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E.ON Ruhrgas: Ölpreisbindung und Handelspreise

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RR-E-ft:
@tangocharly

Womöglich wurde da etwas nicht verstanden.

Zunächst kommt das Erdgas ziemlich gleichmäßig und kontinuierlich in Deutschland an (sog. Bandlieferungen). Der Preis ist an Rohölnotierungen gekoppelt in USD pro 1.000 Kubikmeter. Das ganze nennt man großspurig den \"Weltmarkt für Erdgas\", auch wenn an beiden Seiten der Pipeline Monopolisten hängen mögen.

Der Weltmarktpreis für Erdgas (der sich aus einer Monopolisten- Preisformel ergibt) wirkt sich auf den BAFA- Erdgasimportpreis aus. Dieser BAFA- Erdgasimportpreis  schwankt deshalb  nominal. Der Marktpreis für Erdgas auf dem deutschen Gasmarkt sollte sich danach richten und nicht stärker auschlagen als der BAFA- Erdgasimportpreis. Aber es geht eben nicht etwa auf dem deutschen Erdgasmarkt normal weiter.

Dann kommen die \"gaswirtschaftlichen Leistungen\" der deutschen Importgesellschaften.  

Das Gas wird in Deutschland eingespeichert. Wenn das Gas wieder aus dem Speicher kommt, ist es plötzlich nicht Erdgas, dessen Preis sich nach dem \"Weltmarktpreis für Erdgas\" richtet, also dem BAFA- Erdgasimportpreis.

Weil es nun plötzlich angeblich für einen - wie wir wissen gar nicht bestehenden - Wärmemarkt bestimmt sei, soll sich der Gaspreis plötzlich und aus heiterem Himmel nach deutschen Heizölnotierungen (HEL) richten, wobei der jeweilige Gaspreis sich nach den Vollkosten des Betriebs einer Ölheizungsanlage einschließlich Kapitalkosten der Ölheizung und der Gebäudeflächen für den Tank, der Kosten für den Schornstein etc. pp., und der Kosten für den Brennstoff Heizöl richten soll, und man wegen der angeblich besseren Umweltverträglichkeit von Erdgas gegenüber Heizöl noch einen kleinen Obulus oben drauf setzt.

Verteuert sich die Heizung mit Heizöl im Inland wegen der Maut für Tanklastwagen oder wegen der Erdölbevoratungsabgabe oder wegen gestiegener Mineralölsteuer auf Heizöl oder wegen einer Verknappung der Raffeneriekapazitäten oder einfach wegen eines Preiskartells der Mineralölhändler, oder aber wegen einer Umwelt- Haftpflichtversicherung für Heizöltankinhaber, wird dieses Gas automatisch teurer, ohne dass die Kosten der Gaswirtschaft gestiegen sind.

Plakativ gesagt hat der Gaspreis bei der Auspeicherung plötzlich nichts mehr mit dem Gaspreis bei der Einspeicherung zu tun. Die Gaspreise werden über die sog. \"Strukturierung\" von der Kostenentwicklung der BAFA- Erdgasimportpreise, den \"Weltmarktpreisen für Erdgas\" abgekoppelt.

Das ist der ganze hochprofitable Trick, den man so wortreich zu umschreiben suchte. Es ist die Lizenz zum Gelddrucken überhaupt.

Denn neben den BAFA- Erdgasimportpreisen haben sich die \"gaswirtschaftlichen Leistungen\" ja gar nicht verteuert. Durch die Regulierung der Netzkosten haben sich diese Kosten sogar verringert.

Und trotzdem sind die Gaspreise aufgrund dieser \"gaswirtschaftlichen Leistung\" nach der Speicherung weit  stärker gestiegen als die BAFA- Erdgasimportpreise, zu denen das Gas nach Deutschland gelangte und zwischengespeichert wurde. Dem ganzen wird dann noch das Etikett \"Ölpreisbindung\" angepappt, so dass niemand dahinter kommt, was da wirklich vor sich geht. Und natürlich lügt die Gaswirtschaft nicht, wenn sie darauf verweist, dass ihre \"gaswirtschaftlichen Leistungen\" das Erdgas zwischen deutscher Grenze und Letztverbraucher so drastisch verteuern. Nur sind es eben keine Kosten.

Man kann sich das vielleicht wie eine Großmolkerei vorstellen, die die Milch von den Bauern für kleines Geld einsammelt und in einem großen Tank lagert und nicht selbst verarbeitet. Aus diesem wird die Milch an weiterverarbeitende Betriebe zu völlig unterschiedlichen Preisen verkauft, je nachdem, ob Käse, Quark, Butter oder eben Brot in einer Bäckerei daraus werden soll. Die Preisspaltung würde die Molkerei mit der \"Strukturierung der Milch\" rechtfertigen. Genauso absurd, wie das bei der Milch wäre, ist es auch bei Erdgas.

Stünde Brot in Konkurrenz zu Kartoffeln, würde man den Milchpreis für Brot- Bäckereien etwa irgendwie an den Kartoffelpreis koppeln.

