Energiedepesche Dezember 2013, Seite 10
Eigentlich sollte der Bund der Energieverbraucher Verbraucher vor Abzockern warnen und nicht noch Abzocken unterstützen.
Ich meine das Thema hydraulischer Abgleich.
Mir sträuben sich die Haare, wenn ich lese:
Ein solcher Abgleich kann locker 20 Prozent an Heizkosten einsparenund
Der Abgleich ist hochrentabel: er kostet wenig und bringt viel.Und wie ist die Wirklichkeit:
Der hydraulische Abgleich ist nur für den Handwerker hochrentabel, den Verbraucher kostet er viel und bringt nichts.
Die Raumtemperatur sollte durch das vorhandenen Heizkörperthermostatventil auf den gewünschten Wert geregelt werden. Am Thermostat wird aber die Raumtemperatur nicht genau gemessen. Besonders kritisch ist dies, wenn der Thermostat mehr oder weniger verdeckt ist, z.B. durch Möbel oder Gardinen.
Die vorhandenen Heizkörperthermostate können aber bei Bedarf eingestellt werden. Wird ein Raum zu warm, von der Grundstellung 3 in Richtung 2 verstellen, wird ein Raum nicht warm genug, in Richtung 4 verstellen. Dabei nicht ungeduldig werden: die Raumtemperatur folgt nur langsam den Einstellungen, es kann durchaus eine Stunde dauern!
Ich habe im Forum schon mehrmals zum Thema hydraulischer Abgleich Stellung genommen und wiederhole noch einmal:
Hydraulischer Abgleich wäre ganz sicher notwendig, die Heizkörper unterm Dach werden nicht mehr richtig heiss, und Entlüftung bringt nichts.
Eine Optimierung der Bestandsanlagen mittels hydraulischem Abgleich lt. OPTIMUS erscheint mir sinnvoll.
Der hydraulische Abgleich wird immer nur im Zusammanhang mit Heizkörpern erwähnt! Was macht man bei FBH, wie funktioniert das?
Schätzen? Auch eine FBH muss man doch abgleichen können, die ist doch heute fast Standard.
Hydraulischer Abgleich war zu Beginn der Zentralheizungen vor 100 Jahren mit Zirkulation alleine durch Schwerkraft zwingend.
Heute werden wohl ausnahmslos Pumpen verwendet, den Abgleich übernehmen bei Anlagen, die nicht völlig verkorkst sind, bereits die normalen Heizkörperthermostatventile, bei FBH die Mischerkreise.
Sie schreiben, dass die Heizkörper unterm Dach nicht mehr richtig heiß werden. Daraus schließe ich, dass sie früher mal funktioniert haben. Ich tippe auf Verstopfung durch (wahrscheinlich) Luftblasen im System. Ich gehe davon aus, dass an jedem dieser Heizkörper Entlüftungsventile sind, wenn nicht, haben Sie ja die Ursache. Wenn ja gibt es - meistens jedenfalls - die Möglichkeit, alle anderen Heizstränge vollständig abzusperren, damit die Pumpe nur in den gestörten Strang fördern muss und dadurch die störenden Luftblasen hinausbefördern kann.
Zu diesem Thema wiederhole ich mich (siehe oben) noch etwas ausführlicher:
Heizkörper sollten mit Heizkörperthermostatventilen ausgestattet sein. Diese haben eine Frostschutzstellung (Schneeflocke) und Ziffern 1 bis 5. Die empfohlene Einstellung für eine Raumtemperatur von ca. 20°C ist die Stellung 3. Die Überprüfung der Raumtemperaturen erfolgt am besten an kalten Tagen bei bedecktem Himmel, weil unterschiedliche Sonneneinstrahlung bei den verschiedenen Räumen Vergleiche und Einstellungen behindern und u.U. sogar unmöglich machen können. Ein Heizkörperthermostatventil (normales Heizkörperthermostatventil ohne zusätzlichen nicht ganz billigen Schnickschnack) regelt den Wasserstrom für den Heizkörper durch Veränderung des hydraulischen Widerstandes. Das ist ja schon ein automatischer hydraulischer Abgleich.
FBH (Fußbodenheizungen) sollten - eigentlich müssen - mit Mischerkreisen geregelt werden. Auch das ist ein automatischer hydraulischer Abgleich.
Die eigentliche und wichtige Einstellung muss am Heizungsregler - also am Kessel - erfolgen. Steilheit und Parallelverschiebung sind die beiden Einstellgrößen, mit denen die optimale Vorlauftemperatur=Kesselwassertemperatur als Funktion des Wärmebedarfs (dieser ist abhängig von der Außentemperatur) eingestellt wird. Siehe z.B. unter wiki heizungsregler.
Der Einbau von zusätzlichen - eigentlich unnötigen - hydraulischen Widerständen kann aber sogar negative Auswirkungen auf die Gesamtenergiebilanz haben: zusätzliche hydraulische Widerstände erhöhen den Leistungsbedarf der Umwälzpumpe, d.h. mehr Stromverbrauch.
Richtwert: 1 W Mehrbedarf ca. 1 €/Jahr Mehrkosten!
Gruß hko