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Autor Thema: EEG - Umlagekonto schon in den Miesen  (Gelesen 17936 mal)

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EEG - Umlagekonto schon in den Miesen
« Antwort #30 am: 08. Juli 2012, 12:18:57 »
Zitat
Original von superhaase
....
Sie bezeichnen das etwas abwertend als \"Glaubensfrage\", für die man Ihrer Meinung nach wohl nicht so viel Geld verplanen dürfte.
Aber was bleibt denn anderes übrig, als nach bestem Wissen und Gewissen die zukünftige Entwicklung einzuschätzen und dann Schlussfolgerungen zu ziehen und zu handeln? Beruht insofern nicht die gesamte Politik (nicht nur EEG-Politik) auf einer Glaubensfrage?

Bezüglich Windkraft ist es ebenfalls eine Glaubensfrage, ob sich das jemals großflächig (nicht nur an einzelnen besonders windreichen Standorten) zur Wettbewerbsfähigkeit zum aktuellen Börsenstrompreis bringen lässt. Bei Offshore sowieso.  Beim Biogasstrom .... Eine Glaubensfrage.

Weil es eine Glaubensfrage zu sein scheint, ist dann eine Entscheidung in die eine oder die andere Richtung illegitim? ....
    @sh, die Religionsfreiheit ist ein Grund- und Menschenrecht. Das bedeutet aber nicht, dass Sie damit andere Menschen zu Ihrer Religion zwingen oder damit belästigen oder schädigen dürfen. Sie dürfen Ihren Solaristenglauben ja behalten und ihn auf eigene Rechnung betreiben, wenn Sie sich so verhalten, daß kein Anderer geschädigt, gefährdet, behindert oder belästigt wird.  Eine Entscheidung, die andere Menschen ihre Wahlfreiheit nimmt, sie einbezieht, belastet und bevormundet, ist
\"illegitim\"! Das eigene Übel mit dem nächsten Übel zu begründen ist ebenfalls \"illegitim\"![/list]

Offline superhaase

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EEG - Umlagekonto schon in den Miesen
« Antwort #31 am: 08. Juli 2012, 12:22:01 »
@PLUS:

Stören Sie bitte nicht eine sachliche Diskussion und gehen Sie woanders stänkern!
8) solar power rules

Offline RR-E-ft

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EEG - Umlagekonto schon in den Miesen
« Antwort #32 am: 08. Juli 2012, 23:43:38 »
@sh

Ich habe verstanden, dass Sie sich um den weltweiten PV- Markt sorgen, der bereits von weltweiten erheblichen Überkapazitäten geprägt ist.

Die entscheidende Frage wird sein, wie sich der weltweite Zubau gestaltet, vornehmlich in sonnenreichen Gegenden wie etwa im Süden der USA, in Südeuropa, in Asien, in Afrika...., halt überall, wo die Sonne auf diese Welt  besonders lange und kräftig scheint, ohne eine Rechnung zu schicken.

Mag sein, dass der Zubau dort alsbald die derzeitigen Überkapazitäten nicht nur aufsaugen kann, sondern die weltweite Nachfrage die weltweiten Produktionskapazitäten sogar übersteigen wird. In letzterem Falle würden nach marktwirtschaftlichen Prinzipien die Anlagenpreise wieder steigen.

Wenn Sie meinen, das Schicksal dieses weltweiten PV- Marktes entscheide sich danach, ob in Deutschland für Solarstrom weiter Einspeisevergütungen staatlich garantiert werden, dann zeigt dies allenfalls, dass Sie in einen solchen weltweiten PV- Markt keinerlei Vertrauen haben. Wenn Sie sogar annehemen wollen, bei einem Fortfall der garantierten Einspeisevergütung in Deutschland breche der weltweite PV- Markt unwiderruflich zusammen und sei danach für immer toter als tot, dann ist dazu nichts weiter mehr zu sagen.

