15 Uhr 1000 Megawattstunden aus Frankreich und 930 Megawattstunden aus der Schweiz.
Gleichzeitig lieferte Deutschland 7350 Megawattstunden an die übrigen Nachbarn, also offensichtlich nicht an Frankreich und die Schweiz.
Kann mir jemand erklären, warum das so läuft? Strom ist doch Strom und damit nicht wie sonst bei Export / Import.
Es wäre natürlich auch interessant, zu welchen Preisen die jeweilige Strommengen geliefert/bezogen wurden. "Verschenkt" nur Deutschland seinen Strom, weil es teurer wäre, Kohle- oder Gaskraftwerke runter- und wieder hochzufahren? Oder geht es den anderen Ländern auch so?
Wenn ich obige Mengen vergleiche, wäre wohl Deutschland immer derjenige, der die meisten "Miesen" macht. Ist das wirklich so gewollt oder muss man das eben in Kauf nehmen?

Offline Cremer

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Re: Solarrekord in Deutschland
« Antwort #17 am: 04. Juli 2013, 08:17:58 »
ich bin dafür, dass Superhaase ein vierwöchiges Pratikum an der Strombörse absolviert, um vielleicht mal die gesamten Zusammenhänge kennenzulernen  ;D ;D ;D
MFG
Gerd Cremer
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Offline superhaase

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Re: Solarrekord in Deutschland
« Antwort #18 am: 04. Juli 2013, 10:58:55 »
ich bin dafür, dass Superhaase ein vierwöchiges Pratikum an der Strombörse absolviert, um vielleicht mal die gesamten Zusammenhänge kennenzulernen  ;D ;D ;D
Vielleicht genügt es, wenn Sie mir erklären, was ich falsch verstanden oder falsch dargestellt habe.
Ich bitte darum!
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Offline Stromfraß

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Re: Solarrekord in Deutschland
« Antwort #19 am: 09. Juli 2013, 22:31:34 »
Schade, dass auf meine Anfrage vom 03.07. niemand reagiert hat.
War die Frage zu simpel oder zu schwierig?
Ich halte es für ein Unding, dass -obwohl die Netze ja dafür nur bedingt ausgelegt sind- eben diese mit hin- und herfließenden Strom belastet werden.
Zu bestimmten Zeiten mag das ja keine Rolle spielen, aber warum muss das überhaupt sein?
Ich liefere ja nicht Autos und möchte dafür z.B. Kaffebohnen.

Offline superhaase

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Re: Solarrekord in Deutschland
« Antwort #20 am: 10. Juli 2013, 08:22:55 »
Schade, dass auf meine Anfrage vom 03.07. niemand reagiert hat.
War die Frage zu simpel oder zu schwierig?
Offenbar ja.
Können Sie die Frage nochmal konkret und klar stellen?

Ansonsten schon mal vorab:
Stromflüsse zwischen Ländern sind ganz normal. Auch "hin und her". Je nach Last und Erzeugung.
Dafür ist das Netz da.
Zum Beispiel ist Italien bisher fast durchgängig ein großer Stromimporteur und bezieht seinen Importstrom hauptsächlich über die Schweiz und Österreich aus Frankreich und Deutschland. Daher sind insbesondere Schweiz und Österreich und zeitweise auch Deutschland sozusagen Transitländer für Strom. Die Schweiz versteht sich gerne als "zentrale Stromdrehscheibe" Europas.
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Offline Stromfraß

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Re: Solarrekord in Deutschland
« Antwort #21 am: 10. Juli 2013, 09:51:34 »
Meine Fragen stehen 4 Beiträge zuvor.
Die mögliche Antwort wäre wahrscheinlich tatsächlich die, dass Deutschland als Transitland zur gleichen Zeit Strom sowohl ex- als auch importiert.
Das wäre insoweit eine sicherlich auch wirtschaftlich gesehene Win-Win-Situation, wenn, ja wenn ...
Mir sind -wie geschrieben- die jeweiligen Bezugspreise nicht bekannt. Wenn es aber so ist, wie mehrfach geschrieben wurde, dass Deutschland den Strom quasi "verschenkt", nur um keine Kraftwerke abschalten zu müssen, dann wird es schon bedenklich.
Aber um das abschätzen zu können, muss man sich in der Gesamtproblematik wohl besser auskennen.

Offline superhaase

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Re: Solarrekord in Deutschland
« Antwort #22 am: 10. Juli 2013, 10:46:47 »
Mir sind -wie geschrieben- die jeweiligen Bezugspreise nicht bekannt. Wenn es aber so ist, wie mehrfach geschrieben wurde, dass Deutschland den Strom quasi "verschenkt", nur um keine Kraftwerke abschalten zu müssen, dann wird es schon bedenklich.
Für lediglich "durchgereichten" Strom, also Transitstrom, bezahllt oder bekommt in Deutschland niemand Bezugspreise. Der Strom wird von Frankreich nach Italien verkauft. Wieviel deutsche Netzbetreiber da Geld für den Transport bekommen, weiß ich jetzt nicht.
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Offline Stromfraß

