Original von PLU
Was andere einsetzen ist schädlich. Wenn es für die PV ist und dem Profit der Solaristengemeinde dient, dann ist wie immer alles gut :evil:. Von Cadmium bis SF6 & Co.. \"Glaubwürdig\" sieht anders aus!
Oftmals sind Ihre zum Teil fundierten Einwände befruchtend, manchmal aber auch nur um des Antwortens willen so dahin geschustert - wie in diesem Beitrag - der einfach Quatsch ist.
Sie sollten schon die Kernaussage des Threads zur Grundlage Ihrer Aussage machen, welche lautete:
Solarzellenproduktion und Treibhausgasbelastung: 23-tausendmal schlimmer als CO2Bei solch einer reißerischen Aufmachung zwingt diese Aussage geradezu zu hinterfragen in welcher Weise und Menge SF6 von den Herstellern verwendet wird. Ebenso ob alle PV-Hersteller es verwenden und wie die Alternativen aussähen.
Zudem ist weder klar, welche Mengen SF6 im Anlagenbau oder auch in der PV-Fertigung freigesetzt werden, denn der Großteil des Gases scheint verkapselt, bzw nach Reinigung der Wafer abgesaugt zu werden.
Leider gibt der EIKE-Artikel darüber keine Auskunft, was für eine vernünftige Einschätzung der Relation allerdings ausserordentlich wichtig wäre.
So bleibt nur der anklagende Zeigefinger, mit der suggerierenden Aussage, dass die PV-Hersteller alleine für das Einbringen des hochschädlichen Klimagases verantwortlich seien.
Es ging/geht nicht darum die Klimaschädlichkeit des SF6 in Abrede zu stellen!Für die PV-Produktion wirkt sich die Verwendung natürlich negativ auf die Ökobilanz aus, sollten erklägliche Mengen freigesetzt werden.
Nochmal kurz zu den Zahlen und zwar nur in Bezug CO2:
Das Treibhauspotential von Schwefelhexafluorid entspricht 23.000 CO2-Äquivalenten.
Damit entspricht 1 t SF6 = 23.000 t CO2
Wenn aus der obigen Tabelle von den 29,9 t der PV-Industrie 25 t zugeschrieben und diese
vollständig emittiert würden, so wären
25 x 23.000 =
575.000 t CO2-Emissionen vorhanden.
Der Größenordnung halber zum Vergleich: 1kwh Strommix werden im Jahr 2011 ~560g CO2-Äquivalente zugeordnet.
Bei einem Stromverbrauch von rund 540 TWh ergeben sich rund
300.000.000 t CO2 Emissionen.
Ein großes Problem von SF6 ist allerdings seine enorme Langlebigkeit. Daher wäre von größter Wichtigkeit zu erfahren, wieviel SF6 tatsächlich durch die PV-Produktion emittiert wird.
Fand gerade folgendes Papier:
Climate Change|19/2009|Workshop des UmweltbundesamtesHier: Kapitel 4.3 S.41 ff.
Ältere Produktionen sind mit Abluftreinigungsanlagen ausgerüstet, die 80 bis 95% des SF6 oder NF3 entfernen, wobei letzteres einfacher zu zersetzen ist. Neuere Linien sind mit höherwertigen Abluftreinigungsanlagen ausgestattet, die z.T. sogar redundante Brennkammern enthalten, so dass auch bei Ausfall eines Brenners derselbe Reinigungsgrad garantiert werden kann, der für NF3 bei 99% oder besser liegt. Die direkten Emissionen am Ort der Verwendung der fluorierten Treibhausgase sind damit gering. In der Branche ist trotzdem eine Bewegung zum Ersatz dieser Gase zu erkennen, da die ökologische Performance der so hergestellten Solarzellen leidet, selbst wenn 100%Reinigung der Abluft von fluorierten Gasen gewährleistet werden kann. Dies liegt daran, dass die \"Lieferkette\" des entsprechenden Gases \"leck\" ist in dem Sinne, dass bei Herstellung, Reinigung, Abfüllung, Verteilung und Transport ein kleiner, aber nicht zu vernachlässigender Bruchteil des Treibhausgases in die Atmosphäre gelangt, entweder über Emissionen, die dauerhaft sind und aus wirtschaftlichen Gründen nicht gedichtet werden, oder über seltene, aber wiederholte Vorfälle von Fehlbedienung und Geräteversagen.