Übersteigt die weltweite Nachfrage alsbald das weltweite Angebot- wovon nach Ihren Aussagen wohl alle Fachleute ausgehen -  könnte eine Förderung hierzulande sogar zur Folge haben, dass die Anlagenpreise steigen und deshalb der Zubau gerade nicht in Ländern erfolgen wird, wo diese Technik aufgrund der höheren Sonnenstunden wirtschaftlich effizienter wäre. Wenn schon alle Fachleute von einem enormen Wachstum  der PV im weltweiten Maßstab in nächster Zeit ausgehen, werden sich die Marktakteure, namentlich die Hersteller und deren Finanzierer, darauf einstellen, unabhängig von der Frage der Einspeisevergütungen in Deutschalnd.

Für den Bereich Eigenverbrauch in Deutschland  hatte ich bereits ausgeführt, warum man hierzulande nicht die Einspeisung weiter fördern sollte, sondern die Speicher.

Jetzt stören Sie sich wohl an der Gesamtbedarfsdeckungsverpflichtung des § 4 StromGVV, weil diese einer Direktvermarktung an Dritte entgegenstünde.

Bisher ist es regelmäßig so, dass jeder Stromlieferant gegenüber seinen Kunden eine unbedingte vertragliche Lieferverpflichtung eingeht. Wo er den für die Bedarfsdeckung seiner Kunden notwendigen Strom hernimmt, ist seine Sache.

Der Lieferant  kann seine Kunden ebenso wie den Netzbetreiber nicht darauf verweisen, dass Strom nur dann und in dem Umfange geliefert wird, wie dessen  Anlage gerade Strom erzeugt. Jeder Stromlieferant braucht deshalb einen Bilanzkreis zum Ausgleich von Mehr- und Mindermengen.  Wer einen solchen Bilanzkreis hat, kann seinen Kunden eine Vollversorgung anbieten. Wenn es keine vertragliche Bedarfsdeckungsverpflichtung gäbe, könnte der Anlagenbetreiber als Lieferant von seinen Kunden ebenso nicht verlangen, dass diese ihren Bedarf gerade durch Lieferungen von diesem decken, selbst wenn gerade die Sonne besonders lacht. Der Kunde wäre auch in dieser Zeit berechtigt, seinen Bedarf durch Eigenerzeugung oder Stromlieferungen eines Dritten zu decken, mag dies nun ein französischer Kernkraftwerksbetreiber oder ein anderer Solarstromlieferant sein.

Zu bedenken ist weiterhin, dass jeder andere nichtprivilegierte Stromerzeuger am Markt, wenn er denn Stromlieferungen anbietet und diese kontrahiert werden, den Strom unabhängig davon liefern muss, ob seine Erzeugungsanlage läuft oder nicht läuft. Ob er den kontrahierten Strom tatsächlich liefern kann, ist sein wirtschaftliches Risiko.

Hat etwa ein Kernkraftwerksbetreiber seine Stromproduktion im Voraus am Markt verkauft und wird seine Produktion stillgelegt, so muss er seine Lieferverpflichtung trotzdem erfüllen oder ist seinem Vertragspartner zum Schadensersatz verpflichtet. Hat andererseits ein Stromhändler Strom am Markt im Voraus gekauft, so ist es sein wirtschaftliches  Risiko, ob und zu welchem Preis er diesen absetzen kann, auch wenn am Markt aufgrund vorrangig eingespeister, unberechenbarer  EEG- Strommengen für dessen Strom gerade gar kein Platz ist.

Im Gegensatz dazu haben die privilegierten Stromerzeuger bisher allein einen Anspruch auf Einspeisung und Vergütung in garantierter Höhe, ohne zugleich zur Einspeisung überhaupt verpflichtet zu sein.

Das macht die Sache im Gesamtsystem erst so unberechenbar. Unter anderem um die zusätzlichen Leitungskapazitäten zum Abtransport vor Ort nicht benötigter Strommengen sowie um die Besicherung durch Reservekraftwerke und die fianziellen Lasten daraus sollen sich andere kümmern, im Zweifel die Allgemeinheit.

Man kann es auch so sehen:

Die EEG- Anlagenbetreiber haben sich in einer vor den Marktgegebenheiten geschützten Wohlfühlnische bisher probat eingerichtet.  
Konzerne wie E.ON und RWE drängen nun mit Macht auch in diese Kuschelecke, wiederum auf Kosten der Allgemeinheit.