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Re: Solarrekord in Deutschland
« Antwort #23 am: 10. Juli 2013, 11:06:53 »
Zitat
Für lediglich "durchgereichten" Strom, also Transitstrom, bezahllt oder bekommt in Deutschland niemand Bezugspreise. Der Strom wird von Frankreich nach Italien verkauft. Wieviel deutsche Netzbetreiber da Geld für den Transport bekommen, weiß ich jetzt nicht.
Das kann aber keine befriedigende Antwort auf meine Frage sein.
Wenn in Deutschland für "durchgereichten" Strom nur die Netzbetreiber Geld bekommen, dann ergeben sich doch sofort neue Fragen. Wer zahlt denen Geld und wieviel? Da es ja bekanntlich so ist, dass Ökostrom vorrangig abgenommen wird, d.h., ins Netz eingespeist wird, müssten ja bei Überlastung Kraftwerke abgeschaltet werden. Das wiederum bedeutet, dass die Netzbetreiber immer ihr Geld bekommen und der Kraftwerksbetreiber leer ausgeht? Da ist aber wohl vorgesorgt, denn da springt der Staat ein, natürlich wiederum mit unserem Geld. Es geht also, egal, wie man es dreht und wendet, immer darum, dass der nichtprivilegierte Endverbraucher die Zeche zahlt. So ein Konstrukt ist nicht in Ordnung, vielleicht sogar verfassungswidrig. Ich halte die Sache zwar nicht unbedingt vergleichbar mit der seinerzeit als verfassungswidrig erklärten Entrichtung des sogen. Kohlepfennigs, aber sehr in der Nähe stehend.

Offline Agnitio

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Re: Solarrekord in Deutschland
« Antwort #24 am: 23. Juli 2013, 09:52:01 »
Ich weiß zwar nicht genau, ob das die Frage war. Aber hier finden sich die Preise an der Börse der jeweils letzten Woche.

http://www.epexspot.com/en/market-data/auction

http://www.eex.com/de/Marktdaten


Dazu die Kapzität der Grenzkuppelstellen der einzelnen Länder:


Land | Exportkapazität in MW | Importkapazität in MW
AT  | 1.500  | 1.400
CH  | 1.700  | 4.400
CZ  | 800  | 2.250
DK  | 1.500  | 2.050
FR  | 2.400  | 2.500
NL  | 4.000 |  3.900
PL  | 800  | 1.200
SE  | 600  | 600
Summe 11.800 16.900

(ETSO 2008)
« Letzte Änderung: 23. Juli 2013, 10:18:59 von Agnitio »

Offline superhaase

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Re: Solarrekord in Deutschland
« Antwort #25 am: 23. Juli 2013, 12:47:31 »
Wieso sind denn bei den meisten Ländern die Import- und Exportkapazitäten unterschiedlich?
Gibts da unidirektionale oder asymmetrische Koppelstellen (z.B. HGÜ)?
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Offline Stromfraß

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Re: Solarrekord in Deutschland
« Antwort #26 am: 23. Juli 2013, 13:13:54 »
Wenn ich die Übersichten richtig deute, heißt das, dass nicht nur jeden Tag, sondern jede Stunde enorme Bewegungen des Strompreises abzulesen sind.
Das heißt, ich kann mit Export bzw. Import enorme Gewinne machen, aber ebenso Verluste.
Soweit verständlich, weil "Geschäfte machen" nun mal beides einschließt.
Was mir aber danach immer noch unverständlich ist, dass Deutschland zu gewissen Zeiten gleichzeitig exportiert und importiert.
Die einzige mir einleuchtende Erklärung wäre, dass wir zu den genannten Zeiten an sich importieren und der exportierte Strom nur durchgeleiteter Strom war.

Offline Agnitio

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Re: Solarrekord in Deutschland
« Antwort #27 am: 23. Juli 2013, 13:32:26 »
Die Übersicht sollte nicht falsch verstanden werden. Sie beschreibt nicht den Stromexport über die Grenzkuppelstellen, sondern die jeweilige Marktpreisbildung. D.h. Um Strom im- oder exportieren zu können muss man, unter Einbeziehung der verfügbaren Transferkapazität der Grenzkuppelstellen, Optionen zur Nutzung dieser besitzen um Strom handeln zu können.
Die verfügbare Transferkapazität(also dem Markt zur Verfügung gestellte) ist die Netzkapazität abzüglich des aktuellen Übertragungsflusses. Die Kapazitätsberechnung erfolgt jeweils für die Jahres-, Monats- und Tagesauktionen. Der entscheidende Parameter ist hier die kurzfristig prognostizierbare Wind- und PV-Erzeugung.
Die Lastflüsse sieht man unter MARKET COUPLING CONTRACTS (MCC)
« Letzte Änderung: 23. Juli 2013, 13:48:58 von Agnitio »

Offline Stromfraß

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Re: Solarrekord in Deutschland
« Antwort #28 am: 23. Juli 2013, 15:38:36 »
Eine komplizierte Sache diese Marktpreisbildung.
Da ist es besser, man schaut nicht zu tief in die Materie, dann würden nur wieder eine Reihe von Fragen aufkommen.
Da ist es an der Tankstelle entschieden einfacher. Da bildet sich der Preis nach einfachen Kriterien. Stehen Feiertage vor der Tür oder die Ferien nahen, kennt der Preis nur eine Richtung und das ohne jegliche Absprache der Konzerne. Da braucht es keine Grenzkuppelstellen, verfügbare Transferkapazität und Optionen zur Nutzung dieser.

Offline egn

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Re: Solarrekord in Deutschland
« Antwort #29 am: 24. Juli 2013, 08:53:26 »
Was mir aber danach immer noch unverständlich ist, dass Deutschland zu gewissen Zeiten gleichzeitig exportiert und importiert.
Die einzige mir einleuchtende Erklärung wäre, dass wir zu den genannten Zeiten an sich importieren und der exportierte Strom nur durchgeleiteter Strom war.

Es kann aber auch sein, dass D der exportierte Strom sowohl aus importiertem Strom als auch in D produziertem Strom besteht.

Hier sind nochmal detaillierte Informationen zum Stromexport.

 

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