(...)
Die direkten Emissionen von fluorierten Treibhausgasen in der PV Industrie in Deutschland sind damit jetzt schon klein und werden weiter abnehmen. Für die Zukunft muss die Problematik jedoch im Auge behalten werden, da neue Technologien in kurzer Zeit umgesetzt werden können, die in wenigen Jahren zu Veränderungen des Verhaltens der gesamten Branche führen können.
(...)
Laut anwesenden Industrievertretern besitzen alle PV-Herstellungsanlagen standardmäßig eine Abgasbehandlung. Die beiden Szenarien des ersten Vortrages zur Kammerreinigung tragen dem auch Rechnung. Es wurde diskutiert, ob die Annahme zur Effizienz der Abgasnachbehandlung mit 100% realistisch ist. Eine der anwesenden Firmen bestätigte diese Größe.
(...)
Der Verbrauch von NF3 beträgt [bei der Fa. Inventux] etwa eine Tonne pro produziertes Megawatt, was zurzeit einen Jahresverbrauch von ca. 33 Tonnen ergibt. Es gibt jedoch Bestrebungen, diesen Verbrauch zu senken, bzw. vollständig auf die Nutzung von NF3 zu verzichten.
Alle Prozessabgase werden in einem redundant ausgelegten Abatementsystem nachbehandelt, mit einem Wirkungsgrad von 99 % für NF3. Zurzeit emittiert die Inventux Technologies AG eine Restmenge von maximal 132 Kilogramm NF3 im Jahr (0,4 % der eingesetzten Masse). Bereits ab Herbst 2009 wird diese Masse durch Nachrüstung der bestehenden Anlagen mit einer Remote-Plasmaquelle auf 16,5 Kilogramm (0,05 % der eingesetzten Masse) sinken. Längerfristig ist geplant NF3 durch F2 zu ersetzen.
Siehe auch weiter Kapitel 5.3 S. 64 ff
Für den Emissionsfaktor wurde im Workshop durch die Vortragenden und das Auditorium deutlich, dass die Industrie davon ausgeht, dass von den heute eingesetzten F-Gasen nur ein geringer Anteil freigesetzt wird. Zwei Prozesse sind dafür verantwortlich, zum einen der Zerfall der F-Gase bei der Kammerreinigung selbst und zum anderen die Abgasreinigung. Der Zerfallsgrad in der Kammerreinigung wurde nach längerer Diskussion im Workshop auf ca. 40 % geschätzt. In der Abgasreinigung wurden für Burn-Wet-Abgasanlagen für neuere Technologien Reinigungsgrade von 98-99,9% angegeben. Für ältere Abgasreinigungen wurde ein geringerer Wert von 80-90% geschätzt.
Da diese Papier aus 2009 stammt, gehe ich davon aus, dass der Produktionsprozess inzwischen weitgehend umgestellt ist und vermutl F2 zum Einsatz kommt, bzw. in den neueren Anlagen SF6 im Prozess hauptsächlich zerfällt und der kleine Rest durch die Abgasreinigung entfernt wird.
Nun kann sich der geneigte Leser ein eigenes Bild über die \"wahnsinnig\" hohen SF6-Emissionen machen, was nicht heißen soll, dass der noch vorhandene Rest nicht schädlich genug sei.
Jedoch sieht man die Ausführungen des EIKE-Papiers bzw. des Buches \"Green Illusions\" von Ozzie Zehner in einem anderen Licht und für schadenfrohe Bemerkungen ist nun wirklich kein Platz mehr.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang_AW