Offline RR-E-ft

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EEG - Umlagekonto schon in den Miesen
« Antwort #33 am: 09. Juli 2012, 01:12:22 »
PV- Weltmarkt in Sachsen-Anhalt

Zitat
So sehe er das Interesse von asiatischen Unternehmen an den angeschlagenen Firmen im „Solar Valley“ auch nicht als Ausverkauf: „Die Interessenten wollen auf den deutschen Markt, auf dem Planungssicherheit herrscht und wo die Fördermittel für Forschung erhöht werden sollen.“

Die asiatischen  Unternehmen wollen gerade nicht dahin, wo die Sonne besonders lange und kräftig scheint, ohne eine Rechnung zu schicken.

Offline superhaase

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EEG - Umlagekonto schon in den Miesen
« Antwort #34 am: 09. Juli 2012, 08:16:35 »
Zitat
Original von RR-E-ft
Die entscheidende Frage wird sein, wie sich der weltweite Zubau gestaltet, vornehmlich in sonnenreichen Gegenden wie etwa im Süden der USA, in Südeuropa, in Asien, in Afrika...., halt überall, wo die Sonne auf diese Welt  besonders lange und kräftig scheint, ohne eine Rechnung zu schicken.

Mag sein, dass der Zubau dort alsbald die derzeitigen Überkapazitäten nicht nur aufsaugen kann, sondern die weltweite Nachfrage die weltweiten Produktionskapazitäten sogar übersteigen wird. In letzterem Falle würden nach marktwirtschaftlichen Prinzipien die Anlagenpreise wieder steigen.
Wenn dieser Punkt erreicht ist, sozusagen der \"point of no return\" ;), dann ist der Durchbruch geschafft, der das Ziel und die Begründung für die Förderung war, dann ließe sich eine weitere deutsche PV-Förderung durch nichts mehr rechtfertigen.
Das ist \"alsbald\" zu erwarten, wie Sie richtig sagen.
Erste Anzeichen für ein Anspringen dieser Märkte sind erkennbar, aber noch ist das nicht \"durch\".
Womöglich können wir also schon nächstes Jahr oder 2014 die PV-Förderung ganz streichen, wenn diese Ansätze anderer Märkte wirklich \"durchzünden\"?

Ich würde mich freuen und wäre der erste, der für eine Streichung der PV-Förderung plädieren würde - selbst wenn dann der PV-Zubau in Deutschland für einige Jahre fast zum Erliegen käme.

Zitat
Wenn Sie meinen, das Schicksal dieses weltweiten PV- Marktes entscheide sich danach, ob in Deutschland für Solarstrom weiter Einspeisevergütungen staatlich garantiert werden, dann zeigt dies allenfalls, dass Sie in einen solchen weltweiten PV- Markt keinerlei Vertrauen haben. Wenn Sie sogar annehemen wollen, bei einem Fortfall der garantierten Einspeisevergütung in Deutschland breche der weltweite PV- Markt unwiderruflich zusammen und sei danach für immer toter als tot, dann ist dazu nichts weiter mehr zu sagen.
Das mag für Sie lächerlich klingen, ist aber angesichts der bisherigen Entwicklung m.E. nicht von der Hand zu weisen.
Deutschland hat mit seiner PV-Förderung diese Entwicklung angestoßen und entscheidend geprägt. Steigt Deutschland komplett aus, werden die anderen Staaten wohl folgen.
Das Vertrauen in den weltweiten PV-Markt ist derzeit leider noch sehr brüchig, weil eben noch weitgehend von Förderprogrammen abhängig und nicht selbsttragend.
Es ist Deutschland m.E. also schon noch zuzumuten, seinen Teil in Form einer Förderung beizutragen, so kurz vor dem Durchbruch.
Wie gesagt geht es dabei ja nur noch um einen Bruchteil der bisherigen Fördergelder, die noch dazukommen können.

Die ganze Welt schaut mit hohem Interesse auf die Energiewende in Deutschland.
Das mag man nicht wahrhaben wollen oder man mag wegen einer vermeintlichen Streberhaftigkeit Deutschlands verschämt den Blick senken, das ändert aber nichts daran.
 