Damit das aber nicht sofort offenbar werde, mache man möglichst ein großes Geheimnis darum. Wenn nun jeder der - für welche Zwecke auch immer - Milch braucht, diese nur bei dieser Großmolkerei mit regionaler Monopolstellung  beziehen kann, so würde in jeden Milchbezugsvertrag eine Verschwiegenheitsklausel über den Milchabgabepreis aufgenommen werden....

Man sieht deutlich:

Die profitable Preisspalterei durch die Großmolkerei hätte wohl mehrere unabdingbare Voraussetzungen:

Die Milchbauern dürften ihre Milch nicht selbst vermarkten, sondern müssten gezwungen sein, ihre gesamte Milch bei der Großmolkerei abzuliefern. Die Nachfrager nach Milch müssten ihren Bedarf nur bei dieser Großmolkerei decken können, weil daneben keine andere existiert. Zumindest müssten alle Großmolkereien die Konditionen abgesprochen haben, zu denen sie Milch an einzelne Nachfragergruppen abgeben (Kartell). Schließlich dürften die Milchnachfrager keine Möglichkeit haben, die Milch untereinander zu handeln.

E.ON Ruhrgas selbst schreibt ja, dass der Erdgasmarkt nicht anders funktioniere als jeder andere Markt auch.... Man wird die Überlegungen deshalb wohl übertragen können.

RR-E-ft:
Dass vorgenannte Überlegungen zutreffend sind, wird durch aktuelle Aussagen der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control bestätigt:


--- Zitat ---Ausschlaggebend für die aktuellen Preissteigerungen für die End-Verbraucher ist die starke Teuerung der Gas-Importpreise. Die E-Control schätzt, dass der österreichische Gas-Importpreis per Jahresende auf rund 370 Euro je 1000 Kubikmeter steigen wird. Derzeit liegt er bereits bei 335 Euro. Da das Gaspreisniveau im Inland aber noch ungefähr auf dem Stand von Anfang 2007 liege, würde dies einer Steigerung von 66 Prozent entsprechen.

Warum die Endkunden nicht die gesamte Steigerung zu spüren bekommen, erklärt Mayer so: \"Der Energiepreis macht weniger als die Hälfte des Gaspreises aus. Zum Importeinstandspreis kommen die Kosten des Anbieters hinzu, wie Netzgebühren, Wartung oder Personal, die sich ja nicht in diesem Ausmaß erhöhen.\"
--- Ende Zitat ---

Serit Anfang 2007 gab es in Österreich so gut wie keinen Gaspreisanstieg für die Verbraucher, welche sich dort Konsumenten nennen.

In Österreich hat es keine E.ON Ruhrgas und noch einen stärkeren Einfluss der Landespolitik, so dass die Gaspreise vor Wahlen nicht steigen. Schenkt man hingegen den Reden deutscher Energiemanager Glauben, so scheint es fast, als habe sich Österreich ein Stück weit von der Entwicklung des Weltmarktes abkoppeln können.

Siehste auch hier.

Netznutzer:
Gleiche Quelle:

http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/399291/index.do?from=simarchiv

und auch hier:

http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/399011/index.do?from=simarchiv

Passt natürlich nicht so schön ins Bild wie: „Bis zu 200 Euro weniger für Gas zahlen“


Gruß

NN

tangocharly:
@Netznutzer

Auch in Österreich ist nicht alles Gold was glänzt (wie der zitierte Bericht zeigt):


--- Zitat ---Als Mitgrund für die hohen Energiepreise gilt der fehlende Wettbewerb. Dies wird nun von einer Studie der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) bestätigt. Die Rolle der öffentlichen Hand als Eigentümer (der möglichst hohe Dividenden beziehen will), Gesetzgeber und Aufsichtsorgan ist laut OeNB-Direktor Josef Christl „nicht gerade wettbewerbsfördernd“. Bezeichnend seien die geringen Wechselraten: Im Jahr 2006 wechselten nur 0,9 Prozent der Kunden ihren Strom- oder Gaslieferanten, während rund 20 bis 30 Prozent auf einen anderen Mobilfunk-Betreiber umstiegen.
--- Ende Zitat ---

Wenn hier in Deutschland aber, trotz \"Privatisierung\", dennoch alle in einem Boot sitzen, dann ist die Ausgangsannahme, mit dem Blick auf diese o.a. Aussage gerichtet, dass hier kein Wettbewerb besteht, auch zutreffend - und eben das darüber stattfindende \"Argumentationsgefummel\" auch nur hohle Phrasendrescherei.

Netznutzer:
und so sieht\'s in GB aus, ohne die immer so arg kritisierte Ölpreisbindung, in einem Land, das selbst Gas fördert und am weitesten liberalisiert ist.

 http://www.zfk.de/zfkGips/Gips?Anwendung=MeldungenAnzeigen&Methode=Einzelmeldung&Mandant=ZFK&AuswahlRessourceID=5713

Auf 19% Preisanstieg beim Gas und 8% beim Strom im Januar folgen 35% bei Gas und 9 % beim Strom.

Gruß

NN

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