Zitat
Übersteigt die weltweite Nachfrage alsbald das weltweite Angebot- wovon nach Ihren Aussagen wohl alle Fachleute ausgehen -  könnte eine Förderung hierzulande sogar zur Folge haben, dass die Anlagenpreise steigen und deshalb der Zubau gerade nicht in Ländern erfolgen wird, wo diese Technik aufgrund der höheren Sonnenstunden wirtschaftlich effizienter wäre. Wenn schon alle Fachleute von einem enormen Wachstum  der PV im weltweiten Maßstab in nächster Zeit ausgehen, werden sich die Marktakteure, namentlich die Hersteller und deren Finanzierer, darauf einstellen, unabhängig von der Frage der Einspeisevergütungen in Deutschalnd.
Das ist schon richtig.
Die Frage ist nur: Wann ist dieser Zeitpunkt erreicht?
Sie unterstellen, es wäre jetzt schon so weit.
Ich sage, es wird in wenigen Jahren so weit sein.

Sobald die weltweite ungeförderte und somit unbegrenzte Nachfrage anspringt, dann kann es durchaus sein, dass vorübergehend die PV-Preise wieder etwas anziehen, wie Sie sagen, aber nicht wegen der deutschen Förderung, das ist ein logischer Trugschluss, sondern wegen der ungeförderten Nachfrage in den sonnenreichen Ländern.
DANN ist endgültig ein freier funktionierender Welt-PV-Markt etabliert.

Es ist dann angezeigt, dies NICHT durch Erhöhung der deutschen PV-Förderung ausgleichen und einen Teil der dann ja zu knappen Produkte nach Deutschland ziehen zu wollen.
Spätestens dann ist es in keinem Land der Welt mehr politisch verantwortbar, noch eine PV-Förderung zu zahlen.

Wann genau dieser \"point of no return\", des Anspringens der ungeförderten weltweiten Nachfrage, wann also genau dieser Punkt kommt, und wie man dies jetzt denn genau feststellen kann, sind Fragen, die man kaum exakt beantworten kann.
ABER diese Fragen muss man doch auch gar nicht exakt beantworten, man kann einfach mit der Förderpolitik weitermachen und darauf warten, bis die ungeförderte Nachfrage den Markt nach und nach übernimmt und schließlich bestimmt. Dabei wird das Volumen der geförderten Anlagen also z.B. bei uns ganz von selbst abnehmen und der freie ungeförderte Markt übernimmt.
Die Förderprogramme mit ihren sinkenden Vergütungen werden dann - sofern man nicht den Fehler macht, die Förderungen wieder zu erhöhen um einem anziehenden Markt hinterherzulaufen - mangels Nachfrage ganz einfach eintrocknen.
Ich traue den Politikern dann schon zu, dass sie diese Situation erkennen, das ist ja wohl nicht soooo schwer, und dann die Förderung komplett beenden.

Kurz zusammengefasst:
Es ist also gar nicht nötig, sich so sehr den Kopf zu zerbrechen, wann genau das Ziel der PV-Förderung erreicht ist und die Förderung zu beenden ist.
Das wird sich in den nächsten Jahren in einem allmählichen Übergang des Welt-PV-Marktes weg von den geförderten Anlagen hin zum ungeförderten Zubau einfach ergeben.
Es wird sehr leicht erkennbar sein, wann die Förderung nicht mehr nötig ist: Nämlich dann, wenn sie trotz weltweiter Produktionszunahme weniger nachgefragt wird.
Es ist also alles gar nicht so kompliziert und so schlimm wie manche das darstellen.
Schon gar nicht ist - nach Betrachten der bisherigen erstaunlichen und erfreulichen Entwicklung der PV - zu befürchten, es zeichne sich eine \"unendliche Geschichte\" der Förderung ab, wie es Teile der FDP gerne darstellen.
Ganz im Gegenteil zeichnet sich ein baldiges Ende der Förderung ab. Viel früher als man noch vor wenigen Jahren erhoffen durfte.

Statt dauernd über die PV-Förderung zu schimpfen und zu jammern, wäre das eigentlich ein Grund zu großer Freude.  :]

Wobei natürlich ein Schimpfen und Jammern angesichts der früheren Überförderung der PV in Deutschland und auch 2006 in Spanien angesichts der Blindheit und Ungeschicktheit (oder was steckte dahinter?) der Politiker durchaus angebracht ist.
 
Zitat
Jetzt stören Sie sich wohl an der Gesamtbedarfsdeckungsverpflichtung des § 4 StromGVV, weil diese einer Direktvermarktung an Dritte entgegenstünde.
[...]
Im Gegensatz dazu haben die privilegierten Stromerzeuger bisher allein einen Anspruch auf Einspeisung und Vergütung in garantierter Höhe, ohne zugleich zur Einspeisung überhaupt verpflichtet zu sein.

Das macht die Sache im Gesamtsystem erst so unberechenbar. Unter anderem um die zusätzlichen Leitungskapazitäten zum Abtransport vor Ort nicht benötigter Strommengen sowie um die Besicherung durch Reservekraftwerke und die fianziellen Lasten daraus sollen sich andere kümmern, im Zweifel die Allgemeinheit.
Ja, daran störe ich mich.
Nicht nur ich.

Lieferverpflichtung und Bilanzkreise hin oder her - ich halte das nicht für stichhaltig.

Die Netzsicherheit und die jederzeitige Deckung des deutschlandweiten Bedarfs ist in einer nachhaltigen Stromversorgung zu 100% aus erneuerbaren Energien mit Sicherheit nicht von der Gesamtbedarfsdeckungsverpflichtung des § 4 StromGVV abhängig.
Es ginge wohl auch anders, wenn man nur wollte.

Die Unstetigkeit der PV-Stromerzeugung und der Windstromerzeugung hängt ja nicht davon ab, ob die Anlage auf einem Mietshaus instaliert ist und der PV-Strom teilweise an die Mieter direkt verkauft wird, oder ob die Anlage (Windkraftwerk) auf der grünen Wiese steht und komplett einspeist.

Will man zu 100% Ökostrom gelangen, dann ist das Problem der Lieferverpflichtungen und Bilanzkreise jedenfalls technisch und kaufmännisch zu lösen, da hilft aber keine Gesamtbedarfsdeckungsverpflichtung des § 4 StromGVV - im Gegenteil stört diese dabei nur.

Sicher wird es auch dazu kommen müssen, die Abnahmegarantie für EE-Strom aus WKAs und PV-Anlagen wieder zu streichen. Daran führt m.E. später kein Weg vorbei.
Man könnte das bei Zulassung des Direktverkaufs von PV-Strom an Mieter oder direkte Nachbarn auch gleich mit einer Streichung der Einspeisegarantie verknüpfen. Der Netzbetreiber könnte dann je nach Bedarf die Einspeisung zulassen oder nicht. Vielleicht ein erster Schritt in diese m.E. unvermeidbare Richtung.
Wie man das dann genau regelt und gestaltet, geht jetzt über meinen Horizont hinaus.  :baby: ;)
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Offline RR-E-ft

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EEG - Umlagekonto schon in den Miesen
« Antwort #35 am: 09. Juli 2012, 12:01:26 »
@sh

Auf dem weltweiten PV- Markt bestehen bereits erhebliche Überkapazitäten. Das Angebot übersteigt die Nachfrage bei weitem.

In einer solchen Situation haben die Hersteller als Anbieter zwei Möglichkeiten. Sie können ihre Produktion drosseln oder ganz einstellen, bis das Angebot wieder der geringen Nachfrage entspricht.
Sie können aber auch mit ihren Preisen heruntergehen, bis zu einem Preis, der die Nachfrage derart anreizt, dass eine vollständige Marktberäumung gewährleistet ist.
Dieser für die Marktberäumung derzeit notwendige Preis kann deutlich unter den Herstellungskosten liegen.

Gehen die Hersteller mit Ihnen und allen Ihren Fachleuten davon aus, dass die Nachfrageschwäche nur temporär ist, die Nachfrage alsbald weltweit anziehen wird, evtl. weit über das hinaus, was das derzeitige Überangebot überhaupt hergibt,  werden sie ihre Produktion wohl nicht einstellen, allenfalls drosseln, sondern durch ein temporäres Tal der Tränen gehen und ihre Preise entsprechend drastisch absenken.

Wenn die Hersteller ihre Preise deshalb drastisch absenken, um zu einer Markträumung zu gelangen, sollte die Nachfrage von allein zünden.
Zündet die Nachfrage in den sonnigen Gegenden dieser Erde  dadurch immer noch nicht, dann zündet sie dort wohl erst recht nicht, wenn die Preise aufgrund der Herstellungskosten wieder höher liegen werden.

Die staatlich garantierte Einspeisevergütung in Deutschland zündet jedenfalls die Nachfrage in den besonders sonnigen Gegenden unserer Erde nicht. Es ist eher das Gegenteil der Fall.
Das weltweite Angebot der Hersteller wird (aufgrund von \"Planungssicherheit\") nach Deutschland gezogen, obschon die PV- Nutzung andernorts wirtschaftlich weit effizienter wäre.

Wenn der PV- Strom bei den - infolge des weltweiten Überangebots- derzeit geringen Herstellerpreisen unterhalb der Herstellerkosten nicht wettbewerbsfähig ist, dann wird er es, wenn die Herstellerpreise wieder anziehen, unter sonst gleichen Bedingungen erst recht nicht sein.

Jeder Stromerzeuger hat die Möglichkeit, seinen Strom selbst zu vermarkten. Will er dabei als Lieferant für leitungsgebundene Stromversorgung (Stromversorger)  auftreten, hat er die gleichen Probleme wie alle anderen Lieferanten auch.
Ganz andere Probleme stellen sich hingegen wohl, wenn der erzeugte Strom auf Akkus gezogen und zum Jahrmarkt gekutscht wird.

Entfällt der Abnahmezwang der Netzbetreiber, müssen die Stromerzeuger ihren nicht eigenverbrauchten Strom sowieso selbst vermarkten.
Wenn Sie meinen, das wäre alsbald der Fall, dann müssen diejenigen, die über ihren eigenen Bedarf hinaus Strom erzeugen wollen, diese Fragen in ihre wirtschaftliche Betrachtung jedenfalls mit einstellen.

Bezieht jemand leitungsgebunden Strom von einem Stromlieferanten, dann kommen Netzentgelte und die staatlichen Abgaben und Umlagen bekanntlich mit auf die Rechnung.
Das ist eben deutlich anders als beim Eigenverbrauch. Ob sich unter diesen Umständen Solarstrom tatsächlich gut selbstvermarkten lässt, steht eher zu bezweifeln.

Ich persönlich würde wohl keinen Strom von einem Lieferanten beziehen wollen, der den Strom nur liefert, wenn seine Anlage welchen erzeugt.
Der Strompreis für solche \"Lotterie\"- Lieferungen müsste jedenfalls  deutlich geringer liegen als für eine uneingeschränkt gesicherte Lieferung.  

Der Eigenverbrauch sei ja angesichts der bisher schon besonders  hohen Strompreise für Haushaltskunden heute schon wettbewerbsfähig.
Wer mit Vattenfall- Chef Hattaka davon ausgeht, dass die Strompreise für Haushaltskunden alsbald um weitere 30 Prozent steigen werden,
für den ist wohl klar, dass in diesem Bereich keine Förderung mehr notwendig sein kann.

Offline superhaase

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EEG - Umlagekonto schon in den Miesen
« Antwort #36 am: 09. Juli 2012, 13:20:29 »
Zitat
Original von RR-E-ft
Gehen die Hersteller mit Ihnen und allen Ihren Fachleuten davon aus, dass die Nachfrageschwäche nur temporär ist, die Nachfrage alsbald weltweit anziehen wird, evtl. weit über das hinaus, was das derzeitige Überangebot überhaupt hergibt,  werden sie ihre Produktion wohl nicht einstellen, allenfalls drosseln, sondern durch ein temporäres Tal der Tränen gehen und ihre Preise entsprechend drastisch absenken.

Wenn die Hersteller ihre Preise deshalb drastisch absenken, um zu einer Markträumung zu gelangen, sollte die Nachfrage von allein zünden.
Zündet die Nachfrage in den sonnigen Gegenden dieser Erde  dadurch immer noch nicht, dann zündet sie dort wohl erst recht nicht, wenn die Preise aufgrund der Herstellungskosten wieder höher liegen werden.
Bei Ihrer Sichtweise blenden Sie völlig aus, dass es sich bei der Entwicklung der Kosteneffizienz und somit der Senkung Herstellungskosten um einen kontinuierlichen Prozess handelt.
Sie berücksichtigen nicht, dass - wie in der Entwicklung über die letzten 15 Jahre -  sich die Herstellungskosten aufgrund von Skalierungseffekten und kontinuierlicher Verbesserung der Systeme und der Effizienz im ganzen Produktionsbereich verringern.

Dabei spielt eine temporäre Überkapazität an Produktionsanlagen überhaupt keine Rolle. Die darf, ja muss man dabei unbeachtet lassen, sofern man dafür sorgt, dass sie nicht zu Überförderung und temporären teueren Zubauauswüchsen führt, die an sich nicht zur Weiterentwicklung und Herstellungskostensenkung beitragen.
Der Markt regelt dann von ganz alleine den Abbau der unrentablesten Überkapazitäten. Zumeist sind das eben die ältesten und teuersten Prouktionsanlagen, die dann stillgelegt werden.

Die Weiterentwicklung und die Kostensenkungen lassen sich nicht aus dem Hut zaubern, das kostet Zeit und Geld. Dieses Geld muss irgendwo her kommen. Dazu wurde die Anschubfinanzierung für die zunächst unwirtschaftlichen Techniken über das EEG in die Welt gesetzt, um diesen Prozess anzustoßen und über die erforderliche Zeit am Leben zu erhalten.

Wenn es so einfach wäre, wie Sie es in Ihrem letzten Beitrag darstellen, dann hätte man kein EEG gebraucht, sondern von Anfang an nur sagen müssen:

Zitat
\"Liebe kleine ineffiziente PV-Nische, leih Dir Geld von den Banken, entwickle im stillen Kämmerlein eine wettbewerbsfähige PV-Technik und stampfe dann riesige PV-Fabriken aus dem Boden, die dann in der Lage sind, wettbewerbsfähige PV-Anlagen zu liefern, deren Strom auch noch gegen die Subventionen der den Markt beherrrschenden konventionellen Kraftwerkstechniken ankommen kann.

Wenn Du das geschafft hast und dann eine große PV-Industrie geworden bist und in den Startlöchern stehst, dann darfst Du uns Deine billigen PV-Anlagen gerne anbieten und wir versprechen Dir, dass dann auch alle sofort überzeugt sind und Dir alle Welt schlagartig und vorbehaltlos Deine Produkte abkauft und alles bereitsteht, diese in die weltweite Stromversorgung zu integtrieren.\"
Stellen Sie sich die Welt, wirtschaftliche Prozesse und technologische  Entwicklungen so einfach vor?
Ich nicht.
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Offline RR-E-ft

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« Antwort #37 am: 09. Juli 2012, 13:40:59 »
@sh

Sie verkennen wohl, dass nunmehr auf dem weltweiten PV- Markt bereits ein erhebliches Überangebot besteht.
Das war ja nicht immer so. Die Hersteller wurden dazu überreizt angereizt.

Natürlich geraten die Hersteller dadurch auch unter Druck, ihre Herstellungskosten weiter zu senken, so dass die am Markt erzielbaren Preise mindestens wieder die Herstellungskosten decken. Es ist jedoch für den Augenblick hinsichtlich der weltweiten Nachfrage belanglos, ob die Herstellerpreise aufgrund des Überangebotes drastisch sinken oder aber infolge ebenso drastisch geringerer Herstellungskosten. Der dadurch gesetzte Marktpreis beeinflusst die weltweite Nachfrage. Entweder sie zündet bei solch aktuell günstigem Marktpreis oder sie zündet nicht. Zündet sie nicht, werden die bestehenden Produktionskapazitäten dauerhaft zurückgebaut.

Offline superhaase

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« Antwort #38 am: 09. Juli 2012, 13:46:48 »
Zitat
Original von RR-E-ft
@sh

Auf dem weltweiten PV- Markt besteht doch bereits ein drastisches Überangebot. Natürlich geraten die Hersteller dadurch auch unter Druck, ihre Herstellungskosten weiter zu senken, so dass die am Markt erzielbaren Preise mindestens wieder die Herstellungskosten decken. Es ist jedoch für den Augenblick belanglos, ob die Herstellerpreise aufgrund des Überangebotes drastisch sinken oder aber infolge ebenso drastisch geringerer Herstellungskosten. Der dadurch gesetzte Marktpreis beeinflusst die weltweite Nachfrage. Entweder sie zündet bei solch aktuell günstigem Marktpreis oder sie zündet nicht.
Was hilft es den PV-Unternehmen, wenn die Nachfrage unterhalb ihrer Herstellungskosten zündet und sie nicht in der Lage sind, diese Nachfrage zu bedienen, ohne schnell Pleite zu gehen?

Genau dieses wenig hilfreiche Szenario beobachteten wir doch mit dem Zünden der Nachfrage in Deutschland letztes Jahr aufgrund von Dumpingpreisen.
Was ist dadurch gewonnen, außer immense Kosten und Geldverschwendung?
Nichts.

So gewinnt man den Blumentopf doch nicht.

Die kontinuierliche Entwicklung muss aufrechterhalten werden, bis die Herstellungskosten so niedrige Preise ermöglichen, dass die ungeförderte Nachfrage zündet.

Ich verkenne keineswegs das vorhandene Überangebot.
Überschwinger und solche fehl-subventionierten Überkapazitäten baut der Markt wieder ab, wenn man nicht zulässt, dass damit unbegrenzte Fördergelder abgegriffen werden, was bei uns leider nicht rechtzeitig verhindert wurde.
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Offline RR-E-ft

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« Antwort #39 am: 09. Juli 2012, 13:48:12 »
@sh

Was nutzt den PV- Herstellern weltweit Überkapazitäten aufzubauen, die nicht nachgefragt werden?
Diese Entwicklung darf nicht kontinuierlich fortgesetzt werden.

Sie denken den weltweiten PV- Markt immer von der Herstellerseite her.
Sie sollten ihn vielleicht mal von der Nachfrageseite her denken.

Wann zündet die Nachfrage in den sonnigen Gegenden dieser Welt?
Das sollte aufgrund der höheren wirtschaftlichen Effiziens eher der Fall sein als im weniger sonnenverwöhnten  Deutschland.

Offline superhaase

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« Antwort #40 am: 09. Juli 2012, 13:52:34 »
Zitat
Original von RR-E-ft
@sh

Was nutzt den PV- Herstellern weltweit Überkapazitäten aufzubauen, die nicht nachgefragt werden?
Auf Dauer hoffentlich nichts, sofern man sehr große Überkapazitäten meint, wie sie derzeit mutmaßlich bestehen.

Neue Kapazitäten, die aufgrund ihrer Kosteneffizienz ältere und teurer produzierende Anlagen aus dem Markt drängen, nützen hingegen schon: den Besitzern der neuen Anlagen und dem ganzen Ziel.

Insofern ist eine solche beabsichtigte Entwicklung wohl immer begleitet von einem gewissen Maß an Überkapazitäten.
Ganz ohne Überkapazitäten gibt es wohl keinen Preiswettbewerb.

Durch die direkten chinesischen Subventionen sind diese nur zu sehr ins Kraut geschossen.
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Offline RR-E-ft

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« Antwort #41 am: 09. Juli 2012, 14:04:34 »
@sh

Sollte man es nicht besser den Chinesen überlassen, im eigenen Land die Nachfrage zu fördern, so dass deren Herstellungskapazitäten wieder ausgelastet werden? Die haben da wohl viel mehr Potential.

Offline superhaase

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« Antwort #42 am: 09. Juli 2012, 16:10:34 »
Soweit ich weiß, wird das auch den Chinesen überlassen.
Zumindest ist mir nicht bekannt, dass sich die deutsche PV-Förderung um die Auslastung der chinesischen Überkapazitäten sorgt.

Im Gegenteil wird mit der jetzt in Kraft getretenen EEG-Änderung ja verhindert, dass die chinesischen (und andere) Überkapazitäten durch den deutschen Markt ausgelastet werden.

Manchmal könnte man meinen, dass manche meinen, die deutsche PV-Förderung sei erhöht und bis in alle Ewigkeit verlängert worden, um die weltweiten Überkapazitäten aufzunehmen. ;)

Das Gegenteil ist aber der Fall